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Nr. 76.

Erscheint wöchentlich 8mai und kostet -halbjährlich hier (ohne Trägerlohn^ ^1 M. 60 Pfg., für den Bezirk 2 M.'

Samstag den 3. Zuli.

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rageS-Sr-uigkeite».

Nagold. Am Peter- und Paul Feiertag versammelte fich der landwirthschaftliche Verein des Bezirks in Wildberg im Gasthaus zum Hirsch, wo der aus Ansuchen des Ausschusses von der k. Centralstelle der Landwirthschaft beorderte Herr Wander­lehrer Seemann von-Heilbronn in gewandter Rede einen klaren und sehr belehrenden Vortrag insbesondere über Futterbau und Wiesenbau hielt, wofür demselben allgemeiner Dank gezollt wor­den ist. An Stelle des bisherigen Vorstandes, Stadtraths und Oekouomen Klein in Nagold, welcher aus Gesundheitsrücksichten die Vorstandsstelle niedergelegt hat, wurde Oberamtmann Güntner durch Hurus gewählt. Die Befürchtung, daß in einigen Ge­meinden des Bezirks die Blutlaus aufgetreten, hat sich nachUnter- suchung durch einen Sachverständigen nicht bestätigt. (St.-A.)

* Das Bedürfniß und die Zweckmäßigkeit von Feuerwehren wird auch auf dem Lande immer mehr erkannt und so hatte sich im vorigen Jahre auch eine solche in dem benachbarten Ober­jettin gen gebildet, die nun am vergangenen Peter- und Paul- Feiertag ihre Fahnenweihe feierte. Die Gemeinde scheute hiebei kein Opfer und keine Mühe, diese Feier zum würdigen Ausdruck zu bringen, aber leider verkehrte sich der vormittägige heitere Himmel des Nachmittags zu einem solch thränenvollen Gesichte, daß auch der abgehärteste Festtheilnehmer gezwungen war, den großen, gut arrangirten Festplatz zu verlassen und in einem Wirthslokal oder in einer Scheune Schutz vor dem un­aufhörlich strömenden Regen suchen mußte. Der Akt der Fahnen­weihe, sowie die mit dieser Feier verbundene jährliche Probe der Feuerwehren des Bezirks, die etwa 16 an der Zahl erschienen waren, mußten unter sothanen Umständen schnell beendigt werden- Die Begrüßung der Festtheilnehmer wurde durch Herrn Schult­heiß Renz in wenigen herzlichen Worten vollzogen. Die von Hrn. Schulmeister Maier hierauf gehaltene Festrede, die den Nutzen und Pflichten einer Feuerwehr hauptsächlich heroorhob, wurde unter strömendem Regen angehört, wonach die Uebergabe der Fahne durch eine Festdame mit kurzer Ansprache stattfand. Herr Ober­amtmann Maier schloß diese Feier mit anerkennenden Worten für das Streben und die hiebei gebrachten Opfer der Gemeinde. Ein von demselben ausgebrachtes Hoch auf Le. Maj. unfern König fand stürmischen Widerhall. Ein weiterer Aufenthalt auf dem Festplatze war nun nicht mehr möglich und alles zog sich in das Dorf zurück. Ein heiteres kameradschaftliches Leben entwickelte sich nun in den Wirthschaftslokalen, in welchem einen auch die beiden Bezirksbeamten, Herr Oberamtmann Maier und Oberamtsrichter Römer, sowie der Bezirksfeuerwehr-Jnfpektor, Herr Obcramtsbaumeister Braunbeck, sich einfanden. Musik, Gesang, Reden und Toaste brachten bald alles in bessere, heitere Stimmung. Die Festjungsrauen, deren Freude fast ganz zu Master geworden, fanden Abends durch eine Tanzbelustigung einige Entschädigung. Bei den erschienenen Feuerwehren ist be­sonders auch der Besitz vieler zweckmäßiger Löschrequisiten be­merkt worden.

Stuttgart, 26. Juni. Bei heutiger Börse war der Berkehr wieder ziemlich schleppend, da die Müller immer noch über schwachen Mehlabsatz klagen und auch im Allgemeinen der Bedarf bis jetzt nicht hervorgetreten ist. Wir notiren: Weizen, amerik. 6 fl. 2430 kr. dto. bayer. 6 fl. 1224 kr. Kernen 6 fl. 1830 kt. Dinkel 4 fl. bis 4 fl. 6 kr. chaber S fl. dis 5 fl. 15 kr. Mehlpreise pr. 100 Klg. inkl. Sack- Mehl Nr. 1: 18 fl. 30 kr. bis 19 fl. 30 kr. Nr. 2: 16 fl. 15- 48 kr. Nr. 3: 13 fl. 12-36 kr. Nr. 4: 11 fl. 24-36 kr.

Stuttgart, 28. Juni. Zum fünften deutschen Bundes- Schießen sind bis jetzt 180 Ehren-Gaben gespendet im Werth von etwa 40,000 Mk.

Stuttgart, 30. Juni, 12'/, Uhr. Soeben wurde die Ständeversammlung nach Beendigung ihrer Arbeiten vertagt.

Ueber die Herbstübungen des Königl. Württ. (13.) Armeekorps erfährt derSt.-A." Folgendes: Divisionsmanöver: Am 4. 5. und 6. September Märsche ins Manöverterrain; am 7. September Ruhetag; am 8. 9. und 10. September Detachc- menlsübungen der 26. Division in der Gegend von Eutingen, OA. Horb, der 27. Division in der Gegend von Reutlingen. Am 11., 13. und 14. Divisionsmanöver der 26. Division bei Baisingeii, OA. Horb, der 27. Division in dem Terrain zwischen

Hechingen, Haigerloch und Rottcnburg mit je 1 Bivouak der Vorposten. Korpsmanövcr: Am 16. 17. und 18. Sepiember in dem Terrain zwischen Herrenberg, Nagold und Roüenburg mit 2 Bivouak des ganzen Armeekorps. Rückmärsche, resp. Eisenbahntransport in die resp. Garnisonen und Entlastung der Reserven: Vom 19. bis 22. -September Rückkehr in die Garni­sonen und am zweiten Tag nach dem Eintreffen Entlastung der Reserven.

Fr i edr i ch s h a s e n, 29. Juni. Ihre Maj. die Königin ist heute Nachmittag halb 1 Uhr mittelst Extrazugs zum Sommer­aufenthalt hier eingciroffcn, empfangen von Seiner Majestät dem Könige am Bahnhofe. (N. B -Z.)

Gmünd, 29. Juni. (Dom Feuerwehrtag.) Der Festzug verlief in schönster Weise; au demselben nahmen ca. 4000 aus­wärtige Feuerwehrmänner Theil. Auf dem Uebungsplatz rückte sofort die 1400 Manu starke hiesige Feuerwehr in voller Aus­rüstung an und eröffneten unter dem bewährten Kommando von Vater Buhl" den Angriff auf das sog.Klöster!,?. Das Manöver, welchem sämmtliche Gäste mit Spannung folgten, war in allen seinen Theilen gelungen. Große und verdiente Aner­kennung fanden auch die Leistungen der 24 Landfeuerwehren unseres Oberamts. Schließlich wurden zwei riesige fahrbare Steigleitern (von Magirus in Ulm) in Dienst gefetzt. Nach einer auf dem Marktplatz abgehaltenen einen imposanten Anblick gewährenden Spritzenparade, bei welcher sämmtliche Spritzen gut arbeiteten, wurde der Rückmarsch in die Quartiere ange- lreten. Im Saale des Gasthofs zum Rad fanden hierauf Be­sprechungen über Feuerwehr-Angelegenheiten statt, welche auch der Minister des Innern, Herr v. Sick, mit seiner Gegenwart beehrte. Mittags 4 Uhr sammelten fich sämmtliche Feuerwehren mit ihren Musikkapellen und zogen in geschlossenen Reihen nach dem hübsch gelegenen Festplatz, wo sich alsbald ein bunics Treiben bis zur eintretenden Dunkelheit entfaltete, worauf sich die Fest­theilnehmer zu einem Bankett im großen Saale des Gasthofs zum Rad vereinigten. Dasselbe wurde sowohl durch die vorzüg­lichen Leistungen einer Militärkapelle, als durch zahlreiche Toaste gewürzt. Trotzdem manche Theilnehmer uns mit den Abendzügen verließen, so bot der gestrige zweite Festtag doch dasselbe Bild, wie der erste. Unsere Gäste sprachen sich beim Abschied auf's Beste über die ihnen gewordene Gastfreundschaft und die Liebens­würdigkeit der Gmünder aus. (N. T.)

Als bei der neulichen Anwesenheit des Cultusministers Falkin Coblenz ein Angestellter des Hauses von einem bekannten Ultramontanen ermahnt wurde, die Tauben in Sicherheit zu bringen, gab jener zur Antwort:Das ist ein besonderer Falk, der stößt nicht auf Tauben, sondern nur auf Raben", und der Fragesteller, der sich nach dieser Auskunft nicht ganz sicher fühlen mochte, machte sich schleunigst aus dem Staube. So erzählt wenigstensCobl. Ztg."

München, 1. Juli. Ein Hirtenbrief des hiesigen Erz­bischofs, betreffend die bevorstehenden Landtagswahlen, ermahnt, nur solche Männer zu wählen, welche ihren Glauben durch Wort und That bewährten und starken Muth und unerschütterliche Treue besitzen, um unter allen Wechselfällen für Thron und Vaterland, Religion und Kirche, Gesetz und öffentliche Ordnung cinzutretcn. Der Hirtenbrief schließt mit der Anordnung, daß derselbe beim Pfarrgoltesdienst von allen Kanzeln der Erzdiözese ohne Zusätze oder Erläuterungen voezulesen sei.

Prag, 29. Juni. Kaiser Ferdinand ist heute Nach­mittag 3^/7 Uhr au einer Lungenlähmung verschieden. Der hohe Verewigte war am 19. April 1793 geboren; snccedirte seinem Vater, Franz I. Joseph Karl, am 2. März 1839 und entsagte dem österreichischen Kaiserthrone zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph durch Manifest vom 2. Dezember 1848.

Wie das Komische sich gern dem Tragischen beigesell:, hat sich auch inmitten der Trauerszenen in Toulouse ein belustigen­der Zwischenfall ereignet: in einem Hause hörte man plötzlich: Papa! Mama! schreien. Sogleich machten sich Soldaten an's Werk und gruben der Stimme nach, bis sie einen Papagei in seinem Bauer fanden!