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Amtsblatt sür den OberamtsbezLrk Nagold.

Erscheint wöchentlich Zmai und kostet

N^. 14^. halbjährlich hier (ohne Trägerlohni AlöNSlllg ökll 7.^lliööl. M. 60 Pfg-, kür den Bezirk 2 M.

Amtliches.

Nagold.

Gemeinderathswahlen betreffend.

Behufs Fortführung des durch Circular Erlas; vom 3. Juli 1823 ungeordneten Verzeichnisses der Gemeindebeaintcn haben die Ortsvorsteher das Ergebnis der Gemeinderaths-Wahlen anzu­zeigen und sind hiebei die Namen der Gewählten, der Stand, Geburtstag, der Tag der Wahl und der Verpflichtung derselben, sowie das Nebenamt, welches der Gewählte etwa bekleidet, an- zugeben.

Den 3. Dezember 1875.

K. Oberamt. .

G n ntne r.

Nagold.

Schneebahnen betreffend.

Wenn der Schnee in solcher Masse fällt oder durch Wind auf die Straße geweht wird, daß dadurch der öffentliche Verkehr gehemmt oder sehr erschwert wird, so haben die betreffenden Ge­meinden, auf deren Markung sich die Straße befindet, die zu Offenhaltung der Straße nöthigeu Vorkehrungen durch die Füh­rung des Bahnfchlittens und das Schneefchäufeln zu besorgen. Die Ort'vorsteher werden für vorkommende Fälle an rechtzeitigen Vollzug, insbesondere auf den Passstraßen erinnert und es sind die Straßenwärler, Polizeidiener und Nachtwächter behufs der Anzeige angemessen zu instruiren.

Den 5. Dezember 1875.

K. Oberamt.

G n ntne r.

Die Ortsschulbehörden

werden davon in Kenntniß gesetzt, daß eine Wandkarte vom Oberamt Nagold zunächst znm Gebrauch in den Schulen im Maßstab von 1:25000 gezeichnet wird und in etwa 34 Monaten abgeliefert werden kann. Die Karte wird kolorirt und etwa 1,21,3 m. breit und 1-1,1 m. hoch werden. Der Preis be­lauft sich unaufgezogen, wenn, was anzunehmen ist, 90 und mehr Exemplare für den Oberamtsbezirk bestellt werden, ans etwa 56 Bei einem geringeren Absatz wird die Karte auf 810 zu stehen kommen. Die Karte eignet sich auch für die Gewerbe­treibende und Landwirthe, die im Bezirke wohnen, sowie ganz besonders für die Rathhäufer, und wird deren Anschaffung den Herren Ortsvorstehern dringendst empfohlen. Die HH- Lehrer werden ersucht, die Bestellungen sür die Schulen, Rathhäuser und Privaten alsbald zu besorgen und die Bestelllisten binnen 8 Tagen dem Bezirksfchulinfpektorat Altenstaig durch die Pfarrämter ein- zufenden. Wo in einem Orte mehrere Lehrer sind, wird es am vernünftigsten fein, wenn der Lehrer der ersten Stelle die Be­sorgung übernimmt.

NagoldAlten st aig, 4. Dezbr. 1875.

K. gem. Oberamt in Schulsachen.

Güntner. _ Göz. _

LageS-IL-irigkeiren.

Die Bahmeistersstelle in Ostrach wurde dem Bauführer und pro - visorischen Bahnmeister Henßler von Alkenstaig übertragen.

O Nagold. Am letzten Dienstag hielt Herr Apotheker Kober im Gasthof zur Post in der Mitte hiesiger und aus­wärtiger Naturfreunde wieder einen Vortrag über verschiedene naturwissenschaftliche Gegenstände. Beginnend mit einem kurzen Bericht über die Thätigkeit des von ihm mitbegründeten naturwis­senschaftlichen Zweigvereins für vaterländische Naturkunde, machte er aufmerksam auf eine demnächst in Calw abzuhaltende größere Versammlung des genannten Vereins, auf welcher die höchst in­teressante Grammffche Maschine zur Vorstellung kommen soll. Daran knüpfte er einen Vorschlag zur Bildung eines den Win­ter über von Zeit zu Zeit sich versammelnden wissenschaftlichen Kranzes zum Zweck gegenseitiger Belehrung, vorherrschend auf dem Gebiet der Naturlehre und verwandten Fächer neben unge­zwungener geselliger Unterhaltung, und sprach die Ueberzeugung aus, daß es an Material und leistungsfähiger Kräfte sicherlich nicht fehlen werde. Hierauf gab er eine kurze Uebersicht über die heurigen Versuche mit der Seidenraupenzucht. Dieselben haben,

Jnserationsgcbnhr sür die^ Zspaltige Zeile aus gewöhnlicher Lchcist bei einmaliger Oinrücknng 9 Pfg., bei 1.0 I v. mehrmaliger je 6 Pfg.

wenn auch noch keine glänzenden Resultate, doch manche höchst in­teressante und ermulhigcnde Fingerzeige gegeben, worüber fpäler noch Bericht erstattet werden wirv. Auf den acht verschiedenen Versuchsstationen in der Umgegend von Nagold wurde die Ve- handlungsweise dieser Raupe fleißig studirl und konnle eine schöne Zahl sehr seidenreicher Cocons zur Abhafpclung der Seide ver­sandt werden. Auf diesen Bericht folgte ein wissenschaftlich kri­tischer Vortrag über die D a rw in'sche Theorie, welche in neue­ster Zeit so viele Geister in Bewegung setzte, eine Frage, über welche die Literatur neuerdings zu einem ganz kolossalen Umfang angewachskn ist. Unrichtigerweise wird diese Theorie Darwins häufig zusammengeworfen mit der bcrichltzten Lehre der Abstam­mung des Menschen vom Affcngeschlecht, welche gar nicht von Darwin, sondern von einigen seiner Schüler herstamntt. Letztere zu widerlegen, finden wir reiches Material im anatomischen Bau des menschlichen Körpers, besonders des Schädels. Die Dar­winsche Theorie beschäftigt sich vor Allem mit der Frage: Wie sind die verschiedenen Arten lebender Wesen aus der Erde entstan­den ? Was sagt hierüber die exacte Naturwissenschaft. Und Dar­win, einer der scharfsinnigsten, geistreichsten Forscher unserer Zeir, sucht diese Frage durch drei verschiedene sich ergänzende Erwä­gungen zu lösen: 1) Ob nicht alle organischen Wesen entstanden sind durch Abstammung der höheren Arten aus dem Boden der nächstverwandten niederen Art? Dieß ist die sogenannte Abstam- mnngstheorie (Descendenztheorie). 2) Ob nicht die Abstammung in langsamen, ganz allmähligen Uebergängen der höheren Art ans der niederen erfolgt? Dieß ist die sogenannte Entwicklungstheo­rie (Transmutationslehre). 3) Ob nicht die Entwicklung der Ar­ten mit einer natürlichen Zuchtwahl der Individuen im Kampf ums Dasein erklärbar sei? Dieß ist die sogenannte Zuchtwahl oder Selekliouslheorie. Diese Theorien stützen sich alle aus eine große Zahl äußerst sinnreicher Beobachtungen und Schlüsse und scheinen namentlich in den geoznostischen Schichten unserer Erd­rinde vorzügliches Material zum Nachweis zu finden. Dieß wurde durch eine Anzahl naturhistorischer Sammlungsobjekte und Kar­ten möglichst veranschaulicht, sowie auch noch auf die sogenannten geographischen, anatomischen und embryonalen Beweise in Kürze hingewiesen und eine weitere Ausführung dieses Gegenstandes wegen vorgerückter Zeit auf die nächste Zusammenkunft verscho­ben. Kober würdigt vollständig das außerordentliche Verdienst Darwins um die Naturwissenschaft, schließt sich aber im Speziel­len dem Urtheil des bekannten Naturforschers E. v. Hartmann an, der in einem neuesten Werk in völlig unparteiischer, gründ­licher Weise nachgewiesen hat, daß den sämmtlichen genannten Theorien bis jetzt ein wirkticher direkter Beweis, der wohl blos Wahrscheiulichkeitsbeweis genannt werden müßte, noch fehlt.

* Nagold, 6. Dez. Die Dezembertage vom Jahr 1870 gaben auch Heuer wieder dem Militär- und Veteranen - Verein und dem Liederkranz Anlaß zu einer würdigen Erinnerungsfeier am gestrigen Sonntag im Gasthaus zum Ochsen. Gesang, Re­den, Toaste und Deklamationen brachten die durch die Sorgen des täglichen Lebens in Ruhe gewiegten patriotischen Gefühle wie­der stark in Bewegung, und es sollten daher diese Erinnerungs­feiern, wie früher die des 18. Oktobers, zur stehenden Volkssitte werden. Wer seine Angehörigen zum Weihnachtsgeschenk mit einem schönen Zimmerschmuck erfreuen will, der nehme Einsich: von den Mosaikarbeiten aus Waldfrüchten von Hrn. W. Eite!.

In Betreff des am 27. Angust in Dachtel. OA. Calw, ausgebrochenen Brandes, welcher 8 Gebäude in Asche legte, können wir mittheilen, daß zu Ende voriger Woche 2 Personen, worunter ein Brandbeschädigter, als der Brandstiftung verdächtig, gericht­lich eingezogen wurden.

Augsburg, 29. Nov. Der Conventual der Benedictiner- Abtei St. Stephan dahier, Studien-Lehrer Friedr Paul Müller, wurde heute vom k. Bezirksgericht wegen 7 Verbrechen gegen die Sittlichkeit zu 8 Jahren Zuchthaus und zum Verlust der bürger­lichen Ehren-Rechte auf gleiche Dauer verurtheilt. Die Opfer seiner Verirrungen sind Söhne höchst angesehener hiesiger Fami­lien. Der Verbrecher ist flüchtig.

Berlin, 3. Dez. Wieviel es einbringt, wenn Parteien fest stehen und nichts sich vergeben, das lehrt die heutige erste