Klosterfrau" mit einem Säugling an der Brust, neben ihr Geist­liche und der Teufel mit einer Gabel. In einer drillen Bursche saß eine Deputation der suspeudirlen jurassischen Geistlichen. Der Teufel mit seiner Gabel suuktiouirte narürlich auch in der bischöflichen" Kutsche. Hinter diesem Zuge fuhren, wahrscheinlich ohne Einladung des festgebeuüeu Vereins, der sich so nennenden Schnurranten", mehrere Droschken mit betrunkenen Ostermoutags- blaumachern. Die katholische Geistlichkeit Halle Klage hierüber erhoben, gestützt auf Art. 94 des Lermschen St.-G.-B. vom Jahr 4866, lautend:Wer Gegenstände der Verehrung einer im Staate anerkannten Religionsgesellschaft oder ihre Lehren, Einrichtungen oder Gebräuche durch Bezeiguug von Spott oder Verachtung auf eine, öffentliches Aergerniß erregende Weise herabwnrdigl, wird mit Gesängniß bis zu vierzig Lagen oder mit Geldbuße bis zu zweihundert Francs bestraft."

Paris, 23. April. Dem spanischen Botschafter bei der hiesigen Negierung zngegangeue 'Nachrichten melden, Serrano habe sich in Folge einer Differenz hinsichtlich der Arülleriesrage offen von der Regierung losgesagt, an der Spitze einer neuen, von allen Prätendenten unabhängigen, konservativ-republikanischen Ordnun g s p ar t e i gestellt und Madrid verlassen. (S. M.)

Rom, 24. April. Opinione meldet: lieber des Königs Reise nach Wien ist bisher nichts beschlossen. Falls der König nach Wien reiste, würde er auch nach Berlin reisen. (L. M.)

London, 23 April. Der Besuch des russischen Thron­folgers nebst Gemahlin am hiesigen Hofe wirb Mille Mai er­wartet.

London, 23 April. 'Nach einer Meldung aus Penang vom 22. April zog sich das holländische Expeditonskorps nach Padang zurück. Man fürchtet den Ausbruch neuer Unruhen in anderen Hasen Sumatra's.

Ein Telegramm derReform" ans K o nst a n l i n o p e l meldet:Eine große Katastrophe ist bevorstehend. Es herrscht- große Aufregung gegen den Sultan. Verschwörungen werden geplant. Die Entlassung des neuen Großvezierä wird jede Mi­nute erwartet. Es herrsch: allgemeine Bestürzung."

Das Hans am Movr.

(Foriietzung.!

Seid ohne Furcht" , flüsterte sie, indem sie sich zu ihm bog,. ich bin zu Euch gekommen, um Gnade von Euch zu erflehen. Stille, stille!" unterbrach sie sich, indem sie noch ein­mal den Finger erhob, um welche», dünn und abgemagen, das Mondlicht flimmevte.Wenn uns die Leute im Hause hörten . . ." Der fremde Mann sah, wie ihr Gesicht bei diesem Gedanken krampfhaft zitierte. Dann fetzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Bette.

Meine Geschichte", sagte sie mit leiser Stimme, daß sie Niemand außer dem Fremden hören möge,ist eine Geschichte des Unheils, des Blutes und Geheimnisses. Hört sie an und sagt mir, ob Ihr mir Hefen wollet. Ihr habt von dem alten Herrn gehört, der ermordet worden. Man hält mich für die -Mörderin, aber ich bin unschuldig. Ich kenne die Mörder, ich bin dabei gewesen, als man ihn ermordete.. Der Sohn des Thorhüters hat ihn mit einem Beile erschlugen. Als er stürzte und schreien wollte, hat ihm der Thorhüter den Mund zugehalten. Aber ich: schrie, denn ich war mit dem alten Herrn in's Gehölz gegangen. Ais es dämmerig ward,, wollte ich nämlich zurück iu's Haus, um das Abendessen zu bereiten. Ich. ging aus den Hauptpfad. Da sah ich: auf einem Seiteupfade den Thorhüter und: feinen Sohn daherschleicheii: Sie sahen mich nichß weit es schon -dunkel war. Eine bange Ahnung überkam mich. Ich blieb stehen. Aber" die That ward rascher verübt, als daß ach sie hindern konnte.. Und als ich schrie, da war's schon zu spät. Das Erste, als die Mörder mich entdeckten, war, daß sie mir den Mund zuftopften. Dann wollte der ,Sohn des Thorhüters mich auch erschlagen,

damit ich sie nicht verralhe. Aber die Mutter warf sich dazwischen. Wenn sie mich auch erschlügen, sagte sie, so werde sie gleich von hier zum Sheriff gehen und Alles anzeigen- Ich hatte sie ein­mal in einer Krankheit, als sie auf den Tob daruiederlag, wochen­lang gepflegt. Das konnte sie mir nicht vergessen. So ward ich nach dem Hause geschleppt und in die Kammer gesperrt, in welcher ich jetzt schon sechs Monate lang schmachte, ohne Aussicht aus Erlöfuug und immer den Tod vor Angen, sobald sie den Widerstand der Alten gebrochen habe» werden. Da hört' ich Heu:' Abend zu ungewohnter Zeit die Thorglocke läuten. Mir war es, wie ein Hoffnungsklang und ich ward aufmerksam. Dann Hörle ich fremde Schrine durch das Haus und zuletzt ein Ge­spräch vor meiner Thüre. Ich hörte eine fremde Stimme. Ich faßte Vertrauen zu derselben. Dann verschwand sie, und erst nach mehrere» Stunden vernahm ich auf's Neue Tritte, die Treppe hinauf und zu dem Schlafgemache des alten Herrn. Nun ward mir alles klar und heute oder niemals war all' inein Denken. Denn so viel sah ich ein, daß es jetzt um mein Leben geschehen sein mußte, bevor fremde Leute in dies Hans ziehen könnten. Verzweiflung gab mir Kraft und Much, mit einem alten Schlüssel, den ich in einem Winkel der Rumpelkammer schon früher gefunden habe, gelang es mir, die Thüre zu öffnen, und so steh' ich nun vor Euch, um Euch zu fragen, ob Ihr mich retten, mir Erlösung und Gerechtigkeit verschaffen wollet?"

Bei Gort dem Allmächtigen, das ist mein fester Wille!" rief der Fremde.

»Husch, husch" machte das Mädchenwenn man das leiseste Geräusch Hörle!"

WaS hast Du jetzt »och zu fürchten, armes Kind," sagte der Fremdeda ich d'ei dir bin? Sieh, hier ist ein schußfertiger Revolver du sollst von diesem Augenblick an frei sein!"

Das,ist unmöglich", sagte das Mädchen mit zurückgehaltenem Athem.Ihr kenn! die Leute nicht. Sie würden eher Euch und mich mir dem Beile erschlagen, als daß sie uns aus dem Hause entkommen ließen. Bedenkt, daß es sich für sie um Lebe» oder Bvd handelt. Mein Plan, den ich. mir reiflich schon erwogen, ist folgender: ich gehe in mein Gesängniß noch zu dieser Stunde zurück und Ihr lhuel morgen vor den Leuten, als ob nicht das Mindeste vorgesalleü. Sie dürfen nicht das Mißtrauen haben, darauf allein allein beruht das Gelingen unseres Planes. Dann aber geht Ihr sofort zu dem Sheriff im Dorfe, macht ihm An­zeige von dem Verbrechen, kommt mit ihm und seinen Constables und che meine Peiniger noch eine Ahnung davon haben werden, seid Ihr da mit der Hitfe mich zu befreien!"

Es ist ein schrecklicher Gedanke für mich, dich allein wieder gehen zu lassen", sagte der Fremde. ,,Und was haben wir zu fürchten? Ich bin zwar immer Einer gegen Zwei , aber mein Revolver nimmt es mit ihnen aus; darauf verlaß dich, armes Mädchen."

,,Jch beschwöre Euch", enkgegnete das Mädchen, folgt meinem Rache: Ich habe Alles reiflich erwogen. Das Haus ist ver­schlossen. Wir würden das Wagestück, zu dem Ihr entschlossen seid, noch gefährlicher machen und erschweren, wenn wir das Haus gewaltsam erbrechen wollten. Gutwillig geben sie den Schlüssel nicht heraus, es würde einen Kampf geben auf Leben und Tod

und Euch unnöthigerweise in Gefahr bringen das kann ich nicht zugeben, das will ich nicht lieber will ich sterben . . . ."

,,'Nun, wenn du nicht anders willst, so füge ich mich; aber ich thue es ungern", sagte der Fremde.

,,Es ist die einzige Möglichkeit, mich zu retten," versetzte das Mädchen, indem sie sich erhob.Also lhuet, wie ich Euch gesagt habe. Es.sind nur- noch wenige. Stunden bis zum Morgen

uno bis- dahin auf Wiedersehen!" Dann gab sie. dem Fremden die dünne, akgemagerie Hand. und- ging. Lautlos ver­schwand sie ans dem Zimmer, sowie sie gekommen. Kein Tritt, kein noch so leiser. Schall von draußen war vernehmbar. Es war wie ein Traum, der leise kommt und leise'geht. (Frrts. f.)

Amtliche u«d Privat-Bekannlnrachungen

N o h r d o r f, Gerichlsbezuks Nagold.

FchknH-Vrrkans.

Folgende zu der Gaulmasse des Johann Georg F r ey in Ro.hr- darf gehörige FahruißfGegeiistäude, nemlich: Eine neue Dampjmaschine von 4-Pferde- krästen, Anschlag 450 fl

Eine Wollwa-schmaschine.

Anschlag 280 fl.

Ein Drucklisch nebst ca. 10 Formen. Ein Wollivaschkorü und eine Steinrolle, werden am

Mittwoch den 30. April,

Morgens 9 Uhr,

in dem früheren Wohnhause des Gemein- schuldners in Rohrdorf gegen bare Bezah­lung im öffentlichen Ausstreich zum Verkauf gebracht.

Den 21. April 1873.

Gerichtsnotar von Nagold ___F isch H ab er._

Effringe n.

GtüMflkr-Ausruf.

In der Nachlaßsache des am 28. März d. Js. verstorbenen

Jakob Spa di, Webers in Effriugeu, ergeht an etwaige Gläubiger dis Aufforde­rung, ihre Ansvrüche

-iE

binnen 15 Tagen von heuie an bei der Unterzeichneten Stelle geltend zu machen.

Wildberg, den 23. April 1873.

K. Aintsnotariat. Drescher.

A l t e n st a i g S t a d -t.

Da ich-schon längere Zeit kränklich bin und meinem »Holzgeschäst nicht mehr Nach­kommen kann, so beabsichtige ich meine an der Nagold und der Nagold-Altenstaig-Freudenstädter Staats­straße, ganz in der Nähe hiesiger Stadt