Exbotschafter sehr krank ist. Es soll sich sein Diabetes-Leiden bedeutend verschlimmert haben. Arnims Freunde glauben, er werde schwerlich wieder ganz sich erholen.
Wien, 23. Juni. Die sinkenden Arbeiter in Brünn nahmen die Arbeit in mehreren Fabriken wieder auf. Die Forderung der Arbeiter, betreffend Ausstellung eines Normallohntariss, wurde von den Arbeitern aufgegeben, dagegen wurden in den bisher weniger zahlende» Fabriken Ausbesserungen gewähr!. Die Aufnahme der Arbeit in allen Fabriken wird nunmehr rasch erfolgen und kann der Strike als beendet angesehen werden.
Wien, 23. Juli. Der neuernannte Laibacher Fürstbischof Pogatschar sagte in seiner Begrüßungs Ansprache zum Laibacher Gemeinderathe, er werde Sorge tragen, daß die kirchlichen Organe in eifrigem ungetrübten Zusammenwirken mit der Staatsbehörde und der Gemeinde ihrer hohen Aufgabe in Erziehung und Schute obliegen würden. (Fr. I.)
In Trutenau ist am vergangenen Äontag, wie der „Brg. und B.-Fr." schreibt, der eigenchümliche Fall vorgekommen, daß eine Schweineheerde ihren eigenen Hirten aufgezehrl Hai. Der Hirt, etwa 60 Jahre alt, bekam auf dem Felde einen Blutsturz, der ihn so schwächte, daß er ohne jegliche Hilfe liegen blieb. Wahrscheinlich ist nun die Schweincheerde in seine Nähe gekommen, ist durch das Blut lüstern geworden und hat sich dann über den Körper des Mannes hergemacht und sein Fleisch bis auf die Knochen verzehrt.
Genf. Der Hagelschaden, den das Gewitter vom 7. Juli angerichtet hat, wird in den Landgemeinden des Kantons auf 4—5 Mill. Fr. beziffert.
Seiner Zeit bewährte sich schon Herr Thiers als ein vorzüglich geschulter Seiltänzer, weil er sich unter den schwierigsten Umständen mit bewunderungswürdiger Geschicklichkeit im Gleichgewicht zu halten vermochte; aber auch der jetzige Herr Viceprä- sident ist ein Mann, der seine Schule mit Erfolg durchgemacht hat. Als es die Republikaner in der sehr erregten Sitzung der. Nationalversammlung vom 15. Juli durch ihren Wortführer Hrn. Gambetta daraus anlegten, das Ministerium bei der Verhandlung über die bonapartistischen Comites zu trennen und, wo möglich, zu sprengen, wußte Herr Buffet der Sache eine so geschickte Wendung zu geben, daß mit 483 Stimmen gegen 3 eine Tagesordnung angenommen wurde, die einen Tadel der republikanischen Partei enthielt und in ein entschiedenes Vertrauensvotum für die Regierung Umschlag. Die Linke muß sich eingestehen, daß sie sammt ihrem Führer eine schwere Niederlage erlitten hat und befindet sich darüber in großer Aufregung.
Ein von Adelaide am 15 Juli in die Themse eingclanfenes englisches Schiff brachte Kunde von einem fürchterlichen Vorfälle, der sich kürzlich auf offenem Meere ereignete. Dasselbe begegnete dem nach auswärts bestimmten „Jessin Os- borne" und wurde von dessen Capitän angerufen, der berichtete, daß ein Mitglied seiner Mannschaft wahnsinnig geworden sei, daß der Irrsinnige sich seit 3 Tagen in dem Tauwerke aushalte und daß nichts ihn bewegen könnte, herabzusteigen. Der Capitän theilte ferner mit, daß der Irrsinnige das Takelwerk zerschneide und den Hochbotsmanu, der, um ihn daran zu verhindern, zu ihm hinauf geklettert war, derartig angegriffen habe, daß er auf das Verdeck fiel und Arme und Beine brach. Der Capitän hielt cs im Interesse der Sicherheit seines Schiffes und seiner Mannschaft für nothwendig, den Wahnsinnigen zu erschießen, und nach einiger Berathung wurde beschlossen, zu diesem traurigen Aus- kunftsmittel zu schreiten. Im Beisein der Offiziere und Mannschaft wurde der Unglückliche hierauf mit einem Revolver erschossen und sein Leichnam über Bord geworfen.
Mit dem Bau eines Tunnels unter dem Kanal zwischen Dover und dem Calais fängt es an, Ernst zu werden. Das englische Unterhaus hat den darauf bezüglichen Gesetzentwurf in dritter Lesung genehmigt und wenn das Unternehmen glückt, wird die Welt nm ein neues Weltwunder bereichert.
Der König von Schweden hat am Sonntag Rußland wieder verlassen. Der Toast, welchen derselbe bei dem am Sonnabend staltgehabten Galadiner auf den russischen Kaiser ausbrachte, hat folgenden Wortlaut: „Ich trinke auf das Wohl Sr. Maj. des Kaisers Alexander. Ich war hierher gekommen, um einem guten Nachbarn die Hand zu drücken, ich habe die eines Freundes gefunden. Der Empfang, welcher mir bei Ihnen, Sire, und überall in Ihren Staaten zu Theil geworden, erhöht meine Dankbarkeit."
Das polnische Kollegium in Rom hatte am 15. d. M. eine Audienz beim Pabste. Nach der Vorstellung der Allumnen durch den Rektor richtete der Pabst an sie eine Ansprache, in welcher er dem römischen Korrespondenten des „Kuryer Poznanski" zufolge unter Anderem Folgendes sagte: In eurem Vaterlande erfreut sich die Kirche keines Friedens, im Gegentheil, man verfolgt sie; aber ihr habt eine große Hilfe in der allerheiligsten Jungfrau, welche vorzüglich eine Beschützerin eurer Nation ist. Zu ihr betet eifrig und dann auch zu den andern Patronen. Ich empfehle euch aber vor Allem die Verehrung der Märtyrer, denn in ihnen findet sich eure Mission und der Weg angedeutet, welchen Gott Polen angewiesen hat.
Der Ring der Mntter. (Fortsetzung.)
„Sie haben ja ohnehin als die Mutter des Arthur's eine Waffe in Ihrer Hand, die Ihnen den Sieg verschaffen muß", entgegnete Fahrenschmidt. „Lassen Sie ihn durchblicken, daß Sie entschlossen seien, mit dem Kinde das Haus zu verlassen, diese Drohung wird ihn einschüchtern.
„Sie haben Recht," sagte sie, „Niemand wird dies leugnen können. Aber mein Gatte wird jo felsenfest von der Ehrlichkeit dieses alten Dieners überzeugt sein — "
„Henriette überlassen Sie das mir, die Papiere sollen in dem Zimmer Josephs gefunden werden."
„Ah, wenn Sie das ermöglichen können, so haben wir das Spiet gewonnen. Wenn diese Frage beseitigt ist, so werde ich den Machinationen Leoniens rasch die Spitze abgebrochen haben."
„Gewiß er liebt das Kind."
„Aber gesetzt, wir verliren dennoch, was werden Sie dann thuu?"
„Ohne Zögern mit dem Kinde abreisen, er wird nicht eher ruhen, bis ich zurückgekehrt bin, dann aber schreibe ich ihm meine Bedingungen vor. Ich will wissen, woran ich bin, Eduard, diese Ungewißheit peinigt mich, ich werde mich zu meinem Gatten verfügen und meinen Posten als Hausfrau behaupten."
„Aber übereilen Sie nichts," warnte Fahrenschmidt. „Sie finden den Rektor bei ihm, erinnern Sic sich der Drohung dieses Mannes, ich kann nicht glauben, daß sie so ganz unbegründet sein soll, trotzdem Sie es behaupten wollen! —"
In derselben Stunde saß Herr von Weinheim in seinem Lehnstuhle am Fenster, er hielt die Hände des Rektors gefaßt und der Knabe spielte zu seinen Füßen.
„Ich wiederhole Ihnen meinen Dank," sagte er, dem Rektor in's Auge schauend, „Sie haben mir nicht allein das Leben gerettet, Sie haben mich zu einem neuen Leben erweckt, und ich hege die Zuversicht, daß dieser neue Abschnitt meines Lebens der schönste sein wird. Ich könnte mich einer schweren Schuld au- klagen, Leonie, ich könnte Dir sagen, daß ich hart und ungerecht gewesen bin —"
„Sprich nicht so, Vater," siel Leonie ihm sanft in's Wort, es war ja nicht Deine Schuld, und auch ich habe gefehlt."
Du folgtest dem Zuge Deines Herzens, und ich hätte wissen sollen, daß Dein edles Herz keine schlechte Wahl treffen konnte, Laß der Mann, den es wählte, Deiner würdig sein mußte. Es wäre meine Pflicht gewesen, den Charakter dieses Mannes zu prüfen und Deine Wahl billigen, in der Du das Glück Deines Lebens suchtest. Nun, ich habe das Alles mir ja später oft genug gesagt, und nur auf ein Wort von Dir gewartet, nm Dir die Hand zu reichen. Weßhalb sprachst Du das Wort nicht?"
Ich habe Dir geschrieben, aber meine Briese müssen verloren gegangen sein."
„Vielleicht wurden Sie unterschlagen."
Der Blick des Genesenden ruhte fragend auf dem Gesicht seiner Tochter, die verwirrt den Blick senkte.
„Es ist möglich, erwiderte sie, „aber lassen wir das Vergangene ruhen, wozu könnten jetzt noch die Nachforschungen dienen?"
„Leonie, Du willst sie nicht anklagen, obgleich Du weist, daß sie stets zwischen mir und Dir stand."
„Nein, ich überlasse sie ihrem eigenen Gewissen," erwie- derte die junge Frau ruhig.
„Glaubst Du, daß sie diesen Richter anerkennen wird?"
„Gewiß nicht," sagte der Rektor, „aber Leonie hat Recht, eine Anklage kann das Geschehene nicht ändern, deßhalb wollen wir, auch schon dieses Kindes wegen, darauf verzichten."
Herr von Weinheim schwieg, er blickte lange in den Garten hinaus.
„Haben Sie eine angenehme Stellung in Bendorf, Herr Rektor?" fragte er nach einer Weile.
„Ich bin zufrieden."
„Aber wenn ich den Wunsch ausspräche, Sie und Leonie sammt meinem kleinen Enkel fortan stets um mich zu haben, würden Sie diesen Wunsch erfüllen?"
„Gewiß," erwiderte Leonie rasch.
„Liebes Kind, bedenke die Unannehmlichkeiten eines Zn- sammenwohnens mit —"
„Mein Haus hat Raum genug," unterbrach Herr von Weinheim den Rektor lächelnd, „auch wird es Ihnen hier an Zerstreuung nicht fehlen. Ich würde Sie bitten, die Erziehung Arthur's zu übernehmen, wir würden in Feld und Wald —"
„Er brach ab, der Eintritt Henriette's nöthigte ihn dazu.
Frau von Weinheim bceehrte den Rektor mit einem gemessenen Gruß und bot ihrem Gatten die Hand.
„Der Doktor hat mir die freudige Nachricht Deiner Genesung gebracht," sagte sie, „ich danke dem Himmel dafür und hoffe, daß Du uns noch lange erhalten bleiben mögest."
(Schluß folgt.)