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OberamLsbezirk Rkgold.

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Dienstag den 27. Juli.

JnserotionSgcdüdr für die Zspaltigc Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

T a g e s - R - n i g k r i t e u.

* Nagold, 26. Juli. Der Bauer Faß nächst von Min- d e r sbach bekam gesternAbeudimWirlhshausdaselbstL-treil mildem Knechte des dortigen Schultheißen, wodurch Elfterer seinen Zorn nicht anders zu kühlen wußte, als daß er seinem Widerpartner mehrere Messerstiche versetzte und dadurch dessen Leben sehr ge­fährdete.

Stuttgart, 2l. Juli. Endlich wrrd es mit dem Anfang des Baus der Döblinger Bahn Ernst. Dieselbe zweigt sünf Minuten oberhalb des äussersten Gälecbahnhoss gegen Ludwigs­burg zu links ab, und sührt zuerst in die sogenannte Mönchs­halde. Dort wird sie unterirdisch, das heißt, es beginnt ein ziemlich langer Tunnel, der hinter dem Kriegsberg sein Ende findet. Dann gehts unaufhaltsam aufwärts nach dem Hasenberg, wo die erste Station einen kleinen Bahnhos bilden wird. Alle Güter bis dorthin sind angekauft und dieselben konnten zum bei weitem größten Theil gütlich erworben werden; auch war der Preis meist kein allzuhohcr, im Durchschnitt 6000 fl^ für Baum­güter und 8000 fl. für Weinberge. (schw.-B.)

Am Freitag den 30. Juli trifft der Kronprinz des deuschen Reichs in Stuttgart ein und verweilt daselbst bis zum 1. August, während welcher Tage er die Garnisonen von hier und Lndwigsburg inspiciren wird.

Backnang, 21. Juli. Heule durcheilt die Stadt die gräß­liche Nachricht, daß die Rothgerber Carl Eckstein und Gustav A r m b r u st e r in einer Wassersenkgrube erstickt seien. Ein Lehr­ling wurde an die Senkgrube geschickt, um dem Wasser Abfluß zu verschaffen. Der junge Mensch sinkt ur den Graben und schnell steigt der menschenfreundliche Carl Eckstein in den Schacht hinab, bringt den Jüngling heraus und dieser ward gerettet, in demselben Augenblicke fallt aber Eckstein in die Grube zurück. 'Nun will Gustav Armbrnster Eckstein retten, findet aber gleichfalls den Erstickungs-Tod. Ein weiterer Rettungsversuch scheitert. Die Leichname mußten mit Zangen und Hacken aus dem Todtcngraben herausgeschafft werden. Daß nach solchen Erlebnissen in hiesiger Stadt die Trauer eine ganz allgemeine und die Stimmung eine gedrückte ist, läßt sich denken. (Schw.-B.)

Bietigheim, 21. Juli. Bor einigen Tagen kam ein Fräulein hier an, welches mehrere Jahre einer Weißnähschule in Wien Vorstand, um ihren seitherigen Verehrer aufzusuchen. Eine ungünstige Aufnahme jedoch scheint die Veranlassung gegeben zu haben, den Versuch zu machen, sich in der Nähe der Kammgarn­spinnerei mittelst eines Revolvers das Leben zu nehmen. Vier- Kugeln feuerte sie ab, wovon eine in die linkseitige Brust ein­drang. Im Blute schwimmend, wuroe sie in den hiesigen Spital verbracht. Die Kugel konnte von den Aerzten nicht aufgefunden werden. An der Wiederherstellung wird nicht mehr gezweifelt. Das Mädchen, aus Pest-Ofen gebürtig, 25 Jahre alt, anständig und gebildet, wird allgemein bedauert, dem Verehrer aber wird nach dem Urtheil des Publikums ein Mackel bleiben.

Heilbronn, 22. Juli. Heute Nacht um 10 Uhr ist im Stall des Posthalters Wagner ein Brand ausgebrochen, wobei 3 Pferde durch den Rauch erstickt sind. Das Feuer wurde mit Hilfe der Hydranten der neuen Wasserleitung in kurzer Zeit gelöscht und blieb auf den Stall beschränkt, ohne sonst am Haus Schaden anzurichten. (St.-A.)

Aus dem Breisgau, 17. Juli. War schon das Ende der Heuernte ungünstig, so sind jetzt die Witterungsverhältnisse für die begonnene Getreide-Ernte recht traurig. Viele Frucht liegt geschnitten zu Boden und wächst aus. Noch stehende Weizen­felder zeigen bereits hie und da Keime bis zur Länge eines halbe» Zolls. Die Fruchtpreise haben auf sämmtlichen Märkten sehr bedeutend aufgeschlagen; beim Weizen beträgt der Ausschlag schon jetzt gegen die Preise vor vier Wochen 25 Proz.

Nachdem in München die große Wahlschlacht gewonnen war, welche für die Besiegten den Verlust ihrer wichtigsten Stellung zur Folge hatte, strömte der Kern der freisinnigen Bürgerschaft, des Beamtenthums und der Wissenschaft in einer Zahl von etwa 10,000 Mann zur Redaction derNeuesten Nachrichten", um ein Siegesfest zu feiern. Ein Telegramm an Fürst Hohenlohe rc. benachrichtigte denselben von dem freudigen Ereigniß, das,

wenn es in Frankreich bekannt wird, die Hoffnungen, welche die Feinde auf Bayern setzten, vernichten wird. Fürst Hohenlohe dankte sofort telegraphisch auf's wärmste für die Sicgesnachrichi. Nach den Klängen derWacht am Rhein", ArndtsWas ist des Deutschen Vaterland" und decgl. folgten Toaste auf den Kaiser Wilhem König Luudwig II., den Fürsten Bismarck und auf die Universität. Des Jubels war fast kein Ende und erst in später Abendstunde ging die Versammlung auseinander, da man sich nur schwer trennen konnte.

Der König von Bayern hat seine Freude unverhohlen aus­gesprochen, daß die Wahlen in München mit so eminenter Majori­tät liberal ausgefallen sind. In mehren ultramontansn Wahl­kreisen kam es zu Schimpfereien und Hetzereien.

Am 19. Juli überfuhr der erste von Frankfurt a. O. kom­mende Lokal-Personenzug bei dem Dorfe Amtiz zwischen Guben und Jeßnitz eine Schasheerde, die durch den heranbrausenden Zug scheu gemacht, sich auf den Bahndamm drängte. Ueber 50 Lhiere von edler Race wurden gänzlich zerfleischt, eine große An­zahl verletzter Schafe sah man im Walde umherlaufen. Der Zug wurde bald zum Stehen gebracht und die Räder der Locomotive von den darin befindlichen Körperteilen befreit.

In Dresden erregt das Verschwinden des Kaufmanns RichardBeck großes Aufsehen. Der Verschwundene war Stadt­rath und Mitglied der zweiten ständischen Kammer, außer­dem Vorstand und Aussichtsrath bei verschiedenen Aktiengesell­schaften. Er genoß das allgemeinste Vertrauen, das er jedoch, wie sich jetzt herausstellt, schwer getäuscht hat, indem er ihm an- vertraule Gelder und Wertpapiere widerrechtlich in seinem Nutzen verwendete und so verschiedene Gesellschaften, Institute und Privat­personen erheblich schädigte.

Köuigshütte, 19. Juli. Heute Nacht gegen 2 Uhr wurden die Bewohner der Stadt Köuigshütte durch heftige Erd­er s ch ü t t e r u n g e n aus dem Schlafe gestört. Abermals waren, wie vor einigen Wochen, mächtige Erdniedergänge auf dem Gruben­felde des Krugschachts die Veranlassung dazu. Von der Förder­und Wasserhaltungsmaschine gehen strahlenförmig weite und schmale Erdrisse und Senkungen in südwestlicher Richtung bis nach dem Hüttenteiche über den Cokesplatz hin. Die dicht daran liegende Zweigbahn der oberschlesischen Eisenbahn hat sich in einer Länge von ca. 400 Metern um 4 bis 5 Fuß gesenkt und können Züge diese Strecke nicht passiren. Auf der Grube selbst ist ein erst aufgebautes Maschinengebäude (Erbreichschacht) dem Einsturz nahe und wie ein Kartenblatt von seiner Stelle gerückt. Es steht ganz schief und entbehrt an vielen Orten des Mauerwerks, das einige Fuß breit aus seinem Ganzen herausgerissen ist. Die große Fördermaschine, welche täglich 20,000 Ctr. Kohlen zu Tage gebracht hat, ist betriebsunfähig geworden. Der Krugschacht gibt das Bild einer schrecklichen Verwüstung. Unzählige Strecken sind verschüttet und ein weites Areal Kohlenflötzes ist zu Bruche gegangen. Glücklicherweise sind Menschenleben nicht verloren ge­gangen, da der Erdntedergang in einer Zeit eintrat, wo die Arbeit des Sonntags wegen ruhte. Gegen 1200 Arbeiter werden ihres Brodes verlustig werden. Höchst gefährlich und den Betrieb der ! Köuigshütte in Frage stellend, sind die großen Sprünge im Erd­reich, die dicht bis au den Hüttenteich (der Aktiengesellschaft Königs- nnd Laurahütte gehörig) gehen. Bei weiterem Niedergeheu des Erdreichs droht der Lauragrube die schreckliche Gefahr einer Ueber- schwemmung. Das Teichwasser könnte sich nach der Grube er­gießen und unabsehbar wäre das Elend, das durch die etwaige Arbeitseinstellung entstehen würde. Es wäre noch schlimmer, als der pekuniäre Schaden, welcher der Königsgrube durch den Vorfall erwachsen ist. Der Verlust ist ein ungeheurer und nach Millionen zu taxiren.

DieKrztg." beginnt unter der Ueberschrift:Lasker, Bamberger, Oppenheim" eine neue Serie von Artikeln, welche an den Aussatzdie Aera Bleichröder-Delbrück Camphausen und die ueudeutsche Wirthschaftspolitik" anknüpfen und durch den Widersprich hervorgcrufen sind, den letzterer Aufsatz in den libe­ralen Blättern gefunden har.

Von Lausanne nach Berlin gelangte Mittheilungen über das Befinden des Grafen Harry v. Arnim lasten erkennen, daß der