Amtsblatt für den Obcramsbezirk Nagold.

Nr. 93.

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1875.

Amtliches.

Nagold.

An die Gemeindefieuereinbringer.

Unter Bezugnahme auf nachstehende Verfügung der Mini­sterien der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern und der Finanzen vom 3. d. M.,

betr. das Verbot der Annahme der auf Thalerwährung lautenden Staatskasscnfcheinc und Banknoten bei den Staats­kassenstellen ,

werden die Gemeindesteuereinbringer ausgefordert, derartige Wcrihzeichen, so lange sie noch von den -Staatskassen angenommen werden dürfen, zu Bezahlung der Sleucrschuldigkeiten an die Amtspflege zu benützen.

Den 10. August 1875.

K. Oberamt. Güntucr.

Verfügung der Ministerien der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern und der Finanzen, betreffend das Verbot der An­nahme der auf Thalerwährung lautenden Staatskafsenscheine und Banknoten bei den Staatskassenstellcn.

Die den Slaatskassenstellen ertheilte Ermächtigung zu Annahme:

der K. Preußischen Kassenanweisungen von 1 und 5 Reichs- thalern,

der K. Sächsischen Kassenbillets von 1, 5 und 10 Reichs- lhalern,

der yuf Thalerwährung lautenden Banknoten der K. Preußischen Bank,

der auf Thalerwährung lauienden Banknoten der Bank für Süddeutschland

wird vom 30. August d. I. an außer Wirksamkeit gesetzt, es dürfen daher von diesem Tage an von den Staatskassen keiner­lei auf Thalerwährung lautende Staatskassenscheine und Bank­noten mehr angenommen werden, was unter Bezugnahme aus die Verfügung vom 13. April 1875, betreffend das Verbot der An­nahme der auf Guldenwährung lautenden Banknoten und fremd­ländischen Staatskassenscheine, hiedurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.

Stuttgart, den 3. August 1875.

Mitl nacht. Sick. Für den Finanzminister:

R u e f s.

Tages-Nenigkeilen.

** Nagold, 11. August. Eines der Gewitter, die letzten Montag unsere Stadt zu bedrohen schienen, nahm seinen Weg über das Gäu, richtete einigen Schaden an und erschlug aus der Boudorfer Markung einen Knecht auf dem beladenen Garben­wagen, während derselbe gerade der letzten Garbe ihren Platz anwies.

Stuttgart, 9. August. (LanLesprotmktenbörse.) An den aus­wärtigen Handelsplätzen war die Haltung fast durchweg ruhig und auch an unserer heutigen Börse beschränkte sich der Verkehr aus den kaufenden Bedarf. Von der neuen Ernte kamen dis jetzt Waizen aus Bayern so­wie, ungarische und wütrtembergische Gerste in Handel. Wir notiren: Waizen, bair. II M. 60 Pf. - l3 M. Pf.: Waizen, russ. 12 M. 80 Pf. Kernen II M. 60 Pf. - 12 M. 30 Ps.; Roggen 8 M. 60 Pf- Gerste, Ivürttemb. 10 M. 20 Pf-: Haser 8 M 2022 Pf.; Rübenreps 14 M. 40 Pf. Mehlpreise Pr. 100 Mg. incl. Sack. Meist Nro 1: 37 M. 23 bis 39 M. Nro. 2: 33 M.-31 M. Nro. 3: 28 M.-30 M. Nro. 4: 23 M.-24 M.

Stuttgart, 9. August. Heute Nachmittag fand die Preis-Vertheilung statt. Andes von Wien erhielt den ersten Preis. Eine Schützen-Revanche! Bei dem Wiener Schützenfest kam der erste Wiener Preis bekanntlich nach Stuttgart. Nach ..geschehener Preis-Vertheilung erklärte der Ehren-Präsident, Her­zog Eugen, das fünfte deutsche Bundesschießen für geschlossen.

Stuttgart, 9. August. Gestern hat unter zahlreicher Bctheiligung von Schützen die Festfahrt nach dem Hohenzollern mittelst Extra-Zuges stattgefunden. Die Fahrt war vom pracht­vollstem Wetter begünstigt. Auf dem Hohenzollern wurde von den Schützen ein Hoch auf den Kaiser ausgebracht und an den­selben folgendes Telegramm gerichtet:Die auf der Stammburg Ew. Majestät Ahnen versammelten Schützen vom fünften deut­

schen Bundesschießen in Stuttgart bringen Ew. kaiserliche Maje­stät die innigste Versicherung, treu und fest zu Kaiser und Reich zu stehen, und senden durch mich deutschen Schützengruß und Handschlag. Schütze W. Becker aus Bremen." Ans der Rück­fahrt wurde in Tübingen ein längerer Halt gemacht und in den Anlagen beim Bahnhof eine festliche Vereinigung abgehalten Aalen, 7. August. Vor einigen Tagen wurde in Lau­terburg die Leiche eines Mädchens im Alter von 20 Jah­ren in einem Ziehbrunnen vorgefundeu. Wie wir hören, er­gab der Sectionsbefund, daß es schwanger gewesen und Anzei­gen dafür, daß es zuerst erwürgt und dann erst in den Brun­nen geworfen worden sei. Die eingeleitete Untersuchung wird Licht in die Sache bringen; wir hören übrigens soeben, daß es sich so verhalte und ein junger Mann als der That verdächtig, in Haft genommen worden sei.

Der König von Bayern stellte dem deutschen Kronprinzen während dem Aufenthalt desselben in Augsburg gelegentlich der Herbstmanöver Pferde und Wagen zur Verfügung. Der Kron­prinz hat dieselben mit Dank angenommen.

Werth cim, 3. August. Der Fracbtfuhrmanu Sauer, ein braver, fleißiger und thatkräftiger Manu von 36 Jahren, wurde letzten Dienstag den 27. v. M., Abends, in der Nähe des Bahnhofs-Abortes von einer Fliege am Halse gestochen, die er selbst noch mit der Hand getödtet hat. Ohne auf diesen Stich irgend eine Rücksicht zu nehmen, verging ihm Per Dienstag und der Mittwoch, und erst am Donnerstag fehlte ihm beim Mittag­essen der gewöhnliche Appetit, Abends fühlte er sich etwas fieber­haft augeregt und begab sich etwas früher als gewöhnlich zu Bette. Am Freitag Morgen aber hatte sich sein Unwohlsein so gesteigert, daß er einen Arzt herbeirufen ließ. Es stellten sich alsbald die Symptome der Blutvergiftung bei ihm ein und gestern Abend um 5 Uhr ist derselbe bei vollem Bewußtsein gestorben. Möglicher Weise hätte Sauer gerettet werden können, wenn er die Herbeirufung des Arztes nicht allzu weit hinausgeschoben hätte und es möge dieser Fall zur Warnung dienen, daß bei ähnlichen Mißgeschicken unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werde.

Die ultramontanen Blätter, deren Einfluß immer mehr ab­nimmt, malen jetzt, um ihre Leser zu schrecken, den Teufel der Annexion Bayerns an die Wand.

Leipzig, 9. August. Kaiser Wilhelm ist in Begleitung des Königs von Sachsen Mittags hier eingetroffen. Bei der Weiterfahrt wurde ein Hoch ausgebracht auf Kaiser Wilhelm, den Schirm-Herrn Deutschlands, und König Albert, des Kaisers treuestem Bundes-Genossen. Das sehr zalreich anwesende Pub­likum stimmte enthusiastisch ein.

Berlin, 6. Aug. Der Kriegsminister hat, wie verlautet, beim Reichskanzleramt einen Mehrbetrag gegen den vorjährigen Militäretat von 36 Millionen Mark angemeldet. (Fr. Ztg.)

Berlin, 7. Aug. In dem Dorfe Nächst-Neuendorf im Teltow'schen Kreise, unweit Zossen, ist dieser Tage, wie man der Stsb. Z." schreibt, ein Verbrechen entdeckt, das dem seiner Zeit an der Barbara Ubryck verübten mit Recht zur Seite gestellt werden kann. Bereits vor sechs Jahren verschwand in dem ge­nannten Dorfe spurlos ein sehr hübsches, aber etwas geistes­schwaches Mädchen, die Tochter der Eigenthümerin Piesenack. Das Gerücht, dieselbe sei verschollen, fand damals allgemeinen Glauben, bis vor etwa 2 Jahren der Gendarm Lips nach Zos­sen kam, zu dessen Distrikt Nächst-Neuendocf gehört. Ihm wurde Kenntniß von dem Verschwinden des Mädchens gegeben, und nachdem er Erkundigungen über die näheren Umstände eingezogen, wurde in ihm der Verdacht rege, daß dieselbe nicht verschollen sei, vielmehr versteckt gehalten werde. Durch die vo» ihm im Geheimen vorgenommenen Recherchen wurde dieser Verdacht lei­der zu sehr bestätigt. Lips machte, nachdem er Verdachts-Mate­rial gegen die Mutter gesammelt, sofort dem zuständigen Amts­vorsteher in Zossen Anzeige. In Folge dessen begaben sich am Mittwoch früh diese beiden Beamten nach Nächst-Neuendorf, um im Hause der. Piesenack eine Durchsuchung der Wohnung vorzu- nehmen. Schon beim Eintritt in das Haus machte sich ein so starcker Modergeruch bemerkbar, daß sofort die Fenster geöffnet