225
Ludwigsburg, 30. April. Das Grabdenkmal der Prinzessin Wilhelm auf dem bürgerlichen Friedhofe ist heute, am Todestage der hohen Verewigten, wieder mit einem prächtigen Blütenflor geschmückt worden. Eine Menge von Kränzen, Blumen und Bouquets. die aus nah und fern aus Liebe und Dankbarkeit gestiftet wurden, bedecken dasselbe, so daß die Stätte in einen herrlichen Garten verwandelt ist mit Theerofen, Azaleen, Rhododendren und vor allem der Lieblingsblume der Verstorbenen, der Maiblume. Schon um 6 Uhr heute früh legte Oberbürgermeister Abel namens der Stadt einen prächtigen Maiblumenkranz mit den Stadtschleifen auf das Grab; ihm folgte der Vorstand der hiesigen Werne r'schen Wohlthätigkeits- anstalten, deren treue Protektorin die Prinzessin gewesen ist. Um Z'/zUhr erschien Prinz Wilhelm mit Prinzessin Pauline an dem Grabe und legte zwei prächtige Kränze, aus Theerosen und Maiblumen gewunden, an dem Grabdenkmal nieder, und im Laufe des Tages folgten noch viele Kränze von den höchsten Herrschaften, von Offizieren und Körperschaften nach.
Cannstatt, 29. April. Am 4. Mai wird hier im Kursaal die Generalversammlung des württembergischen Weltsprachevereins abgehalten werden. Während die Delegierten der württ. Weltspracheklubs vor zwei Jahren in Ulm und voriges Jahr in Ravensbnrg zusammenkamen, vereinigen sie sich diesmal mehr im Herzen des Landes. Bei der Verbreitung, welche die Weltsprache, Volapük, im Ausland gefunden hat, besonders in Holland, wo in kurzer Zeit über 20 Vereine entstanden, einzelne mit mehr als 100 Mitgliedern, meist aus kaufmännischen Kreisen, in Frankreich besonders in Paris durch Prof. Kerckhoffs, ferner in England und in Amerika, dürfte es von großem Interesse sein, die Fortschritte, die das Volapük in Württemberg gemacht hat, zu vergleichen. Anfangs fand die Bildung von Vereinen nur in einigen Orten des Oberlands Anklang, vereinzelte Anhänger aber gab es im ganzen Land. Nach dreijährigem Bestehen ist es nun eine ganz respektable Anzahl von Vereinen, die über das ganze Land verzweigt sind. Hier in Cannstatt selbst besteht noch kein Verein, jedoch wurden in letzter Zeit Vorträge über Volapük hier, in Untertürkheim und in Eßlingen gehalten. Dadurch ist der Boden schon bearbeitet, und die Folge der Versammlung vom 4. Mai dürfte sein, daß auch hier ein Weltspracheverein gegründet wird.
Crailsheim, 30. April. Auf der letzten Amtsversammlung wurde beschlossen, die Naturalverpflegung für Handwerksburschen und Stromer den Sommer über einzustellen und erst vom 1. Nov. bis 30. April nächsten Jahres wieder in Kraft treten zu lassen.
Ulm, 1. Mai. Einem von gestern auf heute im Gasthaus zum Stern hier übernachtenden Branntweinhändler von Nenningen, OA. Geislingen wurde von einem mit ihm im gleichen Zimmer übernachtenden Fremden aus der Tasche seiner unter das Kopfkissen gelegten Hosen der Betrag von über 500 bestehend in lauter Goldstücken, entwendet. Der Thäter, der bereits steckbrieflich verfolgt ist, gab sich für einen Buchhändler aus und hat das Zimmer heute früh 5 Uhr verlassen. Um den Bestohlenen, welcher sein Gold in einem Säckchen aufbewahrt hatte, den Diebstahl nicht gleich merken zu lasten, hatte ihm der Dieb Srlbergeld in das Säckchen gelegt.
Wei7rnifcHtes.
— 3000 Gulden Honorar schickte ein Millioneser seinem Arzte, der ihn vom Tode gerettet hatte. Das war aber dem verwöhnten Arzte nicht genug; er klagte zwar nicht, setzte sich vielmehr hin und quittierte dankend, ließ aber sein Staunen einfließen, daß ein so reicher Mann auch wie arme Leute Abschlagszahlungen mache.
LrLLevcrvifches.
— Livekkaus' Oouv ersaki ous-I-sx ikon, drsiredats mit 4.kkiIdimA8ir llvä Karten rsiek illustrierte ^.uüaKk, ist mit Lstt 150 keim Lckluss des -lekutsir Landes anKeian^t. Iruek dieser Land (Kadett—Lenxkireli) stekt aut <1sr
Höbe, dis das altdsrükwts IVerk jst^t erreiekt Kat; an Aakl der Artikel üksrtrilkt er so§ar noek seine VorKällKsr: er entkalk deren 8056 KSAen 2250 im reimten Lands der vorigen 4uüaAe. Uax anek 2 N dieser starken, drei- kis visrkaeksn Ver- mskrunA die moderne Oitkograpliis etwas keiAstraKen Kaken, indem sie wanekes Ltivkwort aus seiner Irüksrn Leinrat 0 in den Luekstaden X versetzte: der de! weitem grösste Keil lallt doek ank dis lllkNKS des -in dem kswäkrtsn alten 8toik kinLUAStretenen und vsrarksitetsn neuen. LeuKuis davon liefert jede 8site; es KS- nüKS, Lisr nur keispielsweise kolbende Artikel -in nennen: Kolonien (sin sskr AsitAsmässsr Lnlsats), Kamerun, Kapkolonis, Ks-IunA (auk Kormosa), Korea, Kapital, Katksdersosialistsn, KrankenversiekerunASKesetr, Kranksnkäuser, Komma- kaoillen, Keramik, die 8tädte Köln und Lsiprix (mit Lianen), KöniKKrätir (mit Llan des 8edlacktt6ldss), ferner die biograpkisekenßkisLSN: Orak Kainok^, Katkow, Ketsekwazw (XnlnkänptlinA), krau von Kolemins, 6sksi,nrat Kock, Derselbe auf das Lraktiseks und LeitASmässe Ksrivktste 8inn vis keim Vexts sxrickt siek auek wieder in der IVakl der Illustrationen aus, dis 23 Lildertakelu, 7 Karten und 86 sillAsdruekts Ilolrseknitte umfassen, vis mit ksstsm Verständnis und tzleiek der OkromotatsI 2 um Artikel Keramik (kearl,eitet von dakok von Kalks) und den KkkildnnASN der Vaukköliier wakrkakt kunstvoll ausKskukrtsn Takeln krinZen varstsllunKen aus dem vier-, Küaiwen und Ninsralrsiek, aus tsekniseksm und industriellem, aus axrariseksm und krisKswissensekaktlieksm Oskiete. Unter den Karten nskmen dis vsksrsicktskarts der Kolonien suropäiseker 8taatsn, die Karts der Kaxstaaten und Konstantinopsl mit vmxs§snd unser kssouderss Interesse in 4n- spruek. Keine Krage also, Lrookkaus' Oonvsrsations-Vsxikon ist gegenwärtig das neueste und Zuverlässigste, dasjenige, welekes dis Kortsokritts in den IVissen- sekakten, Künsten und Oewerksn, die Veränderungen im politiseksn und Kultur- lsken, dis statistiseken Krgednisss und biograxkiseken vaten kis auf dis jüngsten läge kerak registriert.
— „Naturgeschichte des Hierreiches" Großer Bilderatlas mit Text für Schule und Haus (40 Lieferungen ä 50 Pfennig). Emil Hänselmann's Verlag in Stuttgart.
Von diesem verdienstvollen Werke, welches die Popularisierung der Naturwissenschaften in einer der Wissenschaftlichkeit nichts vergebenden und der Liebe zur Natur wirksam pflegenden Weise anstrebt, sind neuerdings Lieferung 25 bis 40 erschienen, so daß das Werk nunmehr komplett vorliegt. Wir machen unsere Leser wiederholt auf dieses außerordentlich billige und seinen schönen Zweck mit großem Geschick verfolgende Werk aufmerksam, das auf 80 Großfoliotafeln mehr als 1000 kolorierte Abbildungen bringt, welche von 50 Bogen erläuterndem Texte sowie vielen Holzschnitten, die lange Beschreibungen überflüssig machen, begleitet sind. Die Ausführung des Ganzen ist eine in jeder Hinsicht gelungene, so zeugen die kolorierten Tafeln nicht nur von hervorragender Geschicklichkeit und Sorgfalt in der geradezu künstlerischen Wiedergabe der Tiere, die eine naturgetreue Veranschaulichung der Schilderungen bilden; sondern sie bringen auch die verwandten Tiere in schönen Gruppen mit dazu passender Szenerie dargestellt, so stellt nur z. B. die Tafel 16 die größten Meerbewohner in dem Moment dar, wo die Bemannung eines Dreimasters Jagd auf einen Wal macht — und dies alles in prachtvoller Farbengebung. Ganz besonders fesseln uns durch ihren Farbenreichtum diejenigen Tafeln, auf welchen die Vogelwelt zur Anschauung gebracht wird, noch mehr aber die Darstellung der Schmetterlinge durch ihre wunderbare Schönheit und Naturtreue. Mit vollem Fug und Recht können wir dieses schöne Bilderwcrk, das bald ein wahres Haus- und Familienbuch werden wird, warm empfehlen, namentlich aber wird es Lehrern und Schülern und allen denen, die Sinn für die Natur haben, eine sehr willkommene Gabe sein, zumal da ein so schön ausgestattetes, so überaus reichhaltiges und so enorm billiges Bilderwerk des Tierreiches noch nie dargeboten wurde. Der beste Beweis aber für die Trefflichkeit des Werkes dürste der sein, daß dasselbe bereits in 3 fremden Sprachen erschienen ist und daß die deutsche Auflage innerhalb 10 Monaten vergriffen wurde; die Verlagshandlung sieht sich daher zur Herausgabe einer zweiten Auflage genötigt und ist die bereits erschienene erste Lieferung in allen Buchhandlungen zu haben. Für diejenigen aber, welche das Werk gleich vollständig zu besitzen wünschen, hat die Verlagsbuchhandlung Exemplare in elegante stilvolle Einbanddecken binden lassen und können dieselben zu dem billigen Preise von nur 25 durch alle Buchhandlungen bezogen werden.
Amtliche Kekanntmachlmgen.
Friedrich Schaible von Martinsmoos-
zuletzt dort wohnhaft, wird beschuldigt, als beurlaubter Reservist der Infanterie ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein. Uebertretung gegen § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs.
Derselbe wird auf Anordnung des K. Amtsgerichts Hierselbst aus Mittwoch, den 1. Juli 1885, Vormittags 9 Uhr, vor das K. Schöffengericht Calw zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach § 472 der Strafprozeßordnung von dem König!. Landwehrbezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurteilt werden.
Calw, den 1. Mai 1885.
Weber,
Gerichtsschreiber des König!. Amtsgerichts.
Revier Liebenzell.
NaäekreAg-VerAauf
Am Donnerstag, den 7. Mai, vormittags 8Vs Uhr, aus dem Staatswald Mittlerer Bruch bei
Unterhaugstett:
113 Loose ungebundenes Nadelreisig in Haufen zu 570 Rau- meter aufgesetzt und 3 Flächenloose Schlagraum, geschätzt zu 700 Wellen.
Zusammenkunft im Schlag.
NM
Deckenpfronn.
Stammholz-Verkauf.
Am Donnerstag, den 7. Mai, werden im hiesigen Gemeindewald Ober-Wald
50 Stück Eichen von 5 bis 10 m lang und 35—64 om stark mit 64 Festmeter und
46 Stück Bau- und Sägholz im öffentlichen Aufstreich verkauft.
Zusammenkunft morgens 9 Uhr im Ort. Schultheißenamt.
St.-V. Paulus.
Aeraccordierung von WauaröeiLen zum Ueuöau der Kirche in Simmersfeld.
Höherem Auftrag zu Folge sind für den bezeichneten Neubau nachstehende Bauarbeiten im Submissionsweg zu vergeben:
Grabarbeit im Betrag von 803 20 H
Bctouarbeit 4518 ZL 41 H
Maurer- L Stcinhaucrarbeit 56,907 28 H
Zimmerarbeit 7871 65 H
Schmicüarbeit 1651 90 H
Kostenvoranschlag nebst Zeichnungen und Accordsbedingungen liegen in der Kämeralamtskanzlei in Altensteig zur Einsicht auf.
Die Offerte sind — in Prozenten der Ueberschlagspreise ausgedrückt — versiegelt mit der Aufschrift:
„Angebot für den Neubau der Kirche in Simmersfeld" längstens bis
Freitag, den 22. Mai d. I., vormittags 12 Uhr,
beim Kameralamt Altensteiq einzureichen, wo am gleichen Tage nachmittags 3 Uhr die Eröffnung derselben, welcher die Submittenten anwohnen können, stattfindet. Den Offerten von unbekannten Unternehmern sind Tüchtigkeitsund Vermögenszeuquiffe neuesten Datums anzuschließen.
Den 29. April 1885.
K. Kameralamt Alteusteig. K Bezirksbauamt Calw.
Zavelstein.
Pflaster-AccorS.
Am Freitag. 8. d. M. nachm. 2 Uhr, wird aus dem Rathause hier ein Accord über die Herstellung von 2 Strecken Straßencandeln und von
einigen Partien Pflaster im hiesigen Orte im öffentlichen Abstreich vorgenommen, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Den 2. Mai 1885.
Schultheißenamt.