^ Die Stellung eines Hauslehrers ist nie mit Rosen umflochten, Sie sollten dieß aus Erfahrung wissen. Es war mein Wunsch, daß die Leiche in die Kapelle neben der Gruft gebracht werden möge; nachdem ich einmal das Wort Cholera in diesen Räumen gehört habe, kann ich meiner Angst nicht mehr gebieten."
„Aber der Doktor gab Ihnen doch die beruhigende Versiche- ung, daß —"
„Ach, die Aerzte geben sich nur zu oft den Anschein des Wissens und irren sich in den meisten Fällen."
„Aber in diesem Falle kann ein Arzt nicht irren, die Symptome der Seuche sind —"
„Kennen Sie sie, Leonie?"
„Nein."
„Nun denn, so wissen wir auch nicht, ob wir uns durch das Gutachten des Arztes beruhigen lassen dürsen," sagte Frau von Wcinheim, während sie daä Battisttuch vor die 'Nase hielt.
„Ich bitte Sie dringend, setzen Sie der Erfüllung meines Wunsches kein Hinderniß entgegen. Haben Sie denn wirklich vor, bei der Leiche zu wachen, bis sie beigesetzt wird?"
„Ja, Madame," cntgegnele Leonie fest, „hier ist mein Posten, ich werde ihn behaupten. Inwiefern er auch Ihr Posten wäre, will ich ihn nicht näher erörtern, Sie müssen das selbst wissen."
„Soll das ein Borwurf sein?"
„Ich habe nicht das Recht, Ihnen einen Vorwurf zu machen."
„Er wäre unbegründet, meine Pflicht ruft mich an die Seite meines Kindes, welches der Tröstungen seiner Mutter bedarf. Sie werden meinen Wunsch also nicht erfüllen?"
„Ich würde es thnu, wenn ich die Nothwendigkeit einsähe." Sie würden sich sogar widersctzen, wenn ich?"
„Madame, der Gewalt müßte ich weichen, aber ich würde keinen Anstand nehmen, Ihr Verfahren der Oefsentlichkeit znr Deurtheilung ;u übergeben."
„Genug," sagte Henriette, das Haupt stolz emporwerfend,
. AmtUeyk und H)rivar
„ich verzichte natürlich unter solchen Umständen darauf, aber ich mache Sie für die etwaigen Folgen verantwortlich!"
Sie wollte hinauseilen.
„Bitte, noch einen Augenblick," sagte Leonie rasch, ich wünsche Ihnen nur noch einige Worte zu sagen. Sie kennen vielleicht den Brillantenring an der Hand des Todten."
„Nun?" fragte Frau von Weinheim scharf.
„Es ist der Ring meiner Mutter."
„Ich weiß es."
„Und ich reklamire ihn als mein Eigenthum."
Ein Zug des Hohnes umspielte die Mundwinkel der Frau von Weinheim.
„Mit welchem Rechte, Madame?" fragte sie ironisch.
„Mit dem Rechte, welches mir erlaubt, auf das frühere Eigenthum meiner Mutter Anspruch zu machen. Zudem war eS der Wille meines Paters, daß ich diesen Ring erhalten solle."
„Es hat nie in dem Wunsche Ihres Vaters gelegen, diesen Ring an ihrer Hand zu sehen," sagte Frau von Weinheim schneidend, „ich weiß mit Bestimmtheit, daß der Brillant ihn in'S Grad begleiten sollte. Sie werden seinen Wunsch respektiren, Madame, wenn Sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollen, der Beraubung einer Leiche beschuldigt zu werden."
Leonie fuhr von ihrem Sitz empor, aber ehe sie ihrer Entrüstung Luft machen konnte, hatte Henriette das Zimmer schon verlassen. (Fortsetzung folgt.)
Allerlei.
— (Fleisch im Sommer frisch zu erhalten.) Die Japanesen legen das Fleisch in eine Porcellaiiterine und gießen sehr heißes Wasser darauf, so daß es davon vollkommen bedeckt ist. Dann schütten sie Oel auf das Wasser. Die Luft wird auf diese Weise vollkommen abgehalten und das Fleisch bleibt gut. Das Gerinnen des Eiweißes durch das heiße Wasser auf der Oberfläche des Fleisches scheint dabei ebenfalls mitzuwirken.
Wasserwerk.
Die Rothgcrber Lorenz Lutz, Louis Beck und Genossen in Altenstaig beabsichtigen, an der Nagold in der Nähe der Thalstraße unterhalb der Stadt auf den ihnen gehörigen oberen Schelmenwiesen, Parz. Nro. 932, eine Lohmühle herzustellen. Etwaige Einwendungen gegen dieses Gesuch sind binnen 14 Tagen hier anzubringcn und können nach Ablauf der Frist nicht mehr angebracht werden.
Beschreibungen und Zeichnungen können während obiger Frist hier eingesehen werden.
Den 18. Juni 1875.
K. Oberarm.
G ü ntne r.
Nagotd-Horber Bahn.
VerkaufvonJnventarstücken und alten Baumaterialien.
Am Donnerstag den24.d. M., Vormittags 8'/, Uhr, kommen auf dem Bahnhof Nagold verschiedene ältere Juveiitarstücke und Oberbaumaterialien im öffentlichen Anfstreiche zum Verkauf, worunter namentlich:
4 transportable Abtritte, 2 Fnßwinden,
1 Schlagbohrmaschine, mehrere Fenster,
2 Schnappkarren und ca. 14 Ctr. alles Schmideisen rc.
Calw, den l6. Juni 1875.
K. Betricbsbauamt. Fuchs.
Revier A l t e n st a i g.
Holz-Verksut.
Am Mittwoch den 23. d. M., Nachmittags 2sts Uhr, ^ werden in Warth 60 Rm. L-iockholz, 4 Rm. Prügel und 30 Wellen vom Neubann und am
Donnerstag den 24. ds, Vormittags 10' s Uhr, in Bö sin gen 100 Rm. Stockholz, 3 Rm. Prügel und 10 Wellen versteigert.
K. Revieraml.
Stadt A l t e n st a i g.
Langholz-Verkauf.
Am Montag den 28. Juni, Vormittags 11 Uhr,
kommen aus dem Rathhause dahier zum Verkauf i
Aus dem Stadtwald Langerberg, Abth. 2: 179 Srück Lang- und Klotzholz mit 168,25 Fm. i
Langerberg, Abih. 4, Rübgartcn:
80 Stück dto. mir 98,89 Fm.;
Hafnerwald, Abth. 2:
304 Stück dlo. mir 157,78 Fm.
Den 20. Juni 1875.
A. A.: Sradtsörster Pfister.
A l t b u l a ch.
Lanchostverkailf.
Am Donnerstag den 24. d. M, Vormittags 11 Uhr, werden aus hiesigem Rathhaus 390 Stämme Langhol; mit 212,87 Fm. schöner Qualität im Ausstreich verkauft. Den 17. Juni 1875.
Schultheißenamt.
__B lai ch.
O b e r t h a I h c i m,*
Oberamt Nagold.
Bei der Gemeindepflege liegen gegen gesetzliche Sicherheit
6 bis 800 fl.
sogleich zum Ausleihen parat.
Gemeindepfleger Klink.
E b h a u s e n.
G wurde zwischen hier und Mon- hardt ein weißer Filzhut und 1 Spazier" stock, welche Gegenstände ab' geholt werden können beim Schultheißenamt.
W i l d b e r g.
Jagd-Verpachtung.
Die hiesige Ge- meindejagd kommt amH !Freitagden25.d. M.F Morgens 8 Uhr, auf dem hiesigen Rathhaus im öffentlichen Aufstreich auf 3 Jahre zur Verpachtung, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Den 18. Juni 1875.
Stadtschulthcißenamt.
Sreger.
B e i h i n g e n.
Jagd-Verpachtung.
Da auf den 30. d. M. die
zu Ende geht,?' so wird dieselbe wieder,
Donnerstag den 24. d. M., Vormittags 9 Uhr,
aus weitere 3 Jahre verpachtet und sind Liebhaber hiezu eingeladen.
Schultheißenamt.
Krauß.
Nagold.
LandwirthschastUcher
Bezirks-Verein.
Am Peter- und Paul-Feiertag den 29. ds-, Nachmittags 1 Uhr,
wird im Gasthaus zum Hirsch in Wildberg eine Plenar-Bersammlung
abgehalten werden, wobei ein Wanderlehrer auf unser Gesuch bei der K. Centralstelle für Landwirthschast erscheinen und Vorträge über künstlichen Futter- und Wiesenbau halten wird.
Zahlreicher Besuch der Mitglieder deS Vereins, sowie auch von weiteren Freunden der Landwirthschast wird gehofft.
Aus Auftrag: Bischer, l. Sekr.
W ci r t h.
260
sind gegen Versicherung sogleich anszuleihcn.
Gemeindepflege. Weber.
Einen Bäckerlehrling
nimmt an; wer? sagt
die Redaktion.