Göppingen, 13. Febr. Am letzten Samstag, bezw. am Montag erschien in den hiesigen Lokalblättern eine Einladung zur Besprechung der Sammlung zu der Ehrengabe, welche dem Fürsten Bismarck an seinem 70. Geburtstage überreicht werden soll. Es war ausdrücklich bemerkt, daß Männer ohne Unterschied der Parteien von Stadt und Land eingeladen werden. An die Führer der Volkspartei war noch eine besondere schriftliche Einladung ergangen. Die Versammlung wurde aber nur von Mitgliedern der deutschen Partei besucht. Von Seiten des Ausschusses der Volkspartei wurde von dem Vorsitzenden ein Schreiben mitgeteilt, worin der genannte Ausschuß sagte, daß sie darüber einig seien, daß die großen Verdienste des Fürsten Bismarck um unser deutsches Vaterland sowohl, als um die Erhaltung des Friedens die Stiftung eines Ehrengeschenkes vollständig rechtfertigen. Wenn die Versammlung (d. h. der Ausschuß) trotzdem den Beschluß fasse, sich nicht zu beteiligen, so geschehe dies, weil ihre Parteileitung einen Beschluß noch nicht gefaßt habe, und sie, aufrichtig gesagt, befürchten, daß entgegen der jetzt bestehenden Absicht, die ganze Frage später zu politischen Zwecken ausgebeutet werden könnte. Außerdem hätten sich Stimmen geltend gemacht, welche in der Bismarcksstiftung eine Fortsetzung der Entrüstungsadressen sehen wollten, und diese hätten weit über das Ziel hinausgeschossen. Das hiesige demokratische Parteiblatt hatte schon 8 Tage vorher einen längeren Artikel gegen eine solche Ehrengabe gebracht. Schon nach dem letzteren allein war vorauszusehen, daß die ausgeschriebene Versammlung nur von Männern der deutschen Partei besucht werden würde. Diese schritten zur Konstituierung eines Komites, welches die Sammlungen im hiesigen Bezirk betreiben wird. Mitglieder der Volkspartei, bei welchen man in den folgenden Tagen wegen Annahme einer Sammelstelle anfragte, haben sämtlich abgelehnt.
— Literarisches. Alphab. Verzeichnis sämtl. inWürt- temberg und Hohenzollern gelegenen Ortschaften mit Angabe der Eisenbahnabstoßstation von Christian Höchst e t t e r, Vorst, d. Güterexped. Ludwigsburg. Stuttgart, W. Kohlhammer.
Der Versender von Gütern nach Orten, die an einer Eisenbahn nicht gelegen, oder nach Eisenbahnstationen, welche für den Güterverkehr nicht eingerichtet sind, hat nach § 50 des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutschlands auf dem Frachtbrief die Eisenbahnstation zu bezeichnen, von welcher ab der Adressat den Weitertransport zu besorgen hat. Dieser Verpflichtung für Sendungen nach Orten innerhalb Württembergs und Hohen- zollerns nachzukommen, ermöglicht vorstehendes Verzeichnis dem Absender. Dasselbe enthält in alphabetischer Reihenfolge sämtliche in Württemberg und Hohenzollern gelegenen Städte, Dörfer, Weiler, Schlösser, Höfe mit Angabe des Gemeindebezirks, des Oberamtsbezirks, des Postbezirks und der Eisenbahnstation. Die Eisenbahnabstoßstationen sind vom Verfasser teils nach Mitteilungen der Güterexpeditionsbeamten der betreffenden Eisenbahnstationen und nach der großen Generalstabskarte angegeben. Das praktische Verzeichnis kann Geschäftstreibenden aller Art als bequemes, viel Mühe und Zeit sparendes Nachschlagebuch bestens empfohlen werden, es wird gewiß überall willkommen sein. Die Anordnung ist eine durchaus übersichtliche, der Druck klar und deutlich; erwähnt mag noch werden, daß das Verzeichnis sehr dauerhaft gebunden ist (Lederrücken), was bei einem so häufig in Gebrauch kommenden Buche unerläßlich ist. Angehängt ist der allgemeine Eisenbahngütertarif nach Kilometern und für die Paket-Beförderung durch die Post ab Stuttgart ist für jeden Ort die Zone angegeben. Der Preis des gebundenen Exemplars beträgt 4 Mark.
Eingesendet.
Der Bericht über die Thätigkeit des Landwirthschaftlichen Vereins, erstattet von Hrn. Sekr. Horlacher und mitgetheilt in Nr. 17, 18, 19 und 20 Ihres geschätzten Blattes enthält auch eine Kritik der Getreidezölle.
Es ist nicht zu leugnen, daß diese und auch die beabsichtigte Erhöhung der Kornzölle wohl in das Ressort der Berathungen in landw. Vereinen gehört, doch sah man gut, daß Hr. H. aus bekannten Gründen, seine Ansicht hierüber zu äußern, sich bei dieser Gelegenheit nicht entgehen
„Nieder mit den preußischen Banditen. Sie sein Schelme und Schurken alle mit einander. Der Kaiser Napoleon ist das Herr von das preußische Land, und nur Franzos hat zu befehlen, und wer nicht gehorchen will, der wird tot gemacht, mausetot!"
Er zog den Säbel, aber auch Humbert riß den Degen aus der Scheide, und die scharfen Klingen kreuzten sich. Frau Reimer sank ohnmächtig zur Erde. Alma machte eine Bewegung, als wolle sie sich zwischen die Kämpfenden werfen, aber es war bereits zu spät. Der Offizier stieß einen fürchterlichen Fluch aus, taumelte und stürzte auf die Steinfliesen der Hausflur. Die Klinge des jungen Mannes hatte ihm die Brust durchbohrt.
Entsetzt stierte Humbert auf den blutenden Feind, aus dessen Zügen die letzte Spur des Lebens soeben zu weichen begann.
In den düstersten Bildern trat urplötzlich die Zukunft vor sein inneres Auge. Vorbei war es mit Avancement und Anerkennung treuer Dienste. Der Vorfall mußte sowohl auf den König von Preußen wie auf Napoleon einen höchst ungünstigen Eindruck machen. Zur Schließung des Friedens waren die gekrönten Häupter nach Tilsit gekommen. Angesichts dieser That- sache hatten auch die Untergebenen die Pflicht sich zu vertragen, und Raufereien und blutige Händel zu vermeiden.
Zwar sagte sich der junge Mann, daß er nur in der Notwehr, in der Verteidigung seiner und der Ehre des Vaterlandes gehandelt und er deshalb auf die mildeste Beurteilung zu rechnen habe; allein würde man ihm diese mildernden Umstände zuerkennen? Würde nicht von französischer Seite aus die schärfste Untersuchung und Ahndung erfolgen? Die Franzosen hatten die Gewalt in Händen. Auf ihrer Seite also war das Recht.
Alma las alle diese quälenden Befürchtungen von seinem Gesicht.
„Sie müssen fliehen," rief sie mit thränendem Antlitz, „es ist nicht weit bis zur russischen Grenze. Dort sind Sie geborgen. Hier dürfen Sie nicht bleiben. Der Kaiser der Franzosen wird außer sich sein, wenn er den
lassen wollte und man war dem Hrn. Vorstand nur zu Dank verpflichtet, wenn er eine Debatte darüber zu verhindern suchte, die eine politische und deß- halb unerquickliche geworden wäre. Da aber Hrn. H's. Anschauungen dennoch im Wochenblatt veröffentlicht und verbreitet wurden, so wird es nachträglich jedem Vereinsmitglied, somit auch dem Einsender, gestattet sein, seine Ansicht darüber an derselben Stelle ebenfalls zu äußern.
Folgen wir dem Bericht, in Nr. 18 so begründet Hr. Horlacher seine Apathie gegen die Getreidezölle mit 2 Gründen:
1) weil er Zölle auf Lebensmittel überhaupt, worunter z. B.
in Württemberg bei Einführung der Getreidezölle 87°/g der Bevölkerung leiden müßten, für unannehmbar halte und
2) weil er der festen Ansicht sei, daß diese Zölle die beabsichtigte
Wirkung „Erhöhung der Preise des einheimischen Produkts" nicht haben.
Ist die feste Ansicht, des Hrn. Horlacher richtig — und er beweist
dieß an der Wirkung des Zolltarifs von 1879 — so ist die Phrase von der
Vertheurung des Brodes des armen Mannes wie solche aus Nr. 1 seiner' Gründe herausleuchtet, gegenstandslos, und es bleibt von dem erhöhten Getreidezoll nichts weiter und nichts weniger übrig. als daß Deutschland für die Einfuhr verschiedener Millionen Centner Getreide vom Ausland um soviel Millionen Mark, mehr Zoll einnimmt als der Zoll erhöht wird; mit andern Worten, Amerika, Rußland, Indien sammt den Zwischenhändlern zahlen uns Deutschen einen Theil der Millionen Steuern, die wir im andern Falle selbst zahlen müßten.
Der landw. Verein verdankt Hr. Horlacher viel, aber in dieser Ansicht können wir nicht Hand in Hand mit ihm gehen.
Dann folgt eine Mahnung an den Bauern „einen intensiveren Betrieb eintreten zu lassen und dadurch die Erträge zu vergrößern."
Das heißt nichts Anderes als durch vermehrte Erzeugung von Früchten, die Preise noch mehr herabzudrücken, denn was nützt es uns Bauern wenn wir mehr Getreide erzielen (unsere Hauptproduktion) und können das nicht verkaufen was wir jetzt schon haben?
Intensiveren Betrieb können wir blos einführen durch vermehrte Düngung unv dazu braucht man Geld, woher nehmen wenn man nichts verkaufen kann!
Hr. Horlacher möge doch einmal den Calwer Fruchtmarkt besuchen und die sehnsüchtigen Blicke der Verkäufer ansehen, wie sie sich nach Käufern umsehen, die eben nicht kommen wollen und zwar sind es nicht eben 13°/g der Landwirthe des Bezirks, die etwa doch nur als zu den größeren Grundbesitzern zählend gemeint sein können, nein es sind zumeist Leute, die ein paar Säcke zu Markt bringen, um vom Erlös Zinsen und Steuern bezahlen und wieder das notwendigste an Kleidern und Lebensmitteln einkaufen zu können.
Haben diese Leute alle keinen Nutzen darunter, wenn ihnen Amerika, Rußland rc. einen Theil ihrer Steuerlast abnimmt und sie möglicherweise wenigstens ihre Frucht verkaufen können, was gegenwärtig nicht der Fall ist?
Diese Länder produciren ihr Getreide mit dem 10. Theil der Kosten wie wir, warum sollen sie nicht im Stande sein, den erhöhten Zoll zu tragend — warum wollen die Herren Freihändler das Ausland reich machen und ihre Brüder darben sehen? — Man lasse sich doch nicht irre machen, denn gesetzt der Zoll von 3 Mk. pr. Doppelcentner würde im Reichstag genehmigt, so würde nach Hrn. H. selbst das Brod des „armen Mannes" nicht verteuert, der arme Mann aber könnte seine paar Säckchen Frucht verkaufen und seine Zinsen zahlen,' der Vermöglichere aber könnte auch der Industrie etwas zu lösen geben und der Staat bezöge viele Millionen Steuern vom Ausland, die wir nicht zu zahlen brauchten.
Wo bleiben da die Gründe des Hrn. H., dieselben der sogen, deutschfreisinnigen Partei?
Wer die Verhältnisse nicht durch die Parteibrille ansieht, der wird ein- sehen, daß so lange der Bauer nichts hat, er kein Abnehmer der Industrie sein kann und daß wenn diese noch so wohlfeiles Brot ißt und ohne, oder wenig lohnende Beschäftigung ist, sie doch schließlich am Meisten darunter zu leiden hat. —-
Tod eines seiner Offiziere erfährt. Er wird von unserm Könige Ihre Auslieferung verlangen, zum Mindesten die strengste Bestrafung fordern. Es giebt keinen anderen Ausweg für Sie, als die Flucht!"
„Ja ich muß fort, mein Fräulein, ich sehe es ein!" rief Humbert erschüttert, „denn wenn ich auch bleiben und dem Kriegsgericht offen den Sachverhalt darlegen wollte, so würde dieser Vorfall doch für Sie eine endlose Kette von Unannehmlichkeiten im Gefolge haben. Und das soll nicht sein. Lieber will ich —!"
„Sprechen Sie nicht von uns," unterbrach sie ihn mit sanfter Stimme. „Wenn es im Geringsten in unserer Macht stände, Sie zu schützen, wir würden Alles zu Ihrer Rettung aufbieten. Aber leider können wir nichts, gar nichts thun."
„Leben Sie wohl, Alma," rief der Feldwebel, „sorgen Sie für Ihre Mutter. Ich muß fort. Ach, wie leicht wäre mir mein dorniger Pfad, wenn ich die Ueberzeugung mit mir nehmen dürfte, daß Sie, wenn auch nur mit einem einzigen Hauche Ihrer Seele, mich begleiteten."
„Das dürfen Sie, Herr Humbert," versetzte die Jungfrau errötend. „Sie haben mich vor dem Angriffe eines ehrlosen Buben bewahrt. Meinetwegen sind Sie in diese Lage gekommen. Ich bin die mittelbare Ursache ihres Unglücks. Glauben Sie, daß ich das je einmal vergessen werde?"
„O dann scheide ich bemhigt, teure Alma!" sagte Humbert, der Jungfrau die Hand reichend, „und nun noch eins, Alma! Darf ich zum Abschied sagen: „Auf Wiedersehen?"
„Sie dürfen es," hauchte Alma.
Er zog die Hand des Mädchens an seine Lippen und wollte sich entfernen.
(Fortsetzung folgt.)