Amtsblatt für deu Oberamtsbezirk Nagold.
Nr. 21
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Jnserationsgcbübr skr die -ispaln-e Zeile aus gewöhnlicher Schritt bei LL'7?^ einmaliger Einrückung 3 Kreuzer, LOSv bei medrmaligcr je 2 Kreuzer.
Amtliches.
Nagold.
An die Ortsvorfteher.
Unter Beziehung auf den Erlaß k. Ministeriums des Innern vom 1. d. Mis. (Ministerial Amtsblatt Nr. 3), betreffend den Einzug der auf Gulden lautenden Roten der württembergifchen Notenbank werden die Orlsvorstehcr angewiesen, die Gemcinde- steuereinbringer aufzufordern, alle solche Banknoten, welche in ihren Besitz gelangen, vorzugsweise zu Bezahlung der Steuer- schuldigkeiten an die Amlspflegen zu benutzen.
Den 19. Februar 1879.
K. Oberomt.
Güntner.
'N a g o l d.
An die Ortsbehörden.
Nach der Ministerial-Verfügung vom 20. November 1874 (RegSbl. S. 263) ist der für das Kalenderjahr 1875 umzulegende Brandschaden Heuer schon ans 1. März und 1. Juni an die Oberamtspslegc abzulicfern, worauf mit dem Anfügcn hiemit noch besonder- aufmerksam gemacht wird, daß für rechtzeitigen Einzug des Brandschadens und pünkilichste Ablieserung auf obige Termine Sorge zu tragen ist.
Den 18. Februar 1875.
K. Oberamt.
G ü ntner.
Nagold.
An die Ortsvorfteher.
Falls keine Einwendungen innerhalb 8 Tagen erhoben werden , wird die im Ministerial-Amisblatt Nr. 3 Seite 36 von der Kanzlei-Direktion des kgl. Ministeriums des Innern empfohlene Keller'fche Tabelle zur Umrechnung der Gulden und Kreuzer in Mark und Pfennige auf Kosten der Gemeinden angeschafft werden.
Den 19. Februar 1875.
K. Obcramt.
Güntner.
rageS-Sr-uigkeite».
Die im Oktober v I. vorgenommene Staatsprüfung für Feld- meffer.haden u. a. mit Erfolg erstanden und sind als öffentliche Feldmesser de» eidigt und bestellt worden: August Kapp von Nagold, Heinrich Ziegler von Gechinge«. Die Feldmesser der 2. Klaffe: Christian Müller von Gültlingen und Wilhelm Ziegler von Calw baden durch Ergänzungsprüfung ihre Befähigung zur Anwendung des TheodolithS und des Ni- vellirinstrumentS nachgewiesen.
Horb, 15. Febr. Dem Nachmittags l2'/e Uhr von Nagold her hier eintreffenden Güterzug mit Personenbeförderung drohte gestern ein schweres Unglück. Auf der Strecke zwischen Eutingen und Horb gerade oberhalb des unteren Thalhofes brach an einem Packwagen die Bremse. Durch das Hinunterfallen der hiezu gehörigen Theile wurde dieser Wagen aus dem Geleise gehoben, und da der Zug auf einem starken Gesäll sich befand, gelang es erst einige Zeit nachher, denselben zum Stehen zu bringen Glücklicherweise hielten die den beschädigten Wagen mit den übrigen Wagen verbindenden Kuppeln denselben so lange aufrecht und cS kam zu keiner Entgleisung eines weiteren Wagens; sonst wäre ohne Zweifel der größere Theil des Zugs mit den beiden Personenwagen den sehr steilen Abhang hinunter geworfen worden Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon, und wurden aus der Maschine vollends nach Horb befördert; ein Kondukteur, der durch den starken Stoß vom Wagen geworfen wurde, verletzte sich am Kopfe. Durch schnelle Hilfe von Horb aus wurde es möglich, die Bahn wieder frei zu machen und das beschädigte Geleise in Ordnung zu bringen, so daß die Strecke Nachmittags 4 Uhr wieder befahren werden konnte. (St -A )
Calw, 16. Febr. Das Scharlachfieber und die Halsbräune grassiren hier ziemlich stark und sind diesen Krankheiten schon einige Kinder zum Ofer gefallen. Es wurde deßhalb die Anordnung getroffen, daß solche Kinder, deren Geschwister a» einer dieser Krankheiten darniederliegen, vom Schulbesuche dispeasirt werden.
Stuttgart. Der schöne Neubau zum Hotel Marquardt, in seinem Aeußern schon seit einiger Zeit vollendet, steh! jetzt
auch im Innern so weit ferlig da, daß nur Hirn und wieder noch ein Anstrich fehlt. Das Ameublement ist gleichfalls fertig und darf nur noch an Ort und Stelle gebracht werden. Das Etablissement in seiner neuen Gestalt zählt unbedingt zu den groß- arligsten in Deutschland; für Stuttgart neu ist insbesondere die Einrichtung eines sogenannten Elevator in dem Hotel, nämlich einer Hebemaschine, welche auf hydraulischem Wege die Gäste vom Parterre aus in die oberen Stockwerke rmporträgt. ohne daß sie einen Fuß zu regen brauchen. Die Herstellung dieses Elevator war mit großen Schwierigkeiten gleich bei Beginn des Baues verknüpft, denn da, entsprechend der Höhe der Stockwerke, bis zu denen der Hebeapparat emporleiten soll, eine Einsenkung in die Erde staltfinden mußte, war eine Grubcvon 84 Fuß Tiefe auszuheben und schon bei 28 Fuß stieß man auf Wasser, dessen Auspumpung mühsam bewältigt werden konnte, das aber jetzt zu einer für den Bedarf des Hotels sehr ersprießlichen Quelle gefaßt ist Die Eröffnung des Neubaus wird am 6. März (Geburtsfest S. M. des Königs) staltfinden, zugleich auch die festliche Einweihung des ueuen prachtvollen Speisesaals.
Stuttgart, 17. Febr. Pserdemarkt-Lotterie. Dem hiesigen Sport-Club ist, wie wir aus guter Quelle vernehmen, die Concession crtheilt worden, in Verbindung mit dem diesjährigen Pferdcmarkt am 12. und 13.AprileinePferd emarkt-Lolterie adhalten zu dürfen. Es werden 110,000 Stück Loose L l Mark ausgegeben und wird der ganze Erlös abzüglich der Unkosten zum Ankauf von Gcwinnsten verwendet. (N. T.)
Eßlingen, 15. Febr. Der gestern hier tagende Ausschuß des schwäbischen Turnerbundes hat beschlossen, das „schwäbische Landesturnsest" aus daS Jahr 1876 zu verschieben. Das Hauptmotiv hiezu bildet das in diesem Sommer in Stuttgart abzuhalteudc deutsche Bundesschießen, woran sich viele Turner betheiligen werden.
In Diel he im beiWiesloch belustigte sich kürzlich ein Schulknabe mit Bogenschießen. Gerade wollte er abdrücken, als der Bogen sprang und der Pfeil das Schwesterchen des Knaben mitten ins Auge traf, das in der Nähe stand und seinen Uebungen zusah. Das unglückliche Kind verliert in Folge dessen ein Auge. (Auch in Heilbronn hat vor einiger Zeit ein Knabe durch dasselbe gefährliche Spielzeug ein Auge verloren)
AusBaden, 14. Febr. Friedrich Hecker hat an hiesige Freunde einige in der „Westlichen Post* zu St. Louis veröffentlichte Artikel: „Ueber das vaticanilche Concil und die amerikanische Union* und dann „Eine merkwürdige Entwickelungs Epoche* gesendet. Er hält die Folgen des genannten Concils für bedenkliche bezüglich der Union. Er verweist auf die große Zahl römisch-katholischer Ueberstcdler aus Europa, aus die bedeutenden Besitzungen und Vermögens-Zustände der katholischen Kirchen, Stiftungen und klösterlichen Verbände, auf ihren Einfluß durch die Schule», auf ihre Verbindungen mit Internationalen und Socialisten. Hecker fordert alle Freunde der Glaubens-Freiheit zur kräftigen Bekämpfung der von den Jesuiten geleiteten Hierarchie auf. In dem am 18. Januar erschienenen Worte „Eine merkwürdige Entwicklungs-Epoche" verweist Hecker auf die künftige Gestaltung katholisch-kirchlicher Dinge. Die Nachfolger Pius IX. würden die vatikanischen Grundsätze nicht aufgebe», aber wohl ein schroffes Vorgehen vermeiden. Bei der neuen Papstwahl würden Deutschland und Italien, vielleicht auch Rußland gemeinsam handeln. „Die Vice-Herrgottschaft auf Erden war bisher italienisches Familien-Gut.* Dagegen muffe sich der Einfluß des weltlichen europäischen Staates auch geltend machen. Hecker ermahnt die Bürger der Union, ihre Gleichgültigkeit bei den Bestrebungen der Jünger Loyola's aufzugeben. Bismarck wird von Hecker als „Pfaffen-Hammer bezeichnet.
In Frankfurt ist der bekannte preuß. Diplomat Herr v. Savigny gestorben. Einmal tauchte er im Vordergrund der Ereignisse auf, das war damals, als er als preuß. Gesandter am verhängnißvollen 14. Juni 1866 den Frankfurter Bundestag sprengte. Sein Ehrgeiz trachtete nach der Kanzlcrstelle des Norddeutschen Bundes, die ihm versagt blieb. Da wurde er ein Gegner Bismarcks und des Reiches und tauchte in den Schmollwinkel des klerikalen Centrums unter.