Amtsblatt für den Oberamtsbezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mat und kostet , , Einrückungsgebüdr sür die kleine

Nr. 4?. balbjäbrlich hier 54 kr., im Bezirk - SaMStüg dkN 26. April. Zeile aus gewöhnlicher Schritt mit Postausschiag l st. 8 kr. >e 2 Kreuzer.

Amtliches.

Nagold. Bekanntmachung. Bei der vom 10. August bis 29. September v. I. stattgehabten 10. Konkurs-Ausstellung der Arbeiten der gewerblichen Fortbildungsschulen des Landes im Freihandzeichnen, Linearzeichnen und ModeUiren haben die Schü­ler von 108 Gemeinden mit Erfolg concurrirl und haben Aus­zeichnungen mit

H.. Preisen II. Cl., bestehend in einer Brouccmedaille nebst Attest

erhalten, von Nagold:

Gottl. Hermau n, Mcchanikerlehrling, für Freihandzeich­nen, August Kapp, Geometerlehrling, für techn. Liuearzeichnen, Heinrich Oester len, Uhrmacherlehrling, sür techn. Liuearzeichnen, Gottlieb Raas, Gärtnerlehrling,, sür technisches Liuearzeichnen.

L. Belobungen mit Attesten, von Nagold:

Johannes Bihler, Schreinerlehrling, für Freihandzeichnen, Christian Bretzing, Flaschnerlehrling, iür Freihandzeichnen, Joh. Calmbach, Schrnnerlchrling, für techn. Linearzeichnen, Chr. Dengler, Zimmermannslehrling, für Freihandzeichnen, Georg Keller, Steinhauerlehrling, sür technisches Linearzeichnen, Johannes Lutz, Zimmermaunslehrling, sür Freihandzeichnen, Christian Müller, Schrcinerlehrling, für Freihandzeichnen, Carl Müller, Schreinerlehrling, für Freihandzeichnen, Louis Ren tsch- ler, Mechanikcrlehrling, sür lech». Linearzeichnen, Carl Friedr. Schneid, Schlosserlehrling, für technisches Liuearzeichnen, Jakob Theurer, Mechanikerlebrling, sür techn. Linearzeichnen.

Bon Alten staig:

Christ. Kirn, SchreinerlehtliNg, Wilhelm Bühl er, Schneider­lehrling, Friedr. Lenz, Glaserlehrling, Aug. Schöttler, Sattler­lehrling, Friedrich Sprenger, Schreinerlehrling, sämmtliche für Freihandzeichnen.

Von Wildberg:

Hermann Fr a nk, Kaufmannslehrling, Jakob Herdter, Schrei­nerlehrling, Conrad Hermann, Glasergchilse, Jakob Rath, Schneidergehilfe, Rudolf Sattler, Kaufmaunslehrling, sämmt- liche für Freihandzeichnen, Friedrich Karle, Schosserlehrling, für Freihandzeichnen und techn. Linearzeichnen, was hiemit öffent­lich bekannt gemacht wird.

Den 23. April 1873.

Königl. gemeinsch. Oberamt.

Güntner. Freihofer.

Lag eS-Neuigkeiten.

Gestorben zu Stuttgart Oberkonsistorialrath vr. v. Stirm, 73 Jahre alt.

Dem Revisor Bames bei der Regierung für den Neckarkreis wurde das erledigte Oberamt Freudenstadt übertragen.

Stuttgart, 23. »April. Der Schriftsteller Wolfgang Menzel ist 75 Jahre alt heute hier gestorben. (N. Z.)

Berlin, 22. April. 3000 Schuhmachergesellen haben beschlossen, sofort den Strike zu beginnen, nachdem die Verhandlungen mit den Meistern über eine Erhöhung des Lohnes um 33'/» Proz. gescheitert sind.

Berlin, 22. April. In der heutigen Sitzung des Reichs­tags fand die zweite Lesung des Münzgesetzes statt. Der Antrag Mohl's auf Einführung der Doppelwährung wurde mit erhebli­cher Majorität abgelehnt. Die Anträge Bamberger's, wonach der Zeitpunkt der Einführung statt sechs nur drei Monate vorher bekannt zu machen und Fünfmarkstücke in Gold auszuprägen sind, wurden angenommen. Der Antrag, Fünfmarkstücke in Silber daneben aufrechtzuerhalten und Zweieinhalbmarkstücke auszuprägen, wurde abgelehnt. Die Ausprägung von Silberzweimarkstücken wurde vom Minister Delbrück bekämpft, im Namensaufruf mit 98 gegen 94 Stimmen angenommen. Ferner wurde beschlossen, statt der Bezeichnung Halbmark die Bezeichnung Fünfzigpfennig­stück anzunehmen. Wie dieSpener'sche Ztg." meldet, ist die Ernennung des Grafen Münster zum Botschafter in London nun­mehr als definitiv zu betrachten, nachdem auch Seitens Englands dessen Befriedigung über diese Wahl ausgedrückt worden sei.

Berlin, 23. April. Der Reichstag erledigte die erste Berathung des Völk-Hinschius'schen Gesetzentwurfs über die bürger­liche Form der Eheschließung durch Ueberweisung an eine Com­

mission von 14 Mitgliedern. Die Ceutrumspartei halte den Ge­setzentwurf wegen der angeblichen Inkompetenz des Reichstages bekämpft. Bei Berathung der Petitionen wurde der Löwc'sche Antrag, den Reichskanzler zur einheitlichen und gesetzlichen Regelung des Impfwesens mit Vaceinalions- und Rcvaccinalionszwang aufzuforderu, angenommen.

Frankfurt, 23. April. Die Zeitungen veröffentlichen die Namen von 18 bei dem Krawall getödleteu Personen, welche in dem heil. Geistspital liegen. Es sind Arbeiter, Roßwärter u. f. w. Eine Speuglerssrau ist auch darunter. Ferner liegen im Bürgerspital eine Anzahl Todler. Viele Verwundete haben sich mit ihren Wunden noch davougeschleppt, um nicht der Siraf- justiz zu verfallen.

Zu den schon erwähnten Marienerscheiuungen in Ginsingen schreibt dieZeitung für Lothringen": Zwei Kinder aus Ginsin­gen (Gemeinde Bettwciler) im Kreise Saargemünd, das eine im Alter von 6, das andere von 4 Jahren, solle» am 4. d. M. die Jungfrau Maria gesehen haben, wie sie mit einem laugen Mantel gekleidet und mit Ketten angelhan über die Felder schwebte. We­nige Tage darauf waren es zwei Mädchen, diesmal von 11 und 7 Jahren, denen die Heilige sich am selben Orte zeigte. Die Erscheinungen scheinen seitdem häufiger geworden zu sein. Ver­schiedene Frauen werden von ihrem Anblick so ergriffen, daß sie auf offener Straße in Ohnmacht fallen. Aehnlich wie in Gereuth und anderen wunderthätigen Orten blieb der Zuzug zahlreicher Neugieriger nicht aus. Trotz der jetzigen Jahreszeit, welche Zeit und Kräfte der Landleutc auf's äußerste in Anspruch nimmt, ha­ben in den letzten Tagen täglich tausende von Menschen den neuen Wunderort aufgesucht, um dort die Nächte singend auf freiem Felde zu weilen und des Tags über auf die Erscheinung des Wunders zu warten. Wie wir vernehmen, ist die Bezirksregic- rung bereits mit einem Verbot dieser Versammlungen vorgegan­gen, an dessen energischer Durchführung nicht zu zweifeln ist.

Straßburg, 26. April. Die Gemeinderäthe erhoben in einer Eingabe an den Oberpräsidenten gegen ihre Suspendirung den Rekurs, den sie auf eine abweichende Auslegung des Gesetzes gründen.

Wien, 22. April. Der Lemberger Bürgermeister vr. Flo­rian Z iemialkowski ist zumöstreichischen" Minister er­nannt worden. Die Konst. Vorst. Z. schreibt:Der neue Mi­nister wurde zweimal, einmal als Student und dann im Jahre 1863, nach der letzten polnischen Revolution, wegen Hochverrates, das erstemal zum Tode, das zweitemal zu mehrjährigem Kerker verurtheilt. Beidemal wurde er begnadigt, jedoch erst, nachdem er lange inHKerker geschmachtet. Die Gefängnißfarbe auf feinem Antlitz ist unverwischbar. Wir haben nun bereits zwei Minister, Andrassy und Ziemialkowski, welche einst zum Tode verurtheilte Hochverräter gewesen. Da sage man noch, daß Oestreich nicht der merkwürdigste Staat der Welt ist."

In ein Gasthaus in Wien kam ein junger Mensch und und trank mit bewundernswertem Appetit, was gut und theuer war. Als es zum Bezahlen kam, hatte er keinen Heller Geld in der Tasche. Kellner, Oberkellner und der Wirth in eigener Per­son prügelten ihn durch viribus unitis, wie in Oesterreich Brauch, und zogen ihm zuletzt noch den Rock aus als Pfand. Der arme Junge ließ sich alles gefallen und sagte nur heulend: In Hemdsärmeln kann ich doch nicht auf die Straße! Das sah der Wirth ein und gab ihm seinen Kellerkittel und einen Puff, daß er hinausflog. Der ist bezahlt! sagte er; ja und er war sehr gut bezahlt; denn in dem Kellerrock stack eine Brieftasche mit 450 fl. Das fiel aber dem Wirth viel zu spät ein.

Bern, 15. April. Wie man hier derGerm." schreibt, fand am Ostermontag dahier in den Straßen folgender Umzug statt. Zuerst ein kleiner Zug Berittener, als französische Küras­siere gekleidet,um Ordnung zu halten", dann eine Kutsche, in welcher zwei Maskirte die Bischöfe Mermillod und Lachat in ihren bischöflichen und theilweise kirchlichen Gottesdienstornateu vorstcll- ten, die dem Straßenpöbel spottwcise den Segen spendeten; auf dem Bock figurierte der Kutscher in violetter Soutane als päbst- licher Kämmerer Duret, Kanzler des Bischofs von Basel, und neben ihm ein Kapuziner. In einer zweiten Kutsche saßeine