Beamte zu betrachten seien. Demgemäss sind fortab, wie ein Circular besagt, alle Ordnungs-Strafen, welche gegen die Privat- Unterbeainten von deren Borstehern erkannt werden, zur Post- Casse zu verrechne».

Berlin, 6. Bug. Allem Anschein nach schreibt der B. B. E.' wird sich der Bundesrath bei der Regelung des Ap o t h e k > i - W e s e » s sür die Beschränkung der Zahl der Apotheken, tso im Wesentlichen sür Beibehaltung des ConcejsionS- Wescns, e klären. Damit wäre also, wenn diese Angatie sich bestätigte, ^as Princip der Gewervo Freiheit sür die Apotheken gebrochen, während man srüher der Ansicht war, daß man sjH inil der Bürgschaft der Staats Prasting begnügen könnte, welche der Inhaber einer Apotheke abzulegen hätte.

Berlin, 6. August. Wie dieNordd. Allg. Zlg." meldet, trifst ,Fürst Bismarck voraussichtlich Mille der nächsten Woche in Berlin ein, um sich hier kurze Zeit anszuhalten und den Kaiser zu begrüßen. DiePost" schreibt: Zuverlässiger Miitheilnng zusolge har der Kaiser das freisprechende kciegsrechtliche Erkenni- niß gegen den Kapitän Werner in der Birginius-Asfaire nunmehr bestätigt.

Fulda, 3. August. Einen Beweis, welche Dimensionen das katholische Bereuiswesen anzunehmen vermag, liefert das Ergebnis; der dessallsigen polizeilichen Nachforschungen. Es har sich nämlich herausgestelll, daß Fulda bis jetzt das menschenmög­lichste darin gelerster hat, indem daselbst nicht mehr und nicht weniger als fechsundzwaiizig, sage sechsundzwanzig katholische ' Vereine zur Zeit in üppigster Blüte wuchern. Der Kuriosität Halver seien hier die Namensbezeichnungen derselben anfgcsührt: 1) das katholische Kasino, 2) der Meisterverein, 3) der Gesellen- verein, 4) der Jünglingsoerein, 5) der Kindheilsvecein, 6) der Bonisacinsverein, 7) der Barromänsverein, 8) der Vizentiusver- ein, 3) der Parameiitenverein, 10) der Dienstbotenverein, 11s der katholische Lehrerverein, 12) die Lokalität, 13) der Verein christlicher Mütter, 14) der Kaiharinenverein, 15) der Elisabe- lhenvereui, 16) die Anloniusbrnderschaft, 17) die Michaclsvruder- schaft, 18) die Armeseelenbrnderschast, 19) die Bruderschaft vom hvchivürbigsten Ente, 20) die Bruderschaft vom Herzen Jesu, 21) die Bruderschaft von der unbefleckten Empsängniß, 22) die Mariamsche Liebesoersammlnng, 23) die Passionsbrnderschaft, 24) die Aloysinsdruderschast, 25) die Franziskusbrudcrschast, 20) der Verein der Tertiarierinnen.

Die deutsche Post fahndet auf einen jungen Posteleven, der nrtt 1000 Thlr. in 5prsc. preuß. Staatspapieren durchge- brannt ist. Ntan hat 250 Thlr. Belohnungzdarauf gesetzt, wenn derselbe mit dem Geld eingezogen wird. Er heißt Vogel, jeden­falls ein lockerer.

A achen, 2. August. DasM. I." nimmt an, daß während der diesjährigen H e i l i g l h n in s - F a h r t, die 14 Tage dauerte, eine Million 'Menschen hier abwechselnd gewesen ist.

Wiesbaden, 5. Aug. DerNh. K." erzählt:Bei einer gestern bei dem Social-Demokraten Kaufmann vorgenommenen Haussuchung fand sich unter den mit Beschlag belegten Papieren eine Mitglieder Liste des social-demokratischen Vereins, in welcher die gewöhnlich die Versammlung überwachenden Herren Polizei Commissär Schlinger und Schutzmann Moder alsEhren­mitglieder" ansgeführt waren."

Der große Brauer Dreher in Schwechat bei Wien erzeugte vom 1. Oktober 1871 bis 1. Oktober 1872 1,096,000 Eimer Bier und zahlte dafür 2,!01,006 Gulden Steuer.

Dem Bericht desBureau Veritas" zufolge sind im Monat Mai aus See l44 Segelschiffe, darunter 9 deutsche, total zu Grunde gegangen. Von Dampfer» sind 11 zu Grunde gegangen.

Wörth, 6. August. Heute um 9 Uhr fand die Einwei­hung des Denkmals statt, welches die Mitglieder des ehemaligen 3. Jägerbaiaillons, jetzt dem 5. Jnf.-Negiment König Karl Nr. 123 emverleibt, ihren in den Schlachten und Gefechten in Frank­reich gefallenen Kameraden hatten setzen lassen. Die Zahl der­selben beträgt 67. Zur Feier waren anwesend 33 Offiziere und 20 Unteroffiziere und Soldaten aus der Garnison Ulm. Ein Ehoral von der Musik des 8. (>26.) Regiments von Straßburg leitete tue Feier ein; hieraus ergreifende Rede des Pfarrers Klein von Fröschweiler, Rede des Kommandeurs des 5. Jnf.- Regunents, ehemaligen Lalaillonschefs der Jäger, sodann ein Nachruf von Generallienlenant v. Starkloff, des Divisionskom­mandanten, sowie ein Gedicht, welches beides Major v. Malblanc vortrng und schließlich ein Hnrrah auf Ihre Majestäten den König und den Kaiser bildete die Feier, die mit einem nochma­ligen Ehoral schloß.

St. Gallen, 5. August. Es interessirt vielleicht einen Theil Ihrer Leser, als Nachpost vom St. Galler Schützenfest die Thaisache zu erfahren, daß dort 23 Langfinger während des Festes zur Haft gebracht wurden und daß dieser reiche Fang hauptsächlich einem höheren Polizeibeamten aus Berlin zu ver­danken ist, der dahin entsendet wurde und seine Kunden aus der Zunft der Taschendiebe wohl noch im Gedächtniß hatte. Diese scheinen übrigens ihre Kunststücke schon unterwegs versucht zu

haben, denn schon beim Landen in Rorschach wußte ein solches sauberes Pärchen (Herr und Frau) einer Dame ans Elberfeld und zwei Engländerinnen die reichen Börsen zu entwenden. Bei einem der cingezogenen Taschendiebe wurden über 40 Portemon­naies vorgefunden.

G e n f, 7. August. Loyson (?. Hy icinlhe) hat dem Genfer Staatsraih seine Entlassung als Pfarrer der Genfer Kirche cin- gereicht. Der katholische Oberkirchenralh ist außerordentlich ein­berufen worden.

Paris, 3. August. In einer vorgestern gehaltenen Sitzung des Oberkriegsraths setzte der Kriegsminister Cissey aus­einander, die Armee bedürfe eines sofortigen Kredits von 400 Millionen und eines eventuellen Kredits von einer Milliarde.

Bei einem Volksfeste in Pont a Mousson haben sich die Franzosen gegen einige Deutsche wieder sehr miserabel benommen -sobald man den ersten Deutschen als solchen erkannte, rief man aus : Hier ist ein Preuß, nieder mit dem Preußen. Derselbe wurde von einer Ecke in die andere geschoben und mit Ohrfeigen und Knüffen übel zngerichtet. Znm Glück kamen drei preußische Soldaten, die sich des Gemißhandelten annahmcn, aber dabei selbst viel zu leiden hatten. Gebildete französische Damen schlugen mit Fäusten nach den Deutschen und freuten sich ihrer Helden- thaten.

Griechenland sieht, wenn nicht verschiedene Athener Correspondenten deutscher Blätter gar zu schwarz sehen, einer neuen Revolution und König Georgiers möglicherweise dem Schick­sal seines Wittelbach'schen Vorgängers entgegen.Die Abge- ordnetenwählen" schreibt u. A. der Korrespondent desNürnb. Cour." unter dem 18. Julisind beendet. Dem Ministerium Vulgaris war kein Mittel zu schlecht, wenn es nur dazu diente, zu dem Siege beizutragen. Einen Haupthebel dazu mußte das Militär abgeben. Ueber ganze Provinzen war eine Art Be­lagerungszustand verhängt. Die Wähler der Opposition wurden mit Kolbenstoßen von den Wahlstätten verjagt, Andere wurden in ihren Dörfern eingeschlossen, wieder Andere unter irgend einem Vorwand, oder auch ohne einen solchen in's Gefängniß ge worfen. Die Kluft zwischen König und Volt erweitert sich täg­lich und Griechenland steht ohne Zweifel am Vorabend neuer Unruhen, die dem Lande schwere Opfer kosten werden."

In dem Bade Biarritz am Atlantischen Ocean, wo Napoleon 111. öfters seine Sommerfrische abhielt, hat sich ein Walisisch eingestellt, der 18 Meter lang ist. Ein Metzger hat sich seiner bemächtigt und hofft ein gutes Geschäft damit zu machen.

R o m, 4. August. Wenn es die F r an z o s e n eigens darauf angelegt hätten, die letzten Sympathien Italiens zu verscherzen, sie könnten keine anderen Wege Anschlägen. Während der viel­besprocheneOronogue" noch immer im Hafen von Civitaoecchia liegt und nur als eine offene Drohung betrachtet werden kann, verlangt ein Deputirtcr unter der größten Aufmerksamkeit der gesetzgebenden Versammlung die rascheste Befestigung der Landes- Grenzen gegen Italien, erläßt der Erzbischof von Paris, Car­dinal Guibert, einen von Ausfällen gegen die italienische Regierung strotzenden Hirtenbrief, der in dem Satze gipfelt:Das König­reich Italien und die Kirche können nicht neben einander bestehen", und fordert so znm Kreuzzuge gegen den Nachbar-Staat auf, ohne daß die Regierung Mac Mahon's den Muth hat, das Schriftstück zu cousisxiren oder gegen dessen Autor ernstlich vor­zugehen; während dieses Alles geschieht, werden die Forts von 'Nizza und Villasranca vollständig armirt und mit Masse» von Kriegs-Munition versehen, und auf den Wällen von Antikes werden Kanonen gegen die italienische Seite hin aufgefahre», und säst täglich kommen französische Genie-Offiziere in voller Uniform über unsere Grenzen, um mit topographischen Karten in der Hand das Terrain zu studiren.

In Sicilien wird es immer ärger. Dieser Tage er­schienen nicht weniger als nenn Räuber auf prächtigen Pferden» in einem Gehöfte und schossen 14 Stück der schönsten Rinder nieder. Eine Militär-Patrouille umzingelte am nächsten Tage das Haus, in dem sie sich befanden, schoß sich zwei Stunden lang mit ihnen herum und verlor dabei einen Tobten; die Räuber aber sprengten plötzlich aus dem unversehens geöffneten Thore und entflohen glücklich, obwohl die Soldaten tüchtig hinterdrein schossen.

In Neapel und Umgegend werden zum Empfang des Kaisers Wilhelm, dessen Ankunft in Italien Anfang Oktober erfolgen soll, (die Reise des Kaisers Wilhelm nach Italien, so bestimmt das Gerücht davon in der italien. Presse auftritt, er­scheint doch noch als sehr zweifelhaft. D. Red.) schon jetzt um­fassende Vorbereitungen getroffen. Das königliche Dienstpersonal erhält durchaus neue Equipirnng und sämmtliche königliche Villen werden zum Empfang des kaiserlichen Gastes passend hergerichtet. In Astroni und Cascrta sollen ihm zu Ehren große Hofjagden veranstaltet werden. Das Interesse, mit dem die Italiener diesem für beide Länder 'erfreulichen Ereignisse entgegensetzen, ist mehr als bloße Neugier und Schaulust und hat eine tiefe poli-