historische Dinge zu Luge gefördert. Eine Anzahl Knochcntrüm- uicr, welche anfänglich wenig Beachtung snnden, lenkten das Jn- leressc von hiesigen Naturfreunden ans sich, und bald zeigte sich, als ein säst 6 Fuß langer Mammuthszahn ans Tageslicht kam, daß es sich der Mühe lohne, einen Sachverständigen zur genaue­ren Bestimmung der gemachten Entdeckungen herdeiznrufen. Die mit größerer Vorsicht nun fortgesetzten (Grabungen erwiesen, daß man cs hier mit den werthvollen Resten oorsnudftulhlichen Thiere zn Thun habe, die auch anderwärts in diesen Schichten sich fin­den Professor vr. F raas aus Stuttgart, einer der ersten Na­turforscher unseres Landes, traf gestern ein und erkannte aus der ziemlich großen Anzahl von Knochen und Zähnen hieraus mit Vergnügen Zahn und Knochentheile des Mammnth (Rieseucle- phantenZ das prächtige Gebiß des Höhlenbären, Zähne und Knocken eines riesigen Pferdes, sowie Knochenlrnmmer des gro­ßen Hirsches (Nicsenelent) der nulcrgegangencn Welt. Was bis jetzt gefunden worden ist, wurde au das köurgl. Naturalienkabinet in Stuttgart eingesandt, um dort geordnet und in die so über­aus werthvolle Sammlung unseres Landes ausgenommen zu werden. Mögen die immer noch hier fortgesetzten Beobachtungen bei den Grabarbeiten des Eisenbahnbans auch ferner erfolgreich sein und durch die gemachten Entdeckungen das Interesse sür diese so überaus interessante Parthie der 'Naturforschung auch in un­serem Bezirk mehr und mehr geweckt werden.

Ssiuttgart, 13 Jan. Die hiesige Bürg.-Ztg. berichtet, daß I. M. die Königin Olga 4 talentvollen württemb. Bitd- hauer» de» Auftrag eriheil» hat, zum Schmuck der Aula des hiesigen Politechniknms 4 Marmorsiatuen i» Lebensgröße anzu- fertigen. Ihre Majestät habe bestimmt, daß 2 deutsche Dichter und 2 deutsche Gelehrte gewonnen werden sollen, Schiller und Göthe, Alexander v. Hnmbold und Leibnitz. Die Schillersiatuc sei Herrn Bach, Göthe Herrn Paul Müller, Alexander v Huin- bold .Herrn Scheck und Leibnitz Hru. König übertragen worden. I» den nächsten Tagen soll ein Probeblatt einer neuen Lei­tung nitter dem TitelStuttgarter Presse" ausgegeben werden, welches dann vom 1. Februar regelmäßig erscheinen soll. Es soll dieStuttgarter Zeitung" ersetzen und zugleich Handels- und Börsenberichte ganz besonders berücksichtigen. Es erscheint im Verlag des Süddeutschen Correspondcnzendnreaus. (N. Z.)

Strrttflart, 13. Jan. Heute begann die erste ^Kammer vre Beratbuna der Ersenbakn-Gesetze, wobei sich aber starke Schwierigkeile!! erhoben, indem schon in der Commission eine Minderheit sich gegen den Gesetzentwurf der die Feststellung der Babnen Skniigart-Böbtingen- Freuvcnstndt und Mnrrthalbabn betrifft,für jetzt" erklärte, und in der Kammer leibst baden sich beute unter de» Rednern mehr Gegner als Fürsprecher der Bahne» gesunden. Fürst Hobenlohe-Langendurg wollte nur dann sür dieselbe stimmen, wenn er bernbigende Zusicherungen in Betreff zweier anderer Bahnen erhalte, einer Baba Wcikersheun-Würz- durg und einer Bahn Hellbraun-Epprrrgen. Geh. Rath v. Tilleirrus konnte in Betreff der ersteren nur sagen, daß Bayern bis jetzt noch keine Geneigtbeii dazu an den Tag gelegt Haber in Betreff der HeildronwEp- pinger Nt Baden geneigter und eher Aussicht auf Verwirklichung. Trotz langer Reden konnte man zu keiner Abstimmung kommen,sondern ver­tagte die Debatte bis morgen. Nach der lundgewordenen Ltimmnng ist Vas Resultat der Abstimmung zweisethast. In der zweiter! üammer kam am 10. rurd II. d. bei Beraihung des Gesetzes über den Untsrstü- tzungswobrrsitz eine wichtige Frage zum Aufwurf. Es bandelte sich um die Zusammensetzung der Ortsarmen-Brbörde. Der Entwurf beflimmi hierfür den Gemeinderath, verpflichtet aber den Ortsgeistlichen zur iLyeit- nahinc und gibt ibm Sitz und Stimme. Die Mehrheit der Commiifron ist damit einverstanden. Oesterken, Holder und DoMcapitutar v. Dannecker sind aus sehr verschiedenen Gesichtsprmkten dagegen- L tzkerel^prieS die bisherigen Einrichtungen, wobei die Stiftungen nur von den sliftungs- rätchen, denen der Ortsgeistiiche versteht, verwaltet werden, verlangte den Fortbestand dieser Einrichtung und wollte nur nebenbei unter vielen noch andere ArmewUirterftützungen gewähren, oder es solle die Gemeinde sür die neuen Zwecke dieses Gesetzes einen besonderen Oetsarmen-Ver- dand errichten mit besonderer Verwaltung- Gegen die Bestimmungen dieses Gesetzes und gegen die den Geistlichen zugedachte Stellung prote- stirte er and stellte auch irr Aussicht, daß sie diese Steilung nicht einneh- men und in die Ortsarmen-Behöede, wo sie nicht mehr die Vorstände wären, Antreten würden. Holder »ahm aus des Dsmoapitrllars Aus­führung Veranlassung, zu erkläre», daß es nach dem Gesagten klar wer- den müßte, wie es mit der Stellung der Kirche Hum Staate werden tolle und wer» die Stiftungen gehören. Minister v. L>ick wahrte die Stellring der Geistlichen, wie der Entwurf sie ihnen etnräumt, erklärte aber auch, nicht weiter gehen zu können, wenn die Zwecke dieses Gesetzes erreicht werden sollen. Der Antrag Danrrecker's wurde schließlich verworfen, die Anträge Oesterlen's, der die Geistlichen nur durch Wahl zulasten will, und Hölder's gleichfalls abgeiehnt und der Commissions-Antrag mit :>1 gegen 3t Stimmen angenommen, wonach es beim Regierungs-Entwurf verbleibt. Am Airsang der Sitzung vom II. d. wurde der Staatsperlrag mit Bayern über den Bau der UIm-Heideiiheirner Bah», theilweis« durch bayerisches Gebiet, mit allen 7V Stimmen angenommen und ebenso die von der Regierung vorgeschlagene Trace dieser Bahn aus den Thalweg, wodurch es- zwei Stationen in Bayern gibt: Ekchingen und Thalfingen. (Fr. I.)

Stuttgart, 14. Jan. Die erste Kammer genehmigte heute den Gesetzentwurf über Erbauung der Eisenbahn Stuttgart-Böb- lingen-Freudenstadl und einer Murrthalbahn, den Wortenauf Staatskosten" beisetzend:wenn irgend thnniich", ferner das Wort direkten" bei erstcrer Bahn streichend. Der Entwurf kommt nun nochmals vor die Abgeordnetenkammer.

Ans Bayern, >3. Januar. Ein rheinisches Blatt (welches übri­gens in der Angabe seiner Quellen sehr wenig loyal zu Werke geht) erfährt folgendes Nähere über eine schon mehrfach, besprochene Unterre­dung des Königs von Bayern mit den Gemeinde-Vertretern der Stadt Füssen: Der König empfing anfänglich die Deputation sehr sreund-

Irch, wenn auch in der Form gemessener als eS sonst seine Art ist: erst ats der Bürgermeister in etwas bombastischer Meise den König der un- wauüelbaren Treue Der hier vertretenen Bürgerschaft versicherte, welche fest und unerrchü'terllch zum Thron und zum Vaterland stehen wolle bemerkte der König etwas gereizt:Ich will das recht gern glauben, aber es wäre dock) würzschenswerth, baß statt der Worte Thaten sich zeigen würden." Als der Bürgermeister um Erläuterung dieser könig­lichen Worte bat, wies König Ludwig auf dieübertriebenen Ovationen" bin, welche dem preußischen Kronprinzen im Laufe des vergangenen Sommers rrwiesen worden, daß ihn diese Kundgebungen überrascht u,Ir­an der hier betheuerten Loyalität irre gemacht hätten. Namentlich habe es ihn sehr verletzt, daß man in bayrischen Städten preußische Fahnen ansgesteckt habe. In Preußen würde es gewiß Niemand einfallen, baye­rische Fahnen auszuhängen, dem, dort zeige man die Loyalität gegen den König und das Vaterland nicht nur in Worte», sondern auch in Thaten. In Bayer» sei derlei früher »irgend vorgekornw.e» undstehe auch jetzt gotilot, nur vereinzelt da". Als der Bürgermeister sich ent- fchuldigen wollte, daß die Ovationen, welche übrigens keinen so lauten demonstrativen Charakter getragen hätten, wie Seine Majestät vielleicht von böswilliger Seite unterrichtet worden, unterbrach der König de» Bürgermeister mit den Worte»:Ich weiß Alles, ich bin ganz genau unterrichtet: hätte die Feier auch nur dein Kronprinzen als Sieger und Führer meiner braven Truppen gegolten, so wäre jedenfalls Zeit und Ort schlecht gewählt gewesen. Der Kronprinz, alS er den Overbejehl über meine Truppen im Juli 1871 in meine Hände znrückgad, erhielt damals in meiner Hauptstadt die ihm gebührenden Ovationen und meinen königlichen Dank. Im Sommer kam er aber nicht als Führer meiner Truppen, die wieder unter meinem Commando stehen, sondern er kam tbeiks ais Privatmann, theits als Inspektor des Brindes-Contingents und ei» Anlaß zu einem derartigen Empfange, der dem Kronprinzen selbst nicht Ued gewesen sein mag, lag nicht vor." Der Bürgermeister, der mit mehreren Gemeindevertretern sofort nach diefer ungnädige» Audienz die Worte des Königs aliszeichiiete, bemerkt ferner, daß der König ganz besonders über das Aushängen der neupreußischen Fahnen gereizt gewe­sen sei. Er (der König) habe im Laufe der Unterredung, die etwa !ä Minuten gedauert haben möge, sich an den Gemeindcvertreter H . . . . wendend, geäußert:'Man kann nicht ein guter Bayer und Preuße zu­gleich sein. Eines oder das Andere! Gut bayrisch fein schließt allerdings nicht aus, gut deutsch zu denken und zu fühlen, das Habs ich, und das hat mein ganzes Bokk bewiesen. Der deutsche Kaiser hat dies auch wieder­holt anerkannt und mir auch persönlich herzlich gedankt. Meine Truppen habeii unter allen deutschen Soldaten die meisten Auszeichnungen vom Kaiser Wilhelm erhalten. Wollten Sie, meine Herren, Ihre deutsche nationale Gesinnung öffentlich bezeugen, warum haben Sie nicht neben unseren Landesfarben die attehrniürvige deutsche Fahne ansgehängt, die seit Jahrhunderten ein Symbol der Einheit und Freiheit des Gesainmt- vateriandes ist? Warum denn neue preußische Fahnen, die im Norden volle Berechtigung haben, die im Süden aber immer als Demonstralid» gedeutet werden müssen?" Der König soll ausdrücklich bemerkt haben, ec wünsche lebhaft,daß seine HiNrte weiter erzählt und in den weitesten Kreisen bekannt würden." Er wolle keinen Zweitel über seine Gesinnung lasten und wer kovaler Bayer sei, würde die Worte seines Königs zu beherzigen wiffen. (Frkf. I.)

Berlin, 16. Jan. Die Summe, welche die Regierung durch eine demnächstige Vorlage bezüglich der Bewilligung außer­ordentlicher Mittel zur Abhülse für den Nochstand der durch die Stnrinflnlhen Beschädigten verlangen wird, beträgt, wie aus si­cherer Quelle verlautet, 3 bis 4 Millioueu.

Dresden, 10. Jan. Die Wiederwahl des gerichtlich seines Mandats verlustig gewordenen ReichStagsabg. Bebel im Wahlkreise Glauchau-Meraue, kann kaum noch einem Zweifel unterliegen, da die Sozialdemokraten allem Anscheine nach freies Feld behalten, weil ihre Gegner darauf rechnen, der Reichstag werde die Gültigkeit der Bcbel'schen Wahl nicht anerkennen.

Der ev. Kirchenrath hat sich am 15. »ul der >L y d o w'schen Angelegenheit beschäftigt. Zwölf hervorragende Berliner evan­gelische Geistliche haben in einer Denkschrift an den Overkirchen- rath erklärt, daß sie mit Sydow auf demselben Boden wissen­schaftlicher Forschung ständen, also in ihm auch gegen alle übri­gen gleichgesinnten Geistlichen vorgegangen würde und daraus erhebliche Gefahren für eine ganze theologische Richtung entstehen müßten

VoV einiger Zeit erhielt die Berliner Polizei den Auftrag, ein Dienstmädchen zu ermitteln. Es gelang, dieselbe als Köchin bei einem Premicrlieutenant der Artillerie in Coiberg in Diensten stehend, aufznfinden, und man theilte ihr mit, daß ihr Bruder in Newyork gestorben und ein Vermögen von 13 Millionen Dollars hinterlassen hat, wovon ihr 1 Million zugefallen sind.

Nach dem neuen Münz ge setz, dessen Entwurf dem Bun­desrath vorgelegt ist, sollen auch 1-Markstücke in Silber geprägt werden, deren drei einen Thaier machen.

Die Einberufung des Reichstags ist bis setzt auf den 10. März in Aussicht genommen. Man glaubt, daß die päpstl. Aliokution als Beleidigigung des Reichs im Reichstag zur Sprache kommen werde.

Wien, 15. Jan. Dein türkischen Gesandten in London, Musurus, ging von der türkischen Regierung die telegraphische Weisung zu, gegen dieTimes" wegen Veröffentlichung des an­geblichen Cirkulars Khalil Pascha's über die Unifizirung der türkischen Staatsschuld einen Prozeß zn erheben.

Pater Hyacinthe hat an der St. Germania in Genf eine Anstellung als Pfarrer gefunden. Seine Frau wird mit ihm in das Pfarrhaus einziehen.

Paris, 13. Jan. Wie der Ganlois berichtet, ist bestimmt worden, daß die Freunde des Kaisers 3 Monate Trauer tragen. Um eine Vorstellung von der Zahl dieser Freunde zu geben, er­zählt der Ganlois, cs haben sich 4,850,000 Personen bei Rouher