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— Aberglaube. Nachfolgendes Stückchen spielte sich im französischen Departement Loir-et-Cher ab; kaum sollte man den der Gerichtsverhandlung nacherzählten Fall für möglich halten. Die Angeklagte ist eine gewisse Frau Pommier, die wegen ähnlicher Schwindeleien bereits vier Vorstrafen erlitten und sich anfangs Juni des Jahres 1884 auf Besuch in Blois befand. In Villepoint bei Blois lebte die Rentiere Duval, eine alte, höchst abergläubische Witwe, brouilliert mit ihrem Schwiegersöhne, dem einzigen Verwandten. Wie sie Sonntag den 8 . Juni aus der Messe kommt, wird sie von einer in Schwarz gekleideten Frau angesprochen. „Sie haben manchen Kummer", sagte dieselbe, „ich kenne ihn und komme, Ihnen Trost zu brinqen. Gott hat mir übernatürliche Kräfte verliehen, ich weiß entzweite Familien wieder zu vereinen und jeden verborgenen Schatz zu heben. Wollen Sie mir vertrauen, so stehe ich zu Diensten." Die Witwe vertraute und die „Hexe" versprach goldene Berge. Aber „Geld zieht Geld an", daher wurde die Witwe erst veranlaßt, vierhundert Franken in Gold in die obere Schublade ihrer Kommode „unbeschrieen" zu legen, den Schlüssel dazu durfte sie in der Tasche behalten. Nach sechs Tagen kam die weise Frau wieder, man öffnete, die vierhundert Franken lagen noch darin, kein Sou mehr, kein Sou weniger. Ebenso gings als sie erst alles, was sie im Hause hatte, sage viertausenofünfhundert Franken, hineingelegt und, nachdem die Geister auch dadurch noch nicht genügend „angezogen" worden waren, auch noch den bei einem Notar verwahrt gewesenen Rest ihres Vermögens, weitere zweitausend Franken. Man hatte augenscheinlich mit Erdgeistern bösesten Schlages zu thun, deshalb beredete die Pommier ihr Opfer, dem Gelds ihren sämtlichen Schmuck beizufügen, wobei jedoch die Zauberin allein zu sein verlangte — „der Geister wegen". Als sie diesmal der außen harrenden Witwe den Kommodeschlüssel wieder übergab, schien sie voll freudiger Extase, nun waren die Geister befriedigt. „Alles steht gut!" sagte sie, „nur stillschweigen und die Kommode nicht anrühren, sonst stehe ich für nichts. Nächsten Donnerstag wird Gold, glänzendes, gutes Gold die ganze Diele bedecken. Und nun meine letzten Weisungen: Sie werden an genanntem Tage in diesem Zimmer ein Kohleneisen anzünden, auf welches sie eine Kasserole stellen, dann gehen sie schlafen und genau wenn es zwölf Uhr schlagen wird, werfen Sie dies
Pulver in die Kasserole, während Sie sich über dieselbe beugen, um die auf- steigenden Dämpfe einzuatmen. Daraufhin wird sich der Boden öffnen, und das Gold wird über die Dielen strömen." Die Witwe befolgte Alles genau, sie zündete das Kohlenfeuer an, stellte die Kasserole darauf und schüttelte, beim ersten Schlag der Mitternachtsstunde, das Pulver hinein. Alsbald erfolgte eine furchtbare Explosion. Die Fensterscheiben zersplitterten, der Plafond stürzte ein, die arme, entsetzlich verbrannte Frau mit ihren Trümmern bedeckend. Als Hülfe herbei kam, stand das Zimmer bereits in Hellen Flammen. Die Witwe Duval genaß, ist jedoch für ihr Lebenlang auf's Schrecklichste entstellt. Erst den zweiten Tag konnte sie vernommen werden, auch da noch bat sie den Richter inständig, die Kommode nicht zu berühren, um den „Zauber" nicht zu zerstören. Erst die leere Schublade konnte das beklagenswerte Opfer überzeugen. Die „Hexe" wurde zehn Tage darauf in Orleans arretiert, den „Zauber" aber hatte sie bereits in Sicherheit gebracht. Sie beteuerte ihre Unschuld; die Richter aber, minder leichtgläubig als die arme Witwe Duval, haben sie zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
— Vergnügter Beruf. „Wissen Sie nicht einen recht angenehmen Beruf für meinen Sohn?" — „Lassen Sie ihn doch Handlungsreisender werden. Von diesen heißt es ja immer im Anmelde-Zirkular: „Unser Herr L wird das Vergnügen haben, bei Ihnen vorzusprechen rc."
— Schlittschuhlaufen und Geigenspielen. Aus Professor Ioachim's hannoveranischer Zeit wird folgende Anekdote erzählt. Der schon damals berühmte Geigenspieler läßt sich beikommen, das Schlittschuhlaufen erlernen zu wollen. Er geht auf's Eis, läßt sich die Schlittschuhe anschnallen und von dem Bahnwärter einige Weisungen erteilen. „Oh", sagt ihm dieser, „dat is ganz licht, Herr Konzertmeister. Sie smiedet dat eene Bein herut und denn dat anner, un hen löget Sei!" Gut; Joachim wirft das eine Bein heraus und dann das andere, und bums! da liegt er. „Je ja, je ja, Herr Konzertmeister", sagt der Bahnwärter mit etwas schadenfrohem Lächeln, „et is ganz licht, aberst so licht wie dat Viggelinspeelen is et denn doch nicht!"
Eine Kieme Ausgabe,
aber ein großer Gewinn ist denjenigen sicher, welche durch Anwendung der Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen (erhältlich ä Schachtelet in den Apotheken) ihren Körper reinen und hierdurch neu beleben, starken und kräftigen. Man achte genau darauf, daß jede Schachtel als ELiquett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Namenszug N. Brandt s tragt.
Amtliche Bekanntmachungen.
K. Amtsgericht Calw.
Bekanntmachung.
Am nächsten Montag, den 27. d. M., Vormittags von 10 bis 12 Uhr, wrrd Gerichtstag in Neuweiler abgehalten.
Z. B.
Den 22. April 1885.
Im Auftrag:
Gerichtsschreiber Widmann.
AkdkitMtmichl.
Freitag, den 24. April, von 4 Uhr nachmittags an,
findet im Schulzimmer von Frl. Jlg eine
Ausstellung weibtrchev KanöurBerten statt, wozu die Angehörigen unserer Schülerinnen, sowie alle, welche sich für den Arbeitsunterricht interessiren, freundlichst einqeladen sind.
Calw, 22. April 1885.
K. Ortsschnlinspektorat.
Braun.
Calw.
Aebekings-Drüfung.
Mit 4 Lehrlingen (2 Schreiner. 1 Schlosser. 1 Buchdrucker) wird
. , Freitag, den 24. April,
eme Pr- ung vorgenommen werden, und zwar nachmittags 1—3 Uhr im Ze«^ kaal die technische Prüfung, sodann abends 7 ^— 9 -/z im Schul- . Fortbildungsschule (Realschule) die Prüfung in den Schulfächern,
n und Freunde der Sache sind freundlichst emgeladen.
Die Vorstände
des Gewerbeschulrats und Gewerbevereins
Rektor Müller. Carl Bozenhardt.
Oie . ..änörung8- Vkrein84lnlsgön
sind fortwährend und insbesondere von der Jugend Beschädigungen ausgesetzt. Indem an Jedermann die Aufforderung gerichtet wird, diese Anlagen, welche ein Zierde der Stadt sind und so vielen Personen zur Erholung dienen, in Schutz zu nehmen, Beschädigungen zu verhindern und zur Anzeige zu bringen, wird angefügt, daß gegen
Alle, welche sich Exzesse irgend einer Art zu Schulden kommen lassen, un- nachsichtlich ein Strafverfahren einqe- leitet wird.
Spiele der Kinder in dem Garten des Georgenäums und in den Verschönerungs-Anlagen, die in Springen u. dergl. bestehen und regelmäßig zu Beschädigung der Anlagen führen, sind unbedingt verboten.
Calw, den 21. April 1885.
Stadtschultheißenamt.
H a f f n e r.
Aufforderung
zur Einkommens-Fütterung bekust äer Kefteuerung pro
I. April 1885/86.
Unter Beziehung auf die Aufforderung des K. Kameralamts Hirsau in Nr. 42 ds. Bl., zur Fatierung des Kapital-, Renten-, Dienst- und Berufs- Einkommens, werden die hiesigen Einkommenssteuerpflichtigen in Kenntnis gesetzt, daß sie ihre Fassionen am Montag, den 27. und Dienstag, den 28. dieß,
je von vormittags 8 bis 12 und nachmittags von 2 bis 5 Uhr, der Ortssteuerkommission mündlich oder schriftlich abzugeben haben. Schriftliche Fassionen können auch vorher eingesendet werden; Formulare hiezu werden jederzeit auf der Stadtschultheißenamts, kanzlei abgegeben.
Das Dienst- und Berufseinkommen ist in der Regel schriftlich nach dem vorgeschriebenen Formulare anzuzeigen.
DieFassionen find von den Pflichtigen selbst zu unterzeichnen; wenn Bevollmächtigte mit der Fassion beauftragt werden, so haben diese schriftliche Vollmacht vorzulegen.
Calw, den 21. April 1885.
Stadtschultheißenamt.
H offner.
Plakate,
„Hausierern ist der Eintritt untersagt",
werden zum Anschlägen an die Häuser und Wohnungen an Jedermann unentgeltlich abgegeben.
Handels- k Gewerbevcrein.
Vorstand:
Carl Bozenhardt. Stammheim.
Bei der Stiftungspflege liegen
2V« Mark
zu 4V,°/<> gegen gesetzliche Sicherheit zum Ausleihen parat.
Privat-Aryekge».
Ivä68-LlEiK6.
^-7 Teilnehmenden Freunden ^ und Bekannten machen wir die schmerzliche Mitteilung, daß k 7 unsere geliebte Mutter und Schwester Jakobine Gerlach, geb. Haffner, heute Mittag unerwartet schnell, aber sanft verschieden ist.
Beerdigung Donnerstag Nachmittag 4 Uhr.
Die tieftrauernden Kinder und Geschwister. Calw, 21. April 1885.
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Den Garten auf dem Schloß setzt dem Verkauf aus
Obiger.