Die Köln. Zlg. schreibt ans Stuttgart, 20. April: Die Ernennung des Stadtpsarrers Schwarz in Ellwangen znm päpstlichen Hausprälalen ist ein Schlag ins Gesicht der Diözese Rollenbnrg. Das also ist der Dank Roms für die Unterwerfung Hesele's, die nur der Kurie zu Liebe um des Friedens willen seiner Zeit erfolgt ist; der Dank dafür, dag aus dem gleichen Motiv um die Einheit der katholischen Kirche Helsen z» er­halten die gesainmle Geistlichkeit und fasl die gesammte Laien- schast der Diözese den Schritt des Bischofs acceplirte! Stadt- pfarrrer Schwarz, der eifrigste nltramonlane Fanatiker in Würt­temberg, den die öffentliche Meinung als eine Art von Gegen­bischof bezeichnet, war nnlängst znm Dekan des Landkapitels Ell- rvangen gewählt worden. Bischof Hefele glaubte die Wahl an­nulier» zn müssen, um die Thätigkeil jenes Herrn besser im Zaum halten zum Hallen zn können. Dafür ist nun Schwarz päpst­licher Hausprälat geworden."

Göppingen, 21. April. Gestern Abend fand in dem benachbarten Dorfe K. eine sonderbare Hochzeit statt. Es fehlte zwar weder an Braut und Bräutigam, noch an Verwand- ten und anderen Gästen, aber die crsteren waren weder kirchlich noch civil getraut worden. Noch in später Stunde hatte ein anderes Frauenzimmer Ansprüche auf die Hand des Ehestands- Candidaten gemacht, worauf natürlich der Geistliche die Trauung verweigerte. Aber die Hochzeilsgäste waren gelavcn, der Wirth hatte seine Borbereitungen getroffen, man konnte die Hochzeit nicht mehr abbestellen und den Wirth im Schaden lassen. Alio wurde die Hochzeit frischweg gefeiert mit Flöten und Geigen. Die Copulation kann man ja nachholen.

Mannheim, 20. April Am 17. d. hat das Oberhof-- gcricht das Kassationsgesuch des Erzbisthnms Verwesers Lothar Kübel verworfen. Das Urtheil lautet aus 500 Mark Geldstrafe eventuell 10 Wochen Gefängniß.

M ü nchen, 20. April. An die Negierung soll vom Forst­amte die Anzeige gelangt sein, daß während des strengen Winters 600 Stück Hochwild der Oberammergau zu Grunde gegangen sind, deren Ueberreste jetzt nach und nach aufgcfunden werden.

Der Bayerische Landtag ist vom Prinzen Luitpold im Aufträge des Königs geschlossen worden und hat für seine Bestrebungen und Leistungen den königlichen Dank empfangen. Im Landtagsabschied wird schließlich die Hoffnung ausgesprochen, daß auch die künftige Landesvertretung dem Könige treu zur Seite stehen werde für das Wohl Bayerns und das Gedeihen des deut­schen Reichs. Ueber die bevorstehenden Wahlen ist man jedoch in liberalen Kreisen nicht ohne Besorgniß und fürchtet, daß die Mehrheit derselben nicht in reichsfrenndli'chcm Sinne ausfallen werde.

Nach einer Corresponden; desFrankfurter Journals" gestalten sich die Dinge in Spanien immer trauriger. Die Gränel- thatcn der Carlisten mehren sich, wie die Thatsache beweist, daß der Carlistensührer Mendiri am 7. April acht gefangene alfon- sistische Soldaten ans die grausamste Weise erschießen ließ, und daß die Carlisten in der Nacht zum 12. das Fort Aspe bei Bil­bao überrumpelt und hinwegnehmen konnten, weil die alfonsisti- sche Besatzung zu fahrlässig war oder Verrath übte. Die Reak­tion ist im Wachsen und die Professoren, welche sich dem

neuen engherigen Unterrichtsgesetz nicht unterwerfen wollen, müssen sich sortschicken lassen. Der Herzog von Montpensier soll allen Ernstes daran denken, als Kronprätendent gegen seinen Neffen anfzutreten und eine Militär-Revolution zu wagen. Die Röm­linge und die Moderados wollen ihn dabei unterstützen.

Der mitteldeutsche Schützenbund in Leipzig hat die Wid­mung eines Ehrengeschenkes für das in Stuttgart abzuhaltende fünfte deutsche Bundesschießen beschlossen. Die Leipziger Schützen werden seinerzeit mittelst Extrazugs nach Stuttgart fahren.

Von Wien wird auf das Bestimmteste versichert, daß in den Beziehungen der 3 n ord isch e n ch te zu einander und in ihrer gemeinsamen Friedenspolitik nach keiner Richtung und mit Bezug aus keine politische Frage irgend eine Aenderung ein­getreten sei.

Bern, 16. April. Ein schreckliches Fa m i l i e n - D r a m a hat sich in Biel ereignet. Vorgestern Morgen wurde dort ein aus Zürich gebürtiger Goldschmied, Namens Denzler, lodt auf dem Boden seines Schlafzimmers gefunden, während zwei seiner Kinder, ein sechsjähriges und ein vierjähriges Mädchen, ersteres ebenfalls todt, letzteres im Todeskampfe, im Bette lagen, und ein älteres Mädchen sich weinend hinter demselben versteckt hatte. Das letztere sagte aus, der Vater habe kurz nach 6 Uhr Morgens eine Flüssigkeit bereitet und den zwei jüngeren Geschwistern da­von zu trinken gegeben, auch sie habe er zum Trinken zwingen wollen; da sie sich beharrlich geweigert, habe der Vater das Glas mit einem Schluck selbst geleert. Der herbeigerufene Arzt con- statirte sofort Vergiftung durch Cian-Kalinm und wandte bei dem noch lebenden jüngsten Kinde demgemäß Gegenmittel an, so daß dasselbe gerettet wurde. Denzler, früher ein guter, fleißiger Haus­vater, soll seit dem Tode seiner Frau auf Abwege gerochen sein, Tage lang im Wirthshans gelegen und Schulden gemacht haben. Am Tage der schrecklichen That sollte er ansgepfändet werden; der Gedanke daran trieb ihn zur Verzweiflung.

Bern, 22. April. In Chevenez hat ein Mädchen den alt­katholischen Pfarrer der Nachzucht angeklagt. Die ärztliche Unter­suchung stellte die Unwahrheit der Anklage heraus. Dasselbe gestand dann ein, von einer Frau zu seiner falschen Anssage ge­dungen worden zu sein. Letztere hat nun auch eingeslanden.

Paris, 23. April. Der Finanzminister Leon Say gibt am Dienstag ein großes Diner zu Ehren des deutschen Bot­schafters.

Der Bürgermeister inSaarlouis veröffentlicht imSaarl. Journ." folgende offene Antwort:Da auffallendermaßen mehr­fach Anfragen an mich ergangen sind, ob hier wirklich ein Kind geboren worden sei, das nach seiner Geburt zu wiederholten Malen gesprochen habe, und da, neuesten Zeitungsnachrichten zu­folge, jenes Kind sogar in einem Theile Deutschlands eine stehende Figur in den Unterhaltungen der Bauern und der Bäue­rinnen bilden soll, möglicherweise also noch weitere Erkundigun­gen in Aussicht stehen, so diene statt jeder besonderen die gegen­wärtige öffentliche Entgegnung, daß an jener durch die Presse mitunter vorbehaltlos wiedergegebenen Erzählung selbstverständ­lich kein wahres Wort ist, vielmehr einige lustige Brüder sich das Vergnügen gemacht haben, dem wundersüchtigen Theile des Publikums mit einer recht fetten Ente aufzuwarten."

Amtliche nnd Privar-rvekanntmachnnge.l.

F o r st a m t F r e u d e n st a d t.

Verkauf von Fichten-Gerkrinde.

Am Montag den 3. Mai !. I, von Vormittags 10 Uhr an,

wird auf dem Nathhause in Freud enstadt der hienach verzeichnete muthmaßliche heurige Anfall öffentlich versteigert.

Jeder Käufer hat einen tüchtigen Bürgen zu stellen und Steigerer, welche auf den Namen Dritter kaufen, haben sich durch eine Vollmacht hiezu auszuweisen.

Zum Verkauf kommen:

im Revier

Zahl der geschätzten Rinde.

Centner.

Die Entfernung beträgt auf die Eisenbahnstation

Horb

Nagold jWildbad ^Gernsbach

nach Wegstunden

Achern Appenweiher

Baiersbronn

300

6- 7

7-8> 7-8

8-10 !

6 8! 6 8

Buhlbach

2700

L10

101l j 1011

I

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4 5 5-6

Freudenstadt

150

5- 6

6 7 ! 7-9

9-10 !

910 9-10

Rcichcnbach

900

6- 8

7-9 6-8

7- 9 l

8-10 l 10-11

Schönmünzach

1650

10-12

10-12 j 68

: 6- 7

7-8 -

Zusammen

5700

! ! ^ '

Freudenstadt, 21. April 1875.

Kgl. Forstamt.

Nagold.

Klafterholz- und Reisach- Verkauf.

Am Dienstag den 4. Mai, von Vormittags 8 Uhr an, werden im Stadtwald Winterhalde, Abth. Ameisenbuckel, verkauft:

185 Rm eichene Scheiter und Prügel, 17 . buchene

4 aspene

60 Nadelholz

5000 Stück eichene,

340 buchene,

1370 gemischte Lanbholz- und

13180 Nadelholz-Wellen.

Zusammenkunft im Schlag.

Den 24. April 1875.

Gemeinderath.

A l t e n st a i g Stadt.

Liegenschafts-Verkauf.

Die.zu ver Ganlmasse des Adolf Friedrich Hai er, Fuhrmanns hier, gehörige Liegenschaft kommt zu Folge ober­amtsgerichtlichen Auftrags am

Freitag den 30. April d. I., Vormittags 11 Uhr,

auf dem Raihhaus dahier im öffentlichen