heit der letzten Minister des Empire's. Ollivier scheint der Mit- verschmorene der Kaiserin geivesen zu sein, während Gramont dagegen elnznivirken sachte. Allesammt lintten sie nicht den Math ihrer Meinung, sie sägten sichp »r »lötm-ono»" (ans purer Ehrerbietung vor dem Kaiser), wie sich das Dokument so charakteristisch aus- dräckt. Eins Unterredung mit Engenie genügte, um die fried­liche Situation ans einmal zu ändern; nach dieser Unterredung erscheint der Kaiser mit einem ernsten Gesichte vor seinen Mi­nistern, das diese erzittern macht nnd führt eine so energische Sprache, daß die Iammerseeleu es vorziehen, in Ehrfurcht zu ersterben, statt ihre Entlassung zu nehmen und damit Ehre und Gewissen »u wahren. Mit leichtem Herreit gefaßt werden die wichtige» Entschlüsse von Ollivier mit leichtem Herzen zu Papier geworfen, und damit seine Schande von seiner eigenen Hand dotnmeniirt sei, schreibt er einiw variotnr" (cs soll nicht ge­ändert werden) darunter!

Der Bischof M arti n v o n P aderborn m n ß Ende dieses Monats 8400 Thlr. Geldbuße zahlet». Seine Ver­haftung ist also vorauszusehen.

An Chur starb am 28 v. Di. der ehemalige Sonderbunds­general I U v. Smlis-Soglio im Alter von 84 Jahren. 4847 übernahm er, obgleich Protestant, den Oberbefehl über die Sonde» bnndsarmee.

Der PariserSoir" veröffentlicht eine Depesche, wonach Don Karlos eine Adresse au die Freiwilligen richtete, in welche er sagt: Habet Vertrauen aus Gott und auf mich, so werdet ihr niemals den Mnty verlieren, wir werden i» Bilbao einziehen und unsere Fahnen werden überall in Siegesruhm weben. Mit diesem Verirranen werdet ihr die gottlose Nevolution bekämpfe».

Zu den sonstigen Nöthen in Griechenland gesellt sich jetzt auch noch die Noth, ein Ministerium anszulreiben, und die letztere ist eine Folge der elfteren. Alle Versuche des Königs, ein Eabinct an seine Seite zu bekommen, sind bisher gescheitert, obwohl tonst Ministerposten nicht zu den Dingen gehören, denen mau ans dem Wege zu gehen pflegt.

Ans Treviglio (bei Bergamo) berichtet man die Ent­scheidung des dortigen Zivilkorrekiionsgerichis gegen den Priester Don Alberto Baron io. Derselbe hatte bei einer am 23. Nov. vor. I. gelesenen Messe, wie er ganz ungenirt cingestand, lediglich in der Absicht einigen seiner Kollegen, mit denen er nicht gut stehe, ein wenig anfzuspielen", den Abcndmahisivein mit Brechweinstcin gemischt. Seine Amtsbrüder, deren 4 waren, fühlten sich in Folge dessen mehr oder weniger ange­griffen, der eine Francesco Ciocca war 7 Tage lang krank, der Kapuziner, Pater Egidio, scheint jetzt noch nicht ganz hergestellt zu sein. DaS Gericht erklärte den Angeklagten für schuldig nnd zwar in» Rückfall, nnd vernrtheilte ihn zu 7 Monate Gefäng- n»ß und Zahlung der Prozeßkosten.

Pater Hyanzinth, der dem Papst ein Schnippchen geschlagen nnd sich eine Frau genommen hat, gibt auf Len hol­ländischen Kanzeln Gastvorstellungen. In Leiden hat er für eine Vergütung von 1000 fl., in Amsterdam»!» für InOO fl. gepredigt.

Der Einzug der Truppen i» Bilbao, schreibt der Berichterstatter»- derTimes", war ein schönes Schauspiel. Die Einwohner waren in Festkleidern ans der Straße, um ihren Be­freiern einen enlhnsiastischen Willkomm zu bereue». Frcuden- schnffe, Glockengeläute, Flaggen von allen Färbet». General Eoncha, der Bürgcrmeisier nnd der Gemeinderath nahmen Stellung vor dein Theaier, um die Truppen defillren zu sehe», was »inler lantcn Vivas und Hüteschwenken geschah: die Damen auf den Balkoncn schwenkten ihre Tücher und marsen Blumen nnd Kränze. Abends war die Stadt illuminirt und ans den Plätzen wurde gesungen, getanzt nnd gesudelt. Manche Einwohner sahen blaß und ansgchnngcrl ans, da die Roth wirklich groß gewesen ist. J-n den letzten fünf Tagen fehlte das Brod und mußte durch Bohnen und Maisknchen ersetzt werden. Es heißt, man habe auch Katzen und Natten gegessen. Pserdefleiich kostete 2 fl. 20 kr. und Kalbfleisch 4 fl 40 kr. das Pfund. Es war nur wenig Wein vorhanden und von schlechter Dualität. Die Zerstörung au Eigeuthum ist schrecklich, beinahe kein Haus ist unbeschädigt geblieben und viele sind im Innern ganz demolirt. In ein Haus sind 42 Bomben gefallen, i» ein anders 25; es ist beinahe keine Fensteiscüeibc ganz geblieben. Die Karlisten bombardirlcn 39 Tage lang und haben an 0000 Boniben in die Stadt geworfen, runde Bomben von altmodischer Art. Zn der Zerstörung durch daS Bombardemenl kommt noch der Brmnd mehrerer Häuser, welche diesen Morgen von einer Anzahl der Freiwilligen von Bilbao, angeznndet wurden, »veil ih-e Bewohner mit den Kar­listen sympathisirl hatten. Heute Abend sieht man rings um die Stadt viele Landhäuser.in Flammen stehen. Drei Brücken in der Stadt sind zerstört. Die Karlisten haben das Bombardement bis gestern Abend fortgesetzt, vermnthlich um ihre» Rückzug zu decke»; sie haben drei vernagelte Kanone» znrückgelasse». Fast olle Fremden haben Bilbao ain 20. April verlasse»; der englische Konsul, Haroce Ionnk, ec kcrtirle sic durch die karlistischen Linien;

er selbst kehrte aber auf seinen Posten in der Stadt zurück nnd hat die ganze Belagerung ausgehalten.

Auch ans am eri kan is che in Boden »vird den Je­suiten das Jahr 1874 im Gedächtniß bleiben. In Mittel-Amerika ist ihres Bleibens nicht mehr. Nunmehr Hai die Republik Guatemala alle Klöster im Bereiche der Republik auf­gehoben, das klösterliche Gelübde für uugiltig erkärt und den Rounen die Freiheit zurückgsgebcu. Endlich ist der Geistlichkeit Verbote» worden, geistliche Kleider zu lrageu, »venu sie nicht Kirchendienst hat.

Auch in Brasilien ist der Kampf zwischen der geistlichen und weltlichen Macht noch nicht zu Ende. Die geistlichen Brüder- schafien in Peniabuco stehen noch immer »»»Her dem Baunfluche, welchen der Bischof d'Olinda über sie verhängt hat, weil sie Freimaurer unter sich anfgenommen hatten. Trotz seiner Ber- haflnng weigert sich der Bischof, denselben wieder anfznheben, nnd der päpstliche Nuntius hat den Erlaß deS Cardinal-Slaats- secretürs Antonelli, der darauf berechnet sein soll, ein gütliches Abkommen zwischen der päpstlichen Curie und der brasilianischen Regierung zu vermitteln, noch gar nicht veröffentlicht. Jetzt tritt auch der Bischof von Para gegen die Regierung auf und macht seine weiteren Eutschließungen von der Autivort abhängig, die er auf einen nach Nom erstatteten Bericht erwartet.

Es ivurüe bereits gemeldet, daß in dem hinteriiidischeii Reiche Aua in wieder einmal ein Eh r i st c u - M a s s a c r e in Szene gesetzt wurde. DerUnivers" schätzt die Zahl der hinge- metzelleu Christen auf nicht weniger als zehntausend und führt das entsetzliche Borkommniß darauf zurück, daß die doruge fran­zösische Verwaltung zwar eine ganze Reihe von Forts in der anamilischen Provinz Tongkling wegen Anfrechlhalliing der Ruhe -> besetzt, aber später dieselben in aller Eile wieder geräumt hatte. Dadurch habe sie die Christen wehrlos ihren Peinigern über­lassen.

Der Günstling des Glücks.

(Forlieijung.,

Gerhard schien erstarrt, keiner Bewegung mächtig. War es Entrüstung oder tiefer Schmerz über den Schatten des Miß­trauens, das sich sogar in die Seele seines Bruders geschlichen, ober schwankte er wirklich, welche 'Antwort er ihm geben sollte? Es blieb unentschieden; aber langsam wandte er das schrecklich bleiche Gesicht von ihm ab, zog leise die Hand zurück, legte die Arme aus den Tisch und bedeckte mit seinen zitternden Fingern Augen und Stirn, während Ferdinand mit furchtbarer Spannung die so eifrig erbetene Antwort erwartete. Erst nach einigen Minuten eines qualvollen Schweigens erhob er den Kopf und sah seinen Bruder an.

Ich bin unschuldig!" sagte er mit leiser, aber fester Stimme. Ich glaubte nicht, daß mein Bruder daran zweifeln könnte."

Ferdinand sah de» tiefen Schmerz, der das Herz des Bruders erschüttert hatte; er ergriff seine Hand nnd bat ihn zärtlich, ihm einen Augenblick des Schwankens zu verzeihen. Die Augen des Gefangene» füllten sich mit Thränen, er antwortete mit einer gewissen Kälte, als ob die Erinnerung an das eben Geschehene ihm noch zu schmerzlich sei, und den Eindruck der von heißer Züillichkcit eingegebcneii Worte Ferdinand's in ihm noch nicht anfkommen lasse.

Allmählig ging die Unterhaltung ans die einznleitendeit Schritte über, durch die, wenn irgend möglich, die Untersuchung niedergeschlagen werden sollte.

Gerhard schien vor Allem eine lange Hast zu fürchten, so wie einen Urtheilsspruch, der, mochte er nun ausfallen, wie er wollte, stets etwas Entehrendes für ihn haben mußte. Der Ge­danke an Herminen, an den Schmerz, den sie empfinden würde, und das Hinderniß, das die Anklage ihrer Verbindung entgegen stellte» brachten ihn fast zur Verzweiflung, so daß Ferdinand über seine Ausregnng in Schrecken gerieth. Mit Mühe vermochte er ihn so weit zu beruhigen, um von ihm Aufklärung darüber zu erlangen, was zwischen ihm und seinem Ankläger vorgegangen sei.

Was er erfuhr, schien ihm genügend, um die Anklage, die nur auf sehr schwache Zeugnisse gestützt war, gänzlich zu ent­kräften, er sagte dies dem Bruder und versprach ihm, alle An­strengungen zu machen, um so bald als möglich eine günstige Entwickelung herbeizuführen.

Den dringenden Aufforderungen Gerhardts folgend, begab er sich zunächst zur Präsidentin Waldow , um Herminen Alles wiedcrzusagen, was Verzweiflung und Liebe ihrem Verlobten für sie eingegeben. Hermine hörte ihm tieferschüttert zu. Sie bat Ferdinand, dem Bruder die heilige Versicherung zu über- bringeli, daß ihre Treue gegen ihn ewig und über jede Ver- läumdiing erhaben sei. Die Präsidentin, das ungeahnte, plötz­liche Unheil bcseilszend, sprach in demselben Sinne.

Diese Erklärungen wirkten wie lindernder B-stsam auf die Traurigkeit des Gefangenen, der des Trostes nur allzu bedürftig war.

Trotz aller angewandten eifrige» Mühe konnte Ferdinand die Freilassung seines Bruders ohne vorgängigc gerichtliche Ver-