an der Eyachmühle und dann ziemlich steil auf die Hochfläche des Dobels mit dem Orte Dobel (2209'). Hier ist nun ein Stück Gebirgsnatur: kahle Felder (meistens Sandböden), niederer Wies- wachs, einige Kartoffelländer und Haberäcker, und doch viel Hanf und Flachs. In der Nähe des Dorfes genießt man eine prächtige Aussicht: vor sich den Rhein und seine silberglänzende Ebene, besonders auch Karlsruhe, hinter sich und auf den Seiten das wild-romantische Eyachthal mit seinen Tannen- und Fichtenwäldern und einzelne kahle Berge und Bergrücken. Rasch geht es hinab nach Herrenalb (1135'), diesem schnell aufgeschossenen Kurort mit dem lieblichen Frauenalb im Hintergrund. Gleichsam als Lotssäuleu erblickten wir seitwärts den Falkenstein (1332'), „eine Felsengruppe des rothen Todtliegenden", einzig in ihrer Art. Wir schreiten das Albthal immer mehr auswärts, überschreiten einen Bergrücken, um bei Loffenau (1104') uns auf einmal aus der Gebirgswelr in das Thal der zahmen Kastanie und der Rebe versetzt zu sehen, während die Höhen ihre ächte Schwarzwaldnatur behaupten. Unbeschreiblich ist dieser Contrast und nur erklärlich, wenn man die geschützte, günstige und tiefe Lage dieser Gegend ins Auge faßt. Bei Loffenau betraten wir das Gebiet des rothen Todtliegenden, einen meist grobkörnigen Sandstein, aus Quarzkörnern, Porphyrstücken, Urgebirgstrümmern u. s. w., verbunden durch ein eisenhaltiges und daher rothes Bindemittel.
Ein prächtiger Weg führt uns durch dieses, eine prächtige Vegetation entwickelnde Gebiet nach dem badischen Städtchen Gernsbach (482') an der Murg. Im Murg'hale bildet der Granit die Thalsohle und Hänge.
Hier finden wir allenthalb badisches Leben und badische Lebendigkeit trotz Todtliegendem, welche sich auch schon bei der Loffenauer Jugend — nur leider mehr nach der Kehrseite — bemerklich macht. Gernsbach hat große Holzsägereien und scheint der Mittelpunkt des Mnrgholzhandels zu sein. 'Z Stunde davon liegt malerisch die Burg Neu Eberstein (973') mit schönen Gartenanlagen und einer sehenswerthen Waffensammlung, auch genießt man von hier eine liebliche Aussicht ins Murgthal aus- und abwärts. Eine Stunde von Gernsbach entfernt ist Weißenbach, wo wir nach etwa 8stündiger Wanderung ein gutes Nachtessen, einen guten Wein und ein gutes Bett im grünen Baum fanden. Wir möchten diesen Gasthof mit seinen freundlichen Wirthslsuten jedem empfehlen. Hatte uns bis dahin der Himmel seine Gunst geschenkt, so entlud er sich dafür am 6. Morgens in strömendem Regen. Guter Rath war theuer, denn bei Fußtouren hört bei einem solchen Reutlinger Liedcrfestregen zuletzt alle Gemächlichkeit aus. Wir trennten unS, um über's Jahr die Murgparthie sortzusetzen, unsre Unterländer schoben sich — resp. ließen sich schieben — per Bahn über Pforzheim und Rastalt heim, wir 2 Schwarzwälder aber spannten getrosten Muthes den Schirm auf und bestiegen als eigensinnige Waldmenschen den etwa 3 Stunden von Gernsbach entfernten Holohkopf (3268'), einen Bergrücken, wo auf einer geeigneten Stelle ein hölzerner Thurm zur Aussicht errichtet ist. Und siehe da! Wir wurden belohnt! Wohl wehten die Winde uns stürmisch um den Kopf, nach und nach lichtete sich das Ge
wölks, der Nebel wurde in die Enzwälder Hineingetrieben und wir genossen eine Aussicht, die mich unwillkürlich an den Gebhardsberg bei Bregenz erinnerte. Vor uns das Murgthal und Murggebirge, welch letzteres die Hornisgrinde abschließt, besser rechts Neu-Eberstein und Gernsbach, dahinter die Murg („ größerer Ferne das breite, herrliche, gesegnete Rheiuthal mit Rastatt im Vordergründe. Leider war uns der Kaiserstuhl durch Nebel verdeckt; nach Süden sah man die schwäbische Alb mit ihren Vorbergen und endlich in Nebel gehüllt den Enzwald mit seinen zahlreichen Schluchten und Kuppen. Ein besonders imposantes Schauspiel hatten wir hier auch noch insofern, als oft plötzlich die ganze Gegend ringsum in Nebel gehüllt war, ebenso plötzlich derselbe aber wieder verschwand und nun die Aussicht um so klarer und deutlicher war. Der Ausblick vom Holohkopf ist allein schon eine Reise werth l '/« Stunde davon entfernt liegt ein badisches Jägerhaus: „der Kaltenbronnen" (2973'), wo sich ein- gute Küche und ditto Keller findet.
Und nun gieng es wieder abwärts ins tiefe Enzthal, vorher aber noch eine bedeutende Strecke aufwärts, um auf der dortigen Wasserscheide den höchsten Punkt zu ersteigen. Auch hier genießt man einen prächtigen Anblick! Eine tiefe Schlucht „das Eyachthal" in Verbindung mit dem Enz- und Murgthal bringt eine so eigenthümliche Formation der Kuppen und Wälder hervor, daß es aussteht, als stehe man vor einem Wald me er. Uud das bringt mich auf eine besondere Bemerkung. Man darf nemlich gar nicht glauben, der Schwarzwald sei ein steiler Gebirgsrücken oder ein zusammenhängender Gebirgszug; nein! er ist ein von vielen Felsenschluchten durchzogenes Conglomerat von bewaldeten Kuppen und Kegeln, die ihm ein überaus malerisches Ansehen geben, namentlich gegenüber den oft kahlen Hochflächen der Alb, aber auch gegenüber manch' trostlos langweiligen Wellenzügen des Unterlandes.
Im Enzthal finde» wir Enzthalklösterle (1800'), das sich ebenfalls mit dem Plan trägt, gleich Herrenalb ein Badeort zu werden. In Simmersfeld (2500'), wo wir Abends ankamen, genossen wir noch einmal eine schöne Fernsicht und dann giengs per Post vollends der Heimath zu.
Allerlei.
— (Kühlung der Krankenzimmer). Das „Bulletin fran?ais" theilt eine von einem französischen Arzte, Dr. Maurin, vorgeschlagenen Methode zur Abkühlung der Krankenzimmer mit, deren Einführung sich allgemein empfehlen dürfte. Dr. Maurin läßt die weitgeöffneten Fenster mit Leinwandvorhängen verhängen, die in Wasser eingetaucht sind. Das Wasser absorbiret bekanntlich in seinem Uebergange aus dem flüssigen in den luftförmigen Zustand Wärme. Diese Aufsaugung ist im Stande, ein Sinken der Temperatur um 4 bis 5 Grad eintreten zu lassen, während gleichzeitig die im Zimmer verbreitete Feuchtigkeit das Athmen erleichtert. Auf diese Weise kann man selbst im heißesten Sommer dem Krankenzimmer fast dieselbe erfrischende Temperatur geben, die nachIeinem Gewitter zu herrschen pflegt.
Amtliche und Privar-ÄAekannrmaqnrugeu.
F o r st a ni t A l t e n st a i g.
Slammhoh-VerkÄNf.
Am Samstag den 26. Juni, von Vormittags 11 Uhr an, auf dem Rathhaus in Wildüad
1 vom Revier Enzklösterle: aus den Staatswaldungen Langehardt und Dietersberg: 2563 Stück Nadelholz-Lang- und Klotzholz mit 1873 Festmeter zu Forchen;
2. vom Revier Hofftest:
aus den Staatswaldungen Mühlhalde, Langshalde, Mooshalde und Steinrücken: 16 Stämme Laubholz mit 4 Fm. und 5371 Stämme Nadelholz Lang- und Klotzholz mit 3968 Fm., letzteres meist Forchen mit viel Rothholz.
Altensraig, den 15. Juni 1875.
K. Forstamt. Herdegen.
Ettmannsweiler.
KaNftcin--Beif«hr--AN«rd.
Am Montag den 21. d. M., Vormittags 9 Uhr,
wird das Aufführen von circa 120 Roßlast Kalksteine auf die hiesige Straße auf dem Rakhhause verakkordirc werden. Lusttragende Fuhrleute wollen zu obenbezeich- neter Stunde sich einfinden.
Gemcinderath.
Ettmannsweiler.
Hoy-Verkauf.
Am Montag den 21. d. M, Nachmittags 1 Uhr,
verkauft die hiesige Gemeinde auf dem Rathhause 166 Fm. Langholz im Enzwald liegend, wozu Käufer eingeladen werden. Den 14. Juni 1875.
Gemcinderath.
Warth.
Fahrniß-Verkauf.
In der Gantsache des Ulrich Wentsch, Schneiders dahier, wird die zum Verkauf ausgeschiedene Fahrniß, bestehend in verschiedenen Haushaltungs-Gegenständen und einer Allgäuer-Kuh, am
Donnerstag den 24. d. Mts, Nachmittags 1 Uhr,
in der Wohnung des rc. Wentsch gegen baare Bezahlung verkauft, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Den 16. Juni 1875.
Verkaufs Commissär: Amtsnotar von Altenstaig:
D e n g l e r.
Die Verpachtung des Futter-Ertrags der Bahnböschlingen auf der Strecke, Weil der
Stadt-Nagold hat die höhere Genehmigung erhalten.
Calw, 16. Juni 1875.
K. Betriebsbauamt. Fuchs.
Egenhausen.
8 Stück halbenglische
7^" ine
.verkauft Dienstag den 22. Juni, Nachmittags 1 Uhr,
Ulrich Bauer.
Eine Münz-Umwandluugs- tabelle in Plaeatformal
für Jedermann, besonders aber für Wirth- schaften und sonstige Verkaufslokale passend.
In großen Ziffern sieht man hier 1 kr. bis 60 kr. in Pfennige und 1 — 16 fl. in Mark und Pfennige verwandelt, wobei die Mark- und Pfennig Ziffern zur genaueren und schnelleren Uebersicht roth gedruckt sind. Preis 12 kr.
G. W. Zaiser'sche Buchh.
zu haben in
küWvgsll ber 4. 6. stllwMs!. kstkkeiüeil bei Lvar. N'olk. MtsrssMNKsrr bei Mkk. Mckmskm.