Johannes Kaltenbach, Seifensieder tüxd GeiveivderPh in ,, Altektsiaig,
Schultheiß in Sulz;
zu Ersatz,n«U«-rn:
Louis Vülmle, Fabrikant in Willi berg,
Earl Sannwald, Fabrikbesitzer in Nagold,
Friedrich Wiedmann, Oekonom in Allnuifra:
zu Gerichtszeugen
die Herren:
Heinrich Bauer, Silberarbeiter,
Philipp Jakob Essig, Dreher,
Franz Ni sch, Bortenmacher,
Ludwig Friedrich Köhler, Bierbrauer,
Ludwig Kappt er, Gemeinderath,
Simon Ra user, Tuchmacher,
Friedrich Wilhelm Bischer, Partikulier,
Christian Harr, Partikulier,
sämmtlich von Nagold; als Ersatzmänner:
Carl Wörsching, Gemen.dcracki in Nagold.
Wilhelm Eitel, Buchbinder daselbst.
Den 23. November 1875.
Oberamtsrichter Kißling.
LageS-Nerrigkeilen.
** Nagold, 24. Nov. Die am letzten Sonntag hier vorgenommene Ergänzungswahl in den P f a r r g e m e i n d e r a t h fiel ganz konservativ aus, indem alle seitherigen Mitglieder, die sich in ihrem edeln aber oft verkannten Berufe bewährt hatten, zum Theil mit großer Stimmenmehrheit wieder gewählt wurden. Die Zahl der Wahlberechtigten war ca. 400, von denen 82 ihrer Pflicht nachkamen.
Stuttgart. Nach den neuesten aus dem Haag eingc- troffenen Nachrichten befindet sich I. Ni. die Königin Sophie wieder vollständig auf dem Wege der Genesung.
Stuttgart, 22- Nov. iLandesprodukleubörse.) Das Getceide- geschäft bat fast an allen größeren Handelsplätzen die seuherige matte Tendenz beidehalten und die Preise waren nur kleinen Schwankungen unterworfen. In Brodfrüchten war auch an unserer heutigen Börse das Geschäft nicht belangreich, dagegen ist der Verkehr in Haber seit einiger Zeit lebhafter und der Umsatz hievon betrug vor 8 Tagen ca. 25,000 Ctr. Am Hopsenmarkt werden die Zufuhren nun schwächer und es fin- det deßhalb derselbe von jetzt ab nur noch am Montag statt. Wir normen: Waizen, rufs. 1l M. 55 Ps., dto. baier. N M. - tl M. 10 Pf-, dto. amcrik. N M. 40-55 Pf. Kernen lt M - 11 M- 70 Pf. Gerste, baier. 10 M. 45 Pf. — 11 M. 30 Pi. Haber 8 M. - 8 M. 60 Pf. Hopfen 56-62 M. Mehlprciie pr. 100 Klg. inki. Sack. Nc. 1: 36 bis 37 M. Nr. 2: 32-33 M. Nr. 3: 27—27 M. Nr. 4: 21-23 M.
Stuttgart, 20 Nov. Heute früh nach 1 Uhr wurde auf dem Schiencngeleife unfern der Prag von einem Bahnwärter die Leiche eines gutgekleideten jungen Mannes mit vom Rum- vfe getrenntem Kopfe aufgefunden. Der Lebensmüde, ein gut prädicirler lediger Steinhauer ans-Neuffen, ha! diese schauerliche That mi! großer Kaltblütigkeit ausgeführt, indem er vorher seinen Kopf mit einem Sacktuch an die Schiene angebunden: hatte. Die Leiche wurde heute Vormittag dort abgeholt und in die Tod- tenkammer des Bürgerhospilals verbracht.
Stuttgart, 21. Nov. Da Württemberg selbst keine Neigung zeigt, sich im Cultur Kampf zu engagiren, so bemüht man sich von gewisser Seite, eine altkatholische Bewegung, die sich aus den Verhältnissen heraus nicht entwickeln will, mit künstlichen Mitteln hervorzurufen. In einer jüngst zu diesem Zweck gehaltenen Versammlung wurde ausgesprochen, das Bestreben der hiesigen altkatholischen Gemeinde müsse sich zunächst auf Einräumung der Mitbenutzung einer der protestantischen Kirchen «Stuttgarts richten, wozu ihr die' Protestanten behilflich sein sollten, da diese durch die Uebcrgriffe Roms nicht weniger gefährdet seien, als die Altkatholiken selbst. An einen- Erfolg darf man jedoch, Angesichts der im kirchlichen Leben der hiesigen protestantischen Gemeinden vorwiegenden orthodoxen Tendenz, billiger Weise zweifeln. In der übrigen Bevölkerung wird man sich aller schwerlich für die Sache des Altkatholicismus derart begeistern, daß auf legislatorischem Wege eine staatliche Anerkennung und Berücksichtigung der Allkatholiken herbeigeführt würde. Man ist hier zu Lande gewohnt, alle Arten von Sekten friedlich neben den herrschenden Confejsionen leben zu sehen, ohne daß solche staatliche oder gemeindliche Hilfe für Ausübung ihres Cultns in Anspruch zu nehmen sich entfallen ließen, weßhalb man auch für die altkatholischen Ansprüche kein besonderes Opfer zu bringen sich geneigt zeigen dürste. Die besten Panacee gegen Roms Hebelgriffe erblicken wir in einer guten Volks-Bildung durch Schulunterricht, für dessen Pflege fpeciell in Stuttgart viel gcihan wird. ' (Fr. I)
In Un te rtürkh ei m wurde ein Weichenwärter verhaftet, weil er in der Gießkanne neuen Wein aus Fässern entwendete, welche der Eisenbahn zur Beförderung übergeben waren. Man fand 2 Eimer solchen Weins in seinem Keller.
Vom Lande, 20. Nov. Am heutigen Sonntag wurde in den katholischen Pfarrkirchen der Diöcese Roitenburg ein Ec-
-laß des hischpstHen Ordinariats verlesen, Wch-Mjchem am nach» sten SomltaF dM ersten Advenlsonnta^ eine Kollekte für die Invaliden Als Hm vorigen-HrieK ivffsämmtlichen Kirchen z» verMtMltM.
Karlsruhe, 22. Nov..-Heute wurde die Ständever- s a mm l un g von Sr. K. Hoh. dem Großherzog in-Person eröffnet.
Am 20^ November verhandelte der Rcichstiag über Einnahme» und Ausgaben oes Reichshaushaltes 1876 im Betrage von 481,571,107 Mark und über die beantragte Börsen- und erhöhte Brausteuer. Wir müssen sofort hinzufügen, daß diese Steuern, namentlich die Brausteuer wenig Aussicht haben, angenommen zu werde». Finanzininister Camphauseu erklärte selber, daß diese Steuern für das Jahr 1876 nicht unbedingt nöthig seien, weil man noch Ueberschuß aus den Vorjahren habe, man müsse aber vorsichtshalber für die Zukunft sorgen, weil man nicht wissen könne, was die nächsten Jahre bringen. -Richter- Hagen (Fortschritts;!.) gegen die neuen Steuern und gegen Erhöhung der Malrikularbeiträge: Wir brauchen keine Mehreinnahmen, sondern eine Reform der Steuern ohne Mehrbelastung des Volks, das angebliche Deficit ist nur ein künstliches; es stehen der Regierung noch etwa 90 Mill. aus den französischen Kriegsgelderu zur Verfügung. Wie stimmt es zusammen, daß der Finanzminister der Industrie zur Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und billigen Arbeitslöhnen anfsordert und sie zugleich mit neuen Steuern belastet? Wir erweisen dem Reich den besten Dienst mit Ablehnung dieser Steuern. — Bei der ersten Lesung des Brausteuergesetzes ergriff auch Fürst Bismarck das Wort. Ec sagt: In der Steuerfrage stimme er mit dem Bundes-Bevoll- müchtigleu Camphauseu darin überein, daß die Rechte des Reichstags darüber, ob Ausgaben durch neue Steuern oder durch Erhöhung der Matricular - Beiträge zu decken seien, nicht alterirt werden dürfen. Der Umstand, daß man keine radicale Steuer- Reform vorgenommen, sei kein Motiv für die Ablehnung der Steuer-Gesetze. Man könne auch Abschlags-Zahlungen annehmen. Eine Radical-Reform sei eine Hercules-Arbeit, bei welcher der Parlicularismus der Einzel-Staaten die Lösung der Aufgabe erschwere. Die Kleinstaaten dürfen nicht durch Matrikular-Bci- träge überbürdet werden. Nach seiner Ansicht empfehlen sich für das Reich iudirccte Steuern. Directe Steuern seien für das Reich zu drückend und ungerecht. Frankreich und England, wo meist indirekte Steuern feien, trügen die Steuerzahler leichter. Die Steuern müßten auf Luxus- und Genuß-Mittel fallen. Die Bier-Steuer empfehle sich namentlich, weil sie von allen Handwerken gleichmäßig durch Preis-Erhöhung getragen werde. Es sei nicht angezeigl, die Sache auf das Gebiet der parlamentarischen Machtfrage hinüber zu spielen. Es handle sich um einen Schritt zur allgemeinen Steuer-Reform. Die Börsen-Steuer sei ein einfacher Act der Gerechtigkeit; mobiles Capital müsse wie immobiles Stempel zahlen. „Wenn Sie unfern wohlgemeinten Steuerreform-Versuch ablehneu, müssen wir ihn im nächsten Jahr erneuern; wenigstens glaube ich mich dazu verpflichte!. Von Empfindlichkeit und Cabiuets Frage kann hier nicht die Rede sein. Ich möchte bitten, zunächst das Brausteuer-Gefetz anzunehmen, namentlich auch, um in Norddeutschland gleichmäßige Einnahmen wie in Süddeutschland zu erzielen."
Durch die Blätter läuft die Nachrichi, wonach zu Neujahr eine vollständige Umgestaltung des Tarifs der Telegraphengebühren bevorstände. Die Zonen fielen weg und würden durch die Einheitslaxe ersetzt, welche jedes Wort mit 5 Pfennig berechnet, gleichviel auf welche Entfernung es telegraphirt wird. Einstweilen darf man diese überraschende Neuigkeit wohl noch in Zweifel ziehen.
Wien, 20. Noll. Nach den heutigen Blättern bereitet auch der Wiener Gemeinderath eine Petition an den Reichsrath wegen allgemeiner Abrüstung der Staaten vor. Mehr als twei Drittel der Gemeinderathsmitglieder unterschrieben. Ans allen Theilen Oestreichs lausen Nachrichten über ähnliche Schrille von Stadtvertretungen aus den Provinzen ein.
Wien, 20. Nov. Der Erzherzog Franz, Herzog von Modena, ist heute Abends gestorben.
Wien, 20. Nov. Der Kardinal Er r bi s ch o s von Wien ist von den Aerzten bereits aufgegeben. Man erwartet seinen Tod von einem Tag zum andern , denn da sich der Verfall der Kräfte nicht blos bemerkbar macht, sondern sichtlich zunimmt, ist bei dem 78jährigen Greise auf eine Genesung nicht mehr zu hoffen. Die TheUnahme für den Kirchensürsten ist von allen Seiten eine große und aufrichtige, und reicht wohl über das Maß der konventionellen Höflichkeitsrücksichten. Denn wenn der Kardinal auch nichts weniger als liberal war, so rechnet man es ihm hoch an, daß er stets zur Versassnngspartei gehalten und die nalional-n-lträmontane Opposilion, die sich natürlich viel um seinen Anschluß erworben, nie unterstützt hat. Die Verfassungspar- tei hatte daher an ihm, welcher wegen feines hochgebildeten Geistes . ein groffes'moralisches Gewicht als der einstige Lehrer des Kaisers auch bei Hofe einige Geltung hatte, eine Stütze, die ihr in jenen Tagen, als die National-Feudalen am Ruder waren, von hohem Werthe wurde.