Und treu mit der Stadt sich gefreut und getrauert,

Nun soll sie zerfallen und sinken dahin

Dieß ist es, was jetzo mir trübet den Sinn. ... M Doch die treue Mutter wehret Selber mir den herben Schmerz,

Eines Bessern mich belehret Ihr demüthig weises Herz:

Hum Dienst nimmer laug' ich, bin müde schon lange, Drum gönnt mir die Ruhe, nach der ich verlange,

Run wallt zu der Tochter, die herrlich erblühi,

Und seid, sie zu ehren, stets redlich bemüht.

Nur den Thurm, den hohen, werthen Laßt als Monument mir stehn Und darin der unversehrten Glocken traulich ernst Getön'.

Der Tochter vermach' ich, indem ich versterbe,

Mein innerstes Wesen, mich selber zum Erbe,

In ihr hinfort walle mein Geist und mein Wort,

Und so in der Tochter will leben ich fort.

Die das Wort schon lang im alten Haus gepredigt ohne Scheu',

Mögen lang im neuen walten Mit erneuter Freud' und Treu'!

Dort mögen die Räume sich immerdar füllen Mit Hörern und Thätern nach göttlichem Willen,

Die Kraft ans der Höh' auf dem Worte stets ruh'n Und Wunder des Heiles zur Seligkeit thnn! "

An dem kürzesten der Tage Ist die Kirch' gewcihet ein

Kurz mit ihrer Lust und Plage Sind der Mcnschentage Reih'n;

Doch mitten im eilenden Strome der Zeilen Wollt' Gott uns ein ewiges Leben bereiten,

Und nimmer vergehet sein Reich und sein Wort,

Und dieses bezeugt uns solch heiliger Ort.

Unter des Sct. Thomas Zeichen Steht die Kirch' geweihet da,

Dieß soll auch zum Trost gereichen,

Denn ihm ist der Heiland nah':

Sct. Thomas, der Zweifler, verzaget und blöde,

Der Kritiker, strenge und ferne und spröde,

Bald ruft er bekehret: Mein Herr und mein Gott!

Das Schiff seines Glaubens wird nun erst recht flott.

Dieses Hans, es rufet Allen,

Guten, Bösen, Groß und Klein:

Kehret ein in meinen Hallen,

Keiner möge draußen sein!

Trotz Zweifel und Sorgen und Klagen und Zagen

An diesem Altäre, da muß es ja tagen!

Hier werde der Jammer, das Elend zu Spott,

Und jauchze die Seele: Mein Herr und mein Gott!

Allerlei.

(Der Spruch vom goldenen Boden desHand- werks) scheint in Amerika noch immer sich zu bestätigen. Manche Zuschneider in den Vereinigten Staaten erhalten einen eben so hohen Gehalt wie unsere Cabinets-Minister. Die Herren Cashland, Whitford u. Comp, in Newyork zahlen ihrem Zuschneider, Herrn Henry Skiff, 7500 Doll, per Jahr; der Zuschneider Fitzpatrik bei Moorbnnk in Cincinnati erhält einen Gehalt von 10,000 Doll.; bei zwei Häusern in Pittsbnrg 3500 und 5000 Doll.; bei einer St.-Louis Firma 4000 Doll.; einem jetzt in Pittsburg beschäftigten Zuschneider wurden jährlich 5000 Doll, angeboten, wenn er als Zuschneider nach Chicago gehe, mit Garantirung seiner Stelle auf fünf Jahre. Zahlreiche andere Zuschneider, er­halten einen jährlichen Gehalt von 3000 Doll., während gewöhn­liche Zuschneider 1500 1800 Doll.! per Jahr verdienen. Und dabei soll, wie das englische Sprüchwort behauptet, ein Schnei­der nur lstn neunten Theil eines ganzen Mannes ausmachen.

(Ein fromme r Tänzer.) In derA. Allg. Ztg." findet sich folgende Anzeige:Ein sittsamer Stuttgarter Gym­nasiast wünscht, um sich auch in diesem Fache auszubilden, mit jungen Damen christlicher frommer Eltern Tanzstunde zu nehmen. Sollte ein Sittenzeugniß begehrt werden, so wird der junge Mann dasselbe mit Vergnügen in einer beglaubigten Copie einsenden. Briefe erbittet man sich unter der Adresse:An den frommen Tänzer. Stuttgart post, rost." Strengste Discretion zngesichert. Photographien erwünscht".

(Billige Reise). In einer der kältesten Nächte der vorigen Woche pochte es, wie ein Prager Blatt erzählt, nm 9 Uhr Abends an die Wohnung eines Arztes in M. bei Przibram. Als die Magd öffnete, meldete ihr ein Bote, die reiche Frau S. in einem drei Stunden entlegenen Dorfe sei schwer erkrankt und lasse um seine Hilfe bitten. Der Arzt macht sich trotz des Un­wetters in seinem bequemen Wagen mit dem Boten auf den Weg. Kurz vor dem Dorfe stieg der Bote aus, um einmal in persön­licher Angelegenheit bei Seile zu gehen, und kam nicht mehr zum

Vorschein. Der Arzt begab sich allein zu Frau S. und findet sie kerngesund. Verdrießlich kehrt der Doktor in seine Behausung zurück, wo er nach einigen Tagen einen Brief erhält, worin der anonyme Schreiber sich sehr bedankt, daß ihn der Doktor so weit gefahren habe, er hätte keine Fahrgelegenheit bekommen können, und zu Fuße sei wegen des abscheulichen Wetters, wie der Doktor sich wohl erinnern werde, nicht fortzukommcn gewesen.

"(D intenstifte.) tüchtiger deutscher Chemiker,

1>r. Jacobsen in Berlin, wendet gegenwärtig norddeutschen Blättern zufolge statt der flüssigen Dinlen feste Dinte in Gestalt von Stiften an, mit denen in derselben Weise geschrieben werden kann wie mit Bleistiften. Die Schrift erscheint graujchwarz, wie die ves Graphit. Sobald aber die Schriflzüge ein wenig angefeuchtet werden, e> halten sie eine tief violette Färbung. Was als Vor­zug erwähnt werden muß, ist der Umstand, daß die Schrift drei- bis viermal copirt werden kann, und somit leistet der Dintenstist Dasselbe wie die Copirdinte. Die Bequemlichkeit, welche diese Stifte gewähren, wird sie Geschäftsleuten, Reisenden u. s. w. sehr bald unentbehrlich machen.

FortschrittcderLebensver sicherungsbanken in Deutschland. Die Benutzung der Lebensversicherung schreitet in Deutschland stetig vorwärts; die Zahl derer, welche durch Betheiligung an derselben uneigennützig das Wohl Anderer fördern, vermehrt sich von Jahr zu Jahr. Nach einem, wie seit Jahren, fo auch jetzt wieder imBremer Handelsblatte" ver­öffentlichten Rückblicke auf den Zustand und die Fortschritte der deutschen Lebensversicherungsanstalten sind im Jahre 1873: 91531 Personen den deutschen Lebensversicherungsanstalten bei- gelretcn uns haben damit ihren Angehörigen Erbschaften im Be­trage von Thalecn 97,450,369 begründet. Die Gesammtzahl der Ende 1873 bei deutschen Anstalten versichert gewesenen Personen belief sich auf 608419; die Gesammtsumme der von ihnen für Wittwen und Waisen damit begründeten Erbschaften aus 598,203,440 Thaler. Innerhalb eines Menschenalters werden diese Erbschaften anfällig, kommt diese Summe, welche sich aus regelmäßig fort­gesetzten, zum größten Theil kleinen Spareinlagen bildet, zur Ver- theflung. Inzwischen sind die Spareinlagen, welche 1873 nebst den Zinsen auf die früheren Spareinlagen 23,857,139 Thaler ausmachteu, zinstragend ausgeliehen, und unterstützen Landwirth- schaft und Industrie in ihrem Betriebe. Im Jahre 1873 sind 9,260,258 Thaler an die Hinterbliebenen von 10764 versichert gewesenen Personen ausbezaylt worden; die Lebensversicherungs- vank für Deutschland zu Gotha allein, die älteste deutsche Lebens - Versicherungsanstalt, hat zu dieser Summe 1,482,900 Thlr. bei­gesteuert, also etwa den sechsten Theil aller Vergütungen geleistet.

Lcbensoersichcrungsanstalten gibt es in Deutschland jetzt etliche dreißig, in Deutsch-Oesterreich nahe an 20, in der deutschen Schweiz 2. Unter den deutschen Anstalten hatten die nachbe-, nannten je einen Bersicherungsbestand von mehr als 20 Millionen Thaler zu Ausgang des vorigen Jahres. Gotha (83.996,600 Thlr.), Germania in Stettin (57,577,916 Thlr.), Concordia in Cöln (35,503,623 Thlr.), Lübecker (28,392,446 Thlr.), alte Leipziger (28,054,050 Thlr.), Stuttgarter Lebensversicherungs - bank (25,562,263 Thlr,), alte Berlinische (22,395,895 Thlr). Diese sieben größten Anstalten verbrauchten an Aufwand für Verwaltungszwecke zwischen 5 Procent (Gotha) und 15 Prozent (Germania) ihrer reinen Jahreseinnahme.

Die Zusammenstellung, welcher wie diese Daten entnehmen, überzeugt uns von der soliden Fundirung der Mehrzahl der ge­schilderten Institute, sie belehrt uns aber zugleich, daß noch immer doch nur ein Jleiner Procentsatz der Bevölkerung von den hier dargebotenen «Segnungen Gebrauch macht. Indem sie zugleich diese Segnungen mit authentischen Ziffern erläutert, enthält sie eine ernste Mahnung an alle Diejenigen, welche, obwohl ihnen die Gelegenheit so nahe gerückt ist, noch versäumen, in der zweck­entsprechendsten und sichersten Weise für die materielle Zukunft ihrer Angehörigen zu sorgen.

(Eingesend et.) Die Schretzheimer Lohnspinncrei, Weberei und Zwirnerei ist nun eine der größten und mit ganz neuen, den Flachs, Hanf und das Abwerg seiner ganzen natür­lichen Faserlänge nach verspinnenden besten Maschinen, eingerichtet. Es darf daher diese Fabrik Jedermann auf's Wärmste zur Be­nützung empfohlen werden um so mehr als der seitherige Schneller von 1225 Meter Fadenlänge nur 4 kr. kostet, während der Hand­spinnlohn bei weit gröberem, unreinerem Gespinnst und jetzigen theuren Lebensmitteln das Dreifache übersteigt. Die von der ^ Schretzheimer Spinnerei, welche an allen größeren Orten Agenten aufgestellt hat, gelieferten Fabrikate sind lobenswerth und auf's gewissenhafteste behandelt, gleichwie die Zurücklieferung der Garne in 2 bis 6 Wochen, der Gewebe in entsprechenden Ter­minen erfolgt. Eine nachdrückliche Recommandation zum Spinne'.:« und Weben lassen in dieser Fabrik ist deßhalb geboten, daß das verehrliche Publik um aufs Reellste und baldmöglichste bedien t wird.

Vergesset der lieben Vögelein nicht, bei schneebedeckter Flur!