„Er soll i» einem norddeutsche» Hafen gesehen worden sein."
„Entschuldigen die Herren, wenn ich mich in ihr Gespräch mische," bat jetzt Ricman, der schon lange Zeit unruhig auf- und abgegangen war. „Dieser Verwalter Muth erinnert mich an den Schäfer Sauers, von dem ich Ihnen erzählte. Auch er liebt, wie ich erfahren habe, die Thicrc, spricht mit den Hunden und Pferden wie mit seines Gleichen, treibt den Naturknttus und besucht die Kirche nicht."
Ganz recht, das paßt auf den Schäfer," bemerkte der Lin- denbauer. „Ader ein Mordbrenner ist der nicht, sondern ein kreuzbraves, gutes Haus. Freilich kurios ist er, und eine Sprache redet er, die ist noch kurioser. Kein Mensch weiß, was sür ein Landsmann er ist."
,,Nun möchte ich noch fragen, ob der Verwalter auch so lang und dürr war, wie eine Hopfenstange?" fuhr Ricmann fort.
„Allerdings paßt diese Beschreibung", antwortete Lemke hoch aufhorchend. „Hat der Schäfer Arme wie ein Urangutang? Stoßen die Augenbrauncn zusammen? Hat er liefe Falten an der Nasenwurzel? Dann haben wir den Verwalter — —"
„Der ans eine Zeit lang als Gärtner Stolz in Biendorf gewohnt hat", ergänzte Ricmann.
„Und vielleicht auch den Bnesschreiber", fügte ich hinzu.
„Wie? Er sollte sich selbst der Gerechtigkeit überliefern wollen?" fragte Lemke etwas ungläubig.
„Er könnte für sein Wagniß zwei Beweggründe haben, Reue über die Verbrechen, oder Bewußtsein seiner Unschuld", suchte ich zu erläutern.
,,Hm, die Unschuld ist mir etwas bedenklich", erklärte Rie- mann kopfschüttelnd. „Was könnte ihn wieder in den Dienst Sauer's geführt haben, wenn er nicht dessen Gehilfe gewesen wäre?"
„Jedenfalls werde ich nun die Verhaftung gegen ihn Vollstrecker, müssen", sagte Lemke, wie es schien, mit wahrem Bedauern.
„Allerdings drängt dazu die Sachlage", gestand auch ich. „Aber lassen Sie mir vorher Zeit, den Schäfer und seinen Herrn, den Pächter Sauer, ein wenig zu studiren. Könnten Sie mir zu diesem Zwecke auf Ihrem Gute für einige Tage ein bescheidenes Quartier geben, Herr Kleinschmidt?"
„Leider kann ich das nicht. Auf dem Gute, das Sauer gepachtet hat, ist eine Mansardstube leer, aber natürlich wird mein Pächter keinen Miether nehmen, wenn er daS Haus anzünden will."
„So müssen wir versuchen, was Glück und Geschick zu Wege bringen", entschied ich. „Sie aber, mein lieber Klcinschmidt,
werden so klug sein, Niemand von uns Dreien zu kennen, wenn Sie uns morgen oder in diesen Tagen in Dachhausen sehen sollten."
Schon am frühen Morgen des folgenden Tages rollte ein mit zwei muntern Füchsen bespannter sogenannter Leiterwagen auf der Chaussee nach Dachhausen hinaus. Auf demselben saßen wir drei, der Polizeirath, Rieman und ich. Wir hatten aber dicß mehr ländlich einfache, als bequeme Gefährt mit gutem Bedacht gewählt, weil wir durch einen eleganten Wagen unter der ländlichen Bevölkerung mehr Aussehen erregt hätten, als zu unfern Plänen paßte.
Schon in dem vor Dachhausen gelegenen Dorfe stiegen wir ans und wunderten nun gemeinsam dem kleinen Feldgehölze zu, hinter dem wir nach der Meinung des Lindenbauers den Schäfer mit seiner Heerde Morgens antreffen mußten. Auf die Ueber- rumpelung desselben war es jetzt vor Allem abgesehen. Da, wo der Fußweg in den Wald eintritt, ließ ich meine beiden Begleiter etwas hinter mir zurück. War unsere Vermulhung die richtige, so mußte der Schäfer den Polizeirath aus den früheren Verhandlungen wohl noch kennen. Es war auch selbstverständlich, daß sich der Sergeant wenigstens nicht sofort zeigen durfte. Rie- mann war früher in Steinheim stationirt gewesen und damals oft in Uniform nach Biendorf gekommen. Bei der erzählten Szene im Walde hatte der Alte de» Sergeanten früher erkannt, als dieser den ehemaligen Gärtner Stolz. In solchen Fällen ist es stets gewagt, allzuviel aus Verkleidung zu trauen, da sic namentlich am lichten Tage leicht durchschaut werden. Erkennt man doch oft die Lente aus weiter Ferne von hinten blos am Gange und an der Haltung, die sich schwerer als das Gesicht auf die Dauer verstellen lassen. Wir hatten also gleich beim Beginn unseres heutigen Feldzuges die Abrede getroffen, daß ich das Plänklergefecht eröffnen solle, da mich wenigstens der Alte voraussichtlich nie vorher gesehen hatte und meine Kleidung in mir alles Andere eher, als einen Polizeibeamten errathen ließ. Die runde pelzverbrämte Mütze mit dem langen Lederschilde, der altmodiae Rock mit himmelhohem Kragen und aufgepusterien Aermeln, die langschößige gelbe Weste, über deren großen Blumen gewaltige Verlognes baumelten und endlich der zweischläfrige Regenschirm standen mir, wie ich meinte, den Umständen und meinem Zweck nach vortrefflich zu Gesicht. Ich hätte mich wohl selbst für einen zur Ruhe gesetzten Fruchtmackler oder etwas derartiges gehalten, wenn ich zufällig einem so herausstaffirtem Doppelgänger begegnet wäre.
(Fortsetzung folgt.)
Amtlich und drivar-Bektlnutmachnntzeu»
HllhMilM MrilMMt
in Herrcnberg.
Höherem Aufträge zu Folge werden nachstehende Arbeiten z Submission ausgeschrieben:
1) Versetzen einer ans Station Hochdors stehenden Bauhütte in die 'Nähe von Grünthal;
2) Neuerrichtnng einer Schmiede und Wagnerei ebcndaselst.
ur
Bezeichnung der Arbeit.
Versetzen der Bau- ^ Neuernchtuag einer Hütte von Station ; Schmiede und Wag- Hochdorf in die ; »srwerkslätte in der Nabe von Grünthal! Nähe von Grünthal.
Abbruch und Versetzen . .
Graborveit.
Maurer- u. Steinhauerarbeit Zimmerarbeit . .
Schreinerarbeit . »'taserarbeit . .- Schtosserarbeit Gipserarbeit . .
3 fl. 36 kr. 493 fl. 49 kr. 647 fl. 37 kr. 234 fl. 30 kr. 63 fl.
70 fl. 12 kr. 78 fl.
1590 fl. 44 kr.
Im
Ganzen.
220 fl.
6 fl.
275 fl. 59 kr.
95 fl. 26 kr.
24 fl. 52 kr.
15 fl. 37 kr.
7 fl. 12 kr.
44 fl.
689 fl. 6 kr.
Pläne, Voranschläge und Baubedingnugen können auf dem Bureau in Hcrren- berg cingcsehen werden.
Offerte für einzelne oder sämmtliche Arbeiten, welche das Abgebot in Prozenten Ns Voranschlags zu enthalten haben, sind längstens bis zum 17. ds. der Unterzeichneten Stelle cinzureichen.
Herrenberg, den 4. Februar 1875.
K. Eisenbahnbauamt Dornstetten.
220 fl.
9 fl. 36 kr. 769 fl. 48 kr. 743 fl. 3 kr. 259 fl. 22 kr. 78 fl. 37 kr. 77 fl. 24 kr. 122 fl^
2279 fl. 50 kr.
Völker.
K. Oberamisgericht Nagold.
Diebstühls-AuzeigL.
Bei Anlaß des am 8. v. M. in dem Haus des Goulicb Harr, Seifensieders von hier, siattgehabten Brandes, sind laut Anzeige dem Joh. Gänßlc, Bäcker von hier folgende Gegenstände entwendet worden:;
Dutzend silberne Kaffeelöffel mittlerer Qualität im Werth von von 12 fl.,
6 farbene Bettüberzüge, iheils roth-blau, »Heils blau-weiß, iheils blau-gclb- roth gewürfelt; bei vier derselben ist der untere Theil nicht farbig, sondern weiß, am untern Theil derselben in der Mitte befinden sich die Buchstaben 0. ö. aus rolhem Garn gefertigt.
12 Haipsel- und Kiffenziechen von gleicher Farbe wie die Bettüberzüge mit den gleichen Buchstaben in der Mitte.
8 flächsene Leintücher mit den Buchstaben 0. U im Eck im Werth von 32 fl.
12 Frauenhemdcii sO. R.)im Werth von 24 fl.
6 weiße Mannshemden mit breiter Brust und weißen Perlmntterknöpfchen, erkennbar an den Buchstaben I. 6l. im Werth von 21 fl.
eine Balle flächsener Leinwand mit 20 Ellen im Werth von 10 fl.
7 flächsene Taseltücher, gewürfelt, mit den rothen Buchstaben 0. L. im Eck, im Werth von 35 fl.
IBügelteppich von weißer Wolle mit handbreiten blauen Streifen an den Enden, im Werth von 7 fl.
2 weiße neue Waschkörbe ohne besonderes Zeichen, im Werth von 4 fl.
3 neue Tafelbestecke mit schwarzen Heften, an deren ober» Theil sich silberne Blättchen befinden, im Werth von 6 fl.
15 weiße Handtücher, theils gewürfelt, theils gerippt, mit dem Zeichen 0. L. im Eck im Werth von 9 fl.
2 Säcke Mehl L 2 Cntr. im Werth von
49 fl.
4 Wannen, im Werth von 7 fl.
15 runde Kuchenblech ohne besonderes Kennzeichen, im Werth von 7 fl.
20 Laibkörbe im Werth von 7 fl.
Da der Thätcr unbekannt ist, so geschieht diese Veröffentlichung zu dessen Ermittelung und Beibringung der entwendeten vorbemerkten Gegenstände.
Den 5. Februar 1875.
Untersuchungsrichter:
H. R. Frei.
Warenlager-Verkauf.
In der Gantsache des Kaufmanns Johannes Oe sterle von Haiterbach kommt dessen hier vorhandenes Warenlager, be