den nächsten Tagen ; er hat bereits in Pesth dem Kaiser sein Abbernfnngsschreiben überreicht.

Peslh, 26. Oktober. In Ofen hat die Cholera besorgniß- erregende Fortschritte gemacht. Von 21 bis heute Mittags im Ministerium des Innern bekannt gewordenen Fällen haben 14 einen tödtlichen Ausgang gehabt. Schlechtes Wasser und die ungünstige Witterung werden als Ursache betrachtet. Es fehlt an allen Vorsichrs- und Schntzmaßregeln.

Bern, 28. Okt Das bis jetzt bekannte Resultat der gestri­gen Neuwahl des Nationalraths ist der Wiederaufnahme der BundeSversassungs Revision günstig.

FreIduraer 15 - Frcs. C a n t v n a I - A n 1 e i d e. Serienziebung vom 15. Oet. 1819. Serie NO 162 181 469 568 695 1316 1497 I6t6

162? ,8SK 1914 >918 2422 2451 2ö89 3163 3239 3678 3971 399« 4199

4524 4612 4612 4742 4783 5063 5513 5631 5,182 5691 6074 6077 kl 15

6255 6262 6502 6610 6728 679t 7994. Die Prämienziehung findet am

15. November statt.

Paris. Heute, den 26 Oct., ist es 191 Jahre her, daß die siegreichen Truppen Ludwigs XIV. in Straß bürg einzo­gen. Aus Anlaß dieses Jahrestages wurde in der Notre Dame- Kirche eine Messe gelesen, welcher, wie der ..Courrier de France" meldet, viele in Paris weilende Elsässer beiwohnten. (Fr I.)

Bien Public" schreibt:Wir haben wiederholt gesagt, die Verzögerung der Räumung des Marne- und Ober-Marne-De- pnrtements falle einzig und allein der Verwaltung zur Last, welche die Baracken für die preußischen Truppen nicht früher hat fertig stellen können; wir können hinzufügeu, daß dieses Hindernis; nicht mehr besteht und die Räumung so schnell als möglich statlfindet." LautTemps" bezahlt der französische Staatsschatz alle vier­zehn Tage 100 Millionen in Wechseln au Deutschland. Er fügt hinzu, der Finanzminister habe 500 Millionen Wechsel in seinem Portefeuille.

Ein Jänner in Illinois bat ein gelungenes Experiment ge­macht. Er steckte eine Erbse in eine Kartoffel und pflanzte sie zusammen in die Erde. Die Erbse trieb einen Stengel, der mit Scholen bedeckt war, und die Kartoffel gab 11 gesunde Wurzel­knollen; der Landmann meint, auf diese Weise könne man nicht allein zweifältige Ernten erhalten, sondern auch das Erkranken der Kartoffeln verhüten. (B.-Z )

Der Pfarrer Paul Marre zu Maravilliers hat an seinen Diözesanbifchof in Versailles ein Schreiben gerichtet, worin er erklärt, den Hirtenbrief, welcher die Veröffentlichung der Akten des Konzils enthält, nicht verlesen zu können. Er trete nur mit Schmerz aus der römischen Kirche, cs sei aber eine dringliche Pflicht für ihn. sich gegen die Jrrthümer der Kirche aufzulehnen.

Zwischen Deutschland und Frankreich schweben gegenwärtig diplomatische Verhandlungen. Deutschland verlangt den Ersatz der Kosten, die es zur Wiederherstellung der Festungswerke von Delsort aufgewendet hat.

Wie aus Madrid gemeldet wird, hat die Deputirtenkam- mer mit 99 gegen 58 Stimmen einen Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe verworfen.

Rom, 29. Oct. Die in Italien stattgehabten Ueberschwem- mungen haben besonders in den Provinzen Mantua u. Ferrara einen ungeheuren Schaden angerichtet. Daselbst wurden mehrere hundert Quadrat-Kilometer unter Wasser gesetzt. Mehrere Tau­send Personen sind auf der Flucht. Heute sind Casalmaggiore und Ostiglia bedroht. Die Angst der Bevölkerung ist unbeschreib­lich. Gestern wülhete in der Provinz Siracusa ein Orkan, in Folge dessen 32 Personen unter Häuserlrümmern getödtet wurden.

Aus Nom kommt die Nachricht, daß der Papst sei» Testa­ment gemacht und über alle Gegenstände von größerem Werth zu Gunsten seiner Familie und seiner Umgebung verfügt habe. Die Jesuiten fahren unterdessen fort, ihre Schätze nach Frankreich in Sicherheit zu bringen. Die italienische Negierung ist aber auf ihrer Hut und konfiszirt solche Sendungen, welche häufig der italienischen Nation gehörige Gemälde und andere Kostbarkeiten enthalten sollen.

Am Hofe von Siam sind zwei Prinzessinnen von könig­lichem Gcbtüte angeklagt, ächte Diamanten und Juwelen vom Schwerte des Königs entwendet und sie durch uuächte ersetzt zu haben. Wenn sie schuldig befunden werden, so erwartet sie nach dem k. Hausgesetz folgende Strafe. Sie werden in dem Tempel der Residenz in einen Sack gebunden, mit dem Antlitz nach unten über einen dreikantigen Block gelegt und mit hölzernen Prügeln erschlagen. Dieser Todesstrafe erlag 1859 Prinz Kroma.

Lebensschicksale eines Candidaten der Theologie.

(Fortsetzung )

Mechanisch folgte Olearius dem rüstig voranschrcitenden Gepäckträger, eine stille Verzweiflung hatte sich in seiner Seele bemächtigt. Wie Berlin aussah, welche Straßen und Plätze er Heirat, das gewahrte er nicht einmal, Er erhob die Augen gen Himmel und seufzte laut:

O Welt voller Ungerechtigkeit und Bosheit!"

Das Kammergerickt war versammelt. Des Kandidaten Papiere Paß und Taufschein wurden geprüft und die

andern Vorgeladenen standen erwartungsvoll da. Der Verstorbene begann sein Testament im Rainen des dreieinigen Gottes, welchem er seinen Geist empfahl; den Leib wollte er zwar prnnklos, doch anständig zur Erde bestattet wissen, was auch bereits geschehen war.

Seiner atteu Wäscherin, die dem allen Hagestolzen seit langen Jahren die Wäsche besorgt hatte, vermachte er zwölf Thaler, welche derselben in eben so vielen monatlichen Zahlungen verab­folgt werden sollten. Ein vieljähriger vertrauter Freund bekam ein Legat von 25 Thaler,i und die Charite zu Berlin als Universal- Erbe die ganze übrige Vertassenschafl, welche allein a» baarem Gelbe und ausgelicheiien Kapitalien über 80,000 Thaler betrug. Die beiden Erstbedachten machten ob der geringfügigen Erbschaft ellenlange Gesichter; die Administration der Charite hingegen pries laut des Seligen frommen Sinn, und dem Kandidaten, dessen Namen »och nicht im Testamente vorgekommen war, drohte die volle Brust zu zerspringen.Endlich" schloß der Erblasser in seinem Testamentesoll dem Kandidaten Gottfried Olearius in Langensalza der mit seiner Adresse versehene und versiegelte Papiersack eingehändigl werden."

Der fragliche Sack wanderte aus einer Hand in die andere, bis er in diejenige des Kandidaten gelangte, welcher die kleine Bürde vor Zittern kaum zu halten vermochte.

,,Oeffnen Sie" gebot der Vorsitzendedamit wir, im Falle, daß der Sack Wechselbriefe oder Staatspapiere ent­hielte, hinsichtlich der Erbstempels das nöthige besorgen."

Das Siegel knackte unter Gottfrieds bebenden Fingern. Indem er den Sack ansschüttete, gedachte er unwillkürlich an den Sägespähnkaste» der alten Base und des darin gemachten reichen Fundes. Statt dessen kamen aber 12 goldgeränderte, zierlich beschriebene Briefbogen zum Vorschein, welche Olearius von seinem 14 Jahre bis zum letztvergangeiien Renjahre dem reichen Oheim gewidmet und zugesandt hatte. 11 davon hallte der Ver­blichene ausgelöst mit eben so vielen Dukaten, der 12. dagegen war unter der Jüngerzahl gleichsam der Judas Jscharioth denn wenigstens fühlte sich der arme Olearius jetzt wie verrnthen und verkauft. Die Beisitzer des Gerichts sahen iheils betroffen sich unter einander an, theits bedauerten sie den Getäuschte», von dessen Angesicht jede Spur von Farbe gewichen war, dessen Augen­paar gebrochen und erstairt auf feigen nur zu wohl bekannten Lchriftzügen heftete.

Endlich raffte Olerins all' seinen Mnth zusammen. Bevor er aber die Lippen znm Sprechen öffnete, mußte er erst durch mehrmaliges Schlucke» den ganz ansgedörrten Gaumen nässen.

Der Selige" hob er leise und mit dem Ausdruck des tiefsten Seelenschmerzes anwar meiner Mutter einziger Bruder und im Leben nie haben wir ihn beleidigt."

Lebt Ihre Frau Mutter noch?" fragte der Testamentsvoll­strecker '

Olearius schüttelte das gebeugte Haupt.

Dann ist das Testament gültig und kann in keiner Weise angefochten werden" fuhr jener fort.Der Herr da ist weder Ascendent noch Decendent von deui Defnncto und darum konnte der Letztere nach freiem Belieben mit seiner Verlassenschaft gebühren. Ueberdieß hat er dieselbe einer Wohlthätigkeilsanstalt zngewendet, und schon aus diesem Grunde ist das Testament rechtskräftig. Wir bedauern den Herrn, können ihm aber nicht Helsen."

Als aber die andern Anwesenden Worte aufrichtigen Be­dauerns an den Aermsten richteten, erhob dieser etwas getrösteter das Auge gegen den Himmel, und die gefalteten Hände mit dem werthlosen Vermächtnisse des Oheims gegen die volle Brust ge­preßt, sprach er in sanfter Ergebung:Herr, dein Wille ge­schehe!" Dann wankte die Gestalt ans dem Zimmer. Roch hatte Olearius dessen Schwelle nicht überschritten, als aus den Papieren des Sackes etwas herunterfiel. Ein Anfwärler hob den dahingerolllen Gegenstand auf. Es war ein holländischer Dukaten, den jener, da der in sich versunkene Kandidat auf die an ihn ergangene Aufforderung ihn nicht in Empfang nahm, demselben in die Westentasche steckte.

Am Nachmittag desselben Tages stand Olearius an dem frischen Grabe des harten Oheims.Da liegt er," sprach er grollend.Bald wird ein prächtiger Lcichenstein der Nachwelt verkünden, was Großes und Rühmliches er der leidenden Mensch­heit bewiesen. Aber verschwiegen bleibt, daß der gepriesene Wohl- thäter seine leibliche Schwester der bittersten Armnth preisgegeben, seinen einzigen Blutsverwandten verstoßen, enterbt sa noch mehr, auf das Entsetzlichste verhöhnt und mißhandelt hat. Und wenn er mir nur wenigstens den tausendsten Theil seines Reich- thnms vermacht hätte! Dann wurde die Charite immerk noch genug haben." Der Schmerz übermannte ihn, und die Hände zum Himmel cmporhebend, rief er aus: ,,O Mutter! Mutter! Auf welche Weise magst du deinen Bruder drüben in der Ewig­keit empfangen haben?" (Fortsetzung folgt.)

Wie kommt es nur, fragte eine Dame einen Seemann, datz so viele Schiffe weibliche Namen tragen? Das kann ich Ihnen sagen, antwortete dieser, das geschieht deshalb, weil die Auftakelung so viel kostet.