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Urkunde.
Nachdem vom Unterzeichneten Stadtpfarrer die Kirche in Wildbad gebaut und dort im Jahre 1878 eine eigene Pfarrei errichtet und damit Wildbad und seine Umgebung von der Pfarrei Weil der Stadt losgelöst worden war, drangen die Katholiken in Calw und Umgebung wiederholt in den Unterzeichneten, auch für sie ein eigenes Gotteshaus zu bauen, damit so eine eigene Seelsorge auch für diese verlassenen Katholiken in der Diaspora ermöglicht werde.
Nach längerem Sträuben und Zaudern entschloß sich der Unterzeichnete zu dem schwierigen Unternehmen und begann im Jahre 1881 vorerst Beiträge in unserer Diözese zu sammeln. Das bischöfliche Ordinariat in Rottenburg empfahl in eigenem Erlasse unsere Kirchenbauangelegenheit und nun flössen die Beiträge reichlich, besonders von Seiten ves Diözesanklerus.
An größeren Beiträgen sind besonders zu erwähnen: aus der Missionskasse unseres hochwürdigsten Bischofs 5000 , ebensoviel aus dem Jnter-
kalarfond in Stuttgart; 1000 vom Bonifatius-Verein in Paderborn; 2000vom Ludwig-MissionSverein in München; 6000 Francs vom Lyoner- Missionsverein.
Als bis zum Jahre 188-1 die Beiträge die Höhe von circa 28,000 erreicht hatten, wurde auch mit dem Bau selbst in diesem Jahre begonnen.
Die Kosten sind auf 30,000 veranschlagt, werden aber wohl auf ca. 36—40,000 sich belaufen.
Der Bauplatz wurde von Werkmeister Riecker's Witwe um 1500 erworben; den Plan fertigte Architekt Julius Müller in Gmünd, gebürtig aus Calw; die Bauleitung übernahm der Ingenieur Moriz Kümmerle in Calw;
die Fundations- u. Steinhauerarbeiten: die Werkmeister Sch aal und Metzger L Mehl;
die Zimmerarbeiten Rudolf Lorch,
die Schreinerarbeit: Friedrich Müller und C. Niedhammer;
die Schlosserarbeit: Georg Kleinbub und Jul. Brenner;
die Gypserarbeit: Jakob Stauden meyer und
die Malerarbeit: Lorenz Staudenmeyer L Sohn, sämtliche Handwerksleute aus Calw.
Der Grundstein zur Kirche wurde von Stadtpfarrer Stein benedizirt den 15. April 1885.
Im Jahre der Grundsteinlegung betrug die Zahl der Katholiken in Calw 194, im übrigen Oberamt Calw 160 zusammen 354, die Zahl der Protestanten in Calw 4468.
So geschehen unter dem Pontifikate des Papstes Leo XIII, dem Diözesanbischof I)r. Carl Josef von Hefele, dem Dekan Schneider in Stuttgart und unter der Regierung des Kaisers „Wilhelm I" von Deutschland und des Königs „Karl" von Württemberg.
Unterschriften:
Dekan: Gebhard Schneider, Stadtpfarrer zu St. Maria.
Stadtpfarrer: Florian Stein in Weil der Stadt.
Vikar: Ignaz Kleiner in Weil der Stadt.
Architekt: Jul. Müller.
Ingenieur : M. Kümmerle.
Werkmeister: A. Sch aal.
Zimmermeister: Rudolf Lorch.
Schreiner: Friedrich Müller.
Carl Niedhammer.
Schlosser: Georg Kl ein bub, Schmied.
I. Brenner, Schlosser.
Gypser: Jakob S t a u d e n m e y e r.
Maler: Lorenz Staudenmeyer.
Gustav Staudenmeyer.
Das Kirchenbau-Komitö, welches dem Stadtpfarrer beratend an die Seite ging, bestand aus:
geistl. Vorstand: Stadtpfarrer Stein in Weil der Stadt.
weltl. Vorstand: Emil Staudenmeyer, Verwalt.-Aktuar und '
Karl Burkardt, Flaschner.
Martin Schäfer, Stricker.
Lorenz Staudenmeyer, Jpser L Maler.
Joh. Mayhöfer, Zinngießer.
Wilhelm Brendle, Gasmeister.
Franz Xaver Schlichter, Gärtner.
— Die gestern Abend stattgehabte Vorstellung in der Magie rc. von Herrn Professor Stengel erfreute sich nicht des Besuchs, den die ausgezeichneten Leistungen desselben verdient hätten. Hr. Stengel zeigte an gen. Abend ohne Apparate das Vollendetste, was in Fingerfertigkeit und „Fixigkeit" bis heute geleistet wurde. Sollte Hr. Stengel, wie beabsichtigt, ungefähr im Herbst wieder hieher kommen, so möchten wir — bei etwas kleinerem Entree — den Besuch heute schon Jedermann bestens, empfohlen haben.
Reutlingen, 15. April. In dem von dem Schreiner Christian Grüninger benützten Holzschuppen brach heute Nachmittag Feuer aus, welches denselben vollständig zerstörte. Das darin aufbewahrte Nutzholz ist zum Teil beschädigt. Durch schnelle Hilfe der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf den abgebrannten Schuppen zu beschränken. Ein zehnjähriger Knabe hat den Brand verursacht.
WevrnifcHLes.
— Die Zahl der Anekdoten über den kürzlich in Wiesbaden verstorbenen Komponisten Franz Abt ist fast Legion, wobei als Charakteristikon hervorgehoben zu werden verdient, daß das Essen in ihnen eine Hauptrolle spielt, denn Abt leistete hierin ganz Erstaunliches. So kam er eines abends von einem splendiden Souper in Braunschweig und passierte in Begleitung seines Freundes, des Opernregisseurs Petermann das Bertram'sche Restaurant. „Du, Petermann. wir wollen da noch etwas mitnehmen", sagt Abt. Sie treten ein: „Lieber Bertram, was haben Sie denn noch?" „Es gibt Gansbraten in Gelöe, Wildente rc.", erwidert B. „So, scheene, da bringen Sie doch mal Beedes, aber recht große Portionen". Und in der größten Gemütsruhe vertilgt dies Abt in aller Schnelligkeit nebst einigen Gläsern Gerstensaft. Einst machte Abt eine Tour von Braunschweig nach Hamburg, um dort mehrere Engagements für die Oper abzuschließen. „Einen Augenblick", sagt er zu Petermann in Hannover, in Celle, in Lüneburg, ja auf der letzten Station noch und verzehrt jedesmal ein paar Würste oder Eierkuchen. In Hamburg angelangt, ist sein erster Gang in einen — Weinkeller, dann erst prüft er die Sänger und Sängerinnen. Da Abt sehr viel für englische Verleger komponierte, so mußte er seine Kompositionen vor der Einsendung zum Beweis, daß sie Original seien, von Petermann, als seinem Vertrauensmann, bescheinigen lassen. Kam nun dieser morgens zu ihm, so stand schon ein opulentes Frühstück mit diversen Butterbemmchen auf dem Tisch. War der feierliche Akt der Beglaubigung vorüber, so rief Abt begeistert: „Ach, Herr Jeeses, da steht mein Frühstück, aber natürlich mein zweetes."
Kgk. Standesamt ßakm.
Vom 13. bis 15. April 1885.
Geborene.
15. April. Sophie, T. d. Johann Georg Keller, Taglohners hier.
Ge t r a u t e.
13. , Christian Heinrich Engelfried , Strumpfweber in Rottenburg mit Sophie
geb. Zerweck, Witwe des Gustav Vollmer, gcw. Wagners in Rottenburg.
Gestorbene.
13. , Jeremias Deprctto, Steinhauer, 54 Jahre alt. *
Auv Bei den gegenwärtig so häufigen Brust- und Hals-
Ass ektionen sind das Loeslund'sche Malz-Extract und die ächten Malz-Extract-Bonbons von Ed. Loeflund in Stuttgart besonders zu empfehlen, da diese Mittel ans die gereizten und entzündeten Schleimhäute lindernd und beruhigend cinwirken und bei konsequentem Gebrauch eine Komplikation der katarrhalischen Zustande in den meisten Fällen vermieden wird. Man verlange in den Apotheken stets die Locflund'sche Original-Packung.
oder in heftigen Wutausbrüchen zum Ausdruck kam. Und doch war niemals die arme Irrsinnige Gegenstand seiner Gereiztheit; niemals hatte Baltimore sie auch nur mit einem harten Wort gekränkt; vielmehr war er lauter Aufmerksamkeit , Sorge und Zärtlichkeit gegen sie, und nach seinen Zornesausbrüchen schien er stets durch verdoppelte Sorgfalt um die Arme, sich die Vergebung seiner vorigen Heftigkeit verdienen zu wollen. Gegen wen seine Flüche und Verwünschungen gerichtet waren, wußte Therese nicht, und niemals hatte sie den Versuch gemacht, es zu erfahren; es war ein Geheimnis, vor dem sie sich fürchtete. Inmitten solcher Scenen heftiger Leidenschaft und schwerer Trauer war ihr Leben dahingeflossen. Von ihrem Vater war sie vergöttert, und er saß oftmals stundenlang an ihrer Seite indem er ihre Hand in der seinigen hielt, ihr blondes Haar streichelte und sie voll melancholischen Glücks betrachtete; ihren Einfluß auf den Vater benutzte sie, um Trost in die Wunde seines Herzens zu träufeln, und öfter als einmal war es ihren Bitten und Blicken gelungen, die Wolken zu zerstreuen, die sich drohend auf des Vaters Stirn lagerten, und solcherweise neue heftige Auftritte zu verhüten. Therese war der Schutzengel ihres elterlichen Hauses.
Seit dem Verluste ihrer Vernunft war Frau Baltimore in einen Zustand gänzlicher Geistesabwesenheit versunken, der sie unaufhaltsam und gleichgiltig gegen Alles machte, was um sie her vorging. Nur eine einzige Neigung, eine Leidenschaft hatte den Schiffbruch ihres Geistes überlebt, und das war ihre Liebe zu den Blumen. Taub gegen die Stimme ihres Gatten und ihrer Tochter, unempfindlich für Liebesbezeugungen saß sie oft ganze Tage regungslos, ohne ein Lebenszeichen, mit starrem Blicke, versunken im Abgrunde ihrer vernichteten Vernunft; trug dann aber ein leiser Windhauch den Dust einer Rose,
den Wohlgeruch eines Veilchens in ihrer Nähe, so lebte sie mit einem Male auf, erhob das Haupt, ihr Blick erglänzte, und mit voller Brust atmete sie den köstlichen, belebenden Dunst ein. Therese nährte mit Eifer und Glückseligkeit diese Quelle leichter Genüsse. Häufig hatte sie schon bei Sonnenaufgang die arme Mutter bei der Hand geführt in die sommerliche Morgenlandschaft, wo sie mit Wonne die im Tau perlenden, stärker duftenden Feld- und Wiesenblumen betrachtete und sammelte. Die Tochter half der Mutter Sträuße und Kränze binden, und manchmal hatte die Sonne schon einen weiten Bogen ihres Laufes zurückgelegt, ehe sie an die Heimkehr dachten. Das war freilich nicht in Paris gewesen, und Therese lebte zu der Zeit auch nicht inmitten des Reichtums und Luxus, der sie nun schon seit Jahren umgab und ihre Existenz vergoldete. Sie erinnerte sich, daß sie die ersten Jahre ihrer sorglosen Kindheit in einer einsamen ärmlichen Hütte verlebt hatte, die ringsum den Ausblick auf hohe Berge und mächtige Felswände gewährte, welche in weitem Kreise den Horizont zu säumen schienen. In welchem Teile ihres Vaterlandes diese großartige Heimat gelegen war, wußte Therese nicht, denn ihr Vater hatte auf alle Fragen, welche sie mit Bezug daraus früher an ihn gerichtet hatte, unbestimmt und ausweichend geantwortet, so daß sie die lleberzeugung gewonnen hatte, daß es demselben unangenehm sei, an jene Zeit und Verhältnisse erinnert zu werden. Seitdem hatte sie nicht wieder gefragt, wohl aber bei sich im Stillen öfter darüber nachgegrübelt und sich die Umstände vergegenwärtigt, unter denen sie jene Gegend mit ihrer Einfachheit und Großartigkeit gegen das üppige und langweilige Paris vertauscht hatten. ' (Forts, folgt.)