UmLsblM für km Oberasttsbezirk Nagold.

Nr. 75.

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'' MM- Auf das mit dem 1. Juli beginnende neue Abon­nement desGesellschafters" laden wir frenndlichst ein und bitten um zeitige Bestellung, da hievon die ununterbrochene Zu­sendung des Blattes abhängig ist. Der halbjährliche Abonne­mentspreis beträgt für hier 1 Mark 60 Pfg. (ohne Trägerlohn), für den Bezirk 2 «A. und für den übrigen Theil des Landes

Inserate werden vom 1. Juli ab bei einmaligem Ein­rücken zu 9 per dreispaltige Zeile, bei mehrmaligem zu je 6 L berechnet. Um rechtzeitige Zusendung solcher müssen wir wiederholt dringend bitten, da nur solche in einer vom Auftrag­geber bestimmten Nummer Aufnahme finden, die am Tage vor dem Erscheinen des Blattes spätestens bis Bormittags S Uhr in unfern Händen sich befinden. Auswärtige wollen daher die Abgabe ihrer Briese zur Post danach einrichten 2 -6. 40 L.

Die Redaktion.

LageS-Nenigkeiten.

Vermöge Höchster Entschließung vom 23. Juni haben Seine Königliche Majestät dem evangelischen Pfarrer Kober in Mötzingen, Dekanats Herrenberg, in Anerkennung seiner vieijährigen treuen Amts­führung das Ritterkreuz erster Klasse HöchstJhres Jriedrichsordens zu verleihen geruht.

Vermöge Höchster Entschließung vom 23. Juni haben Seine Königliche Majestt den evangelischen Pfarrer Kober in Mötzingen, Dekanats Herrenberg, seinem Ansuchen gemäß, wegen hohen Alters und geschwächter Gesundheit in den Ruhestand gnädigst versetzt.

? Nagold, 30. Juni. Am gestrigen Peter- und Paul- Mertag traten hier eine Anzahl Freunde der Natur und des 'Schwarzwaldes zusammen, um einen Schwarzwald-Verein zu constituiren, welcher sich die Erforschung und Ausbeutung des Schwarzwaldes in natur- und volkswirthschaftlicher Beziehung unter Anlehnung an den allgemeinen Verein für vaterländische Naturkunde zum Zwecke setzt. Unter Vorsitz des Herrn Apo­thekers Kober hier, welcher sich um das Zustandekommen der Versammlung und die hübsche, sinnreiche Decoration des Ver­sammlungslokals verdient gemacht hatte, und welcher die Grund­lagen und Aufgaben des Vereins in sachkundiger und klarer Weise darlcgte, und ein überraschendes Feld für die Wirksam­keit desselben den Anwesenden vor Augen führte, wurde ein Comite gewählt, welches die definitive Constituirung des Vereins vorbereiten solle. Ebenso hielt Herr Kober einen interessanten Vortrag über Schlupfwespen und insbesondere über Hornisse. Freunde der Natur und der Volkswirthschaft, Freunde des Schwarz­waldes werden es nicht bereuen, dem Vereine beizutreten, welcher die Pflege der Naturwissenschaften im Allgmeinen, die Aufsuchung und Hebung der Schätze und Schönheiten unseres heimatlichen Ge­birges insbesondere sich zur Aufgabe stellt und dessen Geburts­stätte gewesen zu sein, Nagold sich zur Ehre wird rechnen können. Die nächste Versammlung wird voraussichtlich in Calw stattfin­den, und es ist für dieselbe nächst der definitiven Constituirung des Schwarzwald-Vereins ein Vortrag des Herrn Professors Bronn er aus Calw über eine der wichtigsten physikalischen Entdeckungen der neueren Zeit, nemlich über Umsetzung von me­chanischer Kraft in Electricität und Magnetismus nebst Experi­ment an einer auf dieses Gesetz construirten Maschine in Aus­sicht gestellt. -

Die Interpellation des Abgeordneten Richter über Herab­setzung des Alters der Sonntagsschulpflichtigkeit auf 16 Jahre beantwortet der Kultminister v. Geßler dahin, daß kein Zu­sammenhang zwischen dem Alter der Volljährigkeit und dem der Schulpflicht bestehe. Etwaigen Mißständen könne im Wege der Verfügung oder der Dispensation abgeholfen werden. Uebrigens bestehe in anderen deutschen Staaten, z. B. in Sachsen, eine länger andauernde Schulpflicht.

Stuttgart, 26. Juni. Der Landtag geht rasch seinem Ende zu; wie bis jetzt in Aussicht genommen ist, sollen am Montag, Dienstag und Mittwoch, Vormittags, noch Sitzungen der zweiten Kammer stattfinden und die Vertagung des Landtags am Mittwoch, Nachmittags, erfolgen.

Von Zuffenhausen wurde bei der letzten Kreisersatz­musterung ein dort bürgerlicher Schustergeselle für tüchtig erklärt. In der vorigen Woche sollte er bei der Oberersatzmusterung in

Ludwigsburg erscheinen und weil man da reinlich sein soll, so begab er sich Tags zuvor nach Cannstatt und badete, im Neckar. Den Heimweg machte er über das sogenannte Burgholz. Da will er nun von 4 fremden Burschen angefallen worden sein, daß ihm ein Finger der rechten Hand ganz zersplittert wurde und er, wenn er nicht am Hundskrampf das Leben lassen sollte alsbald amputirt werden mußte, so daß er nun selbstverständlich die Tauglichkeit zum Militär verloren hat. Etwas sonderbar lautete es, wenn der angeblich Mißhandelte, als man bei der Amputation Putverkörner in der abgerissenen Fingerhaut entdeckte, seine Angaben über die Art des erlittenen Angriffs änderte und nun behauptete, er sei geschossen worben.

Kirchheim n. T., 26. Juni. Der Wollmar kt ging mit dem gestrigen Tage zu Ende. Das ganze Quantum der gelagerten Wolle bis auf einige Partieen, von denen die Besitzer sich nicht entschließen konnten, rechtzeitig einen Kauf einzugehen, ist verkauft worden. Nach dem Abschluß der Waagbücher sind auf den 6 Waagen 15,125 Centner gewogen worden. Im Durch­schnitt sind die Preise gegen voriges Jahr um 45° o herunter, gegangen und mancher Händler aus Bayer», der in seiner Umgc> gend bei den Bauern verhältnißmäßig zu theuer eingekauft hatte, hat eine empfindliche Lektion erhalten, dessen ungeachtet ist der Gesammturnsatz in diesen 4 Markttagen ein kolossaler zu nennen. Rechnen wir uur den Durchschnittspreis zu 115 fl per Centner, so macht es eine Summe von 1,739,325 fl. aus. Die bedeutend­sten Käufer waren die Kammgarnspinnereien von Bietigheim, Augsburg, Kaiserslautern, die Firmen: Fürstenberger aus Basel, Langermann aus Fürth, Borach und Baumann aus Straßburg rc., die erstere soll gegen 2000 Centner gekauft haben. Den höchsten Preis für hochfeine Wolle erhielt die K. Domäne Achalm mit 161 fl., deutsche Wolle, sowie Raufwolle bewegten sich zwischen 8090 fl., Rauhbestand 90-100 fl., Mittelbestand von 102 116 fl., Feinbestand von 118133 fl., Spanische von 140 161 fl. per Centner. Auch der Herr Minister des Innern v. Sick kam hieher und besichtigte in Begleitung des Oberamt­manns und des Stadtschültheißen den Markt. (N. T.)

Die Handwerkerbank in Urach macht bekannt, daß sie außer Curs gesetztes Papiergeld gegen 1 Pf. auf den Gulden, 3 Pf. auf den Thaler zur Beförderung der Auswechslung übernimmt; das Publikum ist sehr froh darüber, macht starken Gebrauch davon und die Handwerkerbank macht auch kein schlechtes Geschäft.

Bodenbach, 28. Juni. Die Kaiser von Oesterreich und Rußland sind eingetroffen, von Prinz Georg von Sach­sen empfangen. Nach Einnahme des Diners im russischen Hof­zuge verabschiedeten sich die Majestäten herzlichst. Um 4 Uhr reiste der russische Kaiser nach Dresden, dann der Kaiser von Oestreich nach Budweis Ischl.

Sämmtliche Staatskassenstellen sind angewiesen, vom 1. Juli d. I. an das bei ihnen vorhandene Staatspapicrgeld der Guldenwährung und die bei ihnen eingegangencn auf Gulden­währung lautenden Banknoten nicht wieder auszugeben, sondern an die Staatshauptkasse einzusenden.

Karlsruhe, 28. Juni. Am 9. Juli, als an seinem 19. Geburtstag, vollendet der Erbgroßherzog sein achtzehntes Lebens­jahr und tritt nach Recht und Gesetz in das Alter der Majo- >rennität. Dieses Ereigniß hat der deutsche Kaiser mit der Groß­herzoglichen Familie zu feiern zugesagt. Se. Kaiser!. Majestät wird dem Erbgroßherzog zum 9. Juli das Patent als Sekonde- lieutenant einhändigen und ihn in das 1. Badische Leib-Grena­dierregiment eintheilen.

Konstanz, 27. Juni. Der,,Oberbad. Grenzb." meldet: Vor dem hiesigen Schwurgericht kam gestern die Anklage gegen Pfarrer Schleyer von Krumbach wegen öffentlicher Aufreizung zu Gewaltthätigkeiten und Kanzelmißbrauchs zur Verhandlung. Schleyer hatte in einer seiner Predigten seine Zuhörer aufgefor­dert, sie sollten, wenn je die Altkatholiken sich an ihre Kirche wagen wollten, die Räuber mit Sensen, Dreschpflegeln und Mist­gabeln empfangen und sie todtschlagen; er selbst würde sich an ihre Spitze stellen rc. In einem später» Kanzelvortrag bediente sich der Angeklagte des Ausdrucks: diese seien zu nichts gut als zu Pflastersteinen, um die Hölle damit zu besetzen. (Ein schöner