sich über die Heimlichkeit zu ärgern, da ihr getreuer Alfons jetzt so viel mit der schönen Tochter des Hauses zu tuscheln und unter vier Augen zu besprechen hatte.

Der Ballabend war endlich erschienen und verlief in Glanz und Last. Die lebenden Bilder fanden den allgemeinsten Beifall; der Maler hatte es nicht allein verstanden, sie so zu stellen, daß die mitwirkenden Figuren in das beste Licht traten, wodurch er schon des Beifalles der lieben Anverwandten sicher war, sondern in ihrer Reihenfolge auch jene Steigerung anzubringcn, weiche vor Ermüdung schützt. Wenn sich daher die jungen Damen, auch die jungen Herren, vielleicht auch die Mütter, anfänglich etwas schmollend niedergefetzt halten, weil der Beginn des Tanzes durch diese Modekunstkrankheit unverzeihlich hinausgeschoben wurde, so versöhnten sich bald Alle mit den gebotenen Genüssen und das Interesse wuchs von Bild zu Bild. Dem letzten, das auf dem Programm nur mit einem Fragezeichen bezeichnet war, sah man mit um so größerer Spannung entgegen, als man allgemein wußte, daß die schöne Lima, die noch kein Auge erblickt hatte, darin auftreten werde. Willig nahm man daher auch den etwas langen Zwischenakt hin und ließ sich um so weniger von de»n Gepolter auf dem Podium hinter dem Vorhang stören, als, ganz gegen alle Ord­nung die Bedienten Confect mit Ponche romaine und frappirtem Scct servirten. Plötzlich lief es wie ein Blitz über den Vorhang, und da stand mit feurigen Buchstabe» geschrieben:Die Befreiung." Ein Ah! durchlief den Saal, ob es dem Titel des nun folgen­den Bildes galt, war zweifelhaft. Da hob sich rasch die Gar­dine empor, und ein zweites Ah! diesmal ein lautes und ganz aufrichtiges, ward vernehaibar. Das Bild war die Germania.

Sie saß, den Eichenkranz auf den gelösten, langgcwellten Haaren, in malerischer Drapirung, auf einem steilen Felsen, um welchen ringsum sich wilde Wogen bäumten. (Sie thaten dies wirklich, sintemal unter den grüngemalten, mit weißen Schaumflocken be­spritzten Leinwand ein Dutzend Buben stak, und trefflich auf des Malers spanisches Rohr paßte, das hinter der Coulisse auf dem Meere selber den Takt schlug). Germania war dargestellt, als spähe sie mit über die Augen gehobener Hand nach einem Retter, während die andere nächlässig eine Krone hielt, die jenem zum Lohne bestimmt. Livia sah so reizend aus, daß ein wahrer Sturm des Beifalls losznbrechen begann, bis man plötzlich ge­wahrte, das Bild sei noch nicht zu Ende, sondern ein dramati­sches, mit Handlung verbundenes. Denn blitzschnell schob sich auf einmal ein Kahn zwischen die Wogen hindurch nach dem Felsen, und darin stand kühn, aufrecht, mit erhobenen Armen, ein junger Seeoffizier. Die allgemeine Ueberraschung schien sich auch der flehenden Germania mitgetheilt zu haben, mit einem leisen Schrei fuhr sic empor, schwankte, strauchelle, und sank herab in die geöffneten Arme des jugendlichen Retters, alles so natürlich, so treu nach dem Leben, daß die Zuschauer wie ver­rückt Bravo, Brava, Bravi, Dacapo, Encore, Heraus und Gott weiß, was sonst noch alles schrieen und stampften und tobten als der Vorhang rasch gefallen war; nur geklatscht wurde nicht, die Handschuhen wurden noch gebraucht. Allein trotz alles Jubels und Rasens wollte die Erlösung lange Zeit hindurch nicht zum zweiten Male sichtbar werden, obgleich das Werthcimsche Ehepaar selber hinter die Gardine geschlüpft war, vielleicht um zuzureden.

(Schluß folgt.)

G a r r w e i l e r.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Jagd-Verpachtung.

- Am Mittwoch den 24. Juni, Nachmittags 1 Uhr,

wird auf hiesigem Nathszimmer die mit dem letzten Juni d. I. zu Ende gehende Gemeinde-Jagdpacht auf 3 weitere Jahre vergeben werden, wozu Liebhaber einge­laden sind.

Den Io. Juni 1874.

Schnltheißenamt.

Adrion.

Verkauf von Juventar- stücken und Brmmaleralien.

Die Unterzeichnete Stelle verkauft gegen baare Bezah­lung im öffentlichen Aufstreich am Dienstag den 23. d. M., Vormittags 10 Nhr, im Banamtsbureau dahier, diverse abgängige Jnventarstücke, als:

Sessel, Stühle, Spiegelrahmen, Rouleaux, Vorhänge, Leuchter, Hänglampe, Wasch­becken, Stempel, ein unvollständiger Reiß­zeug, 1 Copierpresse und 2 Schwarzwälder Uhren.

Vormittags 11 Uhr,

auf dem Bahnhof hier und an der Herrcn- berger Straße:

6 Betonkästen, 4 Fässer, 1 Stippich, 410 Pfund alte Saile, 2 Stoßkärren,

5 Parthien Brennholz ec.,

2 Dielen, Bretter rc.

ca. 167 lfd/ Bauholz,

1 Parthie Rollbahnschwellen,

1 eichene Schwellen,

125 Ctr. altes Eisen, worunter 56 alte Schaufeln,

50^ Blechrohr.

Nachmittags 1'/, Uhr, bei der Bauhütte des II. Looses (Jsels- Hausen):

1 Wasserstande, 1 Schubkarren, 1 Schnappkarren, 6 Betonmaße, 6 alte Schaufeln, 7 Kreuzpikel, 1 Bossirhammer,

*/» Rm. tannenes Brennholz,

7 Stück Klammern,

100 Sprießholz,

10 Stück Dielen.

Nachmittags 3 Uhr, bei der Bauhütte des III. Looses (Gündringen):

5 Parthieen Sprießholz, Bauholz und Dielen.

Nachmittags 4 Uhr,

auf Station Gündringen-Schietingen:

2 Geschirrkisteu, l Vesperhütte,

12 Parthieen Dielen, Bretter, Sprieß- und Bauholz, Nollbahnschwellen ec.

'/r Rm. buchenes Brennholz, wozu die Liebhaber eingeladen werden. Nagold, den 18. Juni 1874.

K. Eiseubahnbauamt.

H e r r m a n n.

E b e r s h a r d t.

Vieh-Verkauf.

Aus der Gantmasse des Johannes Wur­ster, Holzhändlers hier, kommt das vorhandene Vieh, nemlich:

2 Kühe, 2 Rinder und ein gemästetes Schwein, am Mittwoch den 24. Juni d. I., Nachmittags 1 Uhr,

bei dem Hause des Friedrich Bohnet, Bauers hier, gegen baare Bezahlung im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen werden.

Altcnstaig, den 17. Juni 1874.

Berkaufscommissär: Amtsnotar Deugler. Forstamt Wildberg. Revier S t a m m h e i m.

Hch-Verkaus.

Am Montag 22' Juni:

aus dem Staatswald unterer Wasserbaum:

40 Raummeter Nadelholzscheiter, 59 Rm. Nadelholz-Prügel und Anbruch, 77 Raum­meter Tannenrinde und 4490 Nadelholz­wellen.

Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr im Schlag.

Dienstag 23. Juni:

aus dem Staatswald oberer Lindenrain.

13 Raummeter Nadelholzscheiter, 19 Rm. Nadelholzanbruch, 68 Raummeter Weiß­tannenrinde, 20 buchene, 4240 gebundene Nadelholz- und 50 Schlagraumwellen.

Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr im Schlag.

Am Donnerstag 25. Juni, aus dem Staatswald Brunnhalde bei Gült- lingen:

2l Raummeter Nadelholzfcheiter, 5 Rm. Nadelholzprügel und Anbruch, 670 eichene Schäl- und 460 Nadelholzwellen.

Zusammenkunft Vormittags 9 Uhr im Schlag.

- A l t e u st a i g Stadt.

Erledigte Waldschützen­stelle.

Die hiesige Gemeinde stellt zum Schutz für ihre Waldungen im Enzwald, Hagwald und Priemen einen Waldschützen an.

Der Gehalt ist auf jährlich 350 fl. fest­gestellt. Bewerber wollen sich in den nächsten zehn Tagen bei der Unterzeichneten Stelle melden.

Den 13. Juni 1874.

Stadtschultheißenamt.

O b e r w e i l e r.

Lang- K Motzhoff- Verkaul.

Die Gemeinde verkauft am

Dienstag den 23. d. M,

Mittags 1 Uhr,

auf dem Rathhaus in Aichhalden 284 Festmetcr forchenes Lang- und Klotzholz, wozu Käufer einladet

der Gemeinderath.

Warth.

Jagd-Verpachlmig.

Da aus den 30.

Juni d. I. die Jagd-

zu Ende geht,_

so wird dieselbe auf 3 weitere Jahre, vom 1. Juli 1874 bis 30. Juni 1877, wieder verpachtet, zu welcher Verhandlung Mittwoch der 24. Juni d. I, Nachmittags 1 Uhr,

anberaumt ist, und wollen Liebhaber am benannten Tage auf dem Rathhause dahier sich cinfinden.

Den 9. Juni. 1874.

Schultheißenamt.

Dürr.

Nagold.

Empfehlung.

Maccaroni und feinste Cierrrnbeln

empfiehlt

Fried. Stockinger.