und Güterverkehrs zur Folge haben, in den Zeiten einer Mobil­machung aber geradezu unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten müßten. Wie dieBad. Ldsztg." vernimmt, hat sich auch bereits die erste strategische Autorität des Reiches, General Moltke, für die Herstellung der Bahnlinie Straßburg-Appemveier-Freuden- stadt-Reutlingen-Ulm ausgesprochen (mit südlicher Abzweigung nach.Sigmaringen). Von badischer Seite ist diese Linie von Appenweier bis Oppenau bereits in Angriff genommen und, wie dasselbe Blatt hört, hat auch die neueste amtliche Karte des Reichs-Eisenbahnamtes schon die Fortsetzung dieser Linie bis Freuden st adt eingezeichnet.

Im Reichstag ist ein Antrag der Herren Schmidt, Volk, Elben und Gen. gestellt, dahin gehend: den Reichskanzler zu ersuchen, dahin wirken zu wollen, daß 1) der Beginn des Reichs-Etats­jahres auf den 1. April oder 1. Mai verlegt; 2) dadurch ermöglicht werde, daß der Reichstag bald nach Neujahr zu be­rufen sei, und 3) den Reichstagsmitgliedern die Vorlagen des Bundesraths, insbesondere die Etatsvorlagen, möglichst schon zu Anfang Dezember mitgetheilt werden.

Wer hat denKulturkamp)" eigentlich augefangen? Darüber ist zwischen der klerikalen Partei und den übrigen Theilen der Nation lange Zeit gestritten worden. Bismarck und die reichstrsuen Parteien wiesen auf die Mitwirkung der Jesuiten bei dem Entschluß Napoleons III. zum Kriege gegen Deutschland; ferner auf die Mobilmachung der Ceutrnmspartei hin, die sofort eintrat, als das deutsche Kaiserthum einer protestantischen Dy­nastie proklamier war. Dagegen führten die Mallinckrodt und andere Redner einige Dutzendmal aus, daß 'der Kanzler den Krieg mit Rom vom Zaun gebrochen habe, um die katholische Kirche zu vernichten und die Staatsomnipotenz eiuzuführen. Jetzt endlich ist man dahinter gekommen, daß beide Thcile Unrecht hatten. DieGermania" hat nunmehr Ursprung und Motiv des Kulturkampfes entdeckt. Die Sache ist folgende: Die Herren Laster, Virchow, Bennigsen und Andere associrten sich seit 1871, um sichauf Volkskosten un­gestraft zu bereichern." Damit das gutmüthige deutsche Volk diese Absicht nicht merkte, war eine Co ul isse nöthig, hinter der sie ihre Börsen- und Gründcroperatiouen betreiben konnten. Als solche Coulisse erfanden sie den Kulturkampf, der die öffentliche Aufmerksamkeit von ihrem eigentlichen Treiben abziehen mußte. Der arme Reichskanzler wurde von jenen Volksver­derbern lediglich getäuscht. Er ließ sich in den Kulturkampf hineinhetzen, während der innerste Zug seines Herzens demselben widerstrebte. Hoffentlich wird der Reichskanzler diesen Artikel derGermania" lesen und sein bisher hart gebliebenes Herz dadurch erweichen lassen. Interessant ist an dem possenhaften Einfall des ultramontanen Hauptorgans «ur der Eifer, mit dem dis klerikale Partei aus jede Weise durch ihre Zeitungen wie durch Denkschriften nahezulegen sucht, daß sie zn baden sei. Sie würde mit Vergnügenüber den Stock springen", wenn er ihr nur hingehaltcu würde.

Metz, 20. Jan. Seit etwa 4 Jahren wird ein großer Theil unseres Bezirkes durch einen gewissen Abvecker Back, der auch unter dem NamenHans von Montlich" undLothringer Schiuderhannes bekannt ist, beunruhigt; letzteren Namen legt er sich am liebsten bei. Neben verschiedenen Gaunereien verlegt er sich hauptsächlich auf Pferdediebstähle, welche er mit großer Kühnheit und Schlauheit auszuführen versieht. Die ge­stohlenen Pferde weiß er trotz des Ausfuhrverbots über die franz. Grenze zu bringen und dort zu verwcrthen. Seine Frechheit geht so weit, daß er oftmals Wirthshäuser, welche mit Bauern angefüllt sind, am Hellen Tage besucht und Jedermann wissen läßt, daß er der Schinderhannes sei. Aus Furcht vor seiner Rache, wohl auch aus Aberglauben, man schreibt ihm alle mög­lichen Tcufelskünste zu, wagt sich Niemand an ihn und er geht dann stets unangefochten von dannen. Selbst die 300 Mark, welche seit langer Zeit auf seine Ergreifung gesetzt sind, haben noch nicht bewirkt, daß man seiner habhaft werden konnte. Da er, so bald er fühlt, daß es hier nicht mehr sicher sei, seinen Schauplatz nach Frankreich verlegt, um dann plötzlich wieder ei­nen Raubzug aus deutsches Gebiet zu unternehmen, so haben die deutschen Sicherheitsbehörden ihm gegenüber einen schwierigen Stand.

Wien, 26. Jan. DiePol. Eorr." meldet: der Kaiser ernannte unterm 12. d. M. den Weihbischos Kutschker zum Erzbi­schof in Wien.

Dem Grafen Bcust, dem s. Z. Sachsen zu klein und Oesterreich zu groß war und der jetzt in London Botschafter ist, mästen sämmtliche Ohren klingen, ja läuten, wenn er die Zeitungen liest, und er liest sie alle. Er war Gelegenheits Diplomat, ließ aber die besten Gelegenheiten vorüber gehen, um Oesterreich zu stärken. Im Jahre 1867 machte Graf Taufskirchen'im Aufträge seines Königs und des Ministers Hohenlohe und im Einver- ständniß Bismarcks, einen Versuch, Oesterreich mit Deutschland auszusöhnen und Rußland in'» Einvernehmen zu ziehen, es war im Kleinen das, waS man jetzt das Drei-Kaiser-Bündniß nennt, Oesterreich hätte viel gewonnen, Deutschland wäre wahrscheinlich

der 1870er Krieg mit Frankreich erspart geblieben, aber Beust wies die bayerisch-preußische Politik spöttisch zurück, er ließ sich von seiner Revanche Politik leiten und theilte das Ge­heimnis Napoleon mit. Er spekulirte auf Frankreich und ließ sich dennoch von dem 1870er Kriege vollständig überraschen, während ihn der bayerische Minister Hohenlohe lange voraus­gesehen hatte. Dieses diplomatische Geheimnis; ist durch Ver­öffentlichung diplomatischer Aktenstücke über die Sendung Tauff- kirchens an den Tag gekommen und die Veröffentlichung ist erfolgt, weil Beust auch in neuester Zeit alles thut, um Deutschland und Rußland zu enizweieu, zu Überwerfen und das Drei-Kaiser- Bündnitz, das den Frieden enthält, zu sprengen. Es ist ihm mißlungen. Als Beust's Collegen in London ihn auf diese Anklagen in der Presse aufmerksam machten, sagte er lachend: ich wundere mich nur, daß man mir nicht Schuld gibt, ich sei auch Thomas Mitschuldiger und habe Schiffe und Leute in die Luft sprengen wollen. Auch mit diesem Bonmot ist er der alte.

In Florisdocf bei Wien ist ein israelitischer Kaufmann "Neumann in einem Alter von 104 Jahren gestorben

Als Beweis für die im Kloster und Ort Einsiedeln herr­schende Duldsamkeit erzählt die Thurg. Zig.: Ein Mineur an der Wädeusweil-Emsiedler Bahn, reformirter Konfession, starb am Neujahrstage und wurde am 3. Januar unter allen üblichen Ceremonien nach katholischem Ritus bestattet. Von einem Kloster­geistlichen wurde die Leiche mit Kreuz und Todtenfahne vom Krankenhaus abgeholt, in das der Bestochene gebracht worden, und jo, begleitet von betendem Volke mit Kerzen, nach dem Kirchhofe gebracht, wo er von Geistlichen eingesegnet und der bürgerlichen Reihenfolge nach beerdigt wurde.

Das Berzeichniß des attkatholischen Synodalrathes in Solo­thurn ergibt, daß in der Schweiz 49 Priester sind, welche amtliche Funktionen ausüben und die Verfassung der christ- katholischen Kirche der Schweiz anerkennen", d. h. altkatholische Priester. *

Paris, 22. Jan. Die S enatoren-W ähler des Seine-Departements hielten gestern unter dem Vorsitz Laurent- Pichat's eine zweite Berathung. Eine große Anzahl von Can- didaten erhielt in dieser Versammlung Gelegenheit, ihre Ansprüche zu moumreu. Die Candidaturen von Victor Hugo und Louis Blanc wurden durch Acclamation angenommen, worauf der Erstere eine überaus pathetische Ansprache hielt, von welcher folgender Schluß-Satz als Probe gelten mag:Ich werde das Wort er­greifen im Senat, in den Versammlungen, überall; ich werde es ergreifen, wo man es mir ertheilt, und wenn man es mir nicht ertheill, werde ich es auch ergreifen. Ich bin nie vor den äußersten Anforderungen der Pflicht zurückgewichen und werde auch ferner nicht davor zurückweichen, weder vor den Barrikaden, noch vor den Tyrannen. Ich würde ausziehen. . . . Doch genug! Ich lese in ihren gerührten Blicken, daß Sie verstehen, was ich sagen will .... für die Vertheidigung des Volks und des Rechts bis in den Tod, wenn wir kämpfen müßten, und bis in die Verbannung, wenn wir unsere Niederlage überlebten." Der Bei­fall ans diese Rede war nur mäßig. (Fr. I.)

Der Sultan in C o nst an ti n o p e l wird in den nächsten Tagen viel Besuch bekommen. Die Gesandten der Großmächte stellen sich ein, einer nach dem andern uud geben ihre Visitenkarte ab, auf welcher steht: Reformen! Emanzipation der christlichen Unterthanen! Der österreichische Gesandte , Graf Zichy, geht mit der Note seines Chefs, Grafen Andrassy, voran, die andern folgen undwollen ebenfalls ergebenst darum gebeten haben." Der Sultan wird alles bewilligen, weil er nicht anders kann, und es wird doch nichts Helsen, denn der Türke bleibt Türke und der Koran Koran. Wir fürchten sehr, die Visiten der Herren sind nur der erste Austritt eines großen Trauerspiels, vor dessen letzten Akten sich jeder fürchtet. Der Sultan wills noch einmal mit einem Ultimatum probiren. Sein Feldherr, Aali Pascha, wird dem Fürsten Nikita von Montenegro ein Ultimatum über­reichen : entweder Aufgabe der zweideutigen Politik Nikitas oder Einmarsch der Türken! Das ist aber auch nur eine Drohung, die leichter ausgesprochen als ausgeführt ist. Fürst Nikita ist allerdings der eigentliche Leiter des Aufstandes in Bosnien und der Herzegowina, er füttert ihn mit seinem Geld, seinen Kriegern und seinen Waffen, aber Fürst Nikita ist Fürst von Montenegro, nicht von Gottes Gnaden, sondern von Rußlands Gnaden. Das ist der gordische Knoten für den Sultan, der kein Alexander und kein Annexander ist. (Die Türken sind in letzter Zeit, namentlich in den Kämpfen auf der Straße von Ragusa nach Trebinje trotz großer Tapferkeit immer geschlagen worden und haben sehr viele Leute verloren.)

London, 21. Jan. Im Irrenhaus« zu Prestwich starb dieser Tage ein Geisteskranker, der nicht weniger als 1841 unverdauliche Gegenstände mit einem Gesammtgewicht von nahezu 12 Pfund im Leibe hatte. Der Unglückliche scheint besonders für kleine Schuhnägel eine Vorliebe gehabt, übrigens aber auch Knöpfe, Kieselsteine, Glasscherben u. s. w. nicht verschmäht zu haben.