31

glaubte einen Betrunkenen vor sich zu sehen und, sich fürchtend, ging sie nach dem benachbarten Spezereiladen zurück, um dort das Mädchen zu bitten, sie an dem Betrunkenen vorbei zu begleiten. Jetzt erst, als sie zu zweit sich der liegenden Gestalt näherten, entdeckten sie in derselben den Polizeirat. Er schlug die Augen noch auf, vermochte aber nicht mehr zu sprechen. Als­bald wurde die Polizei und Kreisphysikus Wildbrand in Kenntnis gesetzt. Des Letzteren Untersuchung konstatierte, daß ihn ein scharfes Instrument in's Herz getroffen hatte. Der Stoß, mit furchtbarer Wucht geführt, durch­drang den Ueberzieher, Rock, Weste, Leinen- und Flanellhemd und durch­bohrte das Herz. Die Wunde rührte von einem langen, dreikantigen Stilet her, das von einem Menschen gehandhabt worden sein muß, der mit einer solchen Waffe umzugehen versteht. Ohne Zweifel ist die Heimkehr des Polizei­rats von dem Verbrecher abgewartet und der Unglückliche durch den aus dem Dunkel hervorspringenden Meuchelmörder, ohne daß er einen Laut von sich geben konnte, niedergestoßen worden. Die Polizei hat noch während der Nacht eine fieberhafte Thätigkeit entwickelt, um Anhaltspunkte zur Aufhellung des Verbrechens zu gewinnen. Das Polizeipräsidium hat folgende Bekannt­machung anschlagen lassen:Ich bitte jeden Umstand, welcher irgendwie ge­eignet sein könnte, auf die Spur des Thäters zu führen, mir ungesäumt mittheilen zu wollen und sichere demjenigen, welcher durch seine Mittheilungen zur Ueberführung des Thäters wesentlich beiträgt, hierdurch eine Belohnung von 3000 zu. Der Polizeipräsident, v. H erg en h a h n." Ein Polizeibeamter, der etwa um dieselbe Zeit das Polizeipräsidium verließ, wie Rumpfs, will in der Nähe des Clesern Hofs drei Männer bemerkt haben, die ihm scheinbar folgten und dann verschwanden. Seit langer Zeit gingen Gerüchte um, daß Dr. Rumpfs bedroht sei und in jedem Augenblicke eines Attentats gewärtigen könne. Diese Gerüchte sind ihm auch mitgeteilt worden, und man hat ihm wiederholt geraten, Schutzmaßregeln zu treffen, sich nament­

lich von einem Schutzmanns des Abends heim geleiten zu lassen. Aber in fast heftiger Weise wies er alle Ratschläge ab. Er äußerte einmal, daß er Messer und Dolch weniger fürchte, als Dynamit. Trotzdem war das Sachsen­lager während der Nacht von Schutzleuten stärker besetzt, als andere Straßen, wahrscheinlich auf Anordnung des Polizeipräsidiums. Noch am Abend wurden unter Zuhilfenahme von Laternen die benachbarten Gärten durchsucht, allein ohne jedes Resultat. Rumpfs stammt aus einer Alt-Frankfurter Familie. Wie sein Vater wählte er die militärische Laufbahn, diente im Linienbataillon der Stadt Frankfurt, ward Offizier, später Adjutant desselben, und zog sich aus der militärischen Carriers in Folge eines Sturzes mit dem Pferde 1852 zurück. Er studierte dann in Heidelberg Jura, kehrte nach Frankfurt zurück, woselbst er 1859 in den Polizeidienst der Stadt trat, 1863 wurde er Polizei­assessor. 1866 trat er in den preußischen Staatsdienst über und wurde 1867 Polizeirat. Man glaubt sicher, daß ein Racheakt anarchistischen Ur­sprungs vorliegt.

Kgt. Standesamt Aal«.

Vom 10. bis 15. Jan. 1885.

Geborene.

11. Januar. Anna Marie Rosine, T. d. Friedrich Schwämmle, Bäckers hier.

12. » Christine, T. d. Jakob Hammann, Hospächlers hier.

G estorbene.

10. Eva Maria geb. Aichele, Witwe des Johann Friedrich Schwenk, Fabrik­

arbeiters von hier, 9! Jahre alt.

14. Gottlieb Weber, Schuhmacher, 70 Jahre alt von hier.

15. , Uranie Dnbois, ledig 79 Jahre alt von CorcelleS bei Neuchatel.

Amtliche KejmlmtlNllchlmgeu.

OeAentkicke Eaäung.

Christian Wilhelm Lipp, Wehrmann der Kavallerie, von Gaildorf, zuletzt wohnhaft in Stammheim, wird beschuldigt, als Wehrmann der Land­wehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein.

Uebertretung gegen § 360 Nro. 3 des Strafgesetzbuchs.

Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts Hier­selbst auf

Mittwoch, den 18. Februar 1885, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht Calw zur Hauptverhandlung geladen.

Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach H 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Bezirkskommando zu Calw ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.

Calw, den 22. Dezember 1884.

Weber,

Gerichtsschreiber des K. Amtsgerichts.

C a t w. ""

Aufforderung zur Wezahtung der Einkommenssteuer pr. 1. April 1884 - 85 .

Nachdem auch die zweite Hälfte der Steuer am 1. Januar zur Zahlung verfallen ist, werden die Steuer-Restanten aufgesordert die noch rückständigen Beträge bei Vermeidung der Schuldklage sofort zu be­zahlen.

Calw, den 16. Januar 1885.

K. Hrtssteueramt:

Zoll - Verwalter

Stroelin.

Revier Hirsau.

Krenn^okz-VerAauf

Wegen nicht er- E folgter Bezahlung

mittags 10 Ühr,

Anker in Ernstmühl:

Nr. 386. 3 Rm. tann. Anbruchholz von Lützenhardt, Abteilung Rittweg, z. Wiederverkauf.

> , K. Revieramt.

Kandwerksöurfchen-

IlnLerstühung.

Der Zuzug unterstützungsbedürftiger Handwerksburschen ist derzeit ein außer­ordentlich großer, der Zustand derselben ist meistens derart, daß ihre Unter­stützung unabweislich geboten erscheint. Vermöge der hier getroffenen Einricht­ungen erhalten dieselben zu jeder Tages­zeit ein warmes Essen und Nachther­berge, im Notfall Kleider auf Kosten der Kaffe; es kann also jedermann, ohne hartherzig zu sein, Bettelnde ab­weisen. Die Abweisung erscheint sogar

als Pflicht im Interesse der Aufrecht­erhaltung der Ordnung und weil bettelnde Handwerksburschen, wie viele Beispiele zeigen, meistens die Gaben mißbrauchen.

Diese Einrichtung aufrecht zu er­halten, ist sehr im Interesse der Ein­wohner der hiesigen Stadt gelegen, es erscheint deßhalb in hohem Grade be­dauerlich, daß Viele an den seitherigen Gaben abbrechen oder gar nichts mehr geben. In Folge Beschlusses der bürgerlichen Kollegien richten wir an alle hiesigen Einwohner die dringende Bitte, zu dieser Kasse nach Vermögen beizusteuern und dabei zu bedenken, daß, wenn nur 2 L pr. Tag an Bettelnde gegeben werden, dies jährlich schon mehr als 7 beträgt. Im Vertrauen darauf, daß die hiesigen Einwohner einsehen, daß hungernde und frierende Menschen nicht ohne Unterstützung von unseren Thüren ge­wiesen werden können, daß ihnen aber noch viel weniger gestattet werden kann, bettelnd von Haus zu Haus zu ziehen, sind die Sammler angewiesen, bei Jedermann, der es vermag, um regel­mäßige Beiträge für den Unterstütz­ungsverein nachzusuchen, und wir haben

die Ueberzeugung, daß diese Bitte nicht ohne Erfolg bleiben wird. Die Polizei wird Allem aufbieten, dem Bettel zu steuern und die Einwohner werden gut daran thun, sie durch Abweisung der Bettler hierin zu unterstützen.

Calw, den 15. Januar 1885.

Für die Ortsarmenbehörde: Stadtpfarrer: Stadtschultheiß:

Berg. Haffner.

Bei Kürschner Deuschle und dem Stadtschultheißen-Amt werden an Beitraggebende unentgeltlich Plakate abgegeben, mit der Aufschrift:Mit­glied des Vereins zu Abschaffung des Bettels. Bettler werden abgewiesen, Umschau verboten."

Calw.

Haus- «ud Acker-Verkauf.

Schlosser Gräßle, Hier, bringt am Montag, den 19. Jan. 1885, vormittags 11 Uhr, seinen Wohnhausanteil und Schlossereiwerkstatt sowie 34 ar Acker und Wiese untern grünen Weg zum letzten Mal auf dem hiesigen Rathaus zur Versteigerung. Bemerkt wird, daß das Wohnhaus mit oder ohne Werkstatt verkauft werden kann.

Ratsschreiberei:

Haffner.

Bitte

um Gaben zu Holz für Arme und Kranke, deren Zahl gegenwärtig eine ziemlich bedeutende ist.

Gaben nehmen in Empfang die Armenpflege und Stadtpfarrer Stadtschultheiß

Berg. Haffner.

Simmozheim.

Zagd-Mrpachtung.

Die Ausübung des Jagdrechts auf hies. Gemeindemarkung wird am nächsten Mittwoch, den 21. ds. Mts., vormittags 11 Uhr, auf dem Rathause dahier für weitere 3 Jahre verpachtet, wozu Liebhaber ein­geladen sind.

Am 14. Jan. 1885.

Schultheiß Siegel.

Altbulach.

Hopfenstangen-

Verkauf.

Die Gemeinde verkauft am nächsten Dienstag, den 20. d. Mts., von vormittags 10 Uhr an,

1200 St. Hopfenstangen von 5 bis 12 m Länge, 220 Stück von 12 bis 16 m Länge.

Zusammenkunft im Ort.

Gemeinderat.

Röthenbach.

Dangk»okz-Veekau§.

Donnerstag, den 22. Januar, vorm. 11 Uhr, verkauft die Ge­meinde

!286 Stück for- chenes Langholz mit 208 Festm. und 170 Stamm-Pfahlholz mit 60 Fstm., auf dem Rathaus dahier.

Gemeinderat.

Awangsverkau^.

Im Vollstreckungswege wird am Dienstag, den 20. d. M., Mittags 1 Uhr,

in der Ziegelhütte in der Eiselstätt bei Calw gegen sogleich bare Bezah» lung öffentlich versteigert:

20 Stück halbfertige Bierfäßchen, ca. 240 Stück kleine Faßdauben,

1 runder Waschzuber, neu,

1 Hundestall,

1 Schiebkarren,

1 Wirtschaftstisch, ca. 8 Raumeter Holz, 1 Waldsäge, 1 Kuhwagen, 2 Pferdskummete samt Ueberrück,

12 Stück Enten, 5 Hühner. Calw, den 16. Jan. 1885.

Gerichtsvollzieher Wochele.

^vivat-Anzeigen.

R Calw. R

V Sonntag, den 18. Jan., A vormittags 7^ Uhr, ^

8 kath.Hottesbienst U

^ in der Turnhalle. N