Der alte Kammerdiener wollte freilich behaupten, es sei nicht I Liebe, sondern Furcht, was Frau von Weinheim an diesen Mann fessele, aber diese Behauptung war zu albern, als daß man ir­gend einen besonderen Werth auf sie legen konnte.

Furcht! Frau von Weinheim hatte die Macht, dem Haus­lehrer die Thüre zu zeigen, wie konnte sie, diese stolze, energische Frau, vor ihm Furcht empfinden?

Ich wiederhole Ihnen, Henriette, diese Papiere müssen vernichtet werden/' sagte Fahrenschmidl, und der Ton, welchen er anschlug, klang scharf, befehlend.Es läßt sich erwarten, daß der Gatte Leonicns den Rechtsweg betreten wird, um die Gültigkeit des Testaments anzuscchten, und eine Versiegelung der hinterlassenen Papiere dürfte die erste Folge des Protestes sein."

Das Testament ist rechtskräftig," erwiderte Frau von Weinheim mit einem Lächeln der Geringschätzung ans den Lippen, mein Advokat hat mich darüber vollständig beruhigt, als ich da­mals ihm eine Abschrift desselben vorlegte."

Aber ans diesen Papieren geht hervor, daß ein großer Therl des Vermögens Eigenthum der Mutter Leoniens war, also konnte der Verblichene darüber nicht zu ihren Gunsten verfügen "

Frau v. Weinheim schüttelte langsam das Haupr.

Leonie ist abgcfunden worden," sagte sie kalt,sie hat keine Forderungen mehr an die Hinterlassenschaft."

Sobald diese Papiere vernichtet sind."

Leun denn, wenn Sie die Vernichtung durchaus nolhwrn- dig Halle», so werfen Sie dis Papiere ins Feuer, Eduard."

Es ist nothwendig," erwiderte Fahrensch'nidt, indem er die Papiere zusammen raffte und sich dem Kamin näherte.Es wäre überhaupt für mich beruhigend, wenn Sie mir gestatteten, die Papiere des Verstorbenen durchznsehen und die gefährlichen Schriftstücke zu beseitigen."

Ist das nicht schon geschehen?"

Nur flüchiig, auch glaube ich, daß sich in dem Sekretär geheime Fächer befinden, deren Durchsuchung durchaus geboren sein dürfte.

Fahrenschmidt hatte bei den letzten Worten die Papiere in die Gluth geworfen, er blieb am Kamin stehen, bis sie von Lei: Flammen verzehrt waren.

Von der Existcin solcher Gesächer ist mir nichts bekannt," rntgegnete Frau von Weinheim,ich würde es wissen, denn mein Mann besaß vor mir keine Geheimnisse."

Erlauben Sie, in der letzten Zeit schien ec Mißtrauen zu hegen und die Möglichkeit liegt immerhin nahe, daß er in einer schwachen S.unde ein Kodizill niedergeschrieden hat, desten Bestimmungen das Testament umsioßen können."

Zu Gunsten Leonirus?"

Halten Sie das für unmöglich?"

Gewiß, eine Aussöhnung zwischen Vater und Tochter wäre nur dann möglich gewesen, wenn Leonie um Verzeihung gebeten hätte."

Fahrenschmidl zuckte die Achseln. (Forts, s.)

Allerlei.

Eine glückliche Ehe. In Großwardein starb kürz­lich ein siebenundfünfzigjähriger Winzer in solcher Armuth, daß ec auf Kosten der Ltadt begraben werden mußte. Die ärztliche Untersuchung der Leiche ergab, daß der Winzer Andreas Mesza- ros, welcher beinahe 36 Jahre lang Männerkleider getragen, mit den Männern getrunken und mit den stärksten Burschen sich ge­prügelt hatte ein vollkommen ausgebildetes Frauenzimmer sei. Das Interessanteste an der Sache ist, daß der weibliche Winzer vor mehreren Jahren eine Frau gehciralhet hat, mit welcher er friedlich bis zu seinem Tode lebte. Als man der Wiltivc des weiblichen Mannes" das Resultat der ärztlichen Untersuchung mittheiltc, antwortete sie, daß sie nach dem zurückhaltenden Betragen ihres Mannes immer geahnt habe, daß es mit ihm nicht ganz in der Ordnung sein müsse, doch lebte sie mit ihm zufrieden, weil er ein guter Mensch war. Das verstorbene Mann-Weib" wurde zu dieser Männcr-Rolle durch den Um­stand bewogen, daß es in den Jahren 184849 als Honved in den blutigen Schlachten tapfer mitgekämpst hat und es für ebenso unangenehm wie beschämend gehalten hätte, wieder einen Weiberrock anzulegen. Um jeden Verdacht zu beseitigen, heira­tete sie auch und traf, wie ks scheint, auf eine solche Frau, die ihrer Ambition, als Mann zu gelten, nicht entgegenirat.

Unter dem Namen Masch wird ein Getränk für Pferde sehr empfohlen. Dasselbe besieht ans ', Gewicht Kleie, Hafer und 68 Centiliter Wasser. Hafer und Leinsamen kommen in einen Stalleimer oder sonstiges Gefäß, darauf wird siedendes Wasser gegossen, dann kommt die Kleie hinzu, das Ganze wird mit einer wollenen Decke bedeckt und durch 4 bis 5 Stunden abgeknhlt. Die Pferde nehmen dieses Getränk mit großer Gier und erlangen eine schöne Körperfülle.

(W aS i st diePresse?) Die Frage wurde von dem Journalisten Wiener bei Gelegenheit eines jüngst in Wien in Folge eines communalen Anlasses abgehaltenen Zweckessens in Erwiderung ans einen der Presse gewidmeten Toast humoristisch in folgender Welse beantwortet:Die Presse nehme im öffent­lichen Leben die Stelle einer Schwiegermutter ein. Alle fürchten, aber Niemand liebe sie. So lange sie Alles billige, sei sie ge­ehrt, so bald sie aber zu tadeln anfange, hätte Allez nur einen Wunsch der Teufel hole die Schwiegermutter!"

AmckliLe »rnö drivur-L5rkuttN5m6«Htt»gen.

Schwarzwald-Bahn.

FuNkr-Verkaus.

Der Fntterertrag der Bahndöschungen und Lagerplätze auf der Strecke Weil d. Stadt und Nagold wird auf die Dauer von 6 Jahren an Ort und Stelle im öffentlichen Aufstreich verpachtet, und

zwar:

s

Dsnnerstag den 20. Mai,

Morgens 8 10 Uhr, von der Wnrmdrücke bei Weil d. Stadt bis zur Marknngs- grenzc Schafhausen;

10 12 von der Marküngsgrcnze Schafhausen bis zur Marknngs-

grenze Ostelsheim;

Mittags ! Uhr bis Abends, von der Markunzsgrenze Ostelsheim bis zum Wär-

techaus am Forsttnnnel.

Freitag den 21. Mai,

Morgens 8 12 Uhr, vom Forsttnnnel bis zur Slraßendnrchfahn an der Pstanzschule; Mittags 2's- Uhr bis Abends, von der Straßendurchfahn bei der Pflanzschule bis

zum Bahnhof Calw.

Samstag den 22. Mai,

Morgens 7'/, bis 9 Uhr, vom Bahnhof Calw bis Station Teinach,

9 bis 12 von Station Teinach Wildberg,

Mittags 2 bis 4 Wildberg Emmingen,

4 Uhr bis Abends, Emmingen ,. Nagold.

Calw, den 5. Mai 1875.

K. Betricbsbauamt.

F u ch s.

Nagold.

KlafLsrholz- und Rrisach- Verkauf.

Am Donnerstag den 13. Mai, Vormittags 8 Uhr, im Stadlwald Hinterer Wolfberg:

78 Raummeter Nadelbolzprngel und 3940 Stück Nadelholzwellcn. Zusammenkunft bei der .Kleemeisterei. Den 0. Mai 1876.

Gemeinderath.

Nagold.

Bekanntmachung.

Hvlz-Berkaufsgenehmigmrg

betreffend.

Der am 7. d. M. im Stadtwald Win­terhalde, Abth. Ameisenbucke!, startgehabte Eichen - Stammholz Verkauf wurde heute genehmigt

F o r si a m t A l t e n st a i g. Revier Simmersfeld.

Den 10. Mai !875.

Gemeinderath.

am Samstag den 15 .Mai d. I, von Vormittags 9 Uhr an,

in der Sonne in Simmersfeld aus Siaatswald Mühl­halde : 300 Rm.

Nadelholzprngel, aus Staatswald Hinteres Eitele und vom Scheidholz der Hut Simmersfeld: 56 Rm. Nadelholzscheiter, 84 Nm Prügel und Anbruch, 250 buchene und 290 Na­delholz-Wellen, ungebunden;

ferner von 11 Uhr an ans Staatswald Eitele und vom Scheidholz der Hut Simmersfeld: 9 Buchen mit 3,4 Fm., 124 Stück Langholz mit 104 Fm. und 50 Stück Sägholz mit 33 Fm.

Altenstaig, den 7. 'Mai !875.

K. Forstamt.

F ü nsbr o n n.

Lang- L Klotzholz- Berkaus.

Am Samstag den 15 Mai d. I, Nachmittags ! Uhr,

werden ans hiesigem Rathszimmer ans dem Gemeindewald Bremen und Hagwatd

215 Festm. Lang- und Klotzbolz und 8 Rm. buchene Scheiter im öffentlichen Ansstreich zum Verkauf gebracht.

Liebhaber sind hiezu ans obige Zeit ein- gcladcn.

Den 7, Mai 1875.

Waldmeister Theurer.