Paris, 17. Nov. Mehrere Abendblätter sind in der Lage, den Wortlaut des von Dopt-Carlos an den König phous gerichteten Schreibens zu veröffentlichen. Der Prätendent biete! (wie h^reilS gemeldet) einen Waffenstillstand für den Fall eines Krieges mit Amerika an u^i fügt hinzu: „Jenseits bes Meeres habe ich keine durch meine Waffen beherrschten-Gebiete; auch kann ich nicht Freiwillige nach Cnba senden. Aber ich werde diese nördlichen Provinzen und das cantabrische Küstenland ver- theidigen, Kaperschiffe ausrüsten und die Handelsmarine unserer Feinde vielleicht dis in ihre Häfen verfolgen "
Von der Mailänder Kais er reise. Nicht weniger als 300 Ordensdckoratioucn hat Kaiser Wilhelm an die Offiziere der italienischen Armee, welche bei dem Mailänder Besuche in der Paradesront gestanden sind, verlheilt. Wie man weiter ans Mailand meldet, hatte Kaiser Wilhelm bei dem dorugen deutschen Bankhanse Mylins einen offenen Credit von 1,400,000 Fr. in Gold. Der Aufenthalt des Kaisers hat diesen jedoch nur 100,000 Fr. gekostet (etwas theurer kam er allerdings den König Viktor Emanuel zu stehen) und so kehren 1,300,000 Fr. wieoer intakt nach Berlin zurück.
In Rom ist der Schwurgerichtsfall Sonz ogno - Luciani beendigt worden, ein italienisches Schau- und Trauerspiel. Lon- zogno war Eigenthümer und Redakteur der Capitale >n Rom, der gclesensten und einflußreichsten Zeitung; eines Abends wurde er in seinem Arbeitszimmer überfallen und mit vielen Dolchstichen getödtet. Der Mörder Frezza wurde zwar ergriffen, aber ganz Rom rief: Lnciani ist der eigentliche Mörder. Auch dieser wurde verhaftet. Wer ist Luciani? Ein junger, schöner, ehrgeiziger Mann von dunkler Herkunft und Vergangenheit, der gern Mitglied des Parlaments werden wollte. Er suchte die Freundschaft Son- zognos und erlangte sie, so daß Sonzogno ihn den Wählern als Candidat für das Parlament empfahl. Lnciani war aber ein politischer Heuchler und ein falscher Freund, er betrog den Freund in der Politik und entehrte ihn, indem er mit dessen Frau, dem schönsten nnd herzlosesten Weibe in Rom, in ein ehebrecherisches Verhältniß trat. Dadurch entstand aus der Freundschaft eine Todfeindschaft. Sonzogno warnte in seiner Zeitung vor Luciani und dieser warb unter der Maske des „Patriotismus, um das Vaterland von einem Feind zu befreien", Mörder. Zu Helfershelfern warb er Armati, Farina, Morelli und Frezza, sie waren seine Werkzeuge, Frezza führte den Todesstoß. In der Untersuchung und vor dem Schwurgericht spielte der beredte und verschmitzte Luciani den politischen Märtyrer und läugnete jeden Antheil an dem Morde, obgleich die Zeugen die Summe nannten, mit denen er die Mörder gedungen. Die öffentlichen Verhandlungen dauerten mehrere Wochen, die besten Redner Italiens traten auf beiden Seiten auf, und endlich siegte die Gerechtigkeit. Lnciani warde als Urheber, Frezza als Vollbringer, Armati, Farina und Mo
relli als tLUtschultzige zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt.
Athen) 13. Roo. Hie, Kammer Hai den Antrag, die sämmtlichen Mitglieder des ehemaligen Kabinets Bulgaris wegen Verfafstingsbruchs in Anklageznstand zu versetzen, angenommen, me ein in den Hroßen Staats« vorznziehmeu. Diese würden vielleicht mit der Zeit einmal komE, aber, nicht als Wirkung beredter Schriften, sondern als eine Folge großer Ereignisse, die man jetzt noch nicht ooraussehen kann.
Hendaye, 17. Rov. Es bestätigt sich nicht, daß Don Carlos in seinem Briefe an König Alfonso den Vorschlag zu einem Arrangement gemacht habe. Vielmehr macht Don Carlos dem Könige das Anerbieten eines Waffenstillstandes für den Fall, daß Amerika Spanien den Krieg erklären sollte. Don Carlos erbietet sich ferner, in dem gedächten Falle seine Streitkräfte mit denjenigen des Königs Alfonso zu vereinigen, um die Integrität der Ration zu vertheidigen; seine Rechte auf den Thron behält er sich ausdrücklich vor.
Konstantinopel, 17. Rov., 8 Uhr Abends. Das Ministerium leitet ernstlich die Reformen ein, um eine Intervention der Großmächte zu verhindern.
Ein Taschcnspielcrstückchen. Die „San Francisco Abendpost" vom 7. Oktober schreibt: Zn Maguire's Theater ereignete sich gestern Abend während der Vorstellung des Taschenspielers Hermann (wie es scheint, ein Doppelgänger des Wiener Magikers) ein interessanter Zwischenfall , der bald hätte üble Folgen haben können. Hr. Hermann wollte das bekannte Kunststück mit dem Hut machen und bat die Herren in der Gesellschaft, ihm einen Hut zu leihen. Einer der Gäste aus der vorderen Reihe überreichte dem Taschenspieler seinen neuen Cylinder und machte denselben im nächsten Augenblick flach wie einen Pfannkuchen, da Hermann absichtlich fiel und seinen Schwerpunkt auf den Hut legte. Der Eigenthümer des HuteS sprang erzürnt auf und machte dem Taschenspieler die bittersten Vorwürfe, doch nahm dieser keine weitere Notiz davon, zerriß den Hut und warf die einzelnen Stücke im Lokale umher. Jetzt aber riß dem Huteigenthümer die Geduld, und er begann den Taschenspieler mit seinem Rohrstocke zu verledern. Hermann sprang entrüstet auf die Bühne, ergriff eine Pistole und schoß auf seinen Angreifer; Alles war in wilder Aufregung und suchte aus der Schußlinie zu kommen, doch blieb der Huteigenthümer unversehrt; statt dessen fiel aber sein neuer Cylinder auf die Bühne und wurde ihm überreicht. Hermann erklärte hierauf dem Publikum, daß ihm in seiner Praxis eine derartige Flegelei noch nicht vorgekommen sei, und verlangte Entfernung des Gastes. Derselbe Wunsch wurde an mehreren Stellen laut; verschiedene Fäuste erhoben sich, und unter Püffen, Hieben, Stößen und Knuffen wurde der „Gentlemann" au die Luft spedirt. Sein neuer Cylinder war dann wirklich flach wie ein Pfannkuchen.
K u pp i n ge n , Oberamts Herrenberg.
Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.
Nagold.
Fahrmß-Versteigerung.
Die Wittwe des Andreas Verstech er, Hirschwirths dahier, verkauft am
Freitag den 26. Novbr d. I., Nachmittags 2 Uhr,
in ihrer Behausung gegen sogleich baare Zahlung im öffentlichen Aufstreich:
3 Kühe, worunter 2 trächtige,
100 Ctr. Heu und Oehmd und ca. 80 Bund Stroh, wozu Liebhaber eingelade» werden.
Den 15. November 1875.
Schultheißenamt.
Nagold.
SlammIM- und Stangen-VerKaus.
Im Stadtwald Bühl, Abth. Lettenlöcher und Storreneck werveu am
Donnerstag den 25. November, Vormittags 9 Uhr,
verkauft:
75 Stämme Eichen von 4—8 in. lang und 23—52 cm. Durchmesser mit 54,86 Fm.
228 Stück eichene, birkene, ahorne und kirschbaumene Stangen,
150 Stück Nadeiholzstangen von 3—11 m. lang.
Zusammenkunft bei der Saatfchulhütte im Bühl.
Den 18. November 1875.
Gemeinderath.
BreiinIM-Verkaus.
In den Stadt- walddistrikten Bühl, Abth. Lettenlöcher, Wäsle und .Storreneck, und Wolfsberg, Abth. Gäuspitz, werden am
Freitag den 26. Noobr., Vormittags 9 Uhr,
verkauft:
1 Rm. eichen Spaltholz,
41 „ eichene Scheiter,
41 „ „ Prügel,
46 „ Nadelholzprügel,
2120 Stück eichene,
1930 „ gemischte Laizbholz- und
3730 - Nadelholzwellen.
Zusammenkunft., Üei. der Saatschulhütie im Bühl.
Den 18. November 1872.
Gemeinderath .
Nagold.
Wollene
Strickgarne
bester Qualität in allen Farben und Nummern vorräthig bci
Gottlob Schmid.
Nagold.
Eine junge
ÄL trächtige Guts
hat zu verkaufen; wer? sagt die
Redaktion.
Nagold.
Alle Sorten
Schnittwsren
für Schreiner sind stets vorräthig auf der Sägmühle von
Eug. Lustnau er. Nagold.
Leinene und wollene
Pferdsdkcken,
sowie extra gute Fischbeinpeitschen empfiehlt unter Garantie
Sattler Weber bei der neuen Kirche. Daselbst ist ein schön möblirtes
Zimmer
an 1 oder 2 Herren zu vermiethen. Nagold.
Einige Hundert
Weidensehlinge
sind billig zu haben; wo? sagt
die Redaktion.
Nagold.
Eine Parthie guter
Winterschuhe
verkaufe ich, Um damit aufzuräumen, zu äußerst billigen Preisen und mache auf diese Gelegenheit, billig einzukaufen, ganz besonders aufmerksam.
Gottlob Schmid.
88
(220 S
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