in den letzten Wochen sechs Paar Zocken gestrickt und dieselbe als Ehrengabe gestiftet hat. Schüchieru beachte sie die Gabe, allein gewiß wird sie dem Schützen, welcher sie gewinnt, Glück und Segen bringen. Mil kralliger x?rnd setzle die hochdetagte Greisin ihren N rmen d.lrnmer: E a i h a r i n e En: e u m a u n.
Ziuttgact, 2. August. Eine Entgleisung sand gestern bei dem um 10 Uhr 10 Min. von hier nach Ludwigsburg abgehenden Zuge statt. Durch eine falsche Weichensrellung sind einige Waggons entgleist, gleich nachdem der Zug den hiesigen Bahnhof verlassen hatte. Ein Ungiücksfall ist nicht vorgekommen.
Stuttgart, 2. August. (LaudesprorukcenbSrse.) Bei heutiger Börse war der Geschäftsgang schleppend and datier der UmsaK ziemlich beschleußt. Wir notiren: Waizen bair. 12 Al 50 Ps. dis 13 M. 20 Ps. Kernen 12 M. 40 Ps. dis 13 M. Ungar Gerste 11 M. 15 Ps. Haler 9 Pi. tt> Pf. Mehlpreise per 1e4) .Ülg. incl. Saä. Aieht Äir. 1: 47 M. bis 39 M. Nr. 2: 3Z M. dis 3, M. Nr. 3: 3' M. diS 20 M. Nr. 4: 23 M. bis 24 Ni.
Stuttgart, 8. August. Am gestrigen ersten Tage sind 78 Ehrenbecher und viele silberne Medaillen herausgeschosscn worden Schützenkönig«! war Fräulein Mandel aus Dresden, eine junge hübsche Dame, welche 2 Ehrendecher auf der Feldjchrib« und auf der Standscheibe, sowie 6 jitderne Medaillen herausge- schosien har. Unter den glücklichen Schützen war auch Seine Königliche Hoheit Herzog Eugen von 'Württemberg, welcher Lormlilags mit seiner Schwadron auf dem Exerzierplatz ausgerückt war und Nachmittags in der Schießhalle erschien; er hatte das Glück, eine silberne Medaille herauszuschießen.
Freiburger l 5 - Fr an kei: - L o o s e. Der Hauptgewinn von 50,000 Franken, welcher am 15. November 187! auf die Serie 7709 Nr. 19 fiel, ist nebst verschiedenen anderen Gewinnen noch nicht erhoben worden. Wir machen die Besitzer von diesen Loosen darauf aufmerksam, daß die Gewinne fünf Jahre nach den Ziehungen für verfallen und ungiltig erklärt und am 15. August d. I. verschiedene Serien wcr:h!os werden, wenn sie bis dahin nicht erhoben sind.
München, 2. August. Die heutigen ultramontanen Blätter melden auf das Bestimmteste, daß das Ministerium die Ermächtigung erhalten habe, im Buudesralh einer Ausdehnung des Jesuitengesetzes auf die Orden der Franziskaner, Kapuziner und Carme'.iter jzuzustimmen. (Wie schon wieder demenlirt.) Red.
Frankfurt, 2. August. Heute wurden die Redacteure der „Frankfurter Zeitung" Stern, Sewigh und Curii in Folge verweigerter Zeugenaussagen verhaftet. (R. B.-Z.)
lieber Herrn Holtum, den Kanonenkönig, schreibt der „Münchener Volkssreuud": Der durch seine aus Dem Gebiet der Athletik bewunderungswürdigen Leistungen bereits weit und breit bekannte Herr John Holtum hat, wie wir soeben erfahren, München, wo er bei jeder seiner kunstreichen Borstellmigen den lautesten Beifall erntete, verlassen und sich nach Stuttgart begeben. Ganz Außerordentliches leistete der Athlet besonders bei seinem letzten Auftreten in dem großen Garten des Case Harras in Sendling. Er zog nämlich zwei sehr starke Pferde, von denen eins an seinen rechten, das andere an seinen linken Arm befestigt war, mit herkulischer Kraft zu sich rückwärts, als sie ihn fortziehen wollten. So etwas ist bei uns noch nie gesehen worden. Auch als Kanonenkönig bewährte sich Herr Holtum, indem er vier Männern, welche sich eingebildet, die von dem Kanonenkönig ausgeschriebene Belohnung von 1500 Mark verdienen zu können und sich deßhalb erboten hatten, die aus der Kanone abgeschossene Kugel in gleicher Weile, wie der Meister, aufzufangen, durch seine unübertroffene .Kraftanstrengung und staunenswürdige Gewandheit belehrte, daß Sprechen leichter ist als Thun. Keiner dieser neuen Kanonenkönige nämlich mar so glücklich, die Kugel zu sangen und zu halten.
Breslau, 1. August. Die „Schles. Volkszeitung" erklärt aus Grund eingezogener Erkundigungen die der „Breslauer Morgenzeitnng aus Neisse gemeldete Nachricht für unbegründet, daß der Füistdischpf abermals dem Oberpräsidenten die beabsichtigte Berufung eines Priesters zum Regens einer geistlichen Anstalt angezeigt habe.
Aus Kurhessen, 31. Juli. In Kassel ist heute der weithin bekannte Oberbürgermeister Nebelt hau, ein der nationalen Sache Iren ergebener Ehrenmann, dessen Name bei den politischen Bewegungen des Landes stets in hervorragender Weise erwähnt wurde, gestorben. — Sämmtliche 12 kathol. Pfarrer des Dekanats Hilders sind von der k. Regierung in Kassel ihren Funktionen als Distrikts- und Lokalschulinspektoren « einschließlich des Religionsunterrichts) enthoben worden.
In der Nähe Veronas bekam ein 14jähriger Knabe, den ein Esel gebissen hatte, die Wasserscheu.
Newyork, 2. Aug. Der vormalige Präsident der Vereinigten Staaten, Andrew Johnson, ist gestorben.
Newyork, 2. August. In den Thal-Niederungen des Ohio sind in Folge anhaltenden Regens die Bäche ausgetreten und haben das Land in beträchtlicher Ausdehnung überschwemmt, an vielen Orten ist die Ernte zerstört. Die Eisenbahn-Verbindungen sind an vielen Orten unterbrochen. Der Mississippi ist bei Memphis erheblich gestiegen. Man befürchtet eine Ueber- schwemmung der Baumwoll-Districle.
Eine alte Jungfer.
(Forletzuna-)
Als das Testament der alten Jungfer geöffnet wurde, fand es sich, daß sie mir die große Puppe aus dem Glasschrank und die schöne Bttderbibei vermacht hatte.
Tue Bibel aber war in einen Umschlag cingesiegelt und darauf stand von ihrer eigenen Hand geschrieben, daß die kleine Biene als Erbin erst mil ihrem achtzehnten Jahre das Siegel öffnen dürfe.
Ich empfand ordentlich ein geheimes Grauen dabeiz meine Mutter aber legte die Bibel in die heilige Lade, wo alle wichtigen Familienpapiere aufbewahrt wurden.
Nach dieser Zeit jedoch verdoppelte sich merkwürdigerweise mein Fleiß und meine Frömmigkeit und unser Probst, ein wahrer Apostet des Christenthums, zeichnete mich vor allen andern Kindern aus, halte auch seine eigenen Pläne mii mir, welche indessen durch seinen frühen Tod für immer vernichtet wurden.
So wurde ich konfirmirt und im Handumdrehen achtzehn Jahre all.
Pa gab mir meine Mutter das Erbstück der alten Jungfer Reislingen.
Mein Herz klopfte, als ich das Siegel erbrach, und es war mir ganz leibhaftig, als stünde die alte Reislingen mit ihrem großen Hut und dem schwarzen Pompadour dicht an meiner Zeile, um ihr Eigenthum zurückzufordeni und mit der Bibel im Pompadour zur Kirche zu gehen.
,,Na, Kind, sei nur nicht so ängstlich/' lächelte meine Mutter, ,,es ist Dein rechtlich erworbenes Eigenthum, — es sitzt doch kein Krokodil darin?"
Ach nein, nichts Unheimliches oder Furchtbares war darin, sondern außer der Bibel mit den trockenen Blumen ein Schreibbuch in rothem Umschläge, welches die Lebensgeschichte der alten Jungfer, von ihr selber ausgeschrieben, enthielt.
,,Willst Du es mir vorlesen?" fragte die Muitex.
„Jawohl!"
Und ich begann:
Ich, Anna Dorothea Reislingen, bin die Netteste von sieben Geschwistern.
Mein Vater war Exercirmeister und verdiente viel Geld, aber er verstand es auch, gut zu leben, und ließ das Meiste in Len Wirthshäusern zurück.
Meine Mutter — Gott mag ihr die ewige Seligkeit schenken, sie hat sie gewiß verdient — war eine sanfte, fleißige Frau und arbeitete von Morgens früh bis Abends spät, ja, in die finstere Nacht hinein, um uns Kinder rechtlich und ordentlich zu erhalten, um welche Pflicht sich mein Vater nicht groß zu bekümmern schien.
Nun, ich als die Netteste, hatte es demnach nicht leicht zu Hause, und an Arbeit war kein Mangel. Kam mein Vater dann spät in der Nacht nach Hause — du lieber Gott — er schläft auch schon unter der Erde und der Sargdeckel verschließt ja alles Unrecht und alle Thronen mit dem Todten.
Meine gute, sanfte Mutter klagte niemals, sie trug Alles still und geduldig wie eine Heilige, und als eine solche verehrte ich sie auch.
Daß ich unter diesem Joche keine absonderliche Neigung znm Heirathen spürte, wird mir Jeder glauben und oft sagte meine Mutter zu mir:
„Lerne etwas Tüchtiges, mein Kind! Dann brauchst Du keine andere Versorgung und gehst vielem Unglück aus dem Wege!"
Ach, du lieber Gott! Mir ist in diesem Augenblick, als sehe ich sie da sitzen hinter ihrem kleinen schwarzen Spinnrade, zu dem schnurrenden Rade leise singend: „Im Grabe ist Ruh'!"
Wie viel selbstverschuldetes Elend gibt es doch in der Welt, — wie glüklich hätte mein Vater mit einer solchen Frau leben können, aber die Bibel hat Recht, wenn sie sagt: „Das Menschenherz ist böse von Jugend auf."
Ich hatte wenig Lebensfreude, wurde von meinem Vater wie eine Gefangene gehalten und durfte ohne seine Erlaubniß nicht einmal quer über die Straße zu meiner einzigen Freundin gehen.
Eines Tages, ich vergesse es in meinein Leben nicht, saß ich in unserer Wohnstube und wiegte meine kleinste Schwester, welche noch keine zwei Jahre alt war, in Schlaf.
Da wurde geklopft, ich rief „Herein!" und ein junger Mann in Uniform trat in die Stube.
„Um Verzeihung, Jungfer!" sprach er mit einem stark dänischen Accent, ich wünschte den Herrn Exercicrmeister zu sprechen!
„Mein Vater ist noch gar nicht von der Exercierschule zurück," versetzte ich merkwürdig verwirrt und wurde so roth, als hätte ich eine Lüge ausgesprochen.
„Das thut mir leid," meinte er und sah mich dabei so treuherzig an, „ich müßte ihn so nothwendig sprechen. Die Jungfer weiß wohl nicht, wann der Vater nach Hause kommt?"
„Ach nein, das kann ich nicht wissen," antwortete ich und schlug die Augen nieder, „wollen Sie jedoch Platz nehmen, er kann jede Minute kommen "