Mro. 36.

. Jahrgang.

Amts- unä Intelkigenzbkatt für lien ^flszirü.

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Dienstag, äen 24. Mürz 1885.

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Amtliche Bekanntmachungen.

Calw.

Bekanntmachung.

Unter der auf der Markung Holzbronn laufenden Schafheerde des Johannes Wacker ist die Räude ausgebrochen.

Den 21. März 1885. K. Oberamt.

Drück, Amtm., A.-V.

politische Wachvichten.

Deutsches Reich.

Bei der Abstimmung im Reichstag am 16. März über die Dampfer- fubvention australische Linie stimmten die württembergischen Reichs­tagsabgeordneten ab wie folgt: Ja: Graf Adelmann, v. Fischer, Härle, Leemann, v. Lenz, Frhr. v. Ow, Stälin, Veiel, v. Wöllwarth. Nein: Mayer, Payer, Schott, Utz, Graf Waldburg-Zeil. Abwesend: Erbgraf zu Neipperg, Frhr. v. Neurath, Schwarz. Die Position wurde mit 170 gegen 159 Stimmen angenommen.

Bei der Abstimmung im Reichstag am 16. März über die Dampfer­subvention afrikanische Linie stimmten die württembergischen Reichs­tagsabgeordneten ab wie folgt: Ja: Graf Adelmann, v. Fischer, Leemann, v. Lenz, Frhr. v. Ow, Stälin, Veiel, Frhr. v. Wöllwarth. Nein : Härle, Mayer, Payer, Schott, Utz, Graf Waldburg-Zeil. Abwesend: Erbgraf zu Neipperg, Frhr. v. Neurath, Schwarz. Die Position wurde mit 166 gegen 157 Stimmen abgelehnt.

Beratung der Holzzölle im Reichstag. Abgeordneter Richter spricht gegen diese Zölle, welche eine blühende Industrie schädigen. Der Zoll auf Zedernholz sei der Ruin für die Bleistiftfabrikation, die mit großer Mühe dem Auslande gegenüber den Weltmarkt behaupte, und durch den Zoll auf amerikanisches Edelholz werde die hamburgische, lübeckische und mecklenburgische Fournierindustrie schwer benachteiligt. Finanziell bringe der Holzzoll nicht solche Vorteile, daß den genannten Schäden gegenüber die Ein­führung desselben sich rechtfertige. Der bayr. Bundeskommissar Gang- Hofer glaube, daß der geringe Zoll unmöglich die Industrie in der von dem Abg. Richter geschilderten Weise schädigen könne. Der Import übersteige auch weitaus den Bedarf. Abg. v. Stauffenberg bestritt, daß die Holzzölle die nationale Arbeit zu schützen geeignet seien. Der Zolltarif be­günstige die Schwindelindustrie. Das Bedürfnis des Holzzolles sei nicht er­wiesen. Staatssekretär v. Burchard gegen die Ausführungen Stauffen- bergs. Die Belastung des Rohmaterials durch die Holzzölle sei zu gering, als daß sie für die Produkte der betr. Industrien in Betracht komme, er bitte daher im Interesse der Uebersichtlichkeit und Einfachheit, von der Aus­nahme für Zedernholz und andere Edelhölzer abzusehen und die Zollerhebung nicht unnötig zu erschweren. Abg. Windthorst: er wolle keine Finanz­zölle bewilligen, sondern nur den Holzzoll, insoweit er zum Schutze der deut­schen Waldkultur nötig fei. Der Antrag der Kommission mit den abschwächen­den Anträgen von Stiller, Grille uberger und Kröber wurde genehmigt. Für Rohholz von Äuchsbaum wurde mit 138 gegen 132 Stimmen ein Zollsatz von 10 Pfennigen für 100 Kilogr. angenommen, auch für Zedern-, Kokos-, Ebenholz und Mahagoniholz der nämliche Satz beschlossen. Außer den bisher schon als zollfrei bezeichneten Hölzern, Brennholz rc. sind auch Schleifholz und Holz zur Cellulosefabrikation, nicht über 1 Meter lang und nicht über 18 Ctm. stark, zollfrei. Hierauf folgte die Position Nutz­holz. Abg. Kröber verbreitete sich gegen die Holzzollerhöhung, deren die deutsche Waldkultur nicht bedürfe. Durch die bedeutende Einfuhr von aus­ländischem Holz würde den deutschen Produzenten ihr Absatz erschwert, sodaß vieles gute deutsche Nutzholz in Brennholz geschlage n werd^ andererseits viel schlechtes Nutzholz vom Avs^ v. Ow betonte, auf die süddeutschen B

ein nationales Interesse für die Erhöhung der Holzzölle vorhanden. v. Benda (nat.-lib.): er stimme aus Liebe zum deutschen Vaterlande gegen die Erhöhung der Holzzölle. Der Wald sei eine Frage der Cultur und nicht der Rente. Angesichts der günstigen Ergebnisse der Forstverwaltung sei schwer­lich Anlaß, Änderungen herbeizuführen. Die Frage, ob der Zoll die Unter­haltung uud Vermehrung des Waldes zur Folge habe, könne nicht entschieden bejaht werden. In der folgenden Sitzung wurden nachdem'die Commissions­anträge mit 155 gegen 144 Stimmen gefallen waren, die Anträge Spahn angenommen. nach welchen rohes vder lediglich mit der Axt oder Säge in der Querrichtung bearbeitetes oder bewaldrechtetes Holz ohne Unterschied der Dimensionen, so wie Faßdauben mit einem Zoll von 20 Pfg., und vor­gearbeitetes und zerkleinertes Holz, so wie ungeschälte Korbweiden, Neifen- stäbe, Naben, Speichen und Felgen-inip einem Zoll von 40 Pfg. belegt werden sollen.

Heute Montag, den 24. wird die dritte Lesung der Dampfervorlage im Reichstag stattfinden und alsdann eine dreiwöchige Vertagung über die Osterferien bis zum 14. April eintreten. Unter den süddeutschen National­liberalen, welche für die Erhöhung der Holzzölle stimmten, befanden sich die württ. Abgeordneten v. Fischer und Veiel.

Gcrges-Weuigkeiten.

Calw, 23. März. Das Geburtsfest S. M. des deutschen Kaisers und zugleich das des Fürsten Bismarck wurde gestern Abend in derKanne" hier durch ein Bankett wieder in herzlicher Weise gefeiert. Es ist uns vergönnt die Festrede von Herrn Rektor vr. Müller im Wortlaut mitzuteilen:

Den hohen Festtag deutscher Herzen, seht,

Wir dürsen wieder froh vereint ihn feiern:

Das Hochbegnadigte, das teure Leben

Des greisen Herrschers über Deutschlands Völker,

Verlängert ist es Ihm und uns zu Dank Durch Gottes Güte um ein neues Jahr.

Drum wo ist einer, dein nicht freudiger Und höher schlägt das dankerfüllte Herz?

Des Menschen Leben währet siebzig Jahr,

Und wenn es hoch kommt, sind es achtzig Jahr,

Seht Freunde, diese altehrwürd'ge Rechnung,

Die seit Jahrtausenden sich viel bewährt,

Wie hat sie seit 8 Jahren deutsche Herzen Im Festverein ergriffen und bewegt!

Wie bange war es uns da jedesmal,

Obs nicht der letzte Festtag könnte sein Und nimmer wieder käm' an solchem Tage Festlicher Schall und froher Jubelruf.

Doch siehe, achtmal schon hat sich erneut Der Festesschall und deutscher Herzen Dank,

Da unsrem hochbejahrten Kaiser ward Des Lebens Kraft durch Gottes Huld erneut.

Ja, wärs auch nur der Jahre hohe Zahl,

Die dem erlauchten Fürsten ward zu teil,

Und schmückte sonst kein Ruhm sein fürstlich Haupt,

Es wäre das schon hoher Freude wert.

Doch wie? ist nicht viel andres, höheres da Am greisen Kaiser, darob des Deutschen Brust Mit Recht von Stolz und Freude schwillt und glüht?

Jsts nicht ein Mann, dem aller Mannes wert ^>lle Herrschertugend inne wohnt?

^dein seiner Unterthanen hell »vergeßlich Vorbild leuchten muß Idlichkeit und Fleiß und Pflichtgefühl,