Zürich, 20. Jan. Das Volksbiatt vom -Hachtel berichtet: Letzten Samstag Abend beging ein im Kosthaus Strickenberg, einer eiwa 10 Minuten vom Dorf« Wald entfernten, an der alte» Straße nach Rütli gelegenen Anhöhe, sich aufhaltender Eisen bah narbeiter italienischer Zunge die nnqualifizirbare Dummheit oder dann die Thomas'sche Schlechtigkeit, gefrorene Dynamitpatronen auf einer heißen Ofenbank auszu- wärmeu. Es mag halb 6 Uhr gewesen sein, eine Zeit, zu welcher weitaus die meisten Bewohner des 8 Wohnungen ent­haltenden, 11 Familien mit 68 Personen (Kostgänger inbegrif­fen) in sich bergenden Hauses, weil noch in den Fabriken des Eigenthümers, des Herrn Hotz zu Dobel beschäftigt, glücklicher­weise abwesend waren, als die Patronen explodinen und das ganze lange Holzgebäude mit einem gewaltigen Knall in lich­terlohe Flammen setzte. Trotz aller Mühe und Anstrengung konnte dem Feuer kein Einhalt gethan werden und wurde auch nur wenig Fahrhabe gerettet. Leider fanden 3 Kinder, 3 ver­schiedenen Familien angehörend, den Tod, wahrscheinlich schon bei der Explosion. 11 Haushaltungen, 63 Personen zählend, sind obdachlos geworden.

Ein ehrsamer Bäckermeister in A. (in der Nähe von Zürich) stellte einen jungen und stattlichen Knecht ein, der sich Ed. Arbenz aus Andelfingen nannte. Der Geselle war fleißig, er gefiel dem Meister und der Meisterin. Lor 810 Tagen empfing er an einem schönen Morgen von der Post einen Brief. Nachdem er denselben gelesen, erklärte er rund dem Meister, er sei jetzt fertig mit dem Teigmachen, er habe soeben vom englischen Gesandten in Bern die Nachricht erhalten, daß der Herzog von Worcester ihn zum Erben von 400,000 Pfund eingesetzt habe, das seien 10 Millionen Franken. Und der Geselle nnes t dem Meister den Brief vor, in welchem dies schwarz auf weiß zu lesen stand und noch eine Citation in's englische Gejandt- schaftshotel in Bern dazu. Der Meister zweifelte nicht länger an dem absonderlichen Glück des Gesellen. Wie erstaunte er aber, als dieser ihm erklärte, er wolle sein Glück theilen mit der Meisterin, ohne die er nicht leben könne; möge darum der Meister diese Perle ihm, er wolle dagegen von der Erbschaft dem Meister 1 Million ablreten. Da der Meister sah, daß die Meisterin mit dem Vorschlag einverstanden sei, willigte er ein, Millionär zu werden und die Gattin zum Opfer zu bringen. Nun mußte aber der Geselle anständige Kleider haben, um sich beim englischen Gesandten in Bern würdig zu produciren. Der Meister gab ihm zu diesem Zweck seinen neuen Ueberzieher und Hut und 350 Fr. baar Geld dazu. - Also ausslasfirt, zog der Geselle mir der Meisterin von dannen. In Zürich kehrten sie ein, die Frau lauste ein schönes Kleid und einen Hui mit hoher Feder: der glückliche Erbe stattete sich ebenfalls aus, Tags darauf gings nach Bern zum englischen Gesandten. Die Frau wartete unten am Palais. Der Geselle brachte dem Gesandten Len Bericht zurück, Alles sei in bester Ordnung, die 400,000 Pfd. St. werden ausbezahtt werden, sobald der Erbe erkläre, daß er den Namen ..Herzog von Worcester" cmnrhme. Indessen aber war die Mutter des Bäckermeisters nach Andelsingen gereist und hatte dort in Erfahrung gebracht, daß allerdings daselbst ein Bäcker Ed. Arbenz existire, und daß derselbe ein geachteter junger Ehe- man und daheim jei. Diese Nachricht war der altep Frau sehr unangenehm, sie reiste zurück nach A. und theilte ihrem Sohne die Kunde mit, daß er angeschmiert und höchst wahrscheinlich nicht Millionär sei. Der wußte nichts Gescheiteres zu thun, als nach der Polizei zu schreien und den Gesellen wegen Betrugs auzuklagen. Und die Polizei fahndete sofort auf den Herzog von Worcester und fand ihn richtig sammt der Meisterin mit der Feder aus dem Hut im Gasthos zur Krone in Zürich. Arre- tirung der Beiden, Verhör, Geständniß des Pseudo-Arbenz, daß er aus dem Canton St. Galle» gebürtig, nicht Erbe des Herzogs von Worcester sei und den Meister angeleimt habe. Er sitzt am Schallen; die Meisterin aber wurde per Droschke ihrem Gatten zugeführt, der sich Anfangs weigerte, sie wieder au- und aufzunehmcn, sich aber dann doch entschloß, Gnade für Rocht ^ ergehen zu lassen. Das Merkwürdigste an der Geschichte ist, daß sie wahr ist.

In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag brachen die Löwen des bekannten Bändigers Delmonico in Paris., die dort' jeden Abend in der Fvlies-Bergeres vorgesührt werden, aus ih­rem Käfig aus. Die Bestien blieben jedoch, da alle Ausgänge abgeschlossen waren, im Hause und machten zunächst eine Pro­menade nach den Galerien. Von hier aus sprangen 4 von ih­nen auf die Bühne, wo ein ausgestopftes Pferd stand, das für die Pantomimen benützt wird; sie stürzten sich auf dasselbe und zerrissen es. Da der Wärter durch das Brüllen feiner Wilden erschreckt wurde und nicht im Stande war, die Flüchtlinge in den Käfig zurückzutreiben, so holte er den Herrn herbei. Letzterem gelang es, nach einer Stunde die Thiere in ihren Käfig zurück­zubringen Am folgenden Tag fand man die Löwen, die sich ans das Pferd gestürzt hatten, in ihrem Käfig todt. Sie hatten dasselbe vollständig aufgezehrt (?) und waren von dem Arsenik, mit welchem die Felle der ausgestopften Thiere zu deren Con-

servirung bestrichen werden, vergiftet worden. Nur der- thendste Hunger könnte solchen blinden Eifer entschuldigen.

InBordeaux wurde ein junger Mann, der ein Priester- gewano angelegt und sich in einen Beichtstuhl eingeschlichen hatte, wo er die Beichte einer reuigen Sünderin hörte, zu 6 Lagen Gefängniß und 25 Fr. Geldstrafe verurteilt.

Es schneit" schreibt man derB Z." vom carli­st i scheu Kriegs-Schauplatz, 7. Jan. Unter Umständen, wie sie hier vorliegen, ist dieser Schnee, der jeden Augenblick dichter und dichter fällt und mit feiner weißen Decke Berge, Thäler und Wege einhüllt, wohl ein Ereigniß, und zwar von allergrößter Wichtigkeit, wenigstens für die spanischen Generale, die doch nun wieder für vierzehn Tage einen guten Grund haben, um den Anfang der Operationen ein wenig hinanszuschieben und sich in Klagen über die schlechte Witterung zu ergehen, die ihrem Kampfes-Eifer so unwillkommene Ketten anlegt. Der Manna- Regen in der Wüste kann den Kindern Israels nicht willkommener gewesen sein, als die großen Schnee-Flocken dem Kriegs-Mini­sterium in Madrid. Man muß übrigens nicht denken, daß den Liberalen allein mit dem Witterungs-Wechsel ein Gefallen ge­schehen wäre; nein, die Carlisten betrachten die dicken Wolken mit ganz demselben Vergnügen, wie ihre Gegner, aber znm Theil ans ganz anderen Gründen. Nicht minder dunkel wird das Bild, wenn wir die Sache vom finanziellen Standpunkte aus betrachten. Wer die enormen Summen kennt, welche die Unterhaltung einer mobilen Armee jeden Tag verschlingt, besonders in einem Lande wie Spanien, das sich mühsam zu hohen Pro- centen jeden Franken zusammenborgen muß, und wo sich alle Kosten verdoppeln und verdreifachen, weil stets mehr wie die Hälfte von den Geldern gestohlen wird, der kann sich leicht be­rechnen, um wie viele Schritte das Land dem Bankerotte näher gerückt ist in diesen drei Wochen, die man ungenutzt hat ver­streichen lassen." (Fr. I.)

Chili ist das erste Land in der Welt, welches dem Frauen­geschlecht das politische Stimmrecht ertheilt hat. Das chilenische Gesetz macht keinen Unterschied des Geschlechts, und die einzigen für die Bürgerschast-Qaalisikationsn sind der Besitz der Volljäh­rigkeit, jowie die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Es ist demnach beschlossen worden, Frauen als Wähler zu registriren, und dieselben werden folglich bei der kommenden Präsidentenwahl mitstimmen können.

Allerlei.

(D e r N u z e n derFiiege n.) Man betrachtete bis­her die Mücken nur als Quäler der Menschheit, dazu bestimmt, die Bilder und Dekorationen unserer Wohnung zu beschmuzen, uns im Schlafe zu stören, die Milch und andere Getränke und Speisen ungenießbar zu machen, und man bemühte sich ver­geblich. den wahren Nuzen der Fliegen zu erkennen. Dem englischen Chemiker Emerson gelang dies jedoch in staunener­regender Weise. Er wies nach, daß die Fliegen, wenn sie mit ihren Füßen über Flügel und Körper streifen, sich dabei nicht wie man bis jetzt glaubte, ihren Körper bloß reinigten und puzten, sondern daß sie bei dieser Prozedur eine Unzahl mi­kroskopisch kleiner Thierchen (Läuse) sammelten, die sie dann mittelst ihres Rüssels verzehrten. Diese Läuse wurden von den Flügeln abgestreift und konnten auch separat beobachtet werden. Weilers konstatirte Emerson, daß in unreiner und stinkender Lust viele gut genährte und mit Myriaden von Läusen bedeckte Fliegen sich herumtummelten, während in mit frischer und reiner Luft versehenen Lokalitäten nur wenige, magere und länsefreie Fliegen anwesend waren. Demnach stellen sich dort, wo Ver­wesung statlfindel, wo die lebenden Krankheitskeime gedeihen, sofort auch deren Feinde und Vernichter ein, und dies sind die ovn uns bis jetzt verachteten Fliegen!

(Geistvolle Chronik). Die geistvollste Chronik unseres Jahrhunderts, schreibt dieHildburghäuser Dorfzeitung", hat sich einer unserer Freunde in seinem Keller angelegt. Die einzelnen Jahrgänge haben kunstvolle Einbände von Holz und tragen in erhabener Schrift die Jahreszahlen 1811, 1834, 1846, 1857, 1858, 1859, 1865. Er studirt in seinen besten Stunden andächtig in ber Chronik, allein und mit guten Freunden, und sitzt stundenlang über dem Jahrgang 1874, welchen er für dm besten des Jahrhunderts erklärt.

Dynamit. Durch Einwirkung der Salpetersäure auf organische Körper entstehen vielfach explosive Verbindungen, so z. B. aus Cellulose (Baumwolle) die Schießwolle, besonders aus dem Glycerin (Oelsüß) des Nitroglycerin oder das Sprengöl. Wegen seiner äußerst leichten Verpuffung durch Stoß oder durch Entzündung fand das Sprengöl nur geringe Verwendung, des­halb versucht der Fabrikant des letzteren, Nobel, es mit pulve­rigen, indifferenten Körpern, wie Sägespähnen, Sand oder Kieselguhr zu mischen , um die Explosionsgefahr zu vermindern. Es glückte ihm so weit, daß dieses unter dem Namen Dynamit bekannte Fabrikat weder durch Stoß, noch durch Feuer zur Explosion zu bringen ist, sondern angezündet nur rasch verbrennt ähnlich angeseuchtetem Schießpulver. Eine blos mit Dynami