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Der echte rheinische TrsubenlmMMig.

(Württ. Landw. Wochenblatt.)

Dieses vielgepriesene Heilmittel ist neuerdings unter den Händen der Chemiker, die es unerbittlich auf seinen wahren Gehalt untersuchten, in seiner ganzen Unschädlichkeit für die gesunde und leidende Welt entlarvt und als das bezeichnet worden, was es ist: als eingedicktes Zuckerwasser, gemischt aus gewöhnlichem Wasser und Traubenzucker und Rohrzucker. Von Honig, von Bienenhonig oder sog. Traubenhonig, ist keine Spur darin. Die halbe Flasche dieses Gebräus kostet 3 die V» Flasche >/s Wir fragen denkende und rechnende Menschen: Was kostet 1 Glas Zucksrwafser, das die Hausfrau ihrem Manne oder ihrem Kinde aus einem Hutzucker, nicht aus ekligem Traubenzucker, bereitet? Mit 10, 20 L kann man viel bereiten, und hier kostet das Gemisch 3 Da ist es kein Wunder, wenn der Fa­brikant laut des marktschreierischen Prospekts in einer reizenden Villa wohnt, wie wir alle uns eine umsonst wünschen.

Schon in Nro. 50 d. Bl. von 1884 wurde auf die vielfach unreellen Bestandteile des sogenannten Traubenbrusthonigs aufmerksam gemacht. Auch andere Tagesblätter, z. B. das Eßlinger Wochenblatt u. a. haben in dieser Beziehung auf das Publikum aufklärend zu wirken versucht. Da erhob sich ein Fabrikant des echten rheinischen Traubenbrusthonigs Zicken- heimer von Mainz und ließ seinen ganzen Ingrimm los über Leute die es wagen, die Vortrefflichkeit seines Heilmittels anzuzweifeln. Als ihm entgegnet wurde, daß jedenfalls in seinem Elaborat von Honig keine Spur enthalten sei, behauptete derselbe mit jener Unverfrorenheit, die vor nichts zurückschreckt, daß allerdings Bienenhonig nicht darin sei. Aber das sei ge­rade ein Vorteil, denn Bienenhonig sei giftig, das habe einmal der griechische Feldmarschall weiland Lenophon behauptet, indem dessen Soldaten in einem Thale Kleinasiens Honig gegessen haben, dessen Genuß sie laxierte. Wer dem Traubenhonig-Bräumeister diese alte klassische Mähr, die weit über 2000 Jahre alt ist, verraten hat, wissen wir nicht, einen wirk­lichen Wert hat natürlich diese kurze Notiz Xenophons nicht. Jedenfalls hätte es der Mainzer Honigfabrikant näher gehabt, klassische Studien zu treiben. Er hätte nur sein altes Testament aufschlagen dürfen, da hätte er in Hülle und Fülle Aussprüche "über Honig und Honigseim gefunden; Aus­sprüche, die des Lobes voll sind. Allein nicht jeder Sohn Israels ist ein Simson, der Süßigkeit holt von dem Starken, Richter 14, 14, und noch weniger ist er ein Jonathan, dessen Augen wacker werden vom Honig, 1.

Sam. 14, 27. Statt dessen ruft man lieber in die Welt hinein:Kaufet meinen Honig" und versichert mit hochstrebenden Worten, daß der Trauben­honig aus frischen, gut reif auserlesenen rheinischen Weintrauben gewonnen sei.

Auf die vorgebrachten Zweifel in die Wahrheit dieser Behauptung antwortete der Mainzer Fabrikant mit seinen Verdächtigungen des echten Bienenhonigs.

Doch die Bienenzüchter, an sich harmlose, friedliche Leute, haben das Schimpfen auf ihren Honig auf Ambition genommen. Sie haben daher in aller Stille einige Fläschchen des gepriesenen Traubenhonigs angekaust, nicht um ihn zu trinken, dazu ist der Jmkergeschmack zu fein, sondern um ihn auf seine Bestandteile zu untersuchen. Weil aller guter Dinge 3 sind, haben sie 3 chemische Laboratorien mit der Untersuchung betraut: 1) das chemische Laboratorium der Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart; 2) das ditto des Chemikers der Stadt Stuttgart und 3) das chemische La­boratorium der Stadt Zürich. Und der übereinstimmende Erfund ist: das Obige. Keine Spur von Traubensaft, keine Spur von Bestandteilen, die auch nur entfernt an die Traube erinnern, sondern: Zuckerwasser, Z u ck e r w a s s e r !! Wir lassen die Analyse der Stelle Nro. 1 im Wortlaut folgen:

Der zur chemischen Untersuchung übersandte Traubenbrusthonig enthält:

34,9 o/o Wasser.

9,8 o/o Traubenzucker (Krümelzucker).

52,7 o/g Rohrzucker.

0,16 o/g Mineralbestandteile. Abel.

Wir enthalten uns jeder weiteren Bemerkung über ein Präparat, das in so herausfordernder Weise das Publikum täuscht.

Dem Arbeiter und Bauern aber sagen wir nichtDie Augen auf oder den Geldbeutel", sondern:Den Mund zu und den Geldbeutel zu" gegenüber einem Mittel, das nichts hilft und blos den Magen verderbt. Wer Zuckerwasser trinken will, lasse es sich von seiner Frau in appetitlicher Weise bereiten.

Hat jemand 3 übrig, so trinke er eine Flasche Rheinischen Trauben- fast, Rüdesheimer oder dgl., hüte sich aber vor dem Rheinischen Trauben« Honig.

Es ist übrigens dafür gesorgt, daß die Staatsanwaltschaft sich in ein­gehenderer Weise mit dieser Art vonHonig" beschäftigt.

Avbeitev unö Arbeiterinnen

begehen häufig dadurch, daß sie die ersten Anzeichen einer gestörten Verdauung und Ernährung (Leber-, Gallen- und Hämorrhoidalleiden rc.) unbeachtet lassen, einen großen Fehler, indem bei sofortigem Gebrauch der berühmten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen schwereren Leiden vorgebeugt und die Arbeit nicht gestört woroen wäre. Erhält­lich ä 1 in den Apotheken. '

Amtliche Aekanutinlichimgtn.

Concursoersakren.

Ueber das Vermögen des Färberei- Lesitzers Ernst Vaihinger in Calw ist das Concursverfahren eröffnet.

Die Eröffnung ist am 4. Mai 1885, Nachmittags 5 Uhr, erfolgt und der Gerichtsnotar Weismann in Calw zum Concursverwalter ernannt worden.

Revier Hirsau.

Krennkokz-Verkau^.

Montag, den 11. Mai, vorm. 9 Uhr, im Anker in Ernstmühl, aus Lützenhardt,

Abt. Brandhalde:

39 Rm. buchene Scheiter,

235 dto. Prügel und Anbruch,

15 Rm. tannene Scheiter,

45 dto. Prügel und Anbruch.

Concursforderungen sind bis zum 15. Juni 1885 bei dem Gerichte anzu­melden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeraus­schusses und eintretenden Falls über die in § 120 der Concursordnung be­zeichnten Gegenstände werden die Be­theiligten auf Freitag, den 29. Mai 1885, Nachmittags 3 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forder­ungen auf Freitag, den 3. Juli 1885, Nachmittags 3 Uhr, in das Gerichtszimmer im Rathhaus vorgeladen.

Allen Personen, welche eine zur Concursmasse gehörige Sache in Be­sitz haben oder zur Concursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfol­gen oder zu leisten, auch die Verpflich­tung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgeson­derte Befriedigung in Anspruch neh­men, dem Concursverwalter bis zum 15. Juni 1885 Anzeige zu machen.

Königliches Amtsgericht Calw.

Gerichtsschreiber Widmann.

Revier Stammheim.

Die Waldbrücke

bei Kentheim kann von jetzt an bis zur Beendigung des Neubaus nicht mehr benützt werden.

K. Revieramt. Revier Stammheim.

Gras- L Slrerrverkanf

von Wegen und einigen Kulturen am Freitag, den 8. Mai, vormittags 9 Uhr,

im Rößle in Stammheim. Streu­loose sind es 5 mit Pfriemen im Dickemerwald, 2 mit Laub im Geber­sack.

Revier Attensteig.

Stauluchoh-Uerkanf.

Am Frei­tag, den 15. Mai, vormit­tags 11 Uhr, auf dem Rat­haus zu Alten­steig, aus Neubann, Abt. 8, Mahd­wiese, Schornzhardt, 6 Teichbrunnen, und Scheidholz der Hut Bösingen:

1762 Stück Nadelh.-Lang- und Säg­holz mit 2492 Fm.

Calw.

Kokzbei^utre-Äeeorä.

Am Freitag, den 8. ds., morgens 8 Uhr,

wird auf dem Rathaus die Beifuhr des sämtlichen städtischen Holzes und Reisachs im öffentlichen Abstreich ver­geben.

Stadtpflege.

H a y d.

Iwang8-VeiHau§.

Im Vollstreckungswege werden am Mittwoch, den 13. l. M., vormittags 11 Uhr, vor der Turnhalle

2 Pferde,

1 Futterschneidmaschinc,

1 vollständiger

Leiterwagen,

1 vorderer Wagen, gegen sogleich bare Bezahlung öffent­lich versteigert.

Calw, den 6. Mai 1885. Gerichtsvollzieher Wochele.

MMV

Privat-Anzeigen.

N Calw. R

^ Sonntag, den 10. Mai,

^ vormittags 71/4 Uhr,

S katk. Gottesdienst «

M in der Turnhalle. M

Meine anerkannt guten

Lorssttsn

bringe hiermit in empfehlende Erinner­ung C. Störr's Wwe.

loöes-knreige.

Teilnehmenden Freunden «^Ni Und Bekannten zur Nachricht, daß unsere innigst geliebte M Tochter

M Panliue

nach langem, schwerem Leiden Diens­tag Vormittag 10 Uhr sanft verschie­den ist. Um stille Teilnahme bitten die tiefbetrübten Eltern

Koch.

Trauerhaus: Gutleuthaus. Beerdigung Donnerstag Mttag 1 Uhr.

Döffingen.

Freunden und Bekannten MN die traurige Nachricht, daß heute früh unser lieber Vater, Schwieger- und Großvater sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Beerdigung Donnerstag Mittag 1 Uhr.

Um stille Teilnahme bitten die Hinterbliebenen

Jak. König. Christum König. August Geisel.

Mein Lager in

für Damen, Herren und Kinder ist nun bestens sortiert und mache ich be­sonders auf Knaben- und Mädchenhüte von 50 H an aufmerksam.

I. A. Oesterlen.