heute „Conslitutionnel" und „Gaulois" bemühen sich, den französischen Lesern klar zu machen, was er zu bedeuten hat, und welche Pflichten feine Reorganistrung den Nachbarstaaten aufer- legt: Aufbietung aller Kräfte, um Deutschland einzuholen und feinen kriegerischen Plänen mit Nachdruck entgegentreten zu können.
Das Pariser Observatorium sagt einen frühen und strengen Winter sammt häufigem Schneefall vom 15. Novbr. bis nach dem 1b. Januar voraus.
Einem Gerüchte zufolge würde dem Obersten Billette der Rest seiner Strafe erlassen werden.
London, 20. Okt. Der Großfürst Thronfolger von Rußland und der russische Botschafter Graf Schuwaloss haben heute der Kaiserin Eugenie in Chislehurst einen Besuch abgestattet.
London, 21. Okt. Heute herrschte ein heftiger Sturm in England und Schottland. Viele Häuser, auch die Telegraphenleitungen sind beschädigt. Der Dampfer Chusan, der von Glasgow nach Shanghai bestimmt war, scheiterte an der schottischen Westküste; eilf Mann von der Mannschaft kamen um.
Aus Belluno im Vcnetianischen schreibt man uns von einem zweiten Mann mit der Gabel. Am 5. Oktober ward der Gemeindearzt von Auronzo, vr. Leonardo Zozzolo, zu einem Manne gerufen, der halb blödsinnig war und über eine Geschwulst an der Hüfte klagte, die ihm seit einiger Zeit Beschwerden mache. Nach vorgenommener Untersuchung der Stelle ging der Arzt daran, die Geschwulst aufzuschneiden, stieß aber dabei auf einen fremden Körper, den er sofort mit einer Zange heransnahm und der sich als eine eiserne Gabel von 16 Centimeter Länge und 6 Centim. Breite an den Spitzen erwies. Auf Befragen gab der Patient an, er habe die Gabel im März dieses Jahres verschluckt, weil er aber keine Beschwerden davon gehabt, keinen Arzt beigezogen.
San Francisco, 21. Okt. Nachrichten von den L-amoa- inseln melden, daß das deutsche Kriegsschiff „Arcona" im Hafen der Samoainseln anlief und von der dortigen Regierung die Entrichtung der zuvor stipulirten Entschädigungssumme für die dort angesiedelten deutschen Staatsangehörigen verlangte. Zur Herbeiführung der Zahlung sei von den deutschen ein Gebiets- theil in Psandbesitz genommen worden, worauf die „Arcona" den Hafen wieder verlassen habe.
Allerlei.
— (Fe st der dicken Dame n.) Der „Courricr der Vereinigten Staaten" erstattet Bericht über das jährliche Fest der „dicken Damen", welches letzthin im Hotel Taylor in Pleasant Valley stattgefunden. Dieses Fest, ähnlich arrangirt wie das Fest der „dicken Herren", besteht in einem Austerndiner und Ball und verlief in größter Gemüthlichkeit; die schwere weibliche Garde amüsirte sich. Nur ein einziges Intermezzo, allerdings ein schwerer „Fall", ist in den Annalen des Vereins zu verzeichnen. Der Reporter eines Newyorker Blattes, hinterlistigen Aufstachelungen Folge gebend, forderte eine Dame von circa 240 Pfund Gewicht zu einem Walzer auf. Er hatte vielleicht auf eine abschlägige Antwort gerechnet; aber darin sah er sich bitter getäuscht. Seine Aufforderung wurde mit der größten Liebenswürdigkeit angenommen, und so sah er sich zu einem „Unternehmen" gezwungen,
dessen ihm sein Leben lang gereuen wird. Der Thermometer zeigte circa 40 Grad im Schatten seiner Dame. Der unglückliche Reporter renkte sich fast den Arm aus bei dem Bemühen, seine Tänzerin da zu umspannen, wo sonst die Taille zu sitzen pflegt. Jene aber hob ihn wie eine Feder aus und drehte ihn so heftig wie im Wirbelwinde herum, daß ihm eben nur so viel Bewußtsein übrig blieb, die Knöpfe fallen zu hören, die ihm vom Rock und andern männlichen Kleidungsstücken absprangen. So bekla- genswerth aber dieser Unfall war, so war er doch nur das Vor« spiel zu der viel schrecklicheren Schlußkatastrophe. Plötzlich nämlich rutschte die Dame aus und fiel mit ihrem Tänzer derart nieder, daß der Fußboden krachte. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen, die schwere Last der stattlichen Dame wieder auf die Füße zu bringen, entfloh der arme Reporter verhöhnt und beschämt vom Schauplatze seiner Niederlage. Uebrigens hatte der schwere Fall keine weitern üblen Folgen für die leichtfüßige Riesendame, da sie die Vorsicht gebrauchte, als Präseroatio schleunigst einige Dutzend Austern, angefeuchtet mit dem schäumenden Wein der Champagne zu vertilgen.
— (Ein entsetzlicher Schreck.) Am 2. d. gegen 7 Uhr Abends ereignete sich auf der Thüringer Bahn zwischen Erfurt und Weimar folgender Vorfall. Eine Dame saß mit 3 Kindern in einem Coups 2. Klasse des von Eisenach kommenden Schnellzuges. Sie hatte ihren Platz in einer Ecke nächst dem Fenster genommen, die Kinder standen um sie und lauschten ihrer Erzählung, ein Knabe von 6 Jahren stand zwischen ihr und der Wagenthür. Da plötzlich fliegt die Thür auf und starr vor Entsetzen sieht die Mutter in einem Nu ihr liebes Kind verschwinden ! Durch einen gellenden Schrei und einen Schlag wider das Fenster des Wagens gelingt es ihr, die Aufmerksamkeit der Nachbarwagen zu erregen — sie war mit ihren Kindern allein im Coups — und ihr Angstruf „Halt!" pflanzte sich schnell bis zur Spitze des Zuges fort. Es wird gehalten, und während theilnehmende Reisende sich um die entsetzte Mutter und die beiden anderen sich umschlungen haltenden kleineren Kinder beschäftigten, gehen andere nebst einigen Schaffnern mit Laternen die Bahn entlang, das Kind zu suchen. Wie werden sie es finden? Was werden sie der Mutter bringen können? Da macht aller Angst der Ruf des kleinen Burschen ein Ende: „Mama! Mama!" Er hatte sich aufgemacht und lief dem Zuge nach, ohne zu weinen oder zu schreien, nur durch die Laternen in Schrecken gesetzt, von denen er glaubte, daß sie einem ihm entgegenkommenden Zuge angehörten. Wer beschreibt die Wonne der Mutter, als das Kind lebend und, wenn auch heftig blutend, doch augenscheinlich ohne jede schwere Verletzung ihr in die Arme gelegt wird? — Der Arzt in Weimar konnte bestätigen, daß die Kopfwunden unerheblich seien und gestattete schon nach eintägigem Aufenthalt die Weiterreise.
— (Das geht freilich nicht!) Die Züricher-Polizei arretirte und durchsuchte einen Verdächtigen und fand bei ihm eine Photographie. Es sei, bemerkte der Arretirte, diejenige eines Freundes, der sich im Großherzogthum Baden aufhalte. Man schickt die Photographie an die badische Polizei mit dem Ersuchen, das Original zum Verhör nach Zürich zu schicken, da dasselbe schwer compromittirt sei. Die Antwort lautet: das Original kennen wir schon, können es aber nicht ausliefern: es ist unser Großherzog.
Amtliche nnd Privar-Bekanntmachungeu«
Nagold.
Geld-Anerbieten.
Gegen gesetzliche Sicherheit sind auf Martini d. I.
400 fl.
auSzuleihen.
Den 17. Oktober 1874.
Oberamtspflege. _ Maulbetsch.
Forst amt Wildberg.
Nadelholzstaurrnholz-
Berkauf
Donnerstag den 29. Oktober, Morgens 10 Uhr, auf dem Rathhause in Calw.
Revier Hirsau. Scheidholz aus der Hut Ottenbronn: 106,90 Fm. Langholz, 14,00 Fm. Sägholz.
Revier Naislach. Aus dem Distrikt Frohnwald, Abth. Buchhalde und Dachsberg: 529,26 Fm. Langholz, 71,78 Fm. Sägholz.
Ans dem Distrikt Weckenhardt, Abth. Muckenmiß: 354,05 Fm. Langholz, 41,44 Fm. Sägholz.
Nagold.
Mittwoch den 28. d. M., Nachmittags 2 Uhr, wird eine entbehrliche
Kssse
verkauft.
Den 23. Oktober 1874.
OberamtSpflege.
_ Maulbetsch.
Revier Enzklösterle.
Am Samstag den 31. ds. Mts. wird die Beifuhr und Zerkleinerung von 220 Kubikmeter Granulit- und 300 Kubikmeter Sandsteinen auf die Wege des Reviers für das Jahr 1875 im Abstreich verakkor- dirt werden.
Beginn der Verhandlung
Nachmittags 2 Uhr im Waldhorn in Enzklösterle.
K. Revieramt.
Beuren.
Holz-Verkauf betr.
Die Theilhaberschaft der Neu-Sägmühle hat aus Gerechtigkeitsanspruch für schon verbautes Holz als Wiederersatz vom Staat im Revier Pfalzgrafenweiler
11 Stück Langholz und 7 Stück 16schühige Klötze über 10 Zoll Durchmesser kürzlich erlangt, welches in dem Holzschlag oberhalb den Edelweilern Aeckern.liegt, und wirh am Mittwoch den 28. Oktober, Mittags 1 Uhr,
auf der Neu-Sägmühle zum Verkauf gebracht. Kanfslustige wollen sich zu besagter Zeit auf der Neu-Sägmühle einfinden.
Den 19. Oktober 1874.
Aus Auftrag:
Mühlre chner Schultheiß Seeger.
A l t e n st a i g.
TanMterricht.
Unterzeichneter erlaubt » E
sich anzuzeigen, daß er auch hier einen Tanz- Eours in deutschen lind französischen Tänzen eröffnen wird.
Lusttragende wollen sich kommenden Mittwoch, Abends 8 Uhr im Saale zur Traube einfinden, woselbst Anmeldungen bis dorthin entgegengenommen werden.
Hahn, Tanzlehrer.