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Wclchrichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Jan. Die Trauerfeier für den Prinzen August von Württemberg fand heute Mittag um 12 Uhr in der Garnisonskirche statt. In der Trauerparade standen im Lustgarten längs des Schlosses Kavallerie, an der Domseite Infanterie, am Wasser Artillerie mit Geschützen. Als der Kaiser die Garnisonskirche betrat, begann die Trauerfeier. In unmittelbarer Nähe des Sarges standen der Kronprinz, Prinz Wilhelm, der Prinz Wilhelm von Hohenzollern, der Prinz Wilhelm von Württemberg, der Prinz Nikolas von Nassau, der Herzog Karl Michael von Strelitz und andere Prinzen; der schwedische Gesandte Bildt als Abgesandter des Königs und der Königin von Schweden, Ritter des schwarzen Adlerordens. Der Kaiser in großer Generalsuniform mit der Kette des schwarzen Adlerordens und dem roten Bande der württ. Krone nahm vor der Mitte des Altars Platz. Unter den übrigen Leidtragenden befand sich, der Botschafter Lonay, der Gesandte v. Baur-Lerchenfeld, die Generalität, das Osfizierkorps der Garnisonen Berlin, Potsdam und Spandau, die württembergischen Abgeordneten und Abgesandten zahlreicher Kriegervereine, welche Kränze auf den Sarg nieder- e . .gelegt hatten. Nachdem der Kaiser den Familienangehörigen des Verstorbenen j sein Beileid ausgedrückt, stimmte der Domchor den Gesang: „Ich weiß daß
! mein Erlöser lebt" an, worauf die Gemeinde den Choral: „Jesus meine
> Zuversicht" sang, sodann fand lithurgische Vorlesung und abermaliger Ge- l sang des DomchorS statt, daraus. Trauerrede des Hofgarnisonspredigers
Frommet, welcher den Bibelspruch: Sei getreu bis in oeu Tod re. mit dem Wahlspruch des Hauses Württemberg „Furchtlos und treu" verflocht. Als nach dem Gebete und dem Vaterunser der Chor den letzten Vers: „Wenn ich einmal soll scheiden" sang, erfolgten von der Trauerparade die Honneurs mit gerührtem Spiel und gesenkten Fahnen und Standarten. Schweigend ! drückte der Kaiser dem Prinzen Wilhelm von Württemberg und dem Prinzen Karl Michael von Strelitz die Hand, verbeugte sich der Geistlichkeit gegenüber, und nahm stumm ergriffen Abschied von dem, der ihm ein treuer Freund im Leben war.
— Tie U eberführ ung der Leiche des Prinzen August von Württemberg von der Garnisonkirche nach dem Anhalter Bahnhof fand am 17., abends lO /2 Uhr, statt.
j — Im Reichstage Verhandlungen über Normalarbeitstag, über
! Arbeit der Frauen und Kinder in den Fabriken und deren Beschränkung.
> Baumbach bittet, die arbeiterfreundl. Gesinnung zu bethätigen, wenn es
Ieiritl' eton.
Der Holderhof.
Eine Geschichte aus dem Volksleben von August Butscher.
(Unbefugter Nachdruck wird gerichtlich verfolgt.)
(Fortsetzung.)
Nach einer Weile trat Marie wieder ein und gab der alten Jul einen Brief. Ihr dunkles Auge leuchtete, während die feine Hand zitterte.
„Er ist für Herrn Ulrich Rathfelder", sagte sie mit ihrer melodischen Stimme.
„Wird der auch noch ein Herrischer?" meinte naiv die Bötin, trabte von dannen und war bald zu Hause.
Sie traf Ulrich und den alten Holderhofer bei den Zimmerleuten, welche den Anbau an die Scheune aufrichreten; Ulrich hatte hiezu die Stämme herbeigefahren. Der Holderjörg war auch da und sagte eben in seiner komischen Weise den alten Volksspruch:
„Bewahr' uns Gott vor teurer Zeit,
Vor Maurer und vor Zimmerleut'.
Vor Doktor und Balbierer."
Man gab nicht viel Acht auf die Alte; nur Ulrich, dem sie zugewinkt hatte, trat finsteren Blickes auf sie zu und hörte ihr kurzes Referat an, in dem sie auch nicht verschwieg, daß sie Heribert und Marie beisammen getroffen habe. Seine Stirne wurde kraus wie ein Wildbach, und er nahm den Brief, ein wenig zitternd, und zerriß den Umschlag. Alle Hände ruhten eine Weile, denn ein Brief war zu jener Zeit auf einem Einöohofe ein fast unerhörtes Ereignis. Während er las, wurde er fahl, wie ein welkes Blatt, und seine Z ähne zerbissen grimmig den langen Schnurrbart.
sich um Erhöhung der Getreidezölle handle. Bismarck: Die Regierungen haben sich grade bei dieser Sache von der Fürsorge für die landwirtschaftl. Arbeirer leiten lassen, nach dem alten Spruch: Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt! — Wer die Regierungen unterstützt, unterstützt alle Arbeiter.
— Die Zustimmungsadressen an den Reichskanzler wegen der Abstim* mung vom 15. Dez., deren die „Nordd. Allg. Ztg." Hunderte aufgeführt hat, werden jetzt abgelöst von solchen, welche die beabsichtigte Erhöhung der Getreidezölle betreffen. Die gestr. Nr. der „N. A. Z." veröffentlicht solche beispielsweise aus Aufseß (Baiern) und Düsseldorf. In der letzteren, die von „943 Landwirten, welche durchschnittlich 3—40 Hektare bewirtschaften", eingesandt ist, heißt es:
„Die Behauptung, daß nur der Großgrundbesitzer von einer Zollerhöhung profitieren werde, sei nicht zutreffend. Diejenigen, die nur ein kleines Stück Land bebauen, seien meist landwirtschaftliche Tagelöhner oder Handwerker, welche fast ausschließlich für die Landwirtschaft arbeiten und deren Existenz von dem Gedeihen der letzteren abhänge. Außerdem verbacken diese Leute nicht etwa ihr Getreide, sondern verkaufen dasselbe und kaufen sich für den Erlös Brot. Was den Großgrundbesitzer betrifft, so ist derselbe bei Schutzzöllen lange nicht so interessiert wie wir, die mittleren und kleinen Grundbesitzer sowie Pächter. Der erster« wird durch Fortdauer der jetzigen Kalamität nur geschädigt, wir aber gehen in kurzer Zeit dem Ruin entgegen."
— Wenn man auch annehmen kann, daß die englische Regierung der deutschen Kolonialpolitik keine Hindernisse in den Weg legen wird, so steht es doch durch zwei Beispiele fest, daß die englischen Kolonien in Afrika Alles aufbieten, um die Fortschritte in dieser Hinsicht zu hemmen. Las'erste. Beispiel s;aben wir-in Kamerun erlebt, das zweite ist die Hintertreibung von Landerwerbungen im Damaralande, zu welchem Zroeck die Firma Lüderitz eine Expedition unter Führung des Vr. Höpfner ausgesandt hatte. Die Expedition scheiterte vollständig, weil der betr. Häuptling von einem englischen Händler bearbeitet worden war. — Der Aviso Lorelei, 57 Mann, 3 Geschütze, hat Befehl erhalten sich unverzüglich nach Camerun zu begeben.
Actges-Werrrgkeiien.
Leutkirch, 15. Jan. In dem l'/z Stunden von hier entfernten Friesenhofen wurde heute früh ein Mann erfroren gefunden, der sich als früherer Oekonom und Fuhrhalter Marzell Darret herausstellte. Er hatte im Walde gearbeitet und wollte abends ein in Wuchzenhofen gekauftes Pferd
Der Brief lautete kurz also: „Mein guter Ulrich! Du weißt, auf welch' unwürdige Weise man uns verlobt — ohne unsere Zustimmung. Das ist meiner und Deiner Ehre zuwider. Wir lassen uns nicht wie eine Ware verhandeln. Sei ein Mann und verwahre Dich gegen ein solches Vorgehen, das uns entwürdigt. Frei hätten wir uns vielleicht gefunden, so aber muffen wir zeigen, daß wir noch einen eigenen Willen haben. Ich bin entschlossen, meinen eigenen Weg zu wandeln. Marie Stengel."
Ulrich sagte kein Wort, sondern ballte den Brief zusammen und steckte ihn in die Tasche. Knirschend mit den Zähnen, wandte er sich und schritt gesenkten Hauptes dem Walde zu; er mußte allein sein. Jetzt war ihm Vieles klar, obgleich seine Gedanken, verworren waren. Grimmiger Zorn tobte in seinem Herzen gegen die Falsche, wie er sie nannte, und gegen den leiblichen Bruder, den hinterlistigen Schleicher. Schon vorher hatte sich der Haß gegen den Bruder zu wilder Lohe entfacht; denn der Kommissionär, dem er mit einer Hand voll Thaler die zwei zerbrochenen Rippen vergütete, hatte ihm zugeraunt, der Oberförster habe es auf sein Verderben abgesehen. Jener wolle ihn auf seinen verbotenen Pürschgängen abfangen und entweder in's Zuchthaus liefern oder zum Verzicht auf Marie's Hand zivingen.
Die alte Jul war jäh erschrocken, denn sie kannte den grimmigen Blick des Hoferben. Stille schlich sie dem Hause zu. Der Hofbauer schüttelte nur verwundert den Kopf und dachte eine Weile darüber nach, wie sich doch Alles so sonderbar wende und gestalte auf den, Holderhof, dessen rotes Dachkreuz blutrot m der Sonne schimmerte. —
Er dachte sonst nicht gerade viel nach über das, was sich um ihn vollzog, aber zuweilen beschlich ihn eine böse Ahnung. Die vom Zaun gebrochene Verlobung des Hoferben wollte ihm nicht recht behagen, denn er Hütte die feine Marie eher dem eleganten Heribert zugewiesen. Sie paßte nach seiner Ansicht nicht auf den Holverhof. Und dann wußte man ja gar nicht, ob die Neigung auch gegenseitig sei, und wie die Angelegenheit sich überhaupt