ausschuß beauftragte Turnlehrer infpizirt wurden, so war auch letzten Sonntag Turnlehrer Renz von Stuttgart hier, um den Bsrturncrn der zum Nagoldgau gehörenden Turnvereine Al­tenstaig, Calw, Nagold, Neuenbürg und Witdberg Unterricht zu ertheilcn. Es ist zu hoffen, daß die Borlurnerkurje sich regel­mäßig alle 2 Monate wiederholen und das Bcreinsturnen da­durch wesentlich gewinnt. Die Gaue, welche Nenz zugetheilt sind, dürfen sich gratuliren, in ihm einen äußerst gewandten und ge­eigneten Vorturner und Lehrer erhalten zu haben. (L>. M.)

In der Gartenlaube Nr. 37 ist unter der Rubrik: Der Gerechte erbarmet sich seines Vieh's" zu lesen, daß in einer württemb. Oberamtsstadl ein Metzger mir einem beladenen Wagen Kälber vor ein Wirthshaus kam und gebackene Katbsfüße ver­langte; da der Wirth keine halte, begab sich der Metzger zu seinem Wagen und man staune schnitt von einem lebenden Kalbe die Füße ab und ließ sich solche backen, (?) Sollte da nicht die Staatsanwaltschaft durch die Gartenlaube in Ersahrnng bringen, -wer diese Unthat begangen hat, damit Wirih und Metzger zur Rechenschaft über diese Rohheit gezogen werdend

München, 20. Okl. Die Zusassen einer hiesigen Pfründe- anstalt, dasKlösterl" genannt, etwa 00 an der Zahl, erhiel­ten vorgestern je 54 kr. als Geschenk von der Köntgui-Muller mit dem Auftrag, für der Geberin Seelenheil und Wohlergehen recht fleißig zu beten. M.)

DieMutter des K ö n i g S von B a y e r n wird nunmehr, da sie ihren Ueberlriti zum römischen Glauben erklärt hat, noch Ceremonien der Kommunion und der Firmelung (Konfirmation) durchzumachen haben, um als vollgültiges Mitglied der alleinselig­machenden Kirche betrachtet werden zu können. Bemerkenswerty ist es, daß dem in der Kirche zu Hohenschwangau abgelegten Glaubensbekenntniß ein glänzendes Diner folgte. Letztere Einzel­heit ist trotz ihrer Geringfügigkeit sehr bezeichnend, sie gleicht jenem letzten kleinen Pinselstriche, der ein Gemälde erst ganz vollendet.

Frankfurt, 22. Okt. Nach demRh Kur." hat die hiesige Handelskammer au die Regierung in Wiesbaden berichtet, daß zur Einlösung des in Frankfurt vorhandenen süddeutschen Geldes 29',r Millionen Mark nöthig seien.

Berlin, l9. Okt. DerD. R.-C-" entlehnen wir fol­gende Mütheilnng:Die Zeitungen haben jüngst einen aller­dings mir durch Judiscretion in die Oeffenllichkeit gelangten Erlaß der Ministerien des Cnltus und des Innern mugeiheilt, welcher gegen die Herz-Jesu Sodalitäten und Erzbruderschaflen gerichtet ist und die Aufmerksamkeit der Behörden auf diese Vereine lenkt, welche nicht blos Gebets-Vereine, sondern, wie nachgcwiesen wird, weit verzweigte agitatorische Vereine mit com- plicirten, sehr geschickten Organisationen sind. Dasselbe kann in noch höherem Grade von dem weitverzweigten VereinGebets- Apostolat" gelten, dessen Hauptsitz in Pup (in Frankreich) und dessen General Direktor der berühmte französische Jesuit P. H. Ramiorc ist. Für das ganze deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn besteht ein besonderes Direktorium in Innsbruck, und als Direktor fungirt der Jesuit P. Josef v. Malfatti, also ein Ausländer und Mitglied des für Deutschland verpönten Jesuiten-Ordens. Dieser redigirt nicht nur das Vereins-Organ derSendboten des gött­lichen Herzens", sondern gibt auch die Parole für jeden Monat aus, einen gedruckten Zettel mit denGebets-Meinungen" für den Monat, welcher an alle Orte und Pfarreien, wo dasGe­bets Apostolat" besteht, in Hundert-Tausenden von Exemplaren versendet wird, nm die Gemeinschaftlichkeit des Denkens, Lebens und Fühlens unter allen Mitgliedern aufrecht zu erhalten. In Preußen allein soll sich die Zahl der Vereins-Mitglieder auf nahezu zwei Millionen belaufen. Vor uns liegt die vorletzte Monats-Parole, welche die Gebets-Intentionen für den Monat September enthält. Als Haupt-Gebets - Meinung wurden die Arbeiter-Vereine" für den Monat September empfohlen. Lesen wir die Gebets-Meinungen für die einzelnen Tage durch, so finden wir u. A. für den 1. September: die Ausbreitung desGebets- Apostolats", das Gedeihen mehrerer Zeitschriften; für den 2.: die Kirche in Ungarn; für den 3. : die Freiburger Erzbischofs-Wahl; für den 5 : die verfolgten Bichöfe und Priester; für den 6.: die Kirche in Spanien und einen hohen katholischen Herrn dort (Don Carlos); für den 7.: die österreichische kaiserliche Familie; für den 8.: der Kaiser von Oesterreich; für den 43.: derselbe abermals; für den 16 : die Kirche in Preußen, eine Bekehrung rc. Das MonatS-Vereinsgebet lautet also:Aufopferungs Gebet. Gött­liches Herz Jesu! in Vereinigung mit dem unbefleckten Herzen Mariä opfern wir Dir auch alle Gebete, Handlungen und Leiden des heutigen Tages in jener Meinung, in der Du unablässig betest und Dich auf unsern Altären opferst, zumal für die heilige Kirche, für unfern heiligen Vater, den Papst, und für alle An­liegen der Vorsteher und Mitglieder des Apostolats. Insbesondere opfern wir Dir sie auch für jene edelmüthigen Christen, die sich der Förderung des wahren, zeitlichen und ewigen Wohles der arbeitenden Classe geweiht. O Jesu, der Dn selbst im Hause von Nazarath so lange und mühevoll gearbeitet und dadurch die Arbeit geadelt und die Arbeiter gelehrt hast, wie sie ihr mühe­

volles Tagewerk heiligen und für die Ewigkeit verdienstlich mache» sollen, unterstütze mit Deiner göttlichen Gnade Diejenige», die Deinem Borbilde folgend, sich der Arbeiter annehmen, auf daß sie Deinem Herzen Diejenigen zuführen, deren Mühen und Ver- demüthigungen Du gelheilt und so hoch geehrt hast. Amen." Aus all diesem aus die heilige Einfalt berechneten pfäffischen Blöd­sinn weisen abermals tausend Fragen auf den einen Punkt hin, wo allein mit Wirksamkeit der Hebel zur Lösung der kirchlichen Zwistigkeiten angesetzt werden kan», aber leiver noch immer nicht angesetz! worden ist: die bessere Volksbildung durch die Schule.

Berlin, 2l. Okt. Am 29 Oktober l. I. findet die Eröffnung ver Sitzungen des Reichstags statt.

Berlin, 2l. Okt. DieProvinzial Correspondenz" meldet die erfolgte Einberufung des Reichstags zum 29. Oktober, dessen Eröffnungs-Feier der Kaiser selbst abhalten werde. Als Aufgaben des Reichstages werden namentlich die Feststellung des Reichs- Etats, die Beralhung der großen Justiz-Gesetze und des Bank- Gesetzes bezeichnet.

Nicht uninteressant wird die Mittheilung sein, daß die Zeitrechnung über das Telegraphenwesen in ganz Deutsch­land genau eine und dieselbe ist. Jeden Mittag 12 Uhr zeigt die Telegraphenstation zu Berlin sämmtlichen deutschen Stationen an, daß es 12 Uhr ist, wonach sie ihre Uhren zu reguliren haben. 2 Minuten vor und bis 2 Minuten nach diesem Zeichen darf, dem Vernehmen nach, l^i Strafe keine telegraphische De­pesche auf den Stationen zur Weiterbeförderung angenommen werden.

Als ob die Welt voll Teufel wäre, so geht es zu. In einer Sandgrube an dem Wege von Neustadt an Schlesien nach Neiße wurde dieser Tage ein lOjähriges Mädchen ermordet ge­funden, es war erwürgt worden, die Hanfschnur hieng ihm am Hals. Wer war das Mädchen? Wie kommts dorthin? Ein Kutscher hatte es ein paar Tage vorher von Neiße nach Neustadt gebracht und an der Sandgrube dem Hauptzollamts-Assistenten v. I. übergeben, dem Kutscher war es von dem Sohne des v. I in Neiße übergeben worden. Weiter wußte er nichts. Der Alte wurde verhaftet und gefragt, wo das ihm übergebene Kind sei; er antwortete, das dürfe er nicht sagen, sein Ehrenwort binde ihn. Ist die Ermordete das Kind? Nein! Der Kutscher aber und zwei Reisende, die mit ihm und dem Kinde gefahren, bezeugen, die Ermordete ist das Kind aus Neiße, und die Pflege­eltern betheuern, es ist unser Kind und kein anderes!

Bei der internatiolen Hopfenbau- und landwirthschaftlichen Ausstellung in Hagenau (Elsaß), welche vom 11./18. Oktober stattfand, haben folgende Aussteller ans Württemberg Aus­zeichnungenerhalten: Sektion!. Hopfen: Goldene Medaille: Wirth in Kaltenberg, Maurer in Aidtlingen, Hailer Wwe. in Horb. Silberne Medaille: Buß in Nottenburg, Frhl. v. Her in a n n 'sche Verwaltung in Wain, Frhrl. v. Varnb ü l c r 'sche Verwaltung in Hemmingen. Bronzene Medaille: Blessing in Holzgerlingen, Bind er daselbst, L. Schultheiß in Schönaich. Sektion II. Bier: Goldene Medaille: Bardili in Stutt­gart, P. Kolb daselbst. Sektion III. Bierbrauerei- und Mälzerei-Geräthe: Bronzene Medaille: Widmann in Eßlingen. Anerkennungsdiplom: Schwarzin Eßlingen, Z i e- mann in Stuttgart, W. Meyer in Stuttgart, Rath in Cann­statt. Sektion IV. Hopfe nbangeräthe: Goldene Me­daille: Wirth in Kaltenberg. Sektion V. Chemikalien und Hilfsgegenstände. Für Brauerei: Bronzene Me­daille: Wizemann in Stuttgart, Dr. Schweikhardt in Tübingen. Für Rindvieh: Für Stiere: ehrenvolle Erwäh­nung und 250 Frks.: Landw. Verein Leonberg. Für Rinder: Ehrendiplom: Frhrl. v. Varnb nl er'sche Verwaltung Hem­mingen, 1. Preis (l00 Frk.): Wanner in Leonberg.

Wien, 20. Okt. DasNeue Fremdenblatt" meldet:Nach dem Requisitionsschreiben des Berliner Stadtgerichts an das Wiener Landgericht lautet die Anklage gegen Graf Arnim wörtlich aufBeseitigung amtlicher ihm anvertrauter und zugänglicher Skripturen". Der Herausgeber und der verantwortliche Redakteur desNeuen Fremdenblattes (Wiener und Klebinder) sagten vor dem Landesgericht eidlich aus, daß der Literat Julius Lang am 14. April demNeuen Fremdenblatte" diplomatischeEnthüllun­gen", Aktenstücke zum Kirchenkampf in Preußen, angeboten habe. Er sei aber, als im'Verdacht stehend, Bismarck'scher Agent zu sein, abgewiesen worden. Auf Mittwoch ist außerdem der Mit­redakteur Hermann Voget vorgeladen.

Am 18. Okt. Morgens fand auf einem freien Felde in der Nähe der sogenanntenEinsiedelei" in Ober - St. - Veit zwischen zwei Offizieren ein Pistolenduell statt, welches für einen der Be­theiligten, dem Oberlieutenant im 12. Husarenregiment Bagya, einen tödtlichen Ausgang hatte. Der andere Duellant war der Lieutenant im selben Regiment, Baron Stein.

Flensburg, 2l. Okt. Der erste schleswig'sche Wahlbe­zirk wählte Krüger, der zweite Ahlemann wieder zu Landtags­abgeordneten.

Pari s, 20. Okt. Endlich fangen die hiesigen Blätter an, sich mit demdeutschen Landsturm" zu beschäftigen. Der