Dn Gesellschafter.

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Stuttgart, 4. Mai. (13. Sitzung der Kammer der Abgeordne­ten.) Kolb berichtet über den Etat des Departements des Kirchen- und Schulwesens. Bei der Position Besoldung der Kirchendiener ergreift Frhr. v. Gemmingen das Wort, um den Herrn Kultminisier zu inter- pelliren über verschiedene auch bei uns herannahendc Symptome des Kulturkampses, über dunlle Punkte, die sich am Horizont zeigen und den konfessionellen Frieden zu stören drohen. Eine extreme Richtung in der katholischen Geistlichkeit mache sich immer mehr geltend und drohe den religiösen Frieden zu stören. Diese Symptome sind: 1) die Ernennung des katholischen Stadtpfarrers Schwarz in Ellwangen, nachdem ihm die Bestätigung der Wahl zum Dekan vom Bischof versagt worden, zum päpstlichen Hausprälaten. Er trage, ob ihm nicht die Regierung als einem Württembecger die Führung dieses Titels in Württemberg ver­sagen werde? ferner sei gegen die abgelehnte Zustimmung des Landes- dischoss die Papstadreste Land auf Land ab kolportirt worden, obgleich sie Angriffe aus die württembergische Regierung enthalte, ohne daß es gehindert worden, und es sei die Frage der Schulschwestern eine be­denkliche geworden. Die Thätigkeit der Orden habe sich überall als ge­fährlich erwiesen, besonders aber im Einfluß aus die Schulen, und es sollten dieselben, wo nicht ein ganz dringendes Bedürfnis; vorliege, nicht Melassen, jedenfalls ihre weitere Ausdehnung verhindert werden. Die Kongregation der Schulschwestern sei eigentlich rechtlich noch nicht in Württemberg zugelafsen und doch habe sie schon t8 Stationen. Er wünschte daher zu wiffen, wie es damit stehe und was die Absicht der Regierung sei. Er habe sich bemüht, die Sache möglichst objektiv zu behandeln, aber es seien eben wichtige Interessen im Spiel, der religiöse Friede, und da müsse man Stellung nehmen. Kultminister v. Geßler: Die Ne­gierung habe sich bis jetzt nach Kräften bemüht, Alles zu thun, was zur Wahrung des religiösen Friedens beitragen kann und werde das auch ferner als eine ihrer wichtigsten Ausgaben ansche». Was die drei vom Herrn Vorredner in Anregung gebrachten Punkte betreffe, so be­stehe über die Ertheilung fremder Würden und Titel an Geistliche eine Verordnung vom Jahr lS30, dis noch in Kraft stehende Verordnung, daß solche in Württemberg ohne die Genehmigung der Regierung nicht geführt werden dürfen. Daß Stadtpfarrer Schwarz noch besonders dar­aus ausmerksam gemacht worden sei, daß er aber bis jetzt um die staat­liche Genehmigung noch nicht nachgesucht habe. Die Papstadresje betr., sei auf die Zurückweisung derselben von Rottenburg aus die für die Regierung anstößige Stelle daraus entfernt und nur noch ohne diese Namensunterschriften auf dieselbe gesammelt worden. Man habe also keinen Grund zum Einschreiten gehabt. In Betreff der Schulschmestern werden genaue Erhebungen gemacht, wo solche wirklich im Bedürfnisse des Volkes und der Gemeinden begründet seien, um darnach weiter zu erwägen, was zu thun. Nirgends aber sei ihnen gegen den Willen der betreffenden Gemeinden eine Niederlassung gestattet worden, die aber alle widerruflich seien. Unzuträglichkeiten ans diesem Verhältnisse haben sich in Württemberg noch nirgends erheben. Nachdem der Hr. Minister diese vom Vorredner berührten Punkte beantwortet, berührt er uoch einige andere, die schon da und dort besprochen und der Regierung zum Vorwurf gemacht worden. So sei behauptet worden, es seien in Preu­ßen gesperrte Geistliche bei uns angestellt worden. Das sei aber nicht der Fall. Auch von Errichtung eines Knabenseminars sei die Rede ge­wesen mit Unterstützung Seitens des Staats. Auch das sei unrichtig; ein solches sei von einem Privatvereins in Aussicht genommen, aber noch nicht verwirklicht worden, aber von einer Staatsunterstützung zu­mal ohne Zustimmung der Kammern könnte ja keine Rede sein. Ueber- haupt bemühe sich die Regierung vor Allem den konfessionellen Frieden aufrecht zu erhalten und zwar, indem sie strenge nach allen Seiten hin Alles vermeide, was denselben zu gefährden geeignet sein könne. Auch solle man sich nicht durch bloße Gerüchte beunruhigen lassen. Frhr. v. Gemmingen dankt dem Herrn Minister für seine Auskunft- Domkapitu­lar v. Dannecker: ihm gehe auch die Wahrung des interkonfessionellen Friedens über Alles und er würde kein Wort reden, das denselben ge­fährden könnte. Die dunklen Punkte am Horizont des religiösen Frie­dens könne er noch nicht erblicken und er möge noch nicht an eine Stö­rung des Friedens glauben. Was die angezogenen Gegenstände betreffe, über welche der Herr Kultminister lchon beruhigende Zusicherungen ge­macht habe, so könne er diese nur bestätigen. In der Ernennung des Stadtpfarrers Schwarz dürse man nichts Auffälliges, nichts gegen den Bischof Gerichtetes suchen und finden. Wenn der Hr. Bischof dem Stadt­pfarrer Schwarz das Dekanat nicht übertragen habe, so habe er gewiß seine guten persönlichen und sachlichen Gründe dazu gehabt. Aber die Ernennung durch den heiligen Stuhl sei nicht gegen den Bischos gerichtet gewesen, denn das wäre ein unhaltbares Verhältnis Darüber zu ur- lheilen, warum der heil. Stuhl es gethan, darüber sei Niemand in der Lage, abzusprechen. Der heil. Stuhl kenne die Verhältnisse in Würt­temberg ganz genau und wisse, was er thue. - Aus der Papstudresse sei dis für die württembergische Negierung anstößige Stelle hsrausge- nommen worden; sonst könne man doch nichts gegen dieselbe einwenden. Sollen wir Katholiken denn, sagt er, gar keine Sympathien haben dür­fen für unsere Brüder im Norden? Die Schulschmestern seien dem Lande schon sehr gut gekommen; ohne sie würde es an manchen Orten an Lehrerinnen fehlen, und zudem seien die in Württemberg Verwendete

durchaus geborene Württembergerinnen, seien in Württemberg erzogen worden, haben vor Württembe'rgischen Obsrschutbehörden ihre'Prüfung erstanden und seien dem Landesbischof unterstellt. Es sei also nirgend ein Grund vorhanden, denselben für gesährdct zu erachten. Probst spricht in ähnlichem Sinn und betont namentlich, daß man fick in Be­treff der Ernennung von Schwarz gar falsche Begriffe mache. Die Ab- änderung der Papstadresje gebe der Sache einen ganz andern Charakter und die Schulschwestern seien in manchen Gemeinden bis jetzt unentbehr­lich. Dekan Binder wünscht ebenfalls die Erhaltung des Friedens. Er zieht ganz in Abreve, daß die^Erncnnung von Schwarz gegen den Hrn. Landesbischof gerichtet sei Schwarz hake große Verdienste um den Kirchenbau, und diese habe der Papst belohnen wollen. Schmidt glaubt, daß der religiöse Friede noch erhalten Reiben könne und dazu werde, so hoffe er, die heutige Verhandlung in diesem Hause am meisten bei­tragen, wo Alles gezeigt habe, daß er Allen am Herzen liege. Aber es gebe extreme Elemente auch in unserem Lande, die ihn freventlich stören möchten und diesen solle die heutig. Verhandlung eine Warnung sein.

In Würzburg starb dieser Lage ein 37jähriger Mann, der so dick war, daß mau den Sarg nicht in den Leichenwagen brachte, sondern eigens nach dem Friedhof transportiren mußte. Bei dem Begräbnisse konnte der Sarg ferner Schwere wegen der Verstorbene wog bei Lebzeiten 3 Ctr. 86 Pfd. nicht getragen werden und so erfolgte die Einsegnung gleich am Grabe.

Aus München sind 100 Katholiken, an deren Spitze sich der Gras Arco befindet, mit dem Schnellzuge nach Rom abgereist, um dem Papst eine Adresse zu überbringen.

Göttingen, 4. Mai, Der Reichstags Abgeordnete Pro­fessor Ewald ist gestorben.

Berlin, 5. Mai. Eine Versammlung von Delegirten aller Fractionen des Abgeordnetenhauses, ausgenommen das Cent­rum, verständigte sich heute nach längerer Debatte über die un­veränderte Annahme des Klostergesetz-EiUwurfs.

Ist das möglich? In Kön igsb erg in Franken soll ein Arbeiter an eine herumziehende Gesellschaft eins seiner Kinder, einen zehnjährigen Knaben, für 10 Thaler verkauft haben. Wohl nur ein falsches Gerücht?

Brüssel, 4. Mai. Dcputirtcnkammcr. Der Minister des Aeußern, Graf Aspremont-Lynden, theilt die Antwortnote Belgiens auf die deutsche Note vom 15. April mit. Belgien erklärt darin seine Bereitwilligkeit, das Strafrecht entsprechend zu modificiren, wenn die Mächte sich über die Strafbarkeit der einfachen Absicht verständigt hätten. Die Untersuchung gegen Duchesne werde thätig betrieben. Sobald Belgien von den in Deutschland und den anderen Staaten getroffenen Maßregeln, um die vom deutschen Reichskanzler dargelegte Lücke in den Strafgesetzgebungen auszufüllen, benachrichtigt sei, werde es sich bemühen, dieselbe gleichfalls auszufüllen. Der Minister fügte hinzu, daß über Duchesne keinerlei Veröffentlichung erfolg! sei.

Nach deinOffervatore Romano" wird der Papstaus allgemeines Verlangen" am 16. Juni die ganze Welt dem heiligen Herzen Jesu weihen. Da werden wir also auch dabei sein.

Im Empfangssaale Pius IX. im Vatican hatten sich viele Fremde cingefunden, um den päpstlichen Segen zu empfangen. Es befand sich darunter ein Engländer. Dem aber wurde das lange Stehen lästig und er setzte sich auf eine Bank und blieb auch sitzen, als der Papst im Ornat cintrat und sah sich durch die Brille das Schauspiel mit an. Die Andern sanken beim Eintritt des Papstes auf die Kniee, der Engländer blieb ruhig sitzen. Er regte sich auch nicht, als der Papst die Bemerkung machte, es schienen neben den Andächtigen sich auch Neugierige eingefunden zu haben; sogar auf die Erinnerung eines Schweizer Gardisten achtete er nicht. Als der Papst sich wieder zurückge­zogen hatte, trat der Schweizer nochmals zu ihm.So ein Grobian wie Sie ist seit dem 20. September 1870 nicht wieder durch die Porta Pia eingetreten." Der Engländer lächelte und ging.

Der Ring der Muttter.

^ (Fortsetzung.)

Meister Lteffens, wir wollen über diesen Punkt nicht streiten, ich habe es am eigenen Herzen empfunden, daß die Liebe meines Herzens ihm geraubt war. Glaubt mir, das thut wehe, sehr wehe. Es ist wahr, ich habe meiner Stiefmutter keine Liebs