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— Ein neuer internationaler Schwindel. Aus verschiedenen Orten wird über folgenden Schwindel berichtet: Ein Schlächtermeister bekommt aus Paris von einem gewissen P. Mangloff die Anfrage, ob er geneigt sei, täglich große Quantitäten frischen Fleisches nach Paris zu senden. Zugleich erbietet sich der Pariser, bei einem deutschen Bankhaus als Sicherheit ein Effekten-Depot zu hinterlegen. Der Schlächtermeister ging darauf ein, und der Pariser Auftraggeber sandte fünf Stück Aktien der „Banque de Credit Commerciel u. Industriell", jede über 500 Frs. lautend. Aus einem beigelegten Coursblatt ergab sich, daß die Aktien auf 690 Frs. standen. Der Banquier, an den die Aktien gesandt waren, prüfte die Sache genau und fand, daß das Coursblatt von einer „Banque de Credit Industrie! und Commerciel" sprach, während die Aktien den umgekehrten Firmentitel aufwiesen. Demzufolge fragte der Banquier bei einem Pariser Bankhaus an und erhielt die Antwort, daß die gesandten Actien völlig wertlos seien. Dieser Fall zeigt wieder recht deutlich, daß Bestellungen auf Warenbezüge vom Auslande nur mit der größten Vorsicht entgegengenommen werden dürfen. Durch die Vorsicht des Banquiers ist der Schlächtermeister vor Schaden bewahrt worden und der Pariser Auftraggeber hat auf die Aufforderung, ein anderes Depot zu übersenden, bislang noch nicht geantwortet.
— Beharrlichkeit in der Schule. Eine hübsche Erzählung von der vergeblichen Mühe eines Lehrers in einem sächsischen Dorfe, einem sechsjährigen Knaben das Verständnis der Addition klar zu machen, enthält u. a. folgenden Dialog. Lehrer: „Wenn du einen Strumpf an dem einen Beine hast und dann noch den anderen anziehst, wie viel hast Du nachher Strümpfe an?" — Schüler: „Ich trage gar keene Schdrimbe nich." — Lehrer: „Aber wenn dein Vater ein Schwein im Stalle hat und kauft noch eins dazu, wie viel Schweine hat er dann?" —- Knabe: „Mer fiddern gar keene Schweine." — Lehrer: „Oder wenn du erst eine Jacks hast und deine Großmutter schenkt dir zu Weihnachten noch eine, wie viel Jacken hast du?"
— Knabe: „Die schenkt mir keene." — Lehrer: „Aber wenn Du einen Apfel hast und deine Mutter schenkt dir noch einen, wie viel Aepfel hast Du dann?" — Knabe: „Unsere Aebbel sind meerschtendeels sauer. Ich krieg Leibschmerzen. Ich mag keene." — Lehrer: „Eine armes Bettelkind bekommt von dir ein Stückchen Brot, aber es hat schon eins in der Tasche, wie viel hat es dann?" — Knabe: „Mei' Brot eß ch' alleene."
— Die beiden Nüancen. Der große Mime B. gastierte einst am Stadttheater zu P. als Othello. „Hören Sie mal", sagte der berühmte Künstler in der Probe zu dem Darsteller des Jago, als die große Scene zwischen beiden im dritten Akte kam, „hier habe ich eine Nüance", auf die noch kein Othello bisher gekommen ist. Wenn ich Sie nämlich bei den Worten: „Beweis' Schurke u. s. w." an der Gurke! packe und zu Boden werfe, dann spucke ich Ihnen ins Gesicht; das wird einen ganz kolossalen Effekt machen."
— „Ja, dös is famos", entgegnete in seinem österreichen Dialekt der Darsteller des Jago, „in dieser Scene Hab i halt auch eine Nüance, die i no von lein Jago weiter g'sehn Hab: Wann Sö mir nämlich ins G'sicht g'spuckt hab'n, da steh' i halt auf und hau Ihnen a ganz g'hörige Watschen herunter. Pafsens auf Kollege, was dös für an' kolossalen Effekt machen wird."
Aus äem Verfckönerungsverein.
Nachdem die alljährlich wiederkehrenden, unvermeidlichen und einen großen Theil der zur Verfügung stehenden Mittel verzehrenden Wegreparaturen nahezu vollendet sind, hat der Ausschuß des Verschönerungsvereins in Berathung gezogen, in welcher Weise der Rest der Mittel Verwendung finden solle. Un- getheilten Beifall fand dabei der Vorschlag, die große jetzt noch wilde und unschöne Fläche unterhalb des Schärwäldchens, zwischen dem Stadtgarten und den 100 Staffeln, nach und nach in mehreren Abtheilungen in Kultur zu nehmen, d. h. zu planiren und durch Anpflanzung von Gebüsch zu einem würdigen Anhängsel des eigentlichen Stadtgartens umzuschaffen. Gleichzeitig sollen die durch dieses Terrain führenden Wege erbreitert und verbessert werden. Ist diese Arbeit in etwa 4 Jahren vollendet, so werden wir damit eine Anlage gewonnen haben, die unserer Stadt zu weiterer Zierde und dem Publikum zu immer größerer Annehmlichkeit dienen wird. Die Verwaltung hofft demselben damit aber auch einen weiteren Grund zu der Sympathie zu geben, die dasselbe den städtischen Anlagen durch seine unermüdliche Opferwilligkeit in so unzweideutiger und dankbar anzuerkennender Weise erweist und an die der Ausschuß angesichts der nun beginnenden Frühjahrssammlung auch jetzt wieder vertrauensvoll appelliren muß. Kann man doch oft genug die Aeusserung hören, daß man von allen Vereinsbeiträgen denjenigen zum Verschönerungsvsrein am liebsten gebe und es kann in der That keine wärmere Ansprache an den Eifer und an das Bestreben des Stadtgärtners geben, das Publikum zu befriedigen, als wenn ihm solche Aeuffer- ungen zu Ohren kommen. So lange das Publikum nicht erlahmt, wird es auch einer unermüdlich freudigen Thätigkeit des Ausschusses begegnen, die auch durch mancherlei Aerger, der ihm nicht erspart bleibt, nicht zum Stillstand gebracht werden kann. So soll hier auch nicht verschwiegen werden, daß die große Freude des Ausschusses über die unverkennbare Schonung, die sämtlichen Anlagen seitens des Publikums im großen Ganzen zu Theil wird, doch auch hie und da etwas stark getrübt wird durch Beschädigungen, wie sie z. B. die beiden hübschen Naturbrückchsn durch Abreißsn der Hinde und der Pavillon auf der Grorgenhöhe durch Zerstörungen am Geländer erfahren haben. Beschädigungen von Bäumen sind schon im vorigen Jahre gerügt worden, ohne daß trotz der ausgesetzten Belohnungen der Thäter entdeckt worden wäre. Von der Luthereichr ist durch Hinaufklettern schon im Herbste ein Ast abgerissen worden, und ein Sandhaufen, den die Arbeiter zum eigenen Gebrauche beim untern Brückchen in den Stadtgarten geschafft hatten, ist entwendet worden. Wollen wir indessen hoffen, daß die in letzter Zeit in allen Schulen erneuerten Warnungm von guter Wirkung sein werden; möge aber auch das große Publikum die wiederholte dringende Bltte günstig aufnehmen, es wolle jeder nach Kräften in seinem Kreise, ins
besondere auch die Lehrherren durch Belehrung ihrer Lehrjungen, zur Erhaltung und Schonung der zur ungetrübten Freude Aller dienenden Anlagen das Seinige beitragen.
Durch Anpflanzung der Beete mit einer großen Auswahl der schönsten Pflanzen wird der Stadtgärtner auch in diesem Jahre bemüht sein, das Auge der Besucher zu erfreuen und wenn die Versuchung zum Brechen irgend einer schönen Blüte manchmal auch noch so groß sein mag, so mag die schon danach ausgestreckte Hand, wenn sie auch noch so zart ist und von der Galanterie des Stadtgärtners die Erlaubniß voraussetzen zu dürfen glaubt, sich doch des Verbotes erinnern und bedenken, daß, wenn ein Jedes dieses Recht für sich in Anspruch nehmen wollte, in kürzester Frist keine einzige Blüte mehr vorhanden wäre. Leider hat die einzige Winterblume, die sog. Christblume auf dem Alpenpflanzenhügel einem solchen unbezähmten Gelüste nach nur Ltägigem Dasein zum Opfer fallen müssen.
Daß auch im Mitführen der Hunde keine Ausnahme gestattet werden kann und daß es geradezu Ehrensache des Publikums ist, die Bitte auf den Plakaten zu beachten und die Hunde, selbst die angeblich best erzogenen, nur an der Leine oder noch lieber gar nicht mitzuführen, ist eine von der Fürsorge für die Schonung der Beete so selbstverständlich gebotene Forderung, daß ihre bis jetzt hie und da bemerkbar gewesene Mißachtung fernerhin gewiß unterbleiben wird.
Schließlich soll noch darauf aufmerksam gemacht werden, daß in letzter Zeit ein längst als Bsdürfniß gefühlter Weg, der jetzt schon eines sehr großen Beifalls sich zu erfreuen hat, vom Teuchelweg aus über den Kenntheimer Tunnel angelegt worden ist. Die Kosten haben die Stadtpflege und der Verschönerungsverein je zur Hälfte getragen.
(Schluß folgt.)
KoLzerchattungsrnrttec.
— Der Rubrik „Bauernbriefe" entnehmen wir der landwirtschaftlichen Beilage der Ooer-Zeitung folgende Plauderei:
Aber, Hansjörg, wie könnt Ihr denn die Baumpfähle hier unten brennen? Glaubt Ihr denn, das hilft Euch etwas gegen das Faulen derselben? Nein, nein, da seid Ihr auf dem Holzwege! Mein Großvater hat zwar auch immer die Pfähle unten gebrannt, wenn wir einen Zaun machten, auch wenn wir Bäume pflanzten, aber gefault sind die Pfähle doch. Die Sache ist auch sehr einfach. Kohle fault allerdings nicht, aber sie ist sehr porös und so nimmt sie alle Feuchtigkeit auf, bringt diese bis an das ungebrannte Holz und nun geht das Faulen erst recht los.
Ebenso ist es mit dem Teer. Der Teer, ist er dick gestrichen, hält zwar Luft und Feuchtigkeit vom Holze ab, aber ist das Holz noch saftig oder feucht, so fault der Pfahl dennoch, denn der Teer hindert die Verdunstung der Feuchtigkeit und so verstockt der Pfahl. Sollen die Pfähle weder verfaulen noch verstocken, so müssen sie mit einem Holzerhaltungsmittel bestrichen werden, welches das ganze Holz durchoringt, nicht nur Wasser und Luft abhält, sondern auch die Fäulnisstoffe im Holze und des Holzes unschädlich macht. Ein solches Mittel ist erfunden worden und heißt Ourdoliusum ^.Vöuarius, allerdings ein sonderbarer Name, aber bei uns Deutschen muß alles fremdländisch lauten, sonst taugt es nichts.
Dieses Ourboliusum ^.vsuarius ist für jeden, der irgend etwas aus Holz baut und besonders für die Landwirte von größtem Nutzen und sollte in keinem Wirtschaftsbetrieb fehlen, indem Ackergeräte, Wagen, Karren u. s. w. damit bestrichen werden und so das Schwinden. Reißen und Lockerwerden derselben verhindert. Ebenso werden Thore, Geländer, Fässer, Pumpen, Krippen, Raufen, Holzpfostsn im Stalle mit Carbolinsum gestrichen und vor den Witterungsverhältnissen beschützt, ja im Sommer hält ein solcher Anstrich die lästigen Wegen ah. Auch Stricke oder Seile, welche mit diesem Carbolinsum getränkt sind, »ersticken und verfaulen nicht uno werden sehr haltbar. W:r sich von der Wirksamkeit und dem Wert dieses Hdlzrrhaltungs- mittels überzeugen will, braucht nur 2 Stückchen Holz oder Stricke zu nehmen, das eine mit Carbolinsum zu tränken, das andere nicht und beide Teile in die Erde zu vergraben. Wenn er dann solch; nach längerer Zeit ausgräbt, wird der carbolinierte Teil noch wohl erhalten, der anoere angefault sein.
Nun, Hansjörg, kaufe Dir einmal von diesem Holzerhaltungsmittel, welches viel billiger als Teer und Oelfarb-Anstrich und tausendmal besser ist.
Eine Probe kostet nicht viel, da man mit 1 Pfund erwärmtemCarboli- neum 3 dlmotsr bestreichen kann und 1 Pfund nur 30 H kostet.
Alleinige Niederlage für das Oberamt Calw bei Emil Georgii Preise bei 50—200 Pfo. s 20 H per Pfo. i Gffäffe werden billigst
„ „ 10—50 „ L 25 H „ „ > berechnet und nicht mehr
„ unter 10 „ st 30 H „ „ s zurückgenommen.
Carbolinsum ist flüssig, wird am vorteilhaftesten erwärmt verwendet und darf mit einer Wunde nicht in Berührung kommen.
Mitzeteilt von dem konzessionierten Bczirksagcnten Ernst Schall in Calw: Der Postdampfer ,Ems vom Norddeutschen Lloyd in Äremen, welcher am 6. Mri von B einen abgeqangen wir, ist den 15. Mri, nachmittags 4 Uhr wohlbehalten in New-Pork angekommen.-
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Kgt. Standesamt ßakw.
Vom 5. bis 13. Mai 188d.
Geborene.
Rudolf, Sohn des Friedrich Lorch, Zimmermanns hier.
Mrria Helene, Tochter des Joseph Krämer, Schneiders hier.
Georg, Sohn des Georg Mayer, Gärtners hier.
Karl Gstthilf, Sohn des Christian Hörnlc, Flaschners hier.
Getraute.
August Roller, Schreiner von Dill-Weißenstein mit Marie Louise Köhler von hier.
Christian Moriz Stroh, Wollwarcnfabrikant von hier mit Wilhelmine gcb» Scussert, Witwe des Gustav Heinrich Schiele, gew. Fabrikanten hier. Gestorbene.
Jakob Friedrich Rasch old. Tazldhner von hier, 49 Jahre alt.