wiedergekehrt, und es hatte sich eine rechte Weihnachtswitterung eingestellt. An den Tagen vorher war reichlich Schnee gefallen. Ein scharfer Frost hatte daraus die Flocken zn einem herrlichen Tuche von blendender Reine über die weite Erde gewebt. Die Zweige der Bäume glitzerten in den köstlichen Krystallen. Unter Glockenklingen und Peitschenknallen jagten Schlitten durch die Straßen. Die Kinderwelt gleitete fröhlich, die Herzen voll beseligender Erwartung, über die glatten Schlittenbahnen dahin, jubelnd selbst, wenn sie das Gleichgewicht verlor und auf der 'Rase schlitterte. Later und Mütter, welche auch nur einige Groschen hatten ersparen können, tummelten sich aus dem Weihnachtsmarkt, um die letzten Geschenke für die Jugend einzukausen. Kurz, ein fröhliches Leben und Treiben wogte durch die Straßen der großen Provinzialstadt M.
Aber von all dieser Weihuachtsluft blieb die Familie des Maurergesellen Dörnfeld, die in einem Hinterhause einer ärmlichen Straße wohnte, unberührt. Neun Jahre sind es her, daß Dornfeld seine Gattin heimgesührt Nie trat wirkliche Noth über die Schwelle, nie bis zum Anfänge dieses Winters. Dornfeld war ein fleißiger, nüchterner Mensch. Seine Frau stammte aus einer wohlhabenden Bauernfamilie aus der Umgegend M's. Ihre Eltern und besonders ihr älterer Bruder waren durchaus gegen ihre eheliche Verbindung mit eiistm schlichten Maurergesellen gewesen, und nur Sophiens heiße Bitten hatten den Ersteren die Einwilligung abgezwungen, während Bruder Johann dem Eindringlinge in eine gute Familie — so nannte er seinen Schwager — fort und fort Abneigung und Geringschätzung erwies. Dörnfeld heirathete sein Mädchen, welches er wahrhaft liebte, besaß aber seinerseits so viel Ehrgefühl, daß er sich nicht den Verwandten seiner Frau persönlich aufdrängte. Zwei Jahre nach seiner Hochzeit starb sein Schwiegervater und ein Jahr später auch seine Schwiegermutter. Johann übernahm das Gut, welches in letzter Zeit, in Folge ungünstige Verhältnisse, mit Schulden belastet, von ihm mii den Mitteln seiner Fran von jenen frei gemacht wurde.
Jetzt zog sich Dornfeld ganz von den Verwandten seiner Gattin zurück, ersetzte dieser aber durch die zärtlichste Liebe den Umgang mit Jenen, während ihm Sophie eine liebevolle, unermüdlich treue Gefährtin war. Beide lebten trotz ihrer bescheidenen Einkünfte glücklich mit einander, und ihr Glück wurde durch drei hübsche, gesunde Kinder, welche ihnen der Himmel mit deir Jahren schenkte, noch erhöht. Das älteste dieser Kinder, Marie zählte jetzt acht Jahre. Von ihrer Mutter früh zu regelmäßiger Thätigkeit ungehalten, machte sie sich schon durch allerlei kleine Haudleisrungen nützlich, und in der Schule belobt, war sie auch daheim die Freude ihrer Eltern. — Acht fröhliche, glückliche Weihnachtsfeste hatte man bereits mit einander verlebt; nie war wirk
liche Noth über die Schwelle dieses kleinen Heimwesens getreten, bis vor drei Monaten das erste große Ungemach über die wackeren Leute hereinbrach, welchem alsbald ein zweites folgte.
Zn den letzten Tagen des September brachten Leute eines Mittags den Hausvater auf einer Tragbahre heim; er war vom Gerüste eines 'Neubaues herabgestürzt, und hatte den rechten Arm und das rechte Bein gebrochen. Man wollte ihn in ein Krankenhaus bringen; aber das litt Sophie nicht. Sie wollte sich unermüdlich der Pflege des Verwundeten unterziehen. Eine Reihe von Tagen und 'Rächten wich sie nicht vom Schmerzenslager des Gatten, bis die frische volle Frauengestalt fast einem Schatten glich.
Nach sechs Wochen treuester Pflege konnte Dornfeld zum ersten Male sein Lager verlassen. Freilich, die Ersparnisse von acht Jahren unausgesetzter Thätigkeit waren durch diesen Fall hinweggerafft; aber man hatte doch den. Gatten, den Vater gerettet, und gegenseitig neue köstliche Perlen aus dem Grunde der Herzen gefördert. War man doch noch jung und konnte das Eingebüßte wieder erwerben — wenn man vor neuem Ungemach bewahrt blieb.
Aber acht Tage nach Dörnfelds Erstehung vom Wundlager, als er noch nicht gekräftigl genug war, um wieder an die Arbeit gehen zu können, ward sein treues Weib vom Nervenfiebcr befallen, dessen Vorbote die Wackere sorgfältig verheimlicht hatte. Dornfeld erwiderte jetzt die Liebe, welche ihm seine Gattin in so reichem Maße dargebracht hatte. Auch er unterzog sich selbst der Pflege der Kranken, nur daß ihm eine brave Nachbarin, selbst eine arme Frau nach besten Kräften in der Wirtschaft zur Hand ging. Jetzt mußte Dornfeld die letzten zehn Thaler aus der Sparkasse holen; und was, wenn auch ste aufgezehrt wären, werden sollte — er wußte es nicht. Wohl kam ihm mitunter der Gedanke, sich in dieser großen Noth an seinen Schwager, an den wohlhabenden Bauer zn wenden; aber wenn er sich dann vorstellte, wie der aufgeblasene Mensch hämisch sagen würde: „Hab's ja gleich gesagt, daß wir uns mit dem Maurergesellen einen Bettler auf den Hals laden würden," — dann gab er den Gedanken auf. „Nein," sprach er, „lieber fremde Leute,, als ihn anrufcn!"
Indessen verfertigte er in den wenigen Stunden, welche ihm die Pflege der Kranken ließ, hübsche Spielwaren für den Weihnachtsmarkt, wozu er ein großes Geschick besaß, und sein Töch- terchen Marie strickte Strümpfe fest fremde Füße und verdiente damit eine Kleinigkeit-
Die Krisis war glücklich überstanden. Die Kranke befand sich, Dank treuester Pflege,. auf dem - Wege der Besserung, bedurfte aber jetzt einer nahrhafteren Köst ms sonst.
fSchlüß folgt.)
Amtlich^ A Privat-Bekannlmachung
N a g o l d.
Vermißter Pfandschein.
Der am 28. Januar 1861 von der Unler- pfandsbehörde Lösingen für eine zu 4'/,«/„ verzinsliche DarlehrnsschUld von 125 fl. des Jakob Stahl, Schäfers in Bösingen, gegen Adam Ratsch in Pfalzgrafenweiler, als Pfleger des Jakob Henßler, ausgestellte Pfandschein ist verloren gegangen.
Der unbekannte Inhaber dieses Pfandscheins wird zu dessen Vorlegung oder zu Anmeldung seines Besitzes binnen der Frist von 3 Monaten unter dem Androhen auf- gefordert, daß nach Ablauf dieser Frist der Pfandschein für kraftlos erklärt würde.
Den 30. Dezember 1872.
K. Oberamtsgericht.
Kißling.
Nagold.
Für die Verunglückten an der Ostset
sind weitere Gaben bei dem Unterzeichneten eingegangen und nach Stuttgart abgesendei worden: Von Hochdorf 22 fl., Walddorf 35 fl. 5 kr.. Oberschwandorf 23 fl. 19 kr., Monhardt 4 fl. 37'/, kr., Nothfelden 4 fl., Wenden 1 fl. 3 kr.. N. N. in Rothf. 2 fl., Rohrdorf 15 fl. 25 kr., Mindersbach 10 fl. 45 kr., Spielberg 25 fl. 3 hlr., Egern Hausen 36 fl. 31 kr., Schietingen 14 fl. 22 kr., Bösingen K.-Opfer 6 fl 40 kr., besondere Gaben 1 fl. 18 kr., Beihingest K.-Opfer 2 fl. 3 kr. Zusammen 204 fl. 9 kr.
Gottes Frieden den Gebern und Empfängern.
Den 31. Dezember 1872.
K. Dekanütamt. Freihofer.
... U n t e r t h a l h e i m.
Pliighlch-Verkmif.
Am Dienstag den 7. Januar 1873 werden in den hiesigen Gemeindewal- .düngen Withau und Raith 150 Stämme Holz, besonders geeignet zn Säg- und Floßhvh, gegen bare Bezahlung verkauft. Zusammenkunft Morgens pracis 9 Uhr beim Rathhaus hier.
Käufer werden hiezu eingeladen.
Den 29. Dezember-1872.
Schultheißenamt. Müller.
v- --
50 fl.
N a cp o l d . kann sogleich ausleihen der Schulfond. Gauß.
Ebers ha r d tr
Die hiesige Ge- ..--OH meinde verkauft am Dienstag den 7.
Januar 1873, Vormittags 10 Uhr, aus ihrem Gemeindewald Führet
1500 St. Hopfenstangen schönster Qualität,
400 St. Floßwieden und Baumstotzen, 50, Sr. Btschlatzstangkn. .
Der Verlauf findet im Walde statt. Liebhaber hiezu sind einfleladen.
Den 28. Dezember 1872.
Schultheißenamt. Rothfuß.
cn.
Sulz,
Obcramts Nagold.
FahrM-Verkauf.
Äuf Antrag der Erben des P Mül- lersWeidlevon hier kommt am Dienstag den 7. Januar k. I, Vormittags 10 Uhr,
im Mühlhof zum. öffentlichen Aufstreich:-, 1 schöner Rapp, Anschlag 300 fl, 1 alter Rapp, „ 50 fl
1 uähige rothe Kuh, Anschlag 150 fl
130 fl 130 fl 100 fl 66 fl 88 fl 20 fl
1 rothscheckige Kuh,
1 geströmte Kuh,
2 Kalbele,
1 Muiterschwein,
4 starke LäuferschweiNe,
1 schwarzer Läufer,
20 Scheffel Dinkel,
10 . „ Haber, .
5. „ Linsengerste,
2 „ Ackerbohnen,
5 Simri Hanfsamen,
10 Säcke sehr gute Speisekartofseln, 80 CentNer verschiedenes Stroh,
50 „ Heu und Oehmd,
Liebhaber sind eingeladen.
Sulz den 31. Dezember 1872.
Waiseugericht
Spielbe r g.
werden gegen gute Sicher- heit ausgeliehen von Ehr. Bauer, Bäcker.