Der GeseWHer.
Amtsblatt kür Leu Oberamtsbczirk NagM.
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Amtliches.
Nagold.
FloHsperre auf der Enz.
Vom 9. d. M. an bis 1. September d. I. können durch die Floßgasse in Lomersheim, OA. Maulbronn, keine Flöße Yassiren, was hiemit veröffentlicht wird.
Den 8. August 1875.
K. Oberamt.
G ü n 1 n e r.
Nagold.
Einleitung zu der Jahrcsschähung der Gebäude betr.
Unter Bezugnahme auf den Erlaß des K. Verwaltungsraths der Gebäude-Brand-Versicherungs-Anstalt vom 26. v. M. (Ministerial-Amtsblatt Nr. 19 S. 242 ff.) werden zum Zweck der Einschätzung der Neubauten und Aenderungen, welche an Fabriken und werthvollen Gebäudezubehörden seit der letzten Schätzung eingetreten sind, die betreffenden Gemeinderäthe unter Hinweisung auf Art. 12 des Gesetzes vom 14. März 1853 und Ziffer 9 Abs. 1—5 des Normal-Erlasses vom 16. März 1853 beauftragt, die Beteiligten zu unverweilter Anmeldung aufzufordern, hierauf die Durchsicht der auf Fabriken und ähnlichen Gebäuden bezüglichen Einträge des Feuer-Versicherungs-Buchs vorzunehmen und die hienach sich ergebenden Aenderungs-Anträge dem K. Oberamt anzuzeigen, wobei die der Schätzung zu unterwerfenden Gegenstände (Gebäude und Zubehörden) unter Angabe des muthmaßlichen Werths einzeln zu bezeichnen sind, damit entnommen werden kann, ob die Absendung des Brand-Versicherungs- Jnspektors erforderlich ist.
Die Berichte sind binnen 3 Wochen hieher einzusenden.
Den 6. August 1875.
K. Oberamt. Güntner.
K. Oberamtsgericht Nagold.
Den Beamten für Fortführung der Güterbücher wird die Befolgung des §. 5 der Just.-Minist.-Versügung vom 14. April 1873 hiemit eingeschärft mit dem Anfügen, daß Uebertretungen derselben künftig mit Disciplinarstrafen belegt würden.
Den 7. August 1875.
Oberamtsrichter
Kißling.
Tages-Neuigkeiten.
* Nagold, 9. Aug. Unser mehrjähriger Amtmann Hu- .xsuadel ist heute nach kurzem Leiden einer Lungenentzündung im Alter von 47 Jahren erlegen. Wie wir ihn kennen, hat er wohl wissentlich niemand wehe gethan, wohl aber mit seinen schönen Geistes- und Herzensgaben Freude und Friede in seinem Kreise zu schaffen gesucht. Seine Beerdigung findet am Mittwoch den 11. August, Nachmittags 2 Uhr, statt.' Dieselbe gibt den Freunden des Entschlafenen in Stadt und Amt Gelegenheit, ihre Anhänglichkeit an denselben an den Tag zu legen.
In Sulz (Dorf) wurde vorige Woche ein Kind ohne Arme geboren.
Stuttgart, 5. Aug. Der König erschien um 4 Uhr, von 50 Kanonenschüssen begrüßt, in den Schießständen, von enthusiastischem Zuruf der Schützen aus allen Gauen begrüßt, in Begleitung Se. Exzellenz des Freiherrn von Spitzemberg. Seine Majestät wurde von dem Vorsitzenden des Centralkomite's Herrn Oberbürgermeister Dr. Hack und Herrn Schützenmeister Föhr empfangen. Hierauf besichtigte Seine Majestät die Schießhalle in eingehendster Weise, nahm auch Einsicht von den Büchern und der Art der Ausmessung der Treffer in den Standscheiben. Der König ließ sich ferner die Bundesvorstände des deutschen Schützenbundes vorstellen, insbesongere die auswärtigen Mitglieder desselben, welche, wie Fabricius aus Frankfurt, in so hervorragender Weise zum Zustandekommen des Festes beigetragen haben, und unterhielt sich aufs Huldvollste mit demselben. Auch hatten die Herren Malfatti aus Tyrol, Landammann aus St. Gallen, Knecht von eben da, Bär Winkel von Arnstadt die Ehre, Seiner Majestät vorgestellt zu werden, ebenso der Vorsitzende des bayerischen Schützenbundes Dr. Fronmüller aus
Fürth. Von der Schießhalle aus, wo Schützenmeister Kutscher Sr. Majestät vorgestellt wurde, begab sich der König auf den Festplatz, wo Se. Majestät beim Betreten der Festhalle unter begeistertem Hochrufen der versammelten Menge mit der Königs- Hymne begrüßt wurde. Se. Majestät machte einen Nundgang durch die Festhalle, die Küche und die Keller, überall von Hochrufen begleitet. Am Gabenkempel verweilte der König mit besonderem Interesse und trank den vom Schützenmeister kredenzten Festwein, indem er auf das Gelingen des Schützenfestes ein Hoch ausbrachte. Stürmischer Zuruf folgte diesem Trinkspruch. Durch die Bierhalle, wo die Tyroler Schützen mit jauchzendem Zuruf begrüßten, verließ der König den Festplatz.
Stuttgart, 5. Aug. Die demokratische Partei veranstaltete gestern Abend in Cannstatt ein Bankett, an dein etwa 50—60 Männer aus allen Theilen des Landes und Parteigenossen (Schützengäste) aus Würzburg, Heidelberg, München, Wien rc. Theil nahmen. Nach einer Reihe Toaste faßte die Versammlung den Beschluß, die Festfahrt auf den Hohenzollern unter der Aufsicht des Hrn. Oskar Henke nicht mitzumachen, dagegen in aarpora auf die Weibertreue zu ziehen.
Stuttgart, 6. Aug. Ju der Festhalle fand gestern Abend bei Anwesenheit des Königs Karl eine Aufführung lebender Bilder („Barbarossa's Tod", „Schiller in der Carlsschule", „die Kaiser-Proklamation in Versailles") statt, mit Prologen von Fischer, Wintterlin und Rüstige, gesprochen von der Hofschauspielerin Eleonore Wahlmann. Die schweizerische Fahne wurde beim gestrigen Bankett nach dem Austauich von Abschiedsreden abgeholt. Das Schießen nimmt trotz dem Regenwetter eifrigen Fortgang.
Stuttgart, 6. Aug. Bis heute sind bei dem Polizeiamte seit Beginn des Festes 22 verübte Taschendiebstähle angezeigl und zwei dieser Diebe in Haft genommen.
Stuttgart, 7. August. Heute wurden die Berliner und die amerikanische Schützenfahne verabschiedet. Professor Klaiber hielt eine ausgezeichnete Abschieds-Rede. Das Schießen ist beendigt. Morgen findet die Festfahrt nach dem Hohenzollern statt.
Heidelberg. Hier ist am 28. v. M. vor der philosophischen Fakultät ein Doktor-Examen unter Umständen abgelegt worden, welche vielleicht einzig zu nennen sind. Vor einigen Wochen kam ein junger Mann nach Heidelberg, machte bei den Professoren Besuche und gab die Absicht zu erkennen, die akademische Prüfung in den Naturwissenschaften abzulegen. Dergleichen geschieht so häufig, daß nichts Auffallendes dabei wäre, wenn nicht der Candidat vorsichtig geforscht hätte, ob diejenigen Professoren, welche als Examinatoren fnngiren würden, — Bärte hätten! Sollte er bei unbärtigen Lehrern auf größere Milde gerechnet haben, wegen deren Aehnlichkeit mit Frauen? Es stellte sich bald der wahre Grund heraus. Der junge Mann ist völlig taub geboren und hat nicht mit Hilfe des Gehörs, sondern auf künstlichem Wege sprechen gelernt und solche Uebung im Ablesen des Gesprochenen von den Lippen des Sprechenden erlangt, daß gewöhnlich von seiner Taubheit nichts zu bemerken ist. Wem solche Energie und solcher Fleiß innewohnt, der hat Recht, die wissenschaftliche Laufbahn zu ergreifen, und es ist erfreulich, zu vernehmen, daß er sein Examen mit höchster Auszeichnung bestanden hat.
In Nürnberg ist am 1. d. M. der erste Sack 1875er Hopfen, Steiermärker Gewächs, eingetroffen. Das Product soll von schöner Farbe und Qualität sein; für den Sack sollen 125 fl. verlangt werden.
In der Erzdiöcese München - Freising wurden im ersten Halbjahre 1875 au Peterspfennigen 9044 fl. gesammelt. Hiezu hatten Prinz Karl 600 fl. und Private 1294 fl. beigetragen, unter letzteren eine adelige Dame allein 650 fl. Die übrigen Beiträge haben die erzbischöflichen Stadtcommissariare München und Landshut, das Klerikal-Seminar in Freising, die Kloster- gemcinden, die erzbischöflichen Dekanat-Aemter, Pfarreien gesammelt.
Mainz, 4. Aug. Bischof Kettelet gibt in Nro. 139 des „Mainzer Journals" eine Erklärung ab, einmal, daß er nicht der Verfasser jener Abhandlung über die Unfehlbarkeit der Kirche