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Tübingen, 27. April. Herzog Albrecht von Württem­berg wird auch in diesem Semester an der hiesigen Universität den Studien obliegen. Derselbe ist der T. Chr. zufolge vor einigen Tagen hier einge­troffen und hat seine frühere Wohnung im Gasihof zur Traube wieder be­zogen.

Nürtingen, 26. April. In der Nacht vom Freitag auf Samstag hat laut Filderb. ein etwas beschränkter, aber schon öfter bestrafter Mensch von Linsenhofen auf dieser Markung eine große Anzahl der prachtvoll blühenden Kirschbäume geschält. Der Schaden ist auf 3000 -4L berechnet. Der Thäter wurde verhaftet.

Berghülen, 25. April. Heute ereignete sich hier ein tragischer Unglücksfall. Eine Mutter war mit ihrem siebenjährigen Töchterlein auf den Kirchhof gegangen, um das Grab eines früher verstorbenen Kindes zu bepflanzen. Während sie nun das Werk der Liebe verrichtete, wurde das Mädchen von einem plötzlich umstürzenden Grabstein, an den es angestoßen sein muß, so schwer auf den Kopf getroffen, daß es bewußtlos weggetragen wurde und nach einer halben Stunde verschied.

Friedrichs Hafen, 24. April. Von einem Fischer wurde heute ein sehr großer, 32 Pfund schwerer Hecht gefangen. Bedauerlich ist, daß der Laichzeit, in welcher sich in diesem und dem nächsten Monate die meisten Bodenseefische befinden, ganz speziell an unserem württembergischen Seeufer von den Fischern gar keine Rechnung getragen wird. Freilich wird es, ehe kein definitives gesetzliches Verbot erscheint, wohl nicht anders werden; aber abgesehen vom sanitären Standpunkte dürften schon im Interesse des Be­standes der Fische endlich Schritte geschehen, um eine für sämtliche an den Bodensee grenzenden Staaten gültige Fischereiordnung durchzuführen. Vorerst sieht Bayern und Baden auf strenge Durchführung ihrer für diesen Fall an­geordneten gesetzlichen Bestimmungen, was auch einen größeren Fischreichtum an deren Ufern im Gefolge hat.

In Nürnberg findet Heuer neben der internationalen Ausstell­ung von Edelmetallen auch eine Ausstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen für das Kleingewerbe statt. In den beteiligten Kreisen hat sich bereits ein reges Interesse für dieses Unternehmen bemerkbar gemacht. Es wird all­seitig anerkannt, daß das Kleingewerbe meistenteils noch mit unvollkommenen und durchaus unzureichenden Waffen gegen die mächtig anwachsenden Hilfs­kräfte des Großbetriebes im Kampfe steht. Auch fast allen Gebieten der ge­werblichen Thätigkeit muß dasselbe unterliegen gegenüber den Leistungen der mannigfaltigen Arbeitsmaschinen und der außerordentlich billig arbeitenden großen Dampfmaschinen des Fabrikbetriebes, wenn es nicht, außer verbesserten Werkzeugen, leistungsfähige, nach Größe und Preis seinen Verhältnissen ent­sprechende Arbeitsmaschinen und billige kleine Motoren zu Hilfe nimmt. Mit solchen Hilfsmitteln den Kleingewerbetreibenden bekannt zu machen, ist der Zweck der für 15. Juli bis 30. September geplantenAusstellung von Kraft- und Arbeitsmaschinen in Nürnberg." An diese Ausstellung wird sich

dann später eine permanente Maschinenausstellung anreihen, welche mit der Baugewerkschule in Verbindung gesetzt, zunächst den Zweck verfolgen wird, den Schülern der Fachklassen für Blecharbeiter, Schreiner und Drechsler, Schlaffer und Mechaniker die wichtigsten Kraft- und Arbeitsmaschinen vorzu­führen, die in ihrem Gewerbe Anwendung finden. Außerdem soll dieselbe den Gewerbetreibenden jederzeit zugänglich sein. Die Platzmiete für die heurige Ausstellung ist zu 10-46 für 1 gm. Bodenfläche angesetzt. Die Aus­stellungsbedingungen versendet auf Ansuchen das Rektorat der Baugewerk­schule Nürnberg.

WerrmifcHtes.

Frauendurst. In der deutschen Vorzeit verstanden es nicht nur die Männer, sondern auch die Frauen, einen tüchtigen Trunk zu thun. Ja, sie verstanden es, wie es scheint, nur zu gut. Nach einer alten Chronik tranken 1532 in einem Wirtshaus zu Münkheim drei Schwestern 32 halbe Maß des besten Weins. In einem Ratsdekret von Heilbronn steht: Den Weibern, so dem Trunk ergeben, sollen vom Stadtknecht Zettel an den Kopf geheftet werden mit den altertümlich derben Worten:Versoffene Krugsurfchel" ; und ein Ratsprotokoll von Hall sagt 1640:Erhard Geyers ülia, die sich mit Trunk überladen und in der Kirchen Aergernis gegeben, ward ins Hetzennest oonckemnirot zur Abscheu und dazu um 3 fl. gestraft." In einigen Orten Württembergs bestanden eigene Stiftungen, aus denen dis Weiber jährlich eine sog. Weiberzeche halten durften, ein höchst merk­würdiger Brauch, der bis ins Ende des 18. Jahrhunderts fortdauerte. So war in Ochsenbach jährlich am Sonntag Invooavit eine Weiberzeche, welche man mit dem aus dem lateinischen bona cksa verstümmelten Namen Boneda nannte. wie denn überhaupt Zeit, Einrichtung und Statuten dieses Festes offenbar denen des heidnischen Bacchusfestes nachgebildet waren.

Eugen Singer, der junge Kommis in Berlin, der dem Kaiser ein Fenster eingeworfen hat, ist von den Aerzten für verrückt erklärt und ins Irrenhaus Dalldorf gebracht worden.

Elend auf dem Thron. Eine eigentümliche Statistik teilt die Gazzette Piemontese mit. Von 2540 Kaisern und Königen, welche über 64 Völker herrschten, wurden 300 vom Thron gestoßen, 64 dankten ab, 24 töteten sich selbst, 12 verloren den Verstand, 100 starben auf dem Schlacht­feld, 126 wurden eingekerkert, 25 starben infolge von Martern, denen sie unterworfen wurden, 151 wurden ermordet und 108 hingerichtet.

Treffende Antwort. In einer Volksversammlung zu Paris fragte neulich ein Redner mit Emphase:Warum regen sich die großen Männer Frankreichs nicht? Warum bleiben sie kalt und unbeweglich bei der Not unseres Vaterlandes?" Weil sie in Bronze gegossen sind", gab eine sarkastische Stimme von der Gallerte zur Antwort.

Dürre,lwatdstctten, Ob.-Amt Riedlingen, Württemberg. Geehrter Herr! Ich habe im Laufe dieses Winters mehrere Schachteln von den bekannten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen bezogen und für mich gebraucht, gegen Sodbrennen, Aufblähung im Unterleib und matte Stuhlentleerung. Dieselben haben sehr gute Dienste geleistet und können deshalb jedem derart Leidenden auf das Beste empfohlen werden. Achtungsvollst Schultheiß Off. Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen sind L Schachtel 1 in den Apotheken erhältlich. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als Etiquett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug R. Brandt's trägt.

Amtliche Kekarmtmchllngen.

Revier Calmbach.

Otamrnbokz-Verbaus.

Mittwoch, den 6. Mai, vormittags 10'/2 Uhr, auf dem Rathaus in Calmbach, aus den Abteil. Roter Sol, Hinterer Brand, Funkenwiese, Distrikt Eiberg, Schanzenriß, Ebene, Distrikt Meistern, Würzbächle, Dachsbau, Staige, Birken, Schlößle, Bockstall, Distrikt Heimen- hardt, Schwann, Vorderer u. Hinterer Thann, Hintere Allmand, Buchen- schlägle und Scheidholz aus Distrikt Kälbling:

1 Eiche mit 0,15 Fm.,

.21 Buchen mit 24,63 Fm-,

1 Birke mit 0,27 Fm.,

2558 Stück Nadelholz-Langholz (wo­runter 1006 Forchen) mit 1868 Festm.,

1103 Stück dto. V. Claffe mit 171 Festmeter,

233 Stück dto. Sägholz (worunter 70 Forchen) mit 185 Festm.

Mielen-Veebau^.

Am 1. Mai, vorm. 10 Uhr, werden auf dem Rathaus in Breiten­berg 7 Vrtl. Wiese im Thal zum dritten und letztenmal zum Verkauf gebracht von Matth. Waidelich in Oberkollwangen.

Liebenzell.

Hotz-Aerklmf.

Am Freitag, den 1. Mai 1885, werden auf dem Rathaus hier ver­kauft :

125 Stück Langholz mit 112 Fm., aus der Sommerhalde, mittags 12 Uhr.

54 Rm. kann. Scheiter und Prügel, aus dem Oberlengenhardter Wald, mittags 1 Uhr,

43 Rm. tann. Scheiter und Prügel, 200 Stück Hopfenstangen II. und III. Claffe, aus dem Unterlengen- hardter Wald, mittags 1 Uhr. Den 27. April 1885.

__ Gemeinderat.

Althengstett.

Jagä-Verpacbtung.

Am Montag, den 4. Mai ds. Js., mittags 12 Uhr, wird die Jagd auf hiesiger Markung, welche 4155 Morgen, worunter 1400 Morgen Wald, umfaßt, auf 3 bis 6 Jahre im öffentlichen Aufstreich verpachtet. Den 25. April 1885.

Schultheiß Weiß.

Prirmt-Aryeigerr. Ein Viebwärtee

kann sogleich eintreten bei

Rühm, alt Schiffwirt.

MW

0 Zu unserer am Samstag, ö 0 den 2. Mai, stattfindenden 0

8<Areinee-Oeju<H.

Ein jüngerer, kräftiger Arbeiter findet sogleich dauernde Beschäftigung bei Fr. Schwenk,

Schreinermstr.

x laden wir Verwandte, Freunde V V und Bekannte zu Hrn. Julius o 0 Dreiß freundlichst ein. 0

0 Kriedrich Schaiöte. 0

X Marie Schmidt. X

Arbeiter-Gesuch.

2 tüchtige Schreiner od. Mühle­bauer finden dauernde Beschäftigung bei A. Hartman,

Mühlebauer in Liebelest.

Nächste Woche backt

I-auKtzllbretMlll

Bäcker Enz.

Liebenzell.

Mferlehrling-Gelnch.

Einen kräftigen Jungen nimmt in die Lehre

Küfermeister Seyter.

Kebrsnnter Kaffee,

pr. Pfd. ^ 1. 50., 1.40., 1. 30., 1.20., 1.10., ist stets in frischer und guter Qualität zu haben bei

Mart. Dreiß.

Einen ordentlichen, kräftigen Jungen, der die Bäckerei zu erlernen wünscht, nimmt in die

Lehre

auf. Wer? ist zu erfr. auf d. Comp­toir ds. Blattes.

Mein unteres

Logis

ist an eine kleinere Familie sogleich zu vermieten

I. Sattler, Schuhmacher.

Hof Lützenhardt bei Hirsau.

Ein solider, tüchtiger und fleißiger

Rostknecht

Es ist ein guter, kupferner

Kessel

mit messingenem Hahnen, mit 7 bis 8 Jmi Gehalt, sowie eine eiserne Herd­brille mit 3 Hiisen um billigen Preis zu verkaufen. Zu erfragen bei der Red. d. Bl.

findet sofort Stellung bei

Gutspächter Dornfeld.

Altburg.

60 bis ?0 Ate. Seu

setze am 1. Mai billigst dem Verkauf aus

Chr. Kober.