gesämmteu öffentlichen Uu'.errichts bis zu den Hochschulen hinauf, Unentgeltlichkeit der Lehe-Mittel und nach Benöchignng selbst des leiblichen Umerhalis der Kinder unbemilieller Eitern. 6) Eine den hohen Aufgaben der neuen Schule entsprechende Bildung der Lehrer und demgemäß ihre volle Freiheit in der Unterrichts-Methode, aber auch ihre Befreiung von NahrungS-Sorgen und Neben- Beschäfiigungen durch Bewährung eines entsprechenden Gehalts. 7) Oefsenlliche Kindergärten als Vorbereitungs-Anstalten für die Volksschule und öffentliche Feribildungs-Anstalten zur weiteren allgemeinen Ausbildung. Einen für beide Geschlechter obligato­rischen Turn-Unierricht. Der Verein verlangt zunächst für sich das Recht zur Errichtung einer konfessionslosen Privat Schule u. bittet alle Gesinnungs-Genossen um Beitritt und Unterstützung in Anerkennung des Fichte'schen WortsRur die Erziehung ist die uns erlösen kann von allem Uebel, das uns drückt."

Die vereinigten Bnndesrathsausschnsse haben sich mit überwiegender Mehrheit für Beibehaltung der Salz- sieuer und Ablehnung der von der Reichskommission vorge­schlagenen Tabakssteuer ausgesprochen. Der Reichs­kanzler ist am 17. wieder in Berlin eingelroffen.

Görringen. Am 16., 17. u. 18. d. M. fand hier eine Versammlung von Mathematikern statt, wozu sich ohngeführ sechzig Theilnehmer aus dm verschiedensten Ländern Europas zusammen gefunden halten. Hauptzweck der diesjährigen ersten Versammlung war die Gründung eines freien Vereines, welcher alljährlich an einem vorher zu bestimmenden Orte Deutschlands auf einige Tage zu gegenseitiger Besprechung einschlagender Gegenstände zusammen' trete» wird. (N. Z )

Ans Glogan meldet man die Verhaftung des Direktors der Schuster'scheu Gewerbebank-Agentur in Sagan, Bankiers Ende, und des Direktors der Aktienbrauerei daselbst, Guhr, welche beide beschuldigt sind, bei der Gründung der Saganer Aktienbrauerei die Aktionäre in strafbarer Weise um 30,000 Thlr. üdervorthcilt zu haben, indem sie sich von dem Verkäufer der Brauerei eine Quittung über 32,000 Thlr. ansstellen ließen, diesem aber nur 2000 Thlr. zahlten, de» Rest unter sich veriheilten und die Kauf­summe um diesen Betrag höher angaben.

Die nllramontanc Westphälische Volkszeitnng läßt sich ans Berlin eine weitläufige Geschichte erzählen, wonach Bismarck nur deshalb die Durchdringung der Kirchengesetze mit solcher Eile betreibe, weil seine Stellung bei Hofe durch die Camarilla untergraben, die Königin ihm feindlich gesinnt sei und jeden Augenblick das letzte Ständlein des Reichskanzlers schlagen könne. Tie Kaiserin Angnsta soll ihren Schmerz über das Vorgehen gegen die Kirche in einem Briefe an einen Bischof mit den Worten kundgeaeben haben:Ich bin nichts als eine alle Frau, ohne allen Einfluß und habe nur eine Thräne für das Unheil, das ich kommen sehe." Eine ganze Fluth von Fninilienklatsch wird aufgetischt, besonders ans dem Schoße der Roon'schen Familie, um zu beweisen, wie schlecht es um Bismarcks Repulaiion oei Hof bestellt sei. Die Westph. Zeitung hat sich aber Märchen anfbinden lassen; denn wenn nicht die beste» Zeichen trügen, so ist Bismarcks Stellung niemals gesicherter gewesen als jetzt. Der Kaiser dringt mit Energie auf die Durchführung der eingeschlagenen Kirchen­politik, Noon und Falk setzen ihre Stellung an dieselbe, und der Kronprinz schenkt dem Kampfe gegen Rom seine vollste Sympathie.

Königsberg, 14. April. Der erste a lt k a t h o lisch e Gottesdienst in Königsberg hatte einen sehr bedeutenden Er­folg. Die Löbenicht'schen .Hospitalkirche war ganz gefüllt. Während Hochamt und Kommunion der Pfarrer Grunnert abhielt, predigte lOr Wollmann. Derselbe dankte den evangelischen Mit­brüdern, welche den Alikatholiken nach langer Verfolgung es er­möglicht, in ihrem Gotteshause das Ansersiehnngsfest zu feiern, und sprach einen energischen Protest gegen die Neuerungen in der kaih. Kirche aus, daß man einen einfachen Sterblichen an die Stelle Gottes und Christi setzen und für unfehlbar erklären wolle, und gegen das Bestreben, wieder, wie in früherer Zeit, ein päpstliches Priesterkönigthum zu errichten, welches Weltliche und Geistliche beherrschte, und dessen Gedächtniß in der Geschichte unseres Vaterlandes so blutige Spuren znrückgelassen hat. Redner protcslirte ferner gegen den Mißbrauch, welchen der kath. Klerus mit der Religion treibe: in Frankreich, wo man dem Volke Warienerscheinnngen erzähle, um dasselbe gegen Deutschland anf- zuhetzen, in Denischland, wo man dem Volke die Kirche als ver­folgt darstellen wolle und die Katholiken gegen die gesetzliche Autorität des Staates aufznwiegeln versuche.

Bezeichnend für den Scharfblick Bismarcks ist, was der bayerische Prinz Leopold (der Bräutigam der Erzherzogin Gisela) von ihm erzählt. ,.Einige Tage nach der Schlacht von Graoelotte sprach ich Bismarck die Hoffnung aus, daß es ge­lingen möge, Napoleon zu fangen Das verhüte der Himmel, rief Bismarck: möglich wäre es schon, aber eS wäre ein Unglück sür uns; denn es hieße den Krieg unendlich verlängern!"

Mülhausen, 15. April. Am Sonntag Morgen zeigte sich wieder eine französische Fahne auf einer der hohen Pappeln an dem Abzngskana! der Jll. Als Anstalten getroffen wurden, die Trikolore zu entfernen und zu diesem Zwecke Militär und

Polizeimamischafl aus dem Platze erschien, sammelie sich eine große Menge Volkes, um dem Schauspiel zuzuseheu. Statt die Fahne von dem leicht besteigbaren Baume herunterzuhoien, wurde letzte­rer gefällt und von dem Militär kunstgerecht zu Brennholz ver­arbeitet, während die Schutzmänner unter dem schaulustige» Publi­kum die Ordnung aufrecht hielten.

Nancy, 17. April. Ueber das Festmahl, das General Frhr. v. Manteuffcl zu Ehren Thiers' gab, berichtet man: Es waren 60 Eouverts. Den ersten Toast brachte der Gastgeber mit den Worten:Wenn ich französisch verstünde, jo würde ich eine Rede Hallen; so aber spreche ich bloß den Namen des gro­ßen Bürgers aus, dessen Gesundheit ich ausdringen will. Der 'Name sagt mehr als es eine lange Rede vermöchte. Ich trinke nuf Herrn Thiers!" Der Graf St. Ballier anlwortete dankeng und loastirte ans den General, der seit bald 2 Jahren, daß er das Kommando führt, seine Aufgabe, schwierig für ihn, peinlich für uns, in eine Mission der Beruhigung und Versöhnung zu verwandeln wußle. Wir werden stets an die edetu Eigenschaften denken, die er immer entfallet hat: Gerechtigkeit, Mäßigung, Un­parteilichkeit. Jousserandvt, Präfekt von Chalons, dankie namens der bereits geräumten Departements sür die taktvolle Weise, wie der General durch 2 Jahre einer schmerzlichen Krise das Kommando gcsühn hat. Beruard, Maire von Nancy, und Douöol. Präfekt der Meunhe, schlossen sich dem an, und letzterer loastirte auf St. Ballier.

Wien, 15. April. Die junge Gemahlin, die der deutsche Botschafter, General v. Schweinitz jüngst heimgefnhn, .die Tochter des hiesigen amerikanischen Gesandie», Mr. Jay, hielt, nachdem sie bei der Kaiserin eingesührt, gestern und heuie Abend ihren ersten offiziellen Bolschasterempfting ab. Es war der glän­zendste Empfang, der seit langem hier gesehen wurde, und inso­fern gewiß ein beachlensioerthes Symptom der Sympathien, deren sich Herr v. Schweinitz bei Hofe ersrem.

In Wien werden präcis am l. Mai, dem Tage der Wel:- Ausstellungs-Eröffnilng, die Herren Lohnknischer und Kell­ner zu sinken deginnen. Die Schneider strikc» ohnehin noch.

In Wien sind vier Todesfälle an der Cholera vorgekommen.

Französische Arbeiter zur Ausstellung nach Wien schicken, heißt nach Victor Huge,den Slrahlenkreis Frankreichs erweitern." Wiener Arbeiter gerierhen am ersten Tage beim Ans­packen in diesen Strahlenkreis und josorl in eine großariige Keilerei.

In wie weite Kreise hin Wien sich zur Ansstellnngszeit verprovianliren muß, um den Bedürfnissen des ungeheuren Fremden- undranges zu genügen, gehl aus einer Miliheitung derKarls­ruher Zeiluiig" aus Mannheim hervor, wornach dortige Händler die sämuittichen Spargel», welche dort, in Schwetzigen und Um­gegend gestochen werden, zu 26 Kreuzer das Pfund nach Wien gehen. Ebenso wandern von dori Erdbeeren n. s. w. nach Wien. Daß natürlich die Preise höher als gewöhnlich werden, darf Nie­mand wundern. Bei so ausgedehntem Apprivisionirungs Rayon müssen ungewöhnlich große Kosten aufgewendet werden. So wird es mit säst allen Artikeln gehen. Daß übrigens die Wohnungs­preise von den Behörden komrolirt und regutirt werden, ist nur zu loben. (B.-Z.)

DasBlatt der Gesellschaft für die katholischen Interessen" meldet:Eine sehr bewährte und hochgestellte Person schreibt uns unterm 7. d. aus Paris: In Rom wird das Uebel mit der Wiedererhebung Frankreichs aushören. Mir wird versichert, daß Hr. Thiers jüngst einer Gruppe von Deputaten der Linken sagte: Erinnern Sie sich, meine Herren, daß Frankreich nichts in der Weit wird, bevor der Papst nicht die ihm in der Katholizitäc zustehenden Rechte wieder erlangt. Ich weiß nicht, wer ihm die­selben wieder verschaffen wird, ob ich, ob Sie, ob Heinrich V. oder ein anderer: doch, so lange der Papst nicht ist, was er sein soll, wird Frankreich in Europa nichts zählen."

Paris, 15. April. Morgen, 16. April, vollendet Thiers sein 76. Jahr. Das hohe Alter ist seinem runden vollen Gcsicht nicht ausgeprägt, nur sein Silberhaar und der farblose Teint sind Zeugen der vielen erlebten Tage. Er ist rüstig und aufgeräumt und lebhaft, wie vor 20 Jahren, und scheint die Bürde der Zeit ebenso wenig wie die der Staatsgeschäste zu fühlen. Die Politik, der Kampf der Ueberlegung und der Schlauheit ist sein Element, das ihn erfrischt und verjüngt. (Frkf. I.)

Die Bewohner der okkupirten Departements benehmen sich viel anständiger gegen die deutsche Besatzung, als ein großer Theil der elsässischen Städtebewohner, welche glauben, sich alles erlauben zu dürfen. Auf dem Land in Elsaß-Loihringen dagegen hat man sich in die neuen Verhältnisse rasch eingelebt.

Der deutsche Gesandtschaftsposten in Rom war seither nicht besetzt, jetzt aber stellt Fürst Bismarck auf diesen Posten den Baron Keudell in Constantinopel. Das ist ein Zeichen, daß wichtige Entscheidungen für Deutschland in Rom bevorstchen ; denn Baron Keudell ist nicht nur einer der befähigtesten deutschen Di­plomaten, sondern auch einer der Vertrauten Bismarcks. Römische Blätter gestehen, daß eine Papstwahl nahe beoorstehe. Die größte Aussicht, 'Nachfolger Pins IX zu werden, soll Cardinal Capalti haben und nach ihm die Cardinäle Sforza und Panebianco.