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Dem auch das Leben, wo es köstlich ist,

Wie Mose spricht, viel Müh und Arbeit bringt?

Jsts nicht ein Kriegsheld, der von Jugend auf Im Waffenwerk sich ritterlich gezeigt,

Ein Feldherr, der der Schlachten viel gewonnen Und siegend allezeit sein Reich gemehrt?

Jsts nicht ein weiser Fürst, der seine Räte Mit richtgem Blick zu finden stets gewußt Und, die er treu fand, fest im Dienst gehalten,

Von neidschen Argwohns Flüstern unbeirrt?

Ein Fürst von unentwegtem Rechtsgefühl,

Der über der Parteien Streit erhaben In Ruh das Steuer lenkt mit festem Maß?

Doch, was vor allem dankenwert erscheint Für alles Volk in Deutschlands weiten Gauen,

Das ist sein Werk der Einigung der Stämme,

Die vorher preisgegeben jedem Hohn Des Auslands, matt nur irrten hin und her,

Und jetzt, so weit des Erdballs Grenzen reichen,

Als erstes aller Völker sind geehrt.

Zu solchem Werk, drin das zerrißne Reich Nach langer Schmach kraftvoll erneuert ward,

Dem Werk, darin des großen Kanzlers Geist Mit Rat ihn fördernd treu zur Seite stand,

Hat Gott den hohen Herrscher ausersehn,

Und Ihm, dem Herrn der Welten, demutsvoll Die Ehre gebend dankt der Kaiser selbst,

Daß er des Höchsten Willens Werkzeug war.

Und wir. wir deutsche Männer, sollten nicht Im Herzen tief ergriffen solches preisen,

Daß in des hocherhabnen Kaisers Haupt Uns das geschenkt ward, was in schönem Traum Schon lang die Besten unsres Volks ersehnt?

Nach schlimmer, kaiserloser Zeit ist ja Nach heißem Ringen in gewaltgem Krieg Durch Ihn das deutsche Reich neu aufgerichtet Und kräftiger als je in alter Zeit,

Doch daß die Schwerter in der Scheide ruhn Und seinem Frieden trauend gerne die Völker Nach Ihm hinblickend friedlich sich verstehn.

Ja, darum steigen auch am heut'gen Feste Der Wünsche beste gern zum Himmel auf,

Daß unsers Kaisers hochehrwürdig Haupt,

Daß hohes Alter alle Erdensürsten Weit überragt, gepriesen allerwärts,

In sanftem Lebensabend reich geschmückt Mit allem dem, was ew'ge Liebe beut,

Noch lange sei zum Segen seinem Volk!

Eine ebenso schöne, an Inhalt gleich ausgezeichnete Rede mit Toast auf den deutschen Reichskanzler Fürsten Bismarck hielt Herr Rechtsanwalt vr. Scheurlen:

Der jubelnde Heilsruf, den Sie soeben des Kaisers Namen gespendet, er ist mir Bürge dafür, daß Keiner unter uns lebt, dessen Herz nicht höher schlüge, wo des Kaisers Name genannt wird, dessen Brust sich nicht stolzer höbe, dessen Auge nicht freudiger strahlt, wo man vom deutschen Volke, von seiner Macht und Größe spricht. Dann aber ist auch Keiner unter uns, der über des Kaisers greiser Heldengestalt den einen Mann vergessen könnte, der seit Jahrzehnten ihm zur Seite steht, als treuster , wahrster Rater, keiner der vergessen könnte, über dem ersten deutschen Fürsten den ersten deutschen Mann, stark und fest, wie die Eiche, die im Felsgrund wurzelt, treu und wahr, wie die Sonne, über dem Mehrer des Reichs den Gründer des Reichs, über dem Kaiser den Kanzler, den Fürsten Bismarck. Bald sind es siebzig Jahr, daß er auf dieser Münnererde wandelt, bald fünfzig Jahr, daß er in seines Herrn und Kaisers Dienst sich müht, bald fünfundzwanzig Jahr, daß er an Deutschlands Macht und Größe sinnet und wirkt, daß er auf seinen mächtigen Schultern die Last des Regimentes, an treuem Herzen die Wohl­fahrt seines Volkes trägt. Ein Leben, reich an Kampf und Müh, reich an Sorg' und Arbeit, reich aber auch an Segen und Gedeihen. Was für Deutschland er geschaffen, steht jetzt vor uns als vollendete Thatsache, ein mächtiger Baum auf festem Grund, unter dem ein großes Volk in Frieden ruht, der Schutz und Schatten spendet über Länder und Meere, so daß auch des Volkes fernste Söhne in Sicherheit wohnen. Diese Schöpfung, wir sehen sie alle, ihren Segen empfinden wir alle, ihren ganzen Wert erkennen wir aber nur, wenn wir bedenken. welche Zeit es war, da Bismarck dieses Werk dachte, welche Gefahr es war, die uns drohte, welcher Kampf es war, den die Ab­wendung der Gefahr, die Durchführung des Gedankens gekostet. Es war

der Kampf der Jahre 18621866, der Kampf das darf man heutzu­tage wohl laut bekennen gegen die perfid egoistische Politik des öster­reichischen Kabinets, welche die deutschen Staaten am gewohnten Gängelband dem längst bereiteten Grabe entgegenführte, in welchem deutsches Volk und deutsches Wesen auf ewig verschwinden sollte. Da war es Bismarck allein,

der die Gefahr erkannte, er glaubte an ein deutsches Volk, glaubte an

eine Wiederauferstehung der alten deutschen Herrlichkeit un^WM^jL^Nj^ bekümmert darum, ob man ihm glaubte oder nicht, mit aller seiner Kraft und Energie gegen die auf Böhmens Feldern durch Preußens wohlgeschärfte

düng gefallen, da hatte Bismarck das deutsche Volk gegen seinen Willen vom Untergang gerettet. Dann führte er selbst den Völkerfrühling herauf, der rasch nach blutigem Kampf mit dem Erbfeind in glücklicher Einung Altdeutsch­lands in der Aufrichtung des deutschen Reichs seinen Höhepunkt erreichte und des Reiches Krone über die Länder der Erde in Hellem Glanz erstrahlen ließ.

Dies Ziel war erreicht, groß und mächtig wie nie stand das Volk; für Bismarcks Schaffensdrang war damit aber nur eine neue Aufgabe erwachsen, es galt den innern Ausbau des Reichs. nicht mächtig allein sollte es sein, glücklich im Innern sollte es werden, sein Volk. Und in der Sorge um seines Volkes Glück, da hat sich Bismarck so recht gezeigt als der, der er ist, der ächteste, wärmste, treueste Freund seines Volkes. Unbekümmert um des eigenen Leibes Weh, unbeirrt durch das Gezetter der Parteien, die den Ausbau des nationalen Staats mit allen Mitteln verhindern wollen, geht Bismarck den Weg, den er als den rechten erkennt, und der der rechte ist zum Schutze der Arbeit, zum Schutz für Handel und Gewerbe, zum Auf­schluß neuer Gebiete für deutsches Forschen und deutsches Schaffen, daß das deutsche Wesen, das er gerettet, die Stellung einnehme in der Welt, die ihm gebührt.

Wahrhaftig ein Werk. Wahrhaftig ein Sinnen und Schaffen, wofür jeder, der auf den Namen eines deutschen Mannes Anspruch macht, dem großen, Kanzler von ganzem Herzen innigsten Dank schuldet und heute beson­ders muß jeder von uns sich fragen, ob er diesen Dank allüberall wo es nötig war, allüberall wie es nötig war, dem Kanzler abgetragen. Mit Worten nicht allein, mit Thaten gilt es da zu danken, mit Thaten indem wir wo es an uns liegt, des Kanzlers Schaffen unterstützen und fördern. Wenn Sie nun einstimmen in meinen Ruf, Bismarck hoch! so glaube ich legt jeder von uns damit das Gelübde ab, bereit zu sein zur That, wenn es des Kanzlers Werke gilt, bereit zu sein mitzuwirken ohne Nebenrück­sichten, im Hinblick auf den großen Zweck, den er verfolgt, im Blick auf das hehre Beispiel, das er uns gegeben."

Unter den den beiden vorangegangenen nachfolgenden Reden und Toasten vergessen wir nicht der des Herrn Oberamtsarzts vr. Müller zu erwäh­nen , deren Inhalt wir mangels Zeit leider nicht mehr wiederzugeben ver­mögen. Der zum Teil historisch gehaltene Vortrag gipfelte in einem Hoch auf dasdeutsche Volk"; ferner sprach im Sinne aller Anwesenden Herr Fabrikant E. Staelin, als er an die Nachkommen unseres ruhmreichen Kaisers erinnerte, zunächst an unfern Kronprinzen, der sich im Kriege von 1870/71 als Führer an die Spitze der süddeutschen Truppen gestellt und dadurch schon in hohem Maße unsere Achtung und Liebe erworben habe, dann an seinen Sohn und Enkel. Auf nahezu 1 Jahrhundert können wir in der Ueberzeugung, nur dem Kaiser gleiche, auf der Bahn des Friedens schreitende Regenten entstehen zu sehen, getrost in die Zukunft blicken; aber auch der Reichskanzler habe einen Nachfolger hinter sich, der in den Fuß­stapfen seines Vaters wandle, Herbert Bismarck, der zur Beseitigung der entstandenen Mißhelligkeiten zwischen England und Deutschland von seinem Vater als der Aufgabe gewachsen betraut wurde, habe seinen Auf­trag zu dessen und des ganzen deutschen Volkes Zufriedenheit aufgeführt.

Sämmtliche Toaste wurden mit großer Begeisterung ausgenommen und bis gegen Morgen saßen wahre Patrioten in heiterster Stimmung beisammen.

Saarbrücken, 18. März. Das Unglück auf der Grube Camphausen ist das größte, das im Saarrevier bisher vorgekommen. Die Gruben in den neuen Anlagen des Fischbachthales haben im Allgemeinen wenig Grubengas, sind aber außerordentlich trocken und die Kohle staubt in hohem Grade. Das ist wahrscheinlich der Grund, daß die Explosion so große Wirkung hatte. Sie ist durch den brennenden Kohlenstaub weiter getragen worden. Die Explosion geschah auf der vorletzten Sohle, die 500 Meter tief liegt. Man will die Flammen turmhoch aus dem Schachte haben schlagen sehen. Ein Signalwärter bei der Förderung wurde getötet. Von der Belegschaft waren 16 Mann kurz vor der Explosion aufgefahren. Unter den wahrscheinlich Getöteten sind auch drei Steiger. Die herausgesörderten Leichen sind zumeist stark verbrannt, teilweise auch sonst verletzt, anscheinend durch Abstürze. Die Leichen sind bis zur Hälfte entblößt, da in den Gruben eine Wärme bis zu 30 Grad herrscht und die Leute daher halb entkleidet ar­beiten. Der Betrieb ist sofort eingestellt worden. In Folge dessen mangelte es alsbald an Kohlen für die Fördermaschinen; die Kohlen mußten ander­wärts hergefahren werden. Die Beamten der Bergwerksdirektion aus Saar­brücken waren rechtzeitig zur Stelle; ein besonderer Zug brachte sie heute Morgen dahin. Geheimrat Eilert leitet die Rettungsarbeiten. Die Förder­ung geht wegen der Zerstörung des zweiten Schachtes nur langsam vorwärts. Ein Arzt ist in die Grube gefahren und es werden zunächst die Verletzten gefördert, während die Toten später geborgen werden sollen. Die Trauer und Bestürzung in den Bergmannsdörfern sind ungeheuer. Zu Tausenden strömt die Bevölkerung, Männer, Weiber und Kinder, an der Unglückstelle und an der Förderung zusammen. Aus einer Familie sind 5 Brüder ge­tötet. Ein Junge kam noch als gerettet zu Tage, nachdem er 12 Stunden unten zugebracht hatte. Die Haltung der Bevölkerung ist trotz der furcht­baren Aufregung und der scharfen Handhabung der Polizei durchaus ord­nungsmäßig. Es dürften noch 8 Tage vergehen, bevor die letzte Leiche ge­borgen sein wird.

Saarbrücken, 10. März. Von den in der Grube Camp- hausen Verunglückten sind bis heute Nachmittag 3 Uhr 137 tot und 51 lebend zu Tage gefördert worden. Die übrigen Verunglückten sind als tot zu betrachten und können der starken Verschüttungen wegen nur langsam herausgebracht werden.

In Rotterdam ist der japanesische Geschäftsträger bei der niederlä ndischen Regierung von seiner Geliebten nachts erschossen worden. WWMDM^mtausRache geschehen zu sein, da das Mädchen erwartet

, später aber erfuhr, daß derselbe be- Kinder

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