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? Nagold. Am letzten Samstag wurde der im diesseitigen Bezirk seit Mai 1873 amtlich angeordnete, von Schulmeister Schaffer in Haiterbach geleitete Örgelknrs für Schullehrer zum Abschluß gebracht. Wir geben auf gestellte Anfragen hierüber folgende Notizen: Diese Orgelkurse, welche schon seit 1867 bestehen und die allmählich in allen Diözesen des Landes eingeführt werden sollen, wollen lediglich nichts anderes, als die zur Theiluahme daran verpflichteten evangel. Volksschullehrer in allem demjenigen unterrichten und weiter fördern, was der Organist im öffentlichen Gottesdienst zu leisten hat. Au diesen Hebungen haben theilzuuehmen sämmtliche Lehrer, welche das 45. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Im Bezirke Nagold haben sich überdies außer den 22 zur Theilnahme verpflichteten Lehrern noch 7 freiwillige ältere Theilnehmer angeschlossen, die bei allen Hebungen regelmäßig erschienen sind. Sämmtliche 29 Lehrer waren in 6 Abtheilungen getheilt, von denen jede im Lauf dieses Sommers 6 Uebnngen in der Kirche zu Nagold hatte. Alle durch diese Einrichtungen erwachsenden Unkosten, besonders die Entschädigungen für den Dirigenten des Kurses, für die Theilnehmer,an demselben und für den Orgeltreter hat die Staatskasse übernommen. -— Die Hebungen für den hintern (Alten- staiger) Bezirk, die voriges Jahr durch den früheren Schulmeister Keck von Altenstaig und Heuer durch Schulm. Völker hier geleitet wurden, fanden abwechslungsweise in Ebhausen und Altenstaig statt.
* 'Nagold, 5. Okl. Diesen Vormittag meldet ein Pri- vattelegramm, daß vergangene Nacht in Merklingen 13 Gebäude abgebrannt, darunter auch Hans und Scheuer des Oeko- nomen Schneider.
Stuttgart, 2, Oct. Der „Schm, Merk," theilt mit: Der Gemeindcratb hat das Gesuch der hiesigen L-chntzengülde um Einräumung eines Platzes unfern der königlichen Villa bei Berg für daS nächstjährige deutsche Schützenfest genehmigt. Der König genehmigte außerdem die Benutzung der dort gelegenen Krön Ländereien, Die ferncrweilen Unterhandlungen, mit den Gutsbesitzern sind beendigt und werden die Arbeiten schon in diesem Monat beginnen, Herzog Eugen von Württemberg hat das ihm angebotene Ehrenpräsidium angenommen.
Zn Eßlingen gingen die Obstpreise so plötzlich in die Höhe, daß für den Centner Aepfel 3 sl. bis 3 fl. 18 kr. bezahlt wurde. Aus dem Obstertrag der städtischen Bäume wurden gegen 8000 fl. erlöst. Zn Marbach hielten sich beim Mostobst die Preise zwischen 54 kr. und 1 fl. 12 kr., beim gebrochenen zwischen 1 fl. 30 kr. und 1 fl. 45 kr. Die Hopfenpreise gehen allerorten zurück und sollen in Reutlingen schon Anbote von blos 100 fl. gemacht worden sein.
Schwäb isch-Hall, 2. Okt, Die auf heute anberaumle Schwurgerichts-Verhandlung gegen den wegen Beleidigung des deutschen Kaisers angeklagten snspendirten Vicar Rohr ist wegen kurz vor Beginn der Schwurgerichtssitznng erfolgter Anzeige von der Unzurechnungsfähigkeit des Angeklagten vertagt worden.
Dem Vernehmen nach hat der zum Erzbischof von Freiburg bei der Wahl in Vorschlag gekommene Bischof Dr, v, Hefele in Rottenburg eine Wahl aus dem Grunde abgelehnt, „weil er den vorgeschriebenen in die Hände des Großherzogs von Baden zu leistenden Eid nicht, zu leisten vermöge,"
Waldsee, 2. Oktbr., ^i4 Uhr. Ein Theil des schönen städtischen Rieds mit den daraus befindlichen jetzt sehr trockenen Torflagern und Vorräthen steht in Hellen Flammen. Alles eilt mit Hauen und Schaufeln bewaffnet auf die Brandstätte. (N.T.)
Heidelberg, 27, Sept, Dr, Schulz dahier, ein bekannter Freund der Ultramontanen, wird die Verlhcidigung des Attentäters Kullmanu übernehmen.
Aus dem Breisgau werden schon wieder Klagen über Verfälschung des Mostes laut. Man kann daher die Käufer nur vor dem „Süßkaufen" warnen, damit die Schmierer entpuppt werden und dem redlichen Produzenten der Lohn für seinen sauren Schweiß nicht verkürzt wird.
In Buchs weiter zerstörte in der Nacht vom 29, auf den 30, September eine Fenersdrnnst 12 Gebäude, darnnttr 0 mit Feldfrüchien gefüllte Scheunen. Ebenso wurden viele mit neuem Wciumost aefüllie Fässer ein Raub der Flammen; so verlor ein einziger Gutsbesitzer l800 Liter noch nicht gekelterten Weines,
München, 1. Okt. Bei der Ersatzwahl in dem Reichstagswahlkreise Forchheim wurde Fürst Hohenlohe wieder gewählt.
Ludwigshafen, 3. Okt. Der dritte Guß der Kniser- glocke hat heute Nachmittag in Frankenthal stattgefunden und wird als gelungen betrachtet.
Berlin, 2, Okt, Der bekannte Consistorialrath Fournier ist gestern Nachmittag am Schlagfluß gestorben.
Bei der Eröffnung des in Berlin tagenden Architekten- und Ingenieur-Vereins soll sich folgender komische Vorfall zugetragen haben. Der Verein hatte den Kronprinzen des deutschen Reiches zu seinen Versammlungen ringenden und ihm zu dem Ende ein kunstvoll gedrucktes Programm in einer Mappe zngesandt, die ein Muster geschmackvoller Portefeuillearbeii genannt zu werden verdiente. Der Kronprinz fand sich zur ersten Sitzung ein, und da ihn das Komite feierlich in der Vorhalle empfing, redete er es mit den Worten an: „Meine Herren, ich danke Ihnen herzlich für Ihre Einladung und danke Ihnen auch für die reizende Mappe; was dieselbe enthält, vermag ich leider nicht zu sagen, da mir der Schlüssel zu diesem Geschenke fehlt," Allgemeines Staunen! Der Umstand war befremdlich. Man versuchte das Schloß mir allen vorhandenen Schlüsselchen zu öffnen, allein vergeblich, Endlich blieb nichts übrig, als einen Schlosser, zu suchen, der mittelst eines Dietrichs dem Kronprinzen zu seinem Programme verhalf.
Heppens (Oldenburg ) Eine hiesige Frau, deren Gatte im letzten Kriege verschollen war, hatte sich nach der gerichtlichen Todeserklärung ihres Mannes wieder verheirothet. Vor einigen Tagen erhielt sie von Lodon ans einen mit 20 Thalcrn beschwerten Brief, in welchem ihr todtgeglaubter Mann schreibt, daß er 1870 in französische Gefangenschaft geraihsn und nach Algier geschleppt worden sei, jetzt aber znrückkehren werde. Der Schrecken der vermeintlichen Wittwe und ihres zioeiten Gatten über diesen Besuch ans dem Schattenreich läßt sich wohl denken. Wem werden nun die Gerichte die Frau endgültig zusprechen?
Nicht geringes Aufsehen erregt das Verhalten eines evangelischen Geistlichen, des Dompredigers Lange in Halberstad!, der von der Kanzel herab seine Gemeinde zur Fürbitte für dievergewalttgten katholischen Bischöfe aufforderte. Diese preußisch- sächsische Geistlichkeit enthält noch zahlreiche Mucker; ging doch schon einmal das Gerücht, daß eine ganze Cohorte derselben zur römischen Kirche übertreten werde.
Mit dem deutschen Hauptmann Schmidt haben die Car- listen ein frevelhaftes Spiel getrieben. Sie sicherten ihm das Leben zu, wenn er katholisch werde, und kaum hatte er eingewilligt, so erschossen sie ihn. Daß er katholisch geworden, bestätigt jetzt auch die Köln, Zeitung, Einem Matrosen der deutschen Kriegsschiffe, einem muntern Pommer, der sich am Land verlausen hatte und in die Hände der Earlisten gefallen war, setzten drei Geistliche zu, er solle katholisch werden: er lachte sie alle Drei ans und kam gtücklch davon, weil die Carlisten Respekt vor den deutschen Kriegsschiffen bekommen hatten, welche an der Küste kreuzten.
Am 1. Oktober ist in Preußen das Civilstands Gesetz ins Leben getreten, alle Trauungen, Taufen, Todesfälle u. s, w. müssen bei dem bürgerlichen Standesbeamten angemeldet und bescheinigt werden. Wie es da im Anfänge manchmal zn- gehen mag, finden wir in einem schlesischen Blatte ergötzlich geschildert: „Der Standesbeamte in seinem Bureau: Bitte, meine Herrschaften, ich weiß, was Sie wünschen, aber nicht Alle gleichzeitig ans mich eindringen! Immer Einer nach dem Andern! Sie kommen alle d'ran! Nur Ruhe und Ordnung, damit sich keine Jrrthümer einschleichen. Herr Nilschke, treten Sie gefälligst zuvor hierher. Also: wann ist das Kind zur Welt gekommen? — Nilschke: Aber mein Herr, das ist eine Gemeinheit — Der Standesbeamte: Herr Nilschke! — Nilschke: Ich komme hieher,