entgegen gebracht, ich konnte cs nicht, ihr Stolz, ihre Kälte, ihre offene Feindseligkeit stießen mich zurück. Das mag ihren Haß gegen mich genährt haben, ich konnte es nicht ändern. Wenn ich mich meinem Vater über die verletzende Zurücksetzung beklagte, so fand ich nur taube Ohren und harte Worte, so ward ich ge­wohnt, mich als eine Fremde in dem Hause zn betrachten. Da kam eines Tages ein junger Mann in unser Haus, er sollte die Erziehung meines Bruders leiten. Nun, ich habe nicht nöthig, Euch zu sagen, wie und wodurch es kam, daß ich ihn liebte, die Gründe lagen in den Verhältnissen, die mich umgaben, es mußte meinem Herzen wohl thun, als es entdeckte, daß es noch Liede einflößen konnte. Ihr habt ihn gekannt, er war ein gediegener, liebenswürdiger Charakter, ein Mann, den man ach­ten und lieben mußte, wenn man ihn kennen lernte. Weßhatd warnte mein Vater mich nicht? Weßhalb machte er mich nicht aufmerksam auf die Folgen dieser traurigen Verirrung, wie er meine Liebe nannte? Mußte er ihr Erwachen nicht bemerken? Er ging gleichgültig an uns vorbei, nur für seine Gattin und seinen Sohn hatte er Augen und Ohr. Ich war ein junges, unerfahrenes Mädchen, ich hatte mein Vertrauen einem Schurken schenken können, ohne daß ich gewarnt worden wäre. Erst spä­ter erfuhr ich, daß meine Stiefmutter heimlich unser Verhältniß begünstigte, wohl nur in der Absicht, meinen Bruch mit dem Va­ter zu beschleunigen. Arthur faßte ein Herz, er warb um meine Hand. Jetzt erst sollte ich erfahren, daß ich keine Fremde, son­dern die Tochter des Hauses war. Ich mußte harte, verletzende Worte hören, ich wurde gehalten, wie eine Gefangene, und die boshafte Tücke meiner Stiefmutter und ihrer Kreaturen verfolgte mich vom Morgen bis zum Abend. Arthur hatte sofort das Haus verlassen müssen, aber er fand Mittel, mit mir in Ver­bindung zu bleiben. Was hättet Ihr an meiner Stelle gethan?"

Der Alte zuckte die Achseln.

Ich dachte es mir, als Ihr vorhin so hart urtheiltet? Könnt Ihr mir auch jetzt noch zürnen, daß ich den Schritt that, zu welchem ich durch die Verzweiflung getrieben wurde? Ich gebe zn, daß es ein leichtsinniger Schritt war, insofern, als mein Verlobter noch keine sichere Existenz hatte, aber daran dachte ich nicht, mein einziger Wunsch war cs, dem Kerker zn entfliehen. Der Himmel war uns günstig, Arthur fand in einer kleinen Stadt ein Unterkommen, vier Wochen später feierten wir unsere Hochzeit im Kreise der Eltern und Geschwister meines Gatten.

Ach, auch das wußte ich noch nicht, Madame," versetzte Meister Steffens erstaunt, ich glaube, daß auch Herr v. Wein- Heim es nicht erfahre» hat."

So sind meine Briese unterschlagen worden? fuhr Leonie entrüstet fort,ich schrieb ihm vor und nach der Hochzeit, ich schrieb ihm auch später nochmals, trotzdem mein Gatte es mir verboten hatte. Es waren keine Brand- und Bettelbriefe, gott­lob unser Einkommen reicht hin, unsere Bedürfnisse zu befriedi­gen, ich bat nur meinen Vater um seinen Segen. Als ich aber keine Antwort erhielt, da vermuthete ich den wahren Sachverhalt, und jetzt blieb mir nur noch die Hoffnung auf eine persönliche Zusammenkunft. Ich hatte meinem Vater meine Niederkunft an­gezeigt und ihn gebeten, die Pathenstelle bei meinem Kinde zu übernehmen, heute wollte ich persönlich ihn zur Taufe einladen. So ist mir denn die Erfüllung meines höchsten Wunsches ver­sagt worden, ich beuge mich unter den Willen Gottes."

O, Madame, wenn Sie gestern gekommen wären!" sagte der Greis erschüttert.Seitdem Sie das Hans verlassen haben, ist auch der Friede hinaus gezogen. Es ist da Manches vorgefallen, worüber ein dunkler Schleier gebreitet wurde, aber

so streng auch Herr von Weinheim die Geheimnisse zu bewahren suchte, es konnte Niemanden verborgen bleiben, daß er sehr un glücklich war. Der Charakter der stolzen, herrschsüchtigen Frau trat immer schärfer hervor, und Hr. von Weinheim mußte sich fügen wie ein Sklave, wenn er nicht Frau und Kind hinaus- treibcn wollte. Vielleicht hat er auch Manches nicht erfahren, worüber die Dienerschaft ihre beißenden Bemerkungen machte, er hat vielleicht nicht gesehen, welch' vertrauliches Verhältniß sich zwischen seiner Gattin und dem Erzieher seines Sohnes entspann. Aber gestern, kurz^vor seinem Tode, hat er gewiß die Entdeckung gemacht, weiche Schlange er an seinem Busen nährte. Er er­krankte plötzlich, gleich am Tisch, und kaum hatte Herr Fahren- schmidl, der Hauslehrer, die Aeußerung fallen lassen, daß Herr von Weinheim an der Cholera erkrankt sei, als Madame sich so­fort in ihre Gemächer zurückzog und der Bedieutenschwarm aus­einander stob. Herr von Weinheim blieb bis zu seinem Tode allein, Niemand kümmerte sich um ihn, man vergaß sogar, zum Ärzte zu schicken und als mau endlich sich daran erinnerte, war es schon zu spät."

Entsetzlich!" rief Leonie.Man würde auch mir keine Nachricht gesandt haben, ich kenne den Charakter und die Gesin­nungen dieser Frau, deren äußere Schönheit allein meinen armen Vater blenden konnte."

Unv ich fürchte, Sie werden ihr gegenüber min einen har­ten Stand haben," fuhr Meister Steffens leise fort.Man spricht bereits davon, Herr von Weinheim habe sie zur Unioer- salerbin eingesetzt und seine Tochter enterbt."

Das konnte er nicht!"

Madame, jeder Paragraph des Gesetzbuches hat eine Hin­terpforte, durch die man ihm entschlüpfen kann, nnd^ Herr Fah- rcuschmidt soll ein gesetzkundigcr Mann sein."

Leonie blickte in düsterem Sinnen versunken lange schwei­gend vor sich hin, zu dem Schmerz gesellte sich der Haß.

Nun, ich hätte ja darauf vorbereitet sein können," nahm sic nach einer Weile wieder das Wort, es lag in dem Interesse dieser Frau, sich das Erbe zu sichern, und sie hat stets dem Grundsätze gehuldigt, daß der Zweck die Mittel heilige. Mein Gatte muß sofort benachrichtigt werden, er soll kommen und das Testament prüfen; ist es ein ächtes Dokument, dann mag sie in Gottes 'Namen den Raub behalten." (Forts, folgt)

Allerlei.

(Zur Strafe.s In einem kleinem Gehölze unweit Lon­don hielt einst ein Räuber den Wagen des Lord Mulgravc an und setzte ihm sein Gewehr mit den Worten auf die Brust:My­lord, dies ist ein Gewehr, welches unter Brüdern 100 Pfund werth ist; ich rathe Ihnen, es zu kaufen." Der Lord merkte bald, was dieses zu bedeuten habe, zog schnell seine Börse und zahlte 100 Guineen dafür. Der Räuber nahm das Geld und händigte dem Lord die Waffe dafür ein Kaum hatte Mulgravc das Gewehr erfaßt, als er dasselbe auf den verwegenen Räuber anlegte nnd losbrennen wollte; es war aber nicht geladen. Hohn­lächelnd sagte der Räuber, der nun ein geladenes Pistol hervor­gezogen hatte:Zur Strafe, daß Sie mich für so dumm an- sehen, Ihnen ein geladenes Gewehr zu gebe», zahlen Sie mir noch 50 Guineen." Der Lord mußte zum zweiten Male die Börse ziehen.

(Nette Dienstmagd.)Warum wurden Sie von ihrer vorigen Herrschaft entlassen? wurde ein dieustsuchendes Mädchen gefragt. Nann?" antwortete diese bescheiden,habe Ick Ihnen denn schon ge­fragt, warum es Ihre Vorichte nicht bei Ihne» ansgehalten hat?"

Amtliche und Privat-Lteranutmachnttge».

Revier Nagold.

WeDau-AKKord.

Behufs Ausführung eines neuen Holz­abfuhrwegs im Staatswald Schloßberg mit einer Länge von 2163 m. und 3 m. Breite wild am

Samstag den 15. d. M. eine Akkordsverhandlung vorgenommen. Liebhaber wollen sich Vormittags 9 Uhr aufder Revicramtskanzlei einfinden, woselbst dis Pläne und Bedingungen rc. einacsehcli werden können. Die Linie selbst ist soweit durckig.'hanen, daß das Terrain besichtigt we-.deu kann.

Nagold, 6. Mai 1875.

K. Nevicrautt.

Stammhei m.

Lang- und Klotzhslz- Verkauf.

Am Donnerstag den 13. Mai wird ans dem hiesigen Gemeindewald ver­kauft:

1) 50 Stämme Langholz mit 83,86 Fm. und 1523 Meter Länge;

2) 62 Stück Kiotzholz mit 80,02 Fm., worunter 8 Stück anbrüchig, das übrigeQuantum ganzschöncrQnalität.

Die Zusammenkunft ist Vormittags 10 Uhr auf dem Rathhans.

Waldmeister und Waldschütz sind ange­wiesen, das Holz auf Verlangen vor dem Verkauf vorzuzeigen.

Ans Auftrag: Schulthcißenamt.

K ü m p f.

, ^ g g i d.

Klasterholz- und Neifach- Berkanf.

Am Donnerstag den 13. Mai, Vormittags 8 Uhr, im Stadtwald Hinterer Wolfberg:

78 Raummeter Nadelholzprügel und 3940 Stück Nadelholzwellen.

Jnsammenkunft bei der Klcemeistcrei. Den 5. Mai 1875.

Gemeinderalh.

G a r r w e i l e r.

Kttitcholz-Verktinf.

Am Montag den 10. Mai d. I, Nachmittags 1 Uhr,

werden auf hiesigem Rathszimmer aus dem Gemeindewald circa 120 bis 130 Festm. Langholz im öffentlichen Anfstreich zum Verkauf gebracht.

Die Verkaufsbedingungen werden bei der Verkaufsverhandlung bekannt gemacht werden. Das Holz ist schöner Qualität, die Absnhr günstig.

H a i t e r b a ch.

Liegenschafts-Verkauf.

Die in der Gantmasse des Kaufmanns Johannes Oesterle in Haiterbach vorhandene Liegenschaft kommt am

Donnerstag den 20. Mai d. Js., Vormittags 11 Uhr,

ans dem Rathhause in Haiterbach zum zweiten und letztenmale im öffentlichen Auf­streich zum Verkauf und besteht dieselbe in