Wien, 21. April. Die Ausstattung der Erzherzogin Giseiaan Schmuck, Kleidern, Wäsche, u. s. w. ist mit wahrhaft kaiserlicher Munisizenz gegeben worden; die Mitgift Seitens der kaiserlichen Eltern soll, wie man sich in Hofkreisen erzählt, nur 22,000 fl betragen; außeidem wurde der Prinzessin ein Nadelgeld aus der Privatschaiulle des Kaisers zugesichert.
Die Wiener spekuliren auf 15—20 Millionen Gäste zur Ausstellung. Sie versichern, jeder Gast könne ganz nach seiner Faxon und seinem Geldbeutel leben und mit 3 Gulden täglich auskommen. aber auch einen Salon im Hotel Metropole für 45 fl. täglich haben. Das Ausstellungsgebäude nbertrifft die Londoner und Pariser an Großartigkeit, namenllich der kolossale Kuppelbau. Die von dem egppiischen Khedioe errichtete Moschee mit 2 Mina- rets kostet Ist, Mül. fl.; außer den großen Bauten gibls mehr als 30 kleinere Bauten von dein norwegischen Bauernhause an bis zu dem Hause der N. Fr. Presse, in welchem man die ganze Druckarbeit einer Zeitung vom Anfang bis zu Ende sieht (es kostet 130,000 fl.) und zu dem Jndianerzelt.
(Lebendig begraben.) Dieser Tage starb wie ein czechisches Blatt schreibt, in Blährisch Neustadt ein gewisser Franz Dietrich an den Blattern und wurde »ach gepflogener Todienbeschau am dortigen Friedhof begraben. Am Tage nach der Bestallung grub der Tovtengräber neben Dietrichs Grab ein neues Grab und vernahm bei dieser Arbeit ein Geräusch, welches ans dem anstoßenden Grabe herzurühren schien. Er öffnete dieses und bohrte in den Sarg ein Loch, damit der Unglückliche Alhem holen könne. Hierauf eilte er in das Spital und holte einen Arzt. Als hierauf der Sarg aus dem Grabe gehoben und geöffnet wurde, fand man, daß der lebendig Begrabene nunmehr wirklich todt sei. An der Leiche bemerkte man, daß die Ellbogen ganz zerschlagen waren. Wahrscheinlich rührten die Verletzungen von den Anstrengungen her, die der Unglückliche machte, um sich auS seiner gräßlichen Lage zu befreien.
Das Testament Nap oleons III. ist dem Vernehmen nach soeben vor dem Pariser Civilgericht erster Instanz eröffnet worden. Es soll durchaus nur private Verfügungen enthalten. — Bazaine leidet, wie die „Liberle" versichert, an einer akuten Luflröhren- Eirtzündung.
Nom, 20. April. Die „Germania" schreibt von hier: „Als Pius IX. gestern den Prinzen Alfred empfing, scherzte er über die Gerüchte, zu denen seine rheumatischen Schmerzen Veranlassung gegeben, indem er sagte: „Es ist wahr, ich litt am Rheuma im Fuße, aber Gefahr war nicht vorher vorhanden; höchstens staud zu befürchten, daß in dem Beine etwas hätte Zurückbleiben können, was mich für das ganze Leben genirt haben würde." Vorgestern äußerte der h. Vater, während er im Zimmer auf- und abging, sich über seine» Zustand mit großer Genug- thuung seiner Umgebung gegenüber: „Erst hat man eine Bulle erfunden, in der von der Wahl meines Nachfolgers „praesents caäavmo" die Rede sein soll, nun aber will man das Conclave voch bei meinem Leben abhalten und einen andern Pabst wählen." Nach einer Weile fuhr er fori: „Mein Leben ist in Gottes Hand, wie das aller; doch vor der Hand fühle ich weder ein Abnehmen meiner Kräfte, noch irgend etwas, was in mir die Idee erzeugen könnte, daß mich der Herr bald abberufen würde." — Heute befindet sich der Papst so wohl, daß er selbst die h. Messe lesen wollte, doch haben ihn die Aerzte gebeten, er möge dies »och sin oder zwei Tage unterlassen, weil es doch möglich sei , daß. die Witterung, die heute recht unfreundlich ist, einen ungünstigen Einfluß auf sein Befinden haben könne.
Wie die Florentiner „Gazz. d'Jtalia" meldet, ist Hr. Krupp, der berühmte Erfinder der nach ihm benannten Kanonen und Eiaenkhümer der großartigen Fabrik in Essen, von Rom nach Florenz zurnckgckehri, nachdem er mit dem Kriegsminister eine» Vertrag abgeschlossen hat., nach welchem er das stehende italienische Heer mit Feldgeschützen nach neuestem Modell zu versehen hat. Die Kanone» der 60 Batterien, welche gegenwärtig in den italie
nischen Gießereien gegossen werden, sind nun für die Provincial- Miliz (Landwehr) bestimmt.
Die erste S ch w u r g e ri ch t s s itz un g in Spanien fand in Madrid am 15. d. M. statt. Die 48 Bürger, aus welchen die 12 Geschworenen zu wähle» waren, erschienen pünktlich zur Stelle.
In Leicestershire haben 20,000 Kohlengruben-Arbeiter die Arbeit niedergelegt und verlangen eine Lohnerhöhung.
Newyork, 24. April. Nachrichten aus Mexico zufolge herrscht dort große Verwirrung. Oaxaco ist in vollem Aufstand begriffen, Lozado proklamier förmlich den Racekrieg.
Washington, 25. April. Offizielle Berichte aus den verschiedenen Staaten zeige» einen günstigen Stand des Winiei- Getreides, der eine gute Ernte verspricht, an.
Allerlei.
— Eine K o m m a »d i i - G e s e l l sch a f t von Dienstmädchen. Die Berliner „Post" erfährt eine hübsche, kleine Geschichte — eine von Dienstmädchen gegründete Kommandit- Gesellschafl auf Aktien — ans Hamburg. In einer der größten Modewaarenhaudlungeu erschien vor Kurzem ein einfach, aber nett gekleidetes Dienstmädchen und verlangte ein Umschlageiuch zu kaufen. Es wurden ihm eine Anzahl derselben von einer Güte vorgezeigt, wie man glaubte, daß sie der Schönen bei ihrem Stande behagen würden. Aber keins ist ihr recht und sie verlangt immer höhere Preise, bis endlich bei einem Shawl von 200 Thalern, den das Mädchen in der That kaufen will, der Kommis Verdacht schöpft und seinen Prinzipal zu Rathe zieht, ob nicht hinter der so hoch hinaus wollenden Käuferin eine Diebin oder Betrügerin stecke. Inzwischen versichert Jene, daß ihr dieser Shawl sehr gut gefalle, und daß sie das Geld auf der Stelle holen wolle. Bald darauf kehrte das Mädchen zurück und bezahlte das Tuch in klingender Münze. Sofort nahm dasselbe aber jetzt ein Polizeidiener fest, den man zuvor Herbeigerusen und in der Nähe versteckt hatte, und fragte die an allen Gliedern Zitternde nach ihrer Herrschaft. Dieselbe stellte ihr indeß das beste Zeugniß aus, wo- ' rauf sich dann auf weitere Nachforschungen ermittelte, daß die i Dienstmädchen des ganzen Hauses das Geld für jenen Shawl zusammengeschossen und das Uebercinkommcn getroffen batten, ihn ^ als Gemeingut zu betrachten und alle Sonntage abwechselnd zu ' tragen.
— (Schmetterlingsammelnde Damen und Jn- sectologen) werden sich gewiß freuen, folgenden Ausspruch der Geliebten Kenelm'S über die wahre Bedeutung der Schmetterlinge zu vernehmen. Selbige pflegte allen Sckmeiterlingen, deren sie habhaft werden konnte, ein Obdach in einem eigens dazu gebaute», blumenreichen Garienhause zu gewähren; von ihrem Verehrer nach der Ursache gefragt, entgegnete sie, „daß in diese» Thieren die Seelen der Kinder, welche nngetauft in der Wiege stürben, fortlebten; pflegt man sie gut, schütze sie vor den Vögeln, so würden sie nach Verlauf eines Jahres in Feen verwandelt werden."
Den Teilhabern der Lebrnsversicherungs- L Ersparniß- Bank in Stuttgart wird demnächst der Rechenschafts-Bericht pr.
' 1872 zugestellt werden können. Derselbe wird durchweg sehr erfreuliche Ergebnisse Nachweisen. Die Bank hat vermöge ihrer Sicherheit und billigen Netto-Prämien nicht allein in Süddeutschland und in der Schweiz, wo sie längst eingebürgert ist, sondern auch in Norddeutschland wieder bedeutend an Ausdehnung gewonnen, Dabei war die Sterblichkeit verhältnißmäßig eine sehr günstige. Der pr. 1872 erzielte Ueberschuß belauft sich auf die Summe von fl. 466,000., welche einer Dividende von nahezu 39'/» Procent der Jahresprämie entspricht. Diese hat gemäß dem in § 9. der Statuten vorgesehenen vierjährigen Durchschnitt an die Versicherten seiner Zeit zur Vertheilung zu kommen.
Amtliche und Privat-Bekanntmachnngen.
F o r st a m t Wildber g.
Slamlirhoh-Verkaus.
Freitag den 2 Mgi,
Morgens 10'j» Uhr, aus dem Rathhaus in Calw:
1) Aus dem Revier Nagold : 233 Nadelholzstämme meist Hl. und IV. Classe, mit 72,64 Festmeier Langholz und 1,27 Festmeter Sägholz.
2) Aus dem Revier Naislach: 358 Roth- forcheiistämme, mit 406,56 Festmeter Lang- und Sägholz.
Nagold.
Zeichrnschule.
Am nächsten
Donnerskg den 1. Mai,
Vormittags 11—12 Uhr, findet im Zeichensaal des neue» Schulhauses dahier eine Ausstellung von Zeichnungen der Fortbildungsschüler statt, womit die übliche Prämienvertheilung, sowie die Verabfolgung der von der K. Commission für gewerbl. Fortbildungsschulen in Stuttgart den hiesigen Schülern zuerkannten Medaillen und Belobuugsatteste (vgl. die Bekanntmachung in Nr. 47 des Gesellschafters) verbunden wird. Hiezu sind die verehelichen Mitglieder der Fortbildungs- schulcommijsion, der städtischen Collegien und des Gewerbevereinsausschusses, sowie Jedermann, der sich für die Sache interessirt, freundlich eingeladeu.
Zugleich ergeht an sämmtliche Zeichenschüler und an alle diejenigen Jünglinge, welche Heuer in die Zeichenschule neu ein- treten wollen, die Aufforderung, sich am Sonntag den 11. Mai,
Morgens 8 Uhr,
persönlich im Zeichensaal des neuen Schulhauses einzusinden, damit die Aufnahme, beziehungsweise die Autheilung zu den verschiedenen Zeichenkursen vorgenommen werden kann.
Nagold, 28. April 1873.
K. Diakonat.
Elsäßer.
Stuttgart.
In der Gantsache des Johann Georg Frey in Rohrdors kommt am