Glückwünsche auf telegraphischem Wege übersandt und demselben das 15. Infanterieregiment verliehen, dessen Oberstiuhaber auch der verstorbene König Johann gewesen.
Leipzig, 1». April. Die diesjährige Ost er messe ist die schlechteste, deren sich die Besucher, die ältesten Leute eingeschlossen, erinnern können. Der Absatz ist selbst bei gedrückten Preisen so gering, daß er sich kaum auf de» vierten Theile dessen beläust, der aus den schlechtesten Messen der letzten Jahrzehnte gemach! ist. „Das ist zum katholisch werden!" sagte ein Luchfabrikant, als er am ersten Abend sein Geschäststokat geschlossen hatte. Heren De, sagte ein Leipziger, wenn Le katholisch werden, mache» Le blos die Mode mit. Leipzig ist ooch katholisch geworden. Wie so? fragte der Meßircmde. „Nu des is Sie sehr einfach. Leipzig hält.ooch eene — stille Messe!" Das ist der neueste Leipziger Meßwitz.
Posen, 18. April. Bei der diesmaligen SchwurgerichtS- sitzpng hat sich ein interessanter Fall ereignet. Gin zum Geschworenen einberusencr Kaufmann ans Lchrimm hatte ein „Eut- binduugsgesuch" cingereicht und dasselbe damit molioirt, daß er zu dumm sei, um de» Verhandlungen folgen zu können. Sowohl der Gerichtshof als der Staatsanwalt erachteten dieses Lelbster- kenntniß so hoch, daß sie dem originellen Gesuch in der That Statt gaben.
Wien, 26. April. Die belgische Antwort aus die preußische Note vom 15. April gelangte hier zur vertraulichen Mit- thcilung; man rühmt ihren sehr versöhnlichen Ton und glaubt nun damit die Angelegenheit für erledigt.
Prag, 22. April. Eine Anzahl Geistlicher der Leitme- ritzer Diözese schickte an die deutschen Bischöfe unter der Adresse des Breslauer Fürstbischofs Förster eine Beileidsadresse, die folgendermaßen lautet: „Täglich bewundern wir mehr Euren Heldcn- muth, aber unfern tiefsten Lchmerz müssen wir darüber ausdrücken, daß cs uns noch nicht möglich geworden, nach Eurem und Eurer Priester Beispiel auch unserem Feinde direkt entgegcnzutreten, welcher leichter niederznwerfen wäre als Eurer, weil er nur so viel Macht besitzt, um Christi Braut nach Maulwurfsart unterirdisch und geheim anzugreiscn, niemals aber auf offenem Felde sie zu verfolgen sich getraut, so daß uns mit unseren Waffen nur ins Leere zu schlagen gegönnt ist. Wir geloben jedoch feierlichst, sobald auch bei uns der Kriegsruf für Gott und die Kirche erschallt, eingedenk Eurer glücklich überstandenen, siegbelohnten Kämpfe, auch unserm Oberhirten Treue und Gehorsam bis in den Tod, um die Krone der Unsterblichkeit zu erlangen, welche nicht gleich anfangs und im zwecklosen Zuwarten, sondern nur durch Ausdauer und Znendeführung erreichbar ist."
Rom, 25. April. Der deutsche Kronprinz passjrte heute früh Rom ohne Aufenthalt nach Neapel. Die Angabe, daß seine Gemahlin ihn begleite, war irrthümlich. Herr v. Keudcll war in seiner Begleitung. Der Besuch beim Könige findet gegen Abend statt. Morgen Mittag reist der Kronprinz nach Florenz zurück.
Neapel, 24. April. „Piccolo" meldet: Der König von Italien beantwortete mit einem Handschreiben das Schreiben des deutschen Kaisers. Die Antwort des Königs drückt dessen Befriedigung aus über die Ankunft des Kronprinzcnpaares und dringt in freundlicher Weise in den Kaiser, selbst nach Italien zu kommen, sobald es ihm seine Gesundheit gestatte.
Neapel, 26. April, Abends. Der deutsche Kronprinz verabschiedete sich nach dem Dejeuner vom König und trat Nachmittags halb 2 Uhr die Rückreise nach Florenz an. Generalad- jutani v. Medici begleitete den Kronprinzen. Am Bahnhosc fanden sympathische Kundgebungen seitens der Bevölkerung statt. Gestern fanden zwei Zusammenkünfte des Königs mit dem Kronprinzen von je einstündiger Dauer statt.
Aus dem Dorfe H üsseren-W esserling im Elsajß schreibt man dem „Thanner Kreisblatt": Die Begebenheit, die ich Ihnen berichten will, hat sich im Jahre 1875 zngetragen, d. h. im neunzehnten, nicht im eisten Jahrhundert. Eine noch junge Frau war seit einigen Monaten kränklich und wurde immer schwächer; neulich starb sie, nachdem sie zuvor ein todtes Kind zur Welt gebracht hatte. Der Gatte dieser Frau, ein verständiger und braver Mann, wollte das Kind in den Sarg der Mutter legen; aber er rechnete ohne das Velo des Herrn Pfarrers, welcher rund heraus und unwiderruflich erklärte, daß er den Segen der Kirche nicht einem uugetauflcn Kinde geben könne! Die Folge dieser klerikalen Logik war, daß man das Kind in einen unge- weihten Winkel des Gottesackers begrub, der für die Selbstmörder bestimmt ist.
Die Zollbeamten in Calais belegten dieser Tage eine Anzahl kleiner Kisten aus England, deren Inhalt als Bleistifte decla- rirt war, mit Beschlag. Diese Bleistifte waren indcß hohl und enthielten statt des Bleies f a l sch e Z wa n zi g- Fr a n c s - N o ten. Mehrere dieser Kisten sollen das Zollamt glücklich passirt haben und nach Paris gelangt sein, wo einige der falschen Noten wahrscheinlich bereits im Umlauf sind.
Auf der Antilleninsel Dominique ist ein siedender See entdeckt worden. Er ist auf dem waldbedeckten Bergzuae hinter
der Stadt Roseau, 2500 Fuß über der Meereshöhe gelegen und hat zwei Meilen im Umfange. Das Ufer des Sees besteht aus Schwefelbetten und sein Abfluß bildet einen Wasserfall von großer Höhe.
New-Rork, 24. April. In New-Orleans sind dier Dampfer durch eine Feuersbrunst zerstört werden, wobei eine große Zahl von Menschen das Leben verlor.
Allerlei.
7 >- Eine einfache Markrechnung. Man setzt die Hälftk der Mark als fl. und Kreuzer an und fügt der Kreuzerzahl eine Null bei, so ist die Rechnung fertig, z. B.
4 Mark ---- fl. 2 2« kr. --- 2 20 kr.
6 „ fl. 3 3V kr. -- 3 30 kr.
10 ,, — fl. 5 5« kr. — 5 50 kr.
20 „ --- fl. 10 10« kr. --- 11 40 kr.
Lei ungeraden Markzahlen rechnet man die nächst niedere gerade Zahl und addirt 35 kr. dazu, also:
? 25 Mark? Antwort:
24 Mark ---- fl. 12 12« kr. --- 14 fl. - kr.
1 Mark .— fl. 35 kr.
Summa 14 fl. 35 kr.
— Ei» Schauspieler an einem populären Theater Newports wurde kürzlich im Laufe eines Abends sechsmal herausgerufen: Dreimal durch das Publikum, zweimal durch den Exe- cntor und einmal durch seinen Schneider. So erzählt die ,Mewy. Hdlsztg "
— Saure Milch längere Zeit der nnmittebaren Einwirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt, entwickelt einen Giftstoff. Diesem bis jetzt wenig beachteten Umstand schreibt man das häufige Erkranken und Sterben der Schweine zu, in deren Trank man solche Milch gießt.
— Professor Menebriers gibt in seinem neuesten Buche das Gewicht der Erde auf 5,000,000.000,000,000,000,600 Tonnen (a 20 Ctur.) an. Wer's nicht glaubt, mag Nachwiegen.
Zweisilbige Charade.
Die Erste dient dein Feind zum Trutz,
Und aus ibr fand schon mancher Schutz,
In alter Zeit jedoch noch mehr,
Weil Bomben jetzt und Kugeln schwer Verderben bringen dem auf's Haupt,
Der sich auf ihr geborgen glaubt.
Erstürmt ward's oft, ost demotirt.
Dann neu zum Schutze aufgesührt.
Die Zweite findet Ihr bei Thronen,
Doch sieht man's auch in Städtchen wohnen,
Auch von den Bauern aus dem Land Wird mancher böslich so genannt.
Ein mancher ist's und weiß es nicht,
Weit viel sich selbst ost widerspricht.
Das Ganze ist nun leicht zu rathen:
Ihr denkt der kleinen Potentaten,
Die sich auf festen Burgen wehrten Und dort als Herrn des Landes zehrten.
Nein, falsch geschossen, lieben Freunde!
Burgherr nicht ist es, was ich meinte.
Vom Mittelalter stammt's nicht her,
Es kommt vom großen tiefen Meer,
-Es spukt in finstern Hallen nicht,
Es kommt an's Licht und dient als Licht,
Als Seife auch — doch ich muß schweigen,
Der Apotheker kann's euch zeigen.
— DeutscherKriegerbuud. Au den Psingstfeiertagen hält der „Deutsche Kricgerbund" seinen diesjährigen Delegieren t a g in S t u t t g a r t ab. Die Verhandlungen, welche 2 Tage in Anspruch nehmen werden, finden im großen Saale der Liederhalle statt. Der Delegirtentag wird voraussichtlich von mehreren Hunderten Delegirten der Kriegervereine aus allen Gauen des Deutschen Vaterlandes besucht werden; auch hat der Ehrenpräsident des Bundes, Herr Generallientenant v. Stockmarr in Dessau, Veteran von 1811, trotz seines hohen Alters seine Anwesenheit bci den Berathungen in Aussicht gestellt. Insbesondere ist es die Stiftung einer Wittwe n- und W a i s en - U n t e r st ü tz u n g s- casse, welche in diesem Jahre den Kernpunkt der Verhandlungen bildet, und die ein erneuter Mahnruf an solche Vereine, die dem Bunde noch fern stehen, sein wird, sich demselben anzuschließen, Bis jetzt zählt der „Deutsche Kriegerbund" ca. 600 Vereine mit 60,000 Mitgliedern, und gehören demselben von Württemberg ca. 50 Kriegervereine an. Der „Deutschs Kriegerbuud" verfolgt unter Ausschluß aller Politik nur humanitäre Zwecke und hat aus seiner Casse, welche durch einen Jahresbeitrag von 7 kr. a. Mitglied gebildet wird, schon vielen seiner Mitglieder in Unglücks- und Krankheitsfällen Hitse geleistet. Das Ziel, welches der „Deutsche Kriegerbund" anstrebt, ist: die Krieger und Veteranen der Neuzeit aus seiner Easse in Noch und Alter zu unterstützen. Gleichzeitig wird die Centralisation dieser Humanitären Bestrebungen, welche die Selbständigkeit der einzelnen Vereine in keiner Weise antastet, wesentlich zur Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins unter seinen Mitgliedern beitragen.