Presse im Auslande verwandt werden, auf 10 bis 12 Millionen Franks jährlich schätzt.

Die Beziehungen des deutschen Botschafters zu der hiesigen offiziellen Welt gestalten sich immer besser. Letzter Lage erklärte der Duc Decazes in einem Salon, daß er auf einem Fuße wahrer Herzlichkeit mit dem Fürsten Hohenlohe stehe, wie denn überhaupt die Stellung der französ. Regierung zu Deutschland nichts zu wünschen lasse. Man versichert, daß der Duc Decazes die erste Gelegenheit ergreifen wird, um in der Rat.-Vers, diese befriedigende Lage und die friedlichen Absichten Frankreichs zu chetonen.

(Ein Mensch mit Fischhaut.) Aus Gera vom 28. April schreibt man demLeipz. Tagbl.": Bei der letzten Stellung der soldatenpflichtigen Mannschaften kam ein höchst intercssrnter Fall vor. Ein junger sich stellender Mann halte anstatt der Epidermis von den Knieen abwärts bis zu den Zehen theilweise vollständig ausgebildetc Fischhaut. Auf dem vorderen Lheile des Unterbrines waren die Schuppen vollständig ausgebitdet, während auf der Wade die Schuppen in eine rauhe, höckerige, harte Haut übergingen. Die Fußzehen des ManneS waren bis zur Hälfte mit einer Schwimmhaut verbunden. Die Richtigkeit dieser Thal- sachcn steht protokollarisch fest. ^

Der Härings fang in der Ostsee soll in diesem Jahre sehr lohnend ausfallen. Die Preise sanken bedeutend; während noch vor 14 Tagen für einen Kahn 60 Lhaler gefordert, aller­dings nur 24 Lhaler bezahlt wurden, sank der Preis Anfangs voriger Woche aus 6 Lhaler pr. Kahn. Der diesjährige Reich- thum wird nur von dem des Jahrs 1871 übertrofscn, wo der Preis auf 5 Lhaler pr. Kahn sank.

Am 24. April starb in Wien eine einst gefeierte Schönheit, Baronin Ey natten, die Gemahlin des Feldmarfchalls-Lieute­nants gleichen Namens, der sich 1869, als er wegen Verdachts der Unterschlagung bei der Armeelieferung in's Gefängniß gebracht worden war, daselbst erhängte. Seine Frau ging in Elend und Dürftigkeit zu Grunde; vor zwei Jahren siel sie der Polizei mit ihrer Tochter, einem sechszehnjährigen Mädchen, wegen Obdach­losigkeit und betrügerischen Schuldenmachens in die Hände. Bei dem ersten Erscheinen auf der Polizei stürzte das Mädchen dem amtirenden Kommissär mit dem Rufe:Netten Sie mich, ich will nicht schlecht werden!" zu Füßen. Die Kunde von dem grenzen­losen Elend der unglücklichen Frau weckte damals in allen Krei­sen großes Mitleid, und es scheint, daß dasselbe werkthätig wurde und wenigstens materielle Sorgen von dem Lebensabend der schwer geprüften Greisin fern hielt.

Ein Augenzeuge schildert folgenden Auftritt beim Exer­zieren in der Karls-Caserne in Pesth: Ein Zugführer drillte polnische Rekruten des Salvator-Regiments, wobei cs geschah, daß auf das Commando links um! zwei Rekruten mit den Ge­sichtern aneinander prallten. Hiersb gerieth der Zugführer in Berscrkerwuth und befahl dem einen, den Mund zu öffnen, dem andern, ihm hineinzuspucken, und dann umgekehrt.

Ueber eine Demonstration gegen Don Alsonso und dessen Gemahlin schreibt man der ,Allg. Ztg." aus Graz, 27. April: Als Don Alsonso heute Vormittag nach Anhörung einer Messe mit seiner Gemahlin die Domkirche verließ, erwartete ihn ein großer Haufe Universiiätsstudentcn vor der Kirchenthüre, und als er nun mit Donna Bianca am Arm erschien, empfing ihn ein furchtbares Zischeu, Pfeifen und ein wirres Durcheinander von Rufen: »kerostl Mordbrenner! Näuberhauplmann! -4 basso il drigantk!' u. dergl. m. Don Alsonso beging die Unvorsichtig­keit, den Hut vor dem Haufen zu ziehen in höhnischer Weise wie dieser annahm und darauf verzehnfachte sich der Lärm. Der Jnfant versuchte cs nun, sich gewaltsam bis zu seinem Wagen Bahn zu brechen, allein die Studenten verlegten ihm den Weg, und hielten ihn mehr als eine halbe Stunde unter fortwähren­den Beschimpfungen unter der Kirchihüre fest. Zum Glück fand sich endlich ein Trupp Sicherheitsmänner auf dem Platz ein, drängte sich durch die Menge bis zu Don Alsonso und dessen Gemahlin und brachte beide nach dem Wagen, der unter erneuertem Lärm davonfuhr. Zwei Studenten wurden an Ort und Stelle ver­haftet, mehrere andere sollen im Laufe des Nachmittags in Haft genommen worden sein."

Nom, 29. April. Die ,,Opinionc" schreibt: Bei der langen Unterredung des Königs mit dem deutschen Kronprinzen sei natürlich die politische Lag- besprochen worden, und nach ihren Informationen sei dabei eine vollständige Uebereinstimmung der Anschauungen und ein vollkommenes gegenseitiges Vertrauen an den Tag getreten. Dem deutschen Kronprinzen werde der wahr- Ausdruck der öffentlichen Meinung nicht entgangen sein: ,,daß Italien ebenso empfänglich für die Freundschaft mit Deutsch­land sei, wie es sich's zur Ehre rechne, einem so tapfern und ausgezeichneten Fürsten seine Gastfreundschaft zu erweisen."

Konstantinopel, 30. April. Der ökumenische Patriarch empfing eine Deputation, welche eine Einladung zum Altkatholiken­kongreß nach Bonn im August d. I. überbrachle. Es heißt, vier Dciegirke der Orthodoxen der orientalischen Kirche werden an den Kongrcßverhandlungen theilnehmen.

(Ein großartiger Hahnenkampf) am großen Schausiaüi» zu Aitstree bei Liverpool wurde dieser Tage durch das Dazwi- schentreteu der Polizei unliebsam unterbrochen. Ungefähr hundert Herren aus England und Jrrland sowohl als aus dem Konti­nente, von denen manche eine hohe gesellschaftliche Stellung ent­nehmen, hatten sich zu dem interessanten Schauspiel versammelt. DerSport" halte schon einige Stunden gedauert, mehrere der Kampfhähne hatten die streitlustige Seele ausgehaucht und die Arena war mit ihrem Blute bespritzt, da erschiene» die Die­ner der Gerechtigkeit auf dem Schauplatze. Ihr Auftreten war das Signal zur allgemeinen Flucht durch Thüren und Fenster. Beim Sprunge aus den letzteren sollen sich mehrere der Herren bedeulcnd verletzt haben. Doch nicht Allen gelang es, zu ent­kommen; ungefähr 20 der Sportsliebhaber mußten sich ihrem Schicksal ergeben und den unwillkommenen Gäste» ihre Karten einhändigen. Sie werde» natürlich vor Gericht zu erscheinen haben und näheren Aufschluß über die Angelegenheit geben müs­sen. Dreißig lebende Hähne fielen in die Hände der Polizei. An ihnen war offenbar die Reihe zum Kampfe noch nicht gewe­sen. Die lebendigen sowohl wie die todten wurden zur Polizei­station gebracht; es waren lauter prächtige Exemplare. Man sah, daß die Streiter mit silbernen oder Stahlsporcn ausgerüstet wurden. Die zahlreichen leeren Champagnerflaschen, die auf dem Boden hernmlagen, ließen ein reichliches demSport" vorans- gehendcs Frühstück vermnlhen.

Eine schreckliche Verwechslung.

(Schluß.)

Von einem sehr geschickten Arzte hure sie ein doppeltes Mittel empfangen, das sich bei den in letzterer Zeit seltener wieder- gekchrten Anfällen ihrer Tochter bewährt Halle. Es bestand in zwei Gläschen Tropfen. Die einen wurden, wenn ein Anfall zu befurchten war, in gewisser Anzahl auf ein Stückchen weißen Zucker geträufelt und eingenommen; mit den ander» wurden die Schläfe bestrichen, jedoch nur wenig, da der Arzt ganz besonders dies letztere Mittel als ein scharfes, ja giftiges, bezeichnet halte. Ganz besondere Vorsicht war bei dem Gebrauche anempfohlen.

Da sie heute eine natürlich größere Aufregung bei Bertha bemerk hatte, auf deren frommes, weiches Gemülh die heilige Handlung, welche über ihr ganzes Leben so entjcheindcnd war, besonders lief wirkte und wirke» musste, so batte sie sich die beiden Gläslein auf den Sims des Kamins in Bertha's Zimmer zur Hand gestellt, hatte Zucker in Bereitschaft, kur; alle mütterliche Vorsorge getroffen. In diesem Gemach war die liebliche Braut angeklcidei und geschmückt worden, hier hatte dis Mutter selbst den von ihren Thränen beihauten Myrthenkranz in die schönen, blonden Locken der Braut befestigt, deren Wangen ungewöhnlich hoch gerölhel waren.

Die Stunde der Trauung war da; der Prediger stand bereit, der Biüutigam harrte an des Schwieaervaters Hand, daß sich die Thüre des jungfräulichen Gemachs öffnen sollte, und her- austreteu die schöne Braut in jungfräulichem Myrthenkranze an der Mutter liebender Hand.

Drinnen aber lag die Tochter noch einmal an der treuen Mutter Brust. Ihre Thränen mischten sich, aber es waren Thränen einer dankbaren uns segnenden Liebe, Thränen der seligsten Freude. Sie ist noch einmal ganz Kino, die Mutter fühlt, daß sie sie noch einmal ganz ihr eigen an die Brust druckt. Es ist ein Augen­blick, wunderbar reich, beziehnngsreich, liebereich, ahnungsreich. Sie haben keine Worte, brauchen auch keine. Die Seelen reden die wunderbar geheimnißoolle Sprache, die jede von ihnen ver­steht, und ihren Ausdruck findet sie im heiligsten Kuß und Hand­druck.

Die Uhr auf dem Kamin hat ausgehoben. Ihr naher Stnndenschlag zeigt den Augenblick an, wo Mutter und Kind hcraustretcn.

Die Hand der Braut pnlfirt heftig, als sic die Mutter in der ihrigen hält. Wieder ergreift das Mutterherz eine unsägliche, namenlose Angst. Sie hat Bertha gebeten, die Tropfen vorsorg­lich zu nehmen, aber Bertha schlägt sie aus, da sie sich körperlich wohl nur von unbeschreiblichen Gefühlen bewegt fühle.

Da fällt der erste Glockenfchlag. In diesem Augenblick fühlt die Mutter ein Zucken i» der Hand der Tochter, sieht wie eine sieberische Erschütterung durch ihren ganzen zarten Körper zieht und dieser in einem leichten Schauer erbebt da eilt sie im jähen Schrecken zum Sims des Kamins, ergreift zitternd ein Fläschchen und gießt mit bebender Hand Tropfen darauf, ohne sie ängstlich zu zählen; dann eilt sie zu Bertha, welche stille an der Thür lehnt und fleht.Nimm sie, theures Kind"; dann faßt sie daS andere Fläschchen und reibt einige Tropfen in die Schläfe derselben.

Bertha nimmt den Zucker ohne im Grunde zu wissen, was sie thut aber im nächsten Augenblicke stößt sie einen schreck­lichen Schrei ans, und sinkt zuckend im Todeskampfe in der ohn­machtstarren Mutier Arme.

Die Thüre wird ausgerissen; Hugo, der Vater, die Gäste, alle starren angstbleich herein. Der Mutter ist das letzte Fläsch-