Auge zur Erkenntniß der gelben Farbe gelangte, und eine noch viel längere Zeit, bis es auch die grüne Farbe unterschied, und eS ist charakteristisch, daß die ältesten sprachlichen Bezeichnungen für die gelbe Farbe allmälig aus die grüne übertragen wurden. Die Griechen hatten »ach unserer Ueberzeugung einen sehr ans­gebildeten Farbensinn, und doch bestätigen spätere Schriftsteller, daß die griechischen Maler zu Alexanders Zeit nur die Grund­farben Weiß, Schwarz, Roth und Gelb hatten; die Bezeichnung von Blau und Violett fehlte Len altern Griechen, sie nannten diese Farben Grau und Schwarz. So wurden auch die Farben des Negenbogens nur sehr allmälig unterschieden, und der große Aristoteles kennt nur vier Farben desselben. Es ist eine bekannte Thatsache, daß, wenn das Farbenprisma Photographin wird, hinter den Farben Blau und Violett noch ein ganz deutlicher Eindruck znrückbleibt, den wir aber nicht mehr als Farbe zu un­terscheiden vermögen. Die Physiologen behaupten, es werde eine Heit kommen, in welcher das vollkommenste Auge des Men­schen" in der Lage sein werde, auch diese Farbe wahrzunehmen.

(Wochenschrift des nieder österr. Gewerbevereins.)

Folgende schnurrige Geschichte erzählt dieWien. Ta­gespresse'. Ein Branntweinbrenner in Tornocz schüttete jüngst schmutzig gewordenen Branntwein in den Hof teines Hauses aus. Das geschah am Abend. Am nächsten Tag stand seine Frau auf und eilte in den Hof, um nach ihren 12 Gänsen zu sehen. Allein kaum hatte sie die in den Hof führende Thüre geöffnet, als sie auch gleich einen Schrei ausstieß, den», o Jammer! ihre 12 Gänse lagen ringsumher um den ausgeschülteten Branntwein und rührten kein Glied. Auf das Jammergeschrei eilten sogleich einige mitleidsvolle Nachbarinnen herbei, um den Unglücksfall zu konstatircn. Damit nun wenigstens die schönen Federn gerettet wurden, beschlossen die versammelten Damen, daß die Gänse ge­rupft und das Fleisch dann auf den Kehrichthaufen geworfen werden solle, was auch ausgeführt wurde. Doch noch war die Tragödie nicht zu Ende. Als am nächsten Tage die durch die Ereignisse des vorigen Tages noch ganz verftiminte junge Frau in den Hof geht, laufen ihr von allen Seilen nackte Gänse ent­gegen. Diese hatten nämlich im Laufe der Nacht ihren Brannt- weinrausch ausgeschlafen und stürmten nun auf ihre Herrin ein, um derselben entweder ihre Verwunderung über ihre Umwandlung auszudrückeu, oder aber um sich für die ihnen geraubten Federn vielleicht einen Häringsschmaus gegen den Katzenjammer aus­zubitten.

Gefährliches Mittel. Eine junge Ehefrau in ** mußte in letzter Zeit zu ihrem Bedauern sehen, daß ihr bisher so solider Gatte plötzlich in leichtsinnige Gesellschaft gerieth und mitunter ganze Nächte hindurch trank und spielte. Eine Haussrcnndin rieth der Gekränkten, den Mann eifersüchtig zu Mächen,' um ihn dadurch zum Auhausebleiben zu bewegen. Die­ser Rath fand Gefallen und wurde sofort bestätigt. Der Bru­der der jungen Frau mußte an diese ein Liebesbrieschen schrei­ben, welches in Abwesenheit der Gattin dem Mann in Lik Hände gespielt wurde. Sei es nun, daß der Brief etwas ungeschickt abgefaßt war, oder daß der Gatte sehr reizbarer Na­tur ist: die erste Wirkung der verhängnitzvollen Zeilen bestand darin: daß sie der heimkehrenden Gattin sehr empfindliche Züchti­gung einbrachten. Glücklicher Weise wurde der Bruder der Letzteren durch die Neugierde getrieben, den Erfolg seiner schrift­stellerischen Thätigkeit mit eigenen Augen und Ohren zu beob­achten, und kam mit seinem Besuche gerade zur rechten Zeit, um, dem erzürnten Schwager gegenüber den Vermittler und Friedens-^ stifter zu spielen. Die Frau aber tröstet sich heute lächelnd ^ mit den Worten:Ich habe zwar meinen Theil abgekriegt, aber es hat doch geholfen!"

(Ein der Nebenbuhlerin für Geld überlas­sener Ehemann) Der sicherlich seltene Fall, daß eine Frau ihren Ehemann gegen schnödes Geld an eine Nebenbuhlerin ab- tritt, kam unlängst durch eine bei einem deutschen Consnlate in Nordamerika gestellte Beschwerde zu Tage. Eine Köchin in einer norddeutschen Seestadt hatte zu einem daselbst bediensteten ver- heiratheten Kutscher aus dem bayerischen Oberlande eine so hef­tige Neigung gefaßt, daß sie mit Einwilligung des Geliebten dessen Frau den Vorschlag machte, ihr denselben gegen eine baare Entschädigung von 300 Reichsmark zu überlassen. Das Offert wurde, wohl nicht ohne geheime Verständigung zwischen den bei­den Ehegatten, angenommen, der Kaufpreis in Form einesBe­ruhigungsgeldes" an die Frau bezahlt, und die glückliche Köchin segelte mit ihrem Gatten über den Ocean um jedoch bald zu erfahren, daß sie ein sehr faules Geschäft gemacht hatte. Denn, der um so unverhältnißmäßig thenres Geld erworbene Geliebte war so rücksichtslos, schon am Tage nach der Ankunft in Ame­rika heimlich zu entweichen, um zu seiner rechtmäßigen Gattin nach Bayern zurückznkehren, welche ihn, wohl auf Grund der erwähnten geheimen Verständigung, mit offenen Armen, als sei nichts vorgefallcn, aufnahm. Die von der Verlassenen in Ame­rika unternommenen amtlichen Schritte sind unter den gegebenen Verhältnissen erfolglos und durchaus ungeeignet, den Friede» der

wiedervereinigteu Eheleute zu stören; dieselben hegen nur den begreiflichen Wunsch, daß es der leidenschaftlichen Köchin nicht gelingen möge, den Weg nach ihrer neuen Heimstätte zu finden.

(Zeichen der Zeit.) Ein kurzes Zwiesgepräch, das sich zwischen einer Dame und ihrer Köchin entspann, dürfte als ein charakteristisches Zeichen der Zeit erscheinen. Die Dame trat gegen 8 Uhr Morgens in die Küche und fand noch AlleS in größter Unordnung.Wie?" fragte sie empört die Köchin, um diese Zeit ist in Ihrer Küche noch nicht aufgeräumt? Sie scheine» sich sehr spät erhoben zn haben." ,.Nicht später als gewöhnlich," erwiderte das Küchensräulein mit der größten In­solenz;nur ist Madame früher aufgestanden als sonst. Das ist der Unterschied!"

(Vom großen Durst). Der Weltruf, den die Deutschen in der Kunst des Trinkens von Alters her genießen, hat sich auch beim Stuttgarter Schützenfest bewährt. Wie kolossal der Verbrauch der Getränke seither war, mag aus den nachstehenden Ziffern hervorgehen: Wein-Consum (Schützenwein) 3l,352 Liter, Flaschenwein ungefähr 9000 Flaschen. Bier-Consum: Münz 13,14t Liter, Kolb 12,109 Liter, Zimmermann 13,900 Liter. Summa 39,l50 Liter.

El ectriiche Küsse. Ein New-Aorker Blatt erzählte: Eine ruchlose Zeitung behauptete kürzlich, daß, wenn zwei junge Damen jede einen Pol einer galvanischen Batterie in die Hand nehmen und die Verbindung zwischen possttiver und negativer Elektrizität dann durch einen Kuß Herstellen, die Empfindung für beide Damen ganz dieselbe sein soll, als wenn sie von einem jungen, feurigen Manne mit einem Schnurrbarte geküßt würden. Die Notiz hatte die Folgen, daß in wenigen Tagen alle elektri­schen Apparate in der Stadt aufgekauft wurden.

(Ein beneidenswert her Posten) muß derjenige des Scharfrichters in Barzelona fein, denn als der bisherige Jn^ Haber desselben sein Amt dieser Tage niederlegte, stellten sich mehr als fünfhundert Personen ein, die sich angelegentlichst um diese einträgliche Vacanz bewarben.

Des Bierbrauers Trost.

Wer heutzutag will Brauer sein,

Darf nicht die Ruh verlieren,

Zumal die Gäste grob und sein,

Das Bier stets kritisiren,

Daß man oft möcht hinaus zum Loch

Was kümmert's mich, sie trinkcns doch!

Dem Einen ist das Bier zu braun,

Dem Ändern ist's zu hell,

Und jeder muß es erst beschau»,

Eh' kaum er sitzt zur Stell'.

Sie tadeln fort die ganze Wsch'

Was kümmert's mich, sie trinkcn's doch I

Bald soll es haben einen Stich,

Bald wieder ist's zu bitter;

Dem Einen ist's zu wässerig,

Zu dick!" schreit gar ein Dritter.

Und And're tadeln And'res noch

Was kümmert's mich, sie trinkcn's doch!

Wenn's Bier recht kräftig ist und stark,

Daß man könn' sein zufrieden,

Dann machen sie es erst recht ara,

M wird das Hans gemieden:

Es ist was drinn, man kriegt gleich hoch!"

Was kümmert's mich, sie trinkcn's doch!

Sie rechnen Einem her in Eil',

Was mich das Bier wohl koste,

Der Hopsen sei gar billig feil Von Saaz bis nach Aloste.

Die Gerste auch sei wohlfeil noch

Was kümmert's mich, sie trinkcn's doch!

Tagtäglich sagen sie, man soll Den Preis vom Bier abschlagen;

Man könnte werden taub und toll,

Was sie da Alles klagen;

Ein jeder will es billiger noch

Was kümmert's mich, sie trinkcn's doch!

Der Eine möcht' die Maaß um acht,

Der And're gar um sieben;

Ihr Gäste, nur ein wenig sacht',

Das wird uns nie belieben;

Da hält' ja der Profit ein Loch!

Tlrüm graupet nur, sie trinken's doch!

Drum meinem Herzen geht's nicht nah,

Wenn sie auch immer wandern;

Mein Trost ist dies: sie machens ja Dem Einen wie dkm Andern,

Und darum bleibt der Bierpreis hoch

Was kümmert's mich, sie trinken's'Voch!

Der schwäbische Bierbrauer."