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Nr. 135. halbjährlich hier (ohne Trägerlohni Samstag den 20. November, einmalig bei 1875.

ll Ai. 00 Pfg., für den Bezirk 2 M. mehrmaliger je 6 Psg.

T a s e S - e u i g k e i 1 e n.

»Nagold, l9. Nov. Diesen Vormittag erschoß sich der seit länger hier ansäßige Oekonom M., Familienvater von 10 Kindern, in einem Garten in Mötziugen. Kanui kann ein in Aussicht gestandener zu verlierender Prozeß in einem Pferdshan­del das einzige Motiv hiezu sein, wie man hier allgemein glaubt, denn seine Lebensweise läßt nicht ans solch heradgekommene öko­nomische Verhältnisse schließen, daß er den Verlust hiebei nicht noch hätte verschmerzen können.

Altenstaig. Besucher Stuttgarts möchte ich aus einen Ritterofen aus seinem Eisenguß (einen geharnischten Ritter mit Spieß und Schwert bewaffnet), sowie auf einen Ofen­schirm, ebenfalls Eisenguß, eineu Ritterschild vorstellend, auf­merksam machen. Beide Stücke, welche im Mnsterlager der Cent- ralsteüe für Gewerbe und Handel zu sehen sind, kommen aus einer Fabrik in Jlsenburg (im Harz). Da besagte Novitäten erst seit kurzem ausgestellt sind, läßt sich über die Hcizungssähigkeü des Ofens noch kein Urtheil abgeben, jedenfalls bilden Ofen und Schirm für Säle einen prächtigen Schmuck. Knies er.

Calw, k7. Nov. Die Gemeinde Oderhaugstett beging gestern die Einweihung ihres neuen Schul- und Rathhauses. Das stattliche Gebäude ist, was allgemein anerkannt wurde, nach Plan und Ausführung in allen Theilen gelungen, so daß es anderen Gemeinden als ein Muster vorgehalten werden kann.

Heilbronn, 16. Nov. Soeben durchläuft, wie dieNeck.- Ztg." schreibt, die erschütternde Kunde unsere Stadt, daß sich der Pächter der Restauration des Aktiengartens, Herr H., erschossen habe.

Karlsruhe, 13. Nov. Dem Finanz Ministerium ist von einer Sortiments-Buchhandlung das Gesuch zugegangen, dem be­sonders von katholischen Pfarrern in ihren Pfarrhäusern betrie­benen Pr iv at-Buchha lid el, sowie dem von vielen Schrift­stellern ausgesührten Selbst-Verschleiß ihrer Werke dadurch zu begegnen, daß diese Geschäfte als Einkommens-Quelle gesetzlich versteuert werden

Aus einem militärischen Aufbewahrungsräume in Rastatt wurden kürzlich Kleidungsstücke: Hemden,, Hosen,' Süffel, im Werthe von etwa 2000 Thlrn. entwendet.

W ü rzburg, 15. Nov. Heute Vormittag 9 Uhr begann vor dem hiesigen Schwurgerichte der Monsterproceß gegen die Militärverwaltungsbeamte», eine Verhandlung, zu der nicht we-- Niger als 132 Zeugen vorgeladen sind und die sich dem äußerst umfangreichen Unklagematerial nach aus mindestens 12 Tage er­strecken wird. Lazareth-Oberinspektor Hechtet von Nürnberg ist wegen 35 Verbrechen im Amte , 1 Verbrechen im Amte im idea­len -Zusammenflüsse mir 1 Verbrechen im Amte durch Urkunden­fälschung, ferner Garnisonsverwallungs-Direktor Pauli (hat sich indessen im Gefängniß durch den Strang aus der Welt geschafft.) von Germersheim wegen 111 Verbrechen im Amte, 6 Verbre­chen im Amte im idealen Zusammenflüsse mit 6 Verbrechen im Amte durch Urkundenfälschung und 6 weiteren Verbrechen im Amte; Kaserneninspektor Braun zu Würzburg wegen 146 Ver­brechen im Amte, Verbrechen im idealen Zusammenhang mW 7 Verbrechen . im Amte ßdurch Urkundenfälschung und 24 Verge­hen im Amte; endlich Kaserneninspektor Peter wegen 52 Verbre­chen im Amte und 2 Vergehen im Amte angeschuldigt. Die Ver­lesung des Verweisungserkenntnisses des kgl. Appellgerichtes in Bamberg und der Angeklagte des hiesigen Staatsanwalts währte von 9'/r bis 12 Uhr und gewahrte ein wahres Schreckbild von Urkundenfälschungen, Betrugs-Fällen und amtsuntreue Handlun­gen, die von dem unbedeutendsten Vergehen, wo einem Taglöhner 18 kr. ausbezahlt und 80 kr. anstatt dessen verbucht wurden, onfangend hinaufsteigen bis in mehrere Hunderte beziffernde Ge- sammtsummen und in dieser Weise dem Staate eine Belastung zufügten, die sich gar nicht einmal oberflächlich beziffern läßt. Der Zudrang der Bevölkerung ist enorm und finden bei der gro­ßen Anzahl von Zeugen nur die wenigsten einen Platz.

Würzburg, 17. Nov. Heute früh 5 Uhr ist der Bischof Reiß mann von, Würzburg plötzlich am Schlagflusse gestorben.

Zustand der Adele Spitzeder. In wenigen Tagen, schreibt man aus München, sind drei Jahre seit der Verhaftung

der Adele Spitzeder verstrichen, und zwei Jahre sind bald ver­flossen, seit das schwurgerichtliche Urtheil vom 20. Juli 1873, durch welches sie eine dreijährige Zuchthausstrafe erhielt, Rechts­kraft erlangt hat. In Anbetracht ihres höchst traurigen körper­lichen Zustandes glaubt mau, daß derselben das letzte Drittel ihrer Strafzeit im Gnadenwege wird erlassen werden. Wie kör­perlich, so ist sie nun auch geistig gebrochen und lebt in der fixen Idee,daß sie sich der Menschheit geopfert habe."

Der König von Bayern hat dem ehemaligen Lieutenant v. Waldensels, der wegen Feigheit vor dem Feinde im Jahre 1870 zum Tode verurtheilt und dann zu 15 Jahren Festung be­gnadigt wurde, den Rest der Strafe erlassen.

Frankfurt, 17. Nov. DirKob!. Zig." schreibt:In der Nheinprovüiz haben bereits über 100 katholische Geistliche, darunter 9 Domkapitulare, ihre Unterwerfung unter die Maige- setze angezeitzt.

Berlin, 15. Nov. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird, wie nunmehr feststeht, am 18. d. M. mit seiner Familie von Varzin nach Berlin wieder zurückkehren. Die Anstalten zur Uebersiedelung sind bereits getroffen. Die Gesundheit des Für­sten ist so ziemiich wieder hergestellt. Er leidet zeitweise nur noch an neuralgischen Schmerzen, macht aber wieder größere Prome­naden zu Fuß. Kürzlich war der Cultusminister Dr. Falk in Barzin: zwischen ihm und dem Reichskanzler herrscht volles Ein­vernehmen. Von einemmoäus vivenäE oder einemVergleich" mit den renitenten Priestern ist keine Rede. Der Reichskanzler wird jm Reichstage erscheinen und für die Regieruugs- und BunvWralhsvorlagen eintreten, namentlich auch für die Srafge- setznooelle. Ob er wieder seine parlamentarischen Abende abhal- tcn wikd, darüber ist noch nichts entschieden.

Berlin, 15. Nov. In Bezug auf die von mehreren Journalen gebrachte Meldung von einer beabsichtigten Reise des Kronprinzen nach Amerika wird aus authentischer Quelle ver­sichert, daß diese Reife an maßgebender Stelle gar nicht in Frage gekommen ist.

Berlin, 16. Nov. Einer Berliner Mittheilung derMagd. Ztg." zufolge wird in Reichstags-Kreisen erzählt,die ultramon- tane Partei habe durch das Medium eines hocharistokratischen Geistlichen, der früher Mitglied des Landtags war, den Versuch gemacht, zu erfahren, ob nicht später bei einem Regierungs-Wech­sel Aussicht vorhanden sei, unter günstigen Bedingungen einen Compromiß zu schließen. Hierauf wäre dem Fragenden aus ho­hem Munde die Antwort zu Theil geworden:Die Pietät ge­gen die katholische Kirche entspreche den Traditionen des Hohen- zollern-Hauses; aber ebenso entspreche denselben, daß der katho­lische Klerus sich den Landes-Gesetzen zu fügen habe. Von die­ser Forderung, so wie von dem bestehenden gesetzlichen Recht werde niemals etwas aufgegeben werden.

Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes wegen Fest stellung des Reichs-Haushaltetats für das Jahr 1876 seitens des Bundesraths zugegangen.

Das Schaltjahr 1876 kostet uns allein beim Militär 124,977 Mark-mehr als ein anderes: so viel beträgt'die Ver­pflegung der Truppen am 29. Februar. Die Gesammtstärke des Reichsheeres beträgt 401,659 Mann, darunter 17,011 Offiziere, 48,280 Unteroffiziere, 745 Zahlmeisteraspiranten, 12,493 Spiel - leute, 327,508 Gefreite und Gemeine, 3187 Lazarethgehilfen und 9446 Handwerker. Zur Armee gehören fferner 1631 Militär­ärzte, 748 Zahlmeister, 621 Roßärzte, 626 Büchsenmacher, 93 Sattler und 79,893 Dienstpferde.

Auf einem Bahnübergang in Elberfeld wurden am 11. Nov. drei Mädchen im Alter von 16, 17 und 18 Jahren vom Courierzuge überfahren, zwei davon waren sofort todt, das dritte wurde schwer verwundet.

Wien, 18. Nov. Cardinal Rauscher ist an hochgradiger Lungen-Entzündung erkrankt und auf seinen eigenen Wunsch mit den Sterbe-Sacramenten versehen worden.

Wien, 17. Nov. Die Pol. Corr." meldet: Auf beson­dere Einladung des Kaisers von Rußland wird der Erzherzog Albrecht zu dem am 8. Dezember stattfindenden Georgs-Feste nach Petersburg reisen.