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6«. Jahrgang

Amt«- um!

Intelligenzblatt Air äen Aezirll

Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.

Die Eimückungsgebühr beträgt S ^ p. Spalte im Bezirk, sonst 12 H.

Dienstag, äen 19. Mai 1885.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 «tL 70 H.

AmtttcHe WekcrrrrrLmcrcHurrgen.

C a l rv.

An die Grlsvorsteher.

Nach den Bestimmungen des Gesetzes vom 25. Juni 1868 (Reg.-Bl. von 1875 S. 212 ff.) betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustands haben die Quartierkommisfionen jeden Bezirks die Grundsätze und Ausführung der allgemeinen Vertheilung der Einquartierung im Oberamtsbezirk zu regeln und hiebei insbesondere die Be­legungsfähigkeit der einzelnen Ortschaften nach Maßgabe des vorhandenen Raumes und der sonst in Betracht kommenden lokalen Verhältnisse zu er­mitteln.

Das von der Quartierungskommisfion des Oberamtsbezirks in Ausüb­ung der vorgenannten Obliegenheit angelegte Quartierkataster muß nun einer Revision unterzogen werden, und haben die Grundlagen hiefür die Gemeinde­behörden zu liefern.

Zu diesem Zwecke gehen den Gemeindebehörden mit heutiger Post Frage­bogen über die Belegungsfähigkeit ihrer Gemeinden mit dem Auftrag zu, solche entsprechend den vorgedruckten Belehrungen und den Bestimmungen des genannten Gesetzes sammt Instruktion» sowie dem Ministerial-Erlaß vom 4. Mai 1877 (Amtsbl. S. 169) zu beantworten und so zeitig hierher ein­zusenden, daß sie spätestens bis Dienstag, den 26. d. M., bei Ober­amt einkommen.

Denjenigen Gemeinden, die aus mehreren Parzellen bestehen, gehen mehrere Fragebogen zu, da die gestellten Fragen je für die einzelnen Parzellen- Gemeinden getrennt zu beantworten sind.

Da der Zusammentritt der Quartierkommission noch in diesem Monat stattzufinden hat, müßten Berichte, die nicht rechtzeitig einkommen, durch Wart­boten abgeholt werden.

Den 17. Mai 1885. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

'Politische Wcrchrrichterr.

Deutsches Reich.

Vom Frühschoppen beim Reichskanzler wissen die Berliner Blätter noch immer Einzelheiten zu berichten. Und mit Recht, denn der Kanzler hat in aller Gemütlichkeit wieder manchen guten Ausspruch gethan.

Feuilleton.

Zm A-grunde.

Roman von Louis Hackenbroich. (Verfasser des RomanS:EinBampy r.-)

Fortsetzung.

So laß ich mir's gefallen", antwortete lachend Juan;daran erkenne ich doch meinen alten großmütigen Gönner! Aber a propos! Ich habe Euch ja noch gar nicht gesagt, warum wir eigentlich hierher kamen; wir erwarteten Euch, um Euch zu sagen, daß wir uns zu Eurer Verfügung halten sollen, um Meldungen zu erstatten oder um im Falle von Ausflügen, die Ihr vielleicht bei den Badegästen in Cauterets in Anregung bringen könnt, Euch und den Ausflüglern als Führer ins Gebirge zu dienen; am zweckdienlichsten wären wahrscheinlich einige größere Partien bis an den Mgnemaleberg oder bis an den See von Gaube, odtzr gar bis an das Thal von Gavarnil."

Das ist eine Idee", sagte Jsmael und heftete seine stechenden vor Gier leuchtenden Augen auf das Spitzbubengesicht Juans;das ist eine Idee!"

Eine Prachtidee, Herr Jsmael", bekräftigte Biaritz mit Kennermiene.

Die noch eine Flasche extra wert ist", beeilte sich Juan hinzuzufügen; das macht zwei Flaschen, eine für jeden von uns."

Wie? Was?" rief erschreckt und abwehrend Jsmael aus.Nein, nein! Eine einzige Flasche, nicht ein Tröpflein mehr, oder denkt Ihr, ich hätte Lust, hier meine Börse vor Euch auMleeren?"

Eure Börse!" lachte der kleine Spanier;aber Ihr habt Eure Börse ja gar nicht mehr; hier ist sie!"

Und damit hielt er vor die Augen Jsmaels eine schwere, volle Börse aus Leder, von deren goldenem Inhalte der geschickte Taschendieb sich mit einem schnellen Blicke überzeugt hatte; Juan hatte sie, ohne daß Jsmael es

An einem Tisch von Abgeordneten, Militärs und Beamten wurde die Ko­lonialpolitik lebhaft erörtert.Beruhigen Sie sich, meine Herren I" sagte Fürst Bismarck,die Kolonialpolitik wird nicht durch Generale und Geheime Räte, die wird durch unternehmende Kommis von Handlungshäusern gemacht." Also vorwärts, ihr Herren! Das ist eine schöne Aufgabe!

Es beginnt, das Exerzieren der Kru-Neger im Ka­merun-Gebiet! Freilich sollen sie vor der Hand noch nicht zum Sol­daten-, sondern nur zum. Polizei- und Sicherheits-Dienst ausgebildet werden, doch dürste auch dazu etwas langsamer Schritt nichts schaden! Unteroffiziere sollen die Lehrmeister sein; der Kriegsminister hat bei den Regimentern in Potsdam angefragt, ob unverheiratete Unteroffiziere Lust verspürten, sich derunausgebildeten" Kru-Neger-Rekruten anzunehmen. Gewiß werden sich mehr als zu viele finden, bekommen sie doch freie Ueberfahrt, freie Wohnung und 2600 Gehalt.

Hages-WeuigkeiLen.

* In den hochgelegenen Waldorten des Calwer Bezirks fiel in der Nacht von Donnerstag auf Freitag außerordentlich viel Schnee, dabei hatten wir fast jeden Morgen in der vergangenen Woche eine an Frost streifende Temperatur. Schaden hat der Schnee, wie es den Anschein hat, keinen an- gerichtet, die Blüte der Bäume leidet bekanntlich nicht darunter,! sofern kein Frost hinzukommt. Durch die kalte Witterung überhaupt, hat der junge Klee übrigens schon an manchen Orten gelitten.

Rach vorhergegangener Prüfung sind zum Eintritt in das Seminar Nagold u. A. ermächtigt worden: Gottlob Süster von Althengstett und Jofua Groß von Ostelsheim.

Dem Staatsanzeiger wird Schnee berichtet von Freudenstadt, Ebingen, Ulm, Leutkirch, Ravensburg, die Bäume beugen sich unter der Last des Schnee's. Frost wird nicht gemeldet. Von den frohen Hoffnungen ser noch nichts verloren.

Freuden st adt, 14. Mai. Obwohl der Himmel heute kein freund­liches Gesicht zeigte, vielmehr seine Schleusen öffnete und Regen und Schnee uns sandte, marschierten doch 22 Mann vom Calwer Turnverein punkt »/ 4 I 2 Uhr in unsere Stadt, um vom hiesigen Turnverein in das Turn­lokal (Krone) geführt zu werden, wo Mittag gemacht wurde. Dieselben fuhren mit dem ersten Zuge nach Nagold, setzten von dort ihre Turnfahrt zu Fuße nach hier fort und erreichten ihr Ziel in circa 5>/s Stunden, neben­beigesagt eine sehr gute Marschleistung bei strömendem Regen. Nachdem das Mittagessen eingenommen und die Stadt, sogut es bei dem schlechten Wetter

geahnt hatte, aus der Tasche des Alten hervorgeholt. Dieser hatte nicht sobald sein kostbares Eigentum erkannt, als er sich katzenartig darauf stürzen und wieder an sich reißen wollte; aber Biaritz hielt ihn mit einer einzigen Bewegung seines Armes auf. Außer sich vor Zorn wollte er sich nun in lauten Schimpf- und Drohreden ergehen; aber Biaritz erlegte ihm mit seiner gewohnten Gravität Schweigen auf, indem er blos den Finger erhob und sagte:

Nehmt Euch in Acht, Herr Jsmael Gantz!"

In der That genügte diese einfache Rede, um des Alten Wut zu zähmen. Juan beruhigte ihn erst vollkommen, indem er lachend sagte:

Seht Ihr denn nicht, daß es Scherz ist; wir wollen Eure Börse nicht, sondern geben sie Euch zurück, obwohl sie recht nett ist und ich Euch aufrichtig darum beneide; aber Ihr wißt, daß wir keine Diebe sind, Gott sei's gedankt! Jedoch die zweite Flasche müßt Ihr uns spenden!"

Zum Henker noch, nehmt sie und laßt mich in Ruhe!" rief der geprellte Jsmael und streckte von Neuem die Hand nach seinem Gelbe aus, das Juan in achtungsvoller Entfernung vor seinen Augen hin und her schwenkte.

Das ist noch nicht Alles, Herr Jsmael", fuhr der Kleine boshaft fort, dieser brave Biaritz hier hat einen wahren Bärenhunger von seinem Morgen­spaziergang durch die frische Berglust bekommen, und auch mir klappert der Magen seit gestern; Ihr seid so gut, und zahlt uns ein kräftiges Mahl, den Auerhahn dort, eine Forelle und ein kleines Dessert; Ihr braucht Euch um den Preis nicht zu bemühen; ich nehme blos dieses Goldstück mit Eurer Er­laubnis und werde die Nota für Euch berichtigen."

Damit nahm er einen Louisd'or aus der Börse und reichte diese mit einer Verbeugung ihrem Eigentümer zurück, der sie mit Gewalt an sich riß.

Spitzbube, Canaille!" zischte Jsmael gelb vor Zom,ist es erlaubt,